slaw.
Užgorod, Stadt mit geordnetem Magistrat und Hauptstadt des ungar.
KomitatsUng, an der
Ungh und den Linien Nyiregyháza-Ungvár (92 km) der
Ungar. Staatsbahnen
[* 2] und Ungvár-Nagy Berezna (42 km) der
Ungvölgyer Eisenbahn,
Sitz der Komitatsbehörden, einer Finanzdirektion, des griech.
Bischofs von Munkács und der 29. Infanteriebrigade, hat (1890) 11 793 meist
magyar. E. (1965 Slowaken, 1651 Deutsche,
[* 3] 450 Ruthenen), darunter 3939
Römisch-, 3111
Griechisch-Katholische, 999
Evangelische
und 3738 Israeliten, in Garnison 3
Bataillone des 65. Infanterieregiments «Erzherzog
LudwigSalvator» und 1
Bataillon des 66. Infanterieregiments
«Ferdinand IV.,
Großherzog von
Toscana», eine 95 m lange
Brücke,
[* 4] eine
Kathedrale, bischöfl. Residenz an
Stelle des alten festen
Schlosses, bischöfl. Seminar, Staatsobergymnasium, Lehrerpräparandie, Diöcesan-Waisenanstalt, Mineralquellen;
Thonwarenindustrie und
Weinbau.
Griechen oder
Uniaten, die mit der röm.-kath.
Kirche wiedervereinigten griech.
Christen. Seit der
Trennung vonRom,
[* 7] namentlich seit 1204, machten die Päpste stets Versuche, die griech.
Kirche durch eine
Union wieder
unter ihre Botmäßigkeit zu bringen. Eine
Union aber mußte auch den griech.
Kaisern willkommen sein, da durch eine solche
eine Hilfe des
Abendlandes auch auf polit. Gebiet zu erlangen war, namentlich dem Andrang der
Türken gegenüber.
SchonKaiserMichael VIII.
Paläologos entschloß sich daher zu einer
Union, die auf dem
Konzil zu
Lyon
[* 8] 1274 auch sanktioniert, aber vom griech.
Volk nicht
anerkannt und daher von dem Nachfolger
Michaels,
Andronikos II., wieder aufgehoben wurde. Von der Türkengefahr hart bedroht,
schloß
KaiserJohannes VIII. Paläologos 1439 auf dem Ferrara-Florenzer
Konzil (s. d.) eine
Union ab, deren
Grundsätze noch jetzt für die
Vereinigung der beiden
Kirchen gelten. Es waren namentlich die
Anerkennung des päpstl.
Primats und der röm.
Lehren
[* 9] vom
Fegefeuer, den Seelenmessen und dem
Ausgehen desHeiligenGeistes vom
Vater und Sohn (das sog.
Filioque) gegen das Zugeständnis der Beibehaltung der orient. Kirchengebräuche, der griech.
Sprache
[* 10] beim Gottesdienst, der Priesterehe und des Laienkelchs. Aber wiederum erklärte sich das griech.
Volk gegen jede
Union und wollte lieber den
Türken als dem Papst gehorchen. Die Eroberung
Konstantinopels (1453) brachte die
Sache vorläufig zum Schweigen. Auch viele im
Ausland, selbst in
Italien
[* 11] wohnende Griechen blieben ihrer
Kirche treu. Die großen griech.
Kolonien in
Venedig
[* 12] und teils auch die in
Calabrien sind noch jetzt nicht zur
Union geneigt.
Auch die Unionsversuche mit der
Russischen Kirche (s. d.) hatten wenig Erfolg. Hier begann der röm.
Stuhl seine Thätigkeit 1204, doch wurden die in diesem Jahre und 1208 von Innocenz III. nach
Rußland
geschickten Legaten abgewiesen. Zwar beteiligte sich 1439 der Metropolit von Kiew,
[* 13] Isidor, an der
Union von Ferrara-Florenz,
wurde jedoch nach seiner Heimkehr vom
GroßfürstenWassilij seiner
Stellung entsetzt. Ebensowenig glückte die
Union den Gesandten
Clemens' VII. 1525 und
Gregors XIII. 1581; doch vermochten die
Römischen auf der
Synode zu
Brest 1596 die
ruthen. Geistlichkeit zur
Union, und unter den
Polen wirkten namentlich die
Jesuiten, die auch in
Rußland und anderwärts in der
Stille einige Erfolge erzielten.
Nach der
TeilungPolens hatten die unter russ. Herrschaft kommenden
Unierten einen schweren
Stand. SchonKatharina II.,
namentlich aber
Nikolaus I. (seit 1839) suchten sie wieder zu bekehren. Diese und spätere Bestrebungen waren so erfolgreich,
daß jetzt niemand mehr offen sich zur
Union bekennt. In
Polen fristet das unierte
BistumCholm mit 200000
Unterthanen ein kümmerliches
Dasein; 1875 erfolgte der Rücktritt des größten
Teils der Bewohner zur russ.-griech.
Kirche. Die bei
der
TeilungPolens an
Österreich
[* 14] gekommenen
Unierten erfreuen sich seit Maria
Theresia der Duldung. In
Österreich-Ungarn
[* 15] leben
jetzt etwa 3 Mill.
Unierte, die österreichischen unter dem Erzbistum Lemberg
[* 16] und dem Suffraganbistum Przemysl, die ungarischen
unter dem Metropoliten von Fagaraiz, der in Balazofalva residiert. Doch hat der griech.
Ritus in
Österreich viel von seiner Ursprünglichkeit eingebüßt. -
Vgl. Pichler, Geschichte der kirchlichen
Trennung zwischen
dem
Orient und Occident (2 Bde.,
Münch. 1864-65);