(spr. uljoa),DonAntonio di, span. Staatsmann und Gelehrter, geb. zu
Sevilla,
[* 2] widmete sich dem Seedienst und ging 1735 mit einer aus den
Akademikern Condamine (s. d.),
Bouguer (s. d.) und
Godin
bestehenden franz.
Kommission, die zu der
Gradmessung
[* 3] zur Bestimmung der Gestalt der Erdkugel nach dem südl.
Amerika
[* 4] abgeschickt war, nach Quito und blieb daselbst bis 1744. Dann bereiste er Europa,
[* 5] beförderte, nach
Spanien
[* 6] zurückgekehrt,
den Aufschwung der Wollmanufakturen daselbst, vollendete die Hafenbassins zu
Ferrol und
Cartagena und brachte Aufschwung in
den Betrieb der Quecksilberminen von
Almaden. 1755 ging er abermals nach
Amerika und wurde 1766 Gouverneur von
Louisiana, 1767 Generaldirektor des Seewesens in
Spanien. Er starb auf seinem Landsitz aus der
Isla de
Leon bei
Cadiz.
[* 7] veröffentlichte: «Relacion historica del viage
á laAmerica meridional» (Madr. 1748; deutsch in der
«Allgemeine Historie der
Reisen», Bd. 9,
Amsterdam),
[* 8]
die «Noticias americanas; entretenimientos physico-historicos
sobre la
America meridional y la septentrional-oriental» (Madr. 1772; deutsch von Dieze, 2 Bde.,
Lpz. 1781) und die «Noticias secretas de
America» (Lond. 1826), die von und seinem Gefährten
DonGeorgeJuan an das span. Ministerium
erstatteten
Berichte.
1) Oberamt im württemb. Donaukreis, hat 415,33 qkm und (1895) 61865 (32649 männl., 29216 weibl.)
E. in 3 Stadt- und 34 Landgemeinden. (Vgl.
Beschreibung des Oberamtes hg. vom königl.
Statistischen Landesamt, 2 Bde., Stuttg.
1897.) -
2) Hauptstadt des württemb. Donaukreises, Oberamtsstadt im Oberamt und Festung,
[* 10] gegenüber von
Neu-Ulm (s. d.), am linken Ufer der Donau, die hier die Iller und
Blau aufnimmt und für kleinere Fahrzeuge schiffbar wird,
in einer schönen und fruchtbaren Ebene, am Fuße der östl.
Ausläufer der Schwäbischen
Alb, liegt an den Linien
Stuttgart-Ulm-Friedrichshafen
(197,6 km), Mergentheim-Crailsheim-Ulm (168,6 km), Ulm-Immendingen (145 km) der Württemb.,
Ulm-München
(146,4 km) und
Ulm-Kempten (87,4 km) der Bayr. Staatsbahnen,
[* 11] ist Sitz der Kreisregierung, des Oberamtes,
eines Landgerichts (Oberlandesgericht
Stuttgart)
[* 12] mit acht
Amtsgerichten
(Blaubeuren, Ehingen, Geislingen,
Göppingen,
[* 13]
Kirchheim
unter
Teck, Laupheim,
Münsingen, eines Amtsgerichts, Geueralsuperintendenten, Hauptzollamtes, einer Reichsbanknebenstelle,
Handels- und Gewerbekammer, eines Gouvernements, einer Kommandantur, der Kommandos der 27. Division, 53. und 54. Infanterie-
und 27. Kavalleriebrigade, einer Fortifikation, eines
Artilleriedepots und
Bezirkskommandos, und hat (1895) 39304 (22154 männl., 17150 weibl.)
E., darunter etwa 9900 Katholiken und 670 Israeliten, in Garnison das Grenadierregiment König
Karl (5. württemb.) Nr. 123,
die Infanterieregimente König Wilhelm I. (6. württemb.) Nr. 124 und
das 9. württemb. Nr. 127,
Stab,
[* 14] 1., 3. und 4. Eskadron des Ulanenregiments König
Karl (1. württemb.) Nr. 19, das Feldartillerieregiment
König
Karl (1. württemb.)
Nr. 13 (außer der 4.
Abteilung), das Fußartilleriebataillon Nr.
13 und das Pionierbataillon Nr.
13, ein Post- und ein
Telegraphenamt. Zwei steinerne
Brücken,
[* 16] worunter eine Eisenbahnbrücke, führen
nach
Neu-Ulm. Die Stadt selbst ist eng, aber stattlich gebaut; großstädtisch ist die in neuerer Zeit erstandene Neustadt
[* 17] im Norden.
[* 18]
Gebäude. Das evang.
Münster,
[* 19] 1377 begonnen, bis Anfang des 16. Jahrh. fortgeführt, 1844-90 neu hergestellt
und ausgebaut, ist eins der schönsten
Denkmäler spätgot.
Baukunst
[* 20] und zugleich die größte
KircheDeutschlands
[* 21] nächst dem Kölner
[* 22]
Dom. Die
Kirche ist durch
Teilung der Seitenschiffe (1507) fünfschiffig, im Innern 123,5 m lang und 48,75
m breit, auf einer überbauten
Fläche von 7040 qm mit einem freien Raum von 5105 qm, der gegen 30000
Menschen
faßt. Das Mittelschiff ist 41 m, der
Chor 17 m hoch.
Der mächtige
Turm in
[* 23] der Mitte der Westfacade, mit dreiteiliger prächtiger Vorhalle, nach
Plänen von
Ulrich Ensinger (1392-99)
begonnen und von ihm und seinen Nachfolgern bis 1494 bis zum
Abschluß des Vierecks (70 m) gefördert, wurde 1882-90
von Professor Aug.
Bever nach dem alten, von dem letzten Münsterbaumeister Matthäus Bölblinger (1477-92) hinterlassenen
Aufriß durch Hinzufügung des
Achtecks und der Pyramide ausgebaut. Mit 161 m Höhe ist er einer der höchsten Kirchtürme
der Welt.
Von andern
Baumeistern sind zu nennen Matthäus Ensinger von 1446 an,
Moritz Ensinger von 1465 bis gegen 1477 (Mittelschiff).
Nachdem der Münsterbau seit 1492 geruht, begannen die längst geplanten Restaurationsarbeiten. Münsterbaumeister
Thrän errichtete die fehlenden
Strebepfeiler und Strebebögen von kolossaler
Spannweite, Schell den äußern Chorumgang und
die zwei Chortürme (86 m hoch),
Beyer den Hauptwestturm. Am wurde das 500 jährige Dombaujubiläum, das
Fest der Vollendung gefeiert.
Auch das
Innere ist restauriert, der hölzerne Dachstuhl
[* 24] durch einen eisernen ersetzt. Sehenswürdigkeiten sind: die schönen
Glasfenster im
Chor von
Hans Wild (1480), vier ältere von 1417 und 1449, neuere seit 1878 im
Chor,
Süd- und Nordschiff aus
den Werkstätten von Zettler und Burkhard in
München;
[* 25]
das 1469-74 von
Jörg Syrlin dem
Altern in Eichenholz
geschnitzte Chorgestühl, das schönste und reichste des ganzen spätern Mittelalters;
die Kanzel, um 1500 von Burkhard Engelberger
gefertigt, der Deckel der Kanzel aus Lindenholz von Syrlin dem
Jüngern 1510;
das zierliche Altärchen in der
Sakristei von 1484, angeblich
von M.
Schön, und seit 1885 das große hängende Crucifix
[* 26] über dem Kreuzaltar, nach einem alten Original aus Syrlins Zeit
geschnitzt;
endlich eine Reihe kostbarer Gemälde von Martin Schaffner, Barthol, Zeitblom und andern
Meistern der
Ulmer Schule, voran das erst 1877 aufgedeckte, von Weinmayer restaurierte kolossale und großartige Jüngste Gericht
über dem
Triumphbogen, wohl von
Hans Schühlein oder Herlin um 1470 ausgeführt.
Ferner besitzt eine evang. (Hospital-) Dreifaltigkeitskirche,
1617-21 von Martin Buchmüller erbaut, mit trefflichem Renaissancechorgestühl (1620), eine kath.
(Wengen-)Kirche,
Synagoge (1873) in maur.
Stil, ein Rathaus aus der gotischen und Frührenaissancezeit
mit alten, jetzt
¶
mehr
wiederher-52 gestellten Fresken, gegenüber einen schönen got. Brunnen,
[* 28] den sog. Fischkasten, das einzige bekannte steinerne
Skulpturwerk des ältern Syrlin (1482); das Ehinger- oder Neubronnerhaus mit prachtvollen Renaissancetäfelungen, jetzt Gewerbemuseum,
sowie das Bürglensche, von Schadsche, Fehlsche (früher Knoderersche) u. a. alte Privathäuser
mit Säulenhöfen, die Jacksche Apotheke, im Holzstil restauriert, das Kraftsche Haus, das Museum mit
altem Sgraffito, den NeuenBau, jetzt Kameralamt, an der Stelle einer kaiserl. Pfalz 1591 erbaut; die Komturei des Deutschordens,
1712-18 erbaut auf der Stelle des alten Ordensgebäudes (13. Jahrh.), jetzt teils Schwurgericht, teils Artilleriekaserne;
das Palais HerzogHeinrichs von Württemberg,
[* 29] seit 1839 Sitz der Kreisregierung, das Kornhaus, die Markthallen,
[* 30] das neue Justizgebäude und der neue Saalbau für Konzerte und Feste.
Von Unterrichtsanstalten bestehen ein königl. Gvmnasium mit Elementarschule, königl.
Realgymnasium und Realanstalt, eine Gewerbe-, Fortbildungs- und landwirtschaftliche Winterschule, Frauenarbeits-, höhere
Mädchen-, Knaben- und Mädchen-Mittelschule; ferner besitzt die Stadt ein städtisches Archiv, eine Bibliothek (36000 Bände,
seltene Werke des 17. und 18. Jahrh.) der Verein für Kunst und Altertum eine reiche Sammlung von Altertümern,
alten Bildern, Schnitzwerken, Rommelschen Thonfiguren zur Kostümkunde des 18. und 19. Jahrh.
und eine wertvolle Bibliothek.
Die Industrie erstreckt sich auf Leinwandbleicherei, Messinggießerei, Fabrikation von Werkzeugen, Hüten, Feuerspritzen
[* 31] und
Feuerlöschgerätschaften, landwirtschaftlichen Maschinen, Brauereieinrichtungen, Tabak,
[* 32] Goldleisten und
Stärke,
[* 33] sowie Brauereien; berühmt sind die Ulmer Pfeifenköpfe, das Zuckerbrot, Gemüse (Spargel), Gerste
[* 34] und Bier. ist einer
der bedeutendsten Handelsplätze Württembergs, besonders in Holz
[* 35] und Brettern. Im Aufschwung begriffen ist der Tuch- und Ledermarkt.
Außerdem besteht ein lebhafter Produkten- und Speditionsbandel sowie Donauschiffahrt. Die «Ulmer Schachteln»
(Schiffe)
[* 36] gehen (mit Aspbalt, Stärke u.s.w.) bis Wien.
[* 37] ist Sitz der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft des württemb.
Donaukreises.
Befestigung. wurde 1841 Bundesfestung und von 1842 ab unter Leitung des prenß. Ingenieurobersten von Prittwitz in Neupreußischer
Befestigungsmanier (s.d.) befestigt. Den Brückenkopf bildet Neu-Ulm. Die Hauptfestung auf dem linken Donauufer zieht sich
mit langen geradlinigen Fronten von der Donau ober- und unterhalb bis auf das Plateau des nördlich, 4½ km vom Strome entfernt
liegenden Michelsberges, auf welchem die starke Wilhelmsfeste mit der Wilbelmsburg gewissermaßen eine Citadelle bilden.
Vor die Hauptumwallung vorgeschoben liegt ein Gürtel
[* 38] selbständiger Werke. Neu-Ulm hat vier Polygonalfronten und
sechs detachierte Forts, welche sich dem Gürtel des linken Ufers anschließen. Seit 1871 ist deutsche Reichsfestung, seit 1873 erweitert
und mit einem Gürtel detachierter Forts umgeben.
wird urkundlich zuerst 854 erwähnt und wurde schon im 12. Jahrh. Freie Reichsstadt des Schwäbischen Kreises, auf dessen
Versammlungstagen es den Vorsitz führte. Die Stadt hatte neben der Bevölkerung
[* 39] in ihren eigenen Mauern
ein Landgebiet von 640 qkm mit 38000 E. Gegen Ende des Mittelalters im Besitz großer Rechte, war sie stets eins der Hauptmitglieder
der Bündnisse in Schwaben (s. d.). An der Reformation
nahm sie Anteil durch Übertritt zum augsburgischen Bekenntnis kam 1803 an
Bayern,
[* 40] 1810 an Württemberg; 1805 wurde es, nachdem die Franzosen unter Napoleon und Ney 14. und 15. Okt. bei dem nahen Elchingen
gesiegt, 17. Okt. mit Kapitulation genommen und der österr. General Mack hier mit 26000 Mann kriegsgefangen.
Vgl. Jäger, U.s Verfassung u.s.w. im Mittelalter (Heilbr. 1831);
Grüneisen und Mauch, U.s Kunstleben im
Mittelalter (Stuttg. 1840);
Haßler, U.s Buchdruckergeschichte (Ulm 1840);
ders., U.s Kunstgeschichte im Mittelalter (Stuttg.
1864);