andere Schreibung für Tirol [* 2] (s. d.). ^[= (fälschlich ), eine zum cisleithanischen Teile der Österreichisch-Ungarischen Monarchie ...]
Rudolf, Schauspieler, geb. im Schlosse seines Großvaters zu Rottenmann in Steiermark, [* 3] besuchte in Graz [* 4] das Gymnasium und studierte daselbst Jura, wandte sich aber dann der Bühne zu. Sein erstes größeres Engagement war dasjenige in Brünn [* 5] (1871-72); ihm folgte das am Wiener Stadttheater unter Laube, der Tyrolt sehr förderte und auch zum Regisseur ernannte. 1884 wurde er Mitglied des Burgtheaters in Wien [* 6] und 1890 beim Deutschen Volkstheater ebenda, wo er sich 1891 bis 1895 verpflichtete. Tyrolt ist Charakterkomiker; doch leistet er auch im ernsten Charakterfach Bedeutendes. Zu seinen bedeutendem Rollen [* 7] gehören: Valentin im «Verschwender», die Anzengruber-Rollen, Florentius in «Rantzau», Lehr in «Schuldig», und eine Reihe komischer Charakterrollen. Tyrolt ist auch Bühnenschriftsteller und hat außerdem geschrieben: «Geschichte des Wiener Stadttheaters», «Aus der Theaterwelt» u. a.
(spr. tirohn), Grafschaft der Provinz Ulster in Irland, wird von Londonderry im N., Donegal im W. und NW., Fermanagh im SW., Monaghan im S., Armagh im SO. und vom Lough Neagh im O. begrenzt, hat 3264,3 qkm, wovon 50 Proz. der Kultur unterworfen sind, und (1891) 171 401 E. gegen 197 719 (1881) und 313 011 (1841). Darunter sind 54 Proz. Katholiken. Die Zahl der Auswanderer betrug (1893) 1700. Der östl. Teil ist eine große Ebene und wird durch eine Hügelregion von der Ebene von Omagh im südwestl.
Teile getrennt. Westlich von Omagh liegt der 338 m hohe Dooish, im NNW. von dieser Stadt der Bessy-Bell 423, im NO. der Mullaghcarn 542 m hoch. Die bedeutendste Höhe, 683 m, erreicht der Sawel in den Sperrin-Mountains an der Nordgrenze. Der wichtigste der zahlreichen Flüsse, [* 8] der Foyle, hier Strule und Mourne genannt, wird bei Newtown-Stewart schiffbar. Drei in Omagh zusammentreffende Eisenbahnen fördern den Verkehr. Der fruchtbare Teil trägt alle in Irland überhaupt heimischen Produkt. Kartoffeln und Hafer [* 9] bilden indes die Haupterzeugnisse. Dem Landbau noch untergeordnet ist die Rindvieh- und Schafzucht. Tyrone hat Eisen- und Steinkohlengruben; allein die Industrie liegt danieder. Die Bevölkerung lebt in größter Dürftigkeit. Die Grafschaft schickt vier Abgeordnete ins Parlament. Hauptstadt ist Omagh mit 4039 E.
organische Verbindung von der Formel: C6H11NO3 oder C6H4(OH).CH2.CH(NH2).COOH
(β-Oxyphenylalanin oder Paraoxyphenylamidopropionsäure).
Es findet sich in altem Käse, in der Pankreasdrüse, der kranken Leber, der Melasse und entsteht auch durch Spaltung aus den Eiweißkörpern bei der Verdauung, bei der Fäulnis oder beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure [* 10] und kann auch synthetisch dargestellt werden. Tyrosin bildet feine seidenglänzende Nadeln [* 11] und ist in Wasser ziemlich schwer, in Alkohol noch schwerer löslich.
Stadt im Altertum, s. Tireh. ^[= im Altertum in Lydien, Stadt im türk. Wilajet Aidin in Kleinasien, Sandschak Smyrna, ...]
oder Tyrsener, griech. Benennung der Bewohner von Etrurien (s. d.).
Meer (ital. mare Tirreno, lat. Mare Tyrrhenium, Tuscum oder inferum im Gegensatz zum Mare superum, Adriatisches Meer), ein Teil des Mittelmeers [* 12] (das bei den Römern auch Mare internum oder nostrum hieß), ist durch Sardinien [* 13] im W. vom Sardinischen, durch Corsica [* 14] im NW. vom Gallischen Meer geschieden, im NO. von Toscana, Latium und Campanien begrenzt und im O. durch Calabrien vom Ionischen, im S. durch Sicilien vom Sicilischen Meer getrennt und besteht aus zwei ungleichen Becken, dem kleinen nördlichen, nur bis 1572 m tiefen östlich von Corsica und dem großen, bis 3731 m tiefen im S. Der Teil im N. von Elba mit dem Golf von Genua [* 15] wird Ligurisches Meer genannt. (S. Italien, [* 16] Küsten, sowie die Karte: Mittelländisches Meer.)
s. Tyrrhener. ^[= oder griech. Benennung der Bewohner von Etrurien (s. d.).]
griech. elegischer Dichter, der die Spartaner durch seine Lieder während des zweiten Messenischen Krieges zur Ausdauer im Kampfe begeisterte und nach der glücklichen Vollendung des Krieges zu strenger Ordnung und Gesetzlichkeit zurückführen half. Nach der gewöhnlichen Tradition stammte er aus Attika oder aus Athen [* 17] selbst und wurde den Spartanern auf ihre Bitte von den Athenern als Anführer im Kriege zugesandt. Diese Erzählung wurde später dahin ausgeschmückt, daß die Athener den nach einem Spruche des Delphischen Orakels einen Heerführer von ihnen erbittenden Spartanern zum Hohne den Tyrtäus, einen lahmen und nach der allgemeinen Meinung etwas dummen Schulmeister, gesandt hätten.
Allein diese an sich sehr unwahrscheinliche Erzählung wird durch Verse des Tyrtäus selbst widerlegt, nach welchen man ihn für einen geborenen Dorier halten muß. Unter den Dichtungen des Tyrtäus war die berühmteste die sog. «Eunomia», ein längeres elegisches Gedicht ethisch-polit. Inhalts, worin er die durch den Krieg und mannigfache Not aufgeregten Gemüter der spartan. Bürger zu beruhigen suchte. Ferner hatte man von ihm u. d. T. «Hypothecae» eine Sammlung einzelner Elegien, welche zum Kampfe fürs Vaterland aufforderten. Endlich besaß man u. d. T. «Embateria» (Marschlieder) eine Anzahl kurzer Kampflieder in anapästischem Rhythmus, welche von den Spartanern, während sie in die Schlacht zogen, unter Flötenbegleitung gesungen wurden. Die zahlreichen Überreste dieser Dichtungen sind am besten herausgegeben in Bergks «Poetae lyrici graeci» (3. Bd., 4. Aufl., Lpz. 1882),
übersetzt in Webers «Die elegischen Dichter der Hellenen» (Frankf. 1826).
(grch. Tyros, semit. Sûr, in der Bibel [* 18] Zor, d. i. Fels), die berühmteste unter den Seestädten Phöniziens, jünger als Sidon (s. d.), aber doch sehr alt, wurde eine der bedeutendsten und reichsten Handels- und Industriestädte der Alten Welt, blühend zugleich durch Kunst und Wissenschaft. Durch die Tyrier lernten die Israeliten Baukunst [* 19] und Schiffahrtskunde. Den Tyriern werden auch die verbesserte Bauart der Schiffe, [* 20] das Segeln in der Nacht nach der Stellung der Gestirne und andere Erfindungen in der Schiffahrt zugeschrieben.
Sie besuchten nicht nur alle Küsten des Mittelländischen Meeres, sondern drangen auch in den Atlantischen Ocean, holten Zinn aus Britannien und vielleicht auch Bernstein [* 21] ans der Ostsee. Gades, das heutige Cadix in Spanien, [* 22] und Karthago [* 23] in Afrika [* 24] waren tyrische Kolonien. Die Blüte [* 25] datiert von dem Ausbau des angeblich von Alttyrus aus gegründeten Inseltyrus durch Hiram (s. d.) im 10. Jahrh. v. Chr. Alttyrus (Palaityros), das man an dem gegenüber liegenden Festland ansetzt, dessen Existenz aber nicht sicher fest steht, sowie das ältere Sidon treten der Inselstadt gegenüber zurück. Der ursprünglich über 700 m vom ¶
Festland entfernte Inselfelsen (heute ist er durch Anschwemmung an den Damm Alexanders d. Gr. [s. unten] zur Halbinsel geworden) war mit riesigen, nach dem Festland hin gegen 50 m hohen Quadermauern befestigt und hatte einen Umfang von 4 km. Er besaß zwei künstlich verbesserte Häfen, im Norden [* 27] den «sidonischen», im Süden den «ägyptischen». Das Hauptheiligtum der Stadt war der Tempel [* 28] des Melkart. Weder Salmanassar von Assyrien (727-722), noch der babylon. König Nebukadnezar, der Tyrus 13 Jahre (585-572 v. Chr.) belagerte, vermochte es zu nehmen.
Auf dem Siegeszuge Alexanders d. Gr. widerstand ihm das auf seine feste Lage trotzende Tyrus ganz allein und erst nach sechs Monaten vermochte er es (322) zu bezwingen. Entscheidende Hilfe leistete ihm dabei der Übergang eines Teiles der pers. Flotte zu ihm und ein großartiger Dammbau vom Festland zur Insel. 315 wurde Tyrus von Antigonus erst nach einer Belagerung von 14 Monaten der ägypt. Besatzung des Ptolemäus entrissen; 40 v. Chr. belagerte es der Partherkönig Pacorus.
Unter der Herrschaft der Römer [* 29] wurde die Stadt vom Kaiser Severus zu einer röm. Kolonie mit lat. Rechte erhoben. Auch hatte sich in ihr schon im apostoliscben Zeitalter eine christl. Gemeinde gebildet. 335 wurde daselbst ein Konzil wegen den Athanasianischen Streitigkeiten gehalten. 638 fiel in die Hände der Araber. Zur Zeit der Kreuzzüge erscheint es als eine Hauptfestung und als ein wichtiger Handelsplatz. Es war 1089 dem Sultan von Aleppo durch den Sultan von Ägypten [* 30] entrissen worden.
König Balduin I. von Jerusalem [* 31] belagerte es bis in den April 1112 vergeblich, Balduin II. vom 15. Febr. bis wo es mit Hilfe des Dogen von Venedig [* 32] in die Hände der Christen kam. Es wurde nun der Sitz einer Grafschaft und eines Erzbistums, das 13 Bistümer umfaßte, und dessen Inhaber seit 1174 der berühmte Geschichtschreiber der Kreuzzüge, Wilhelm von Tyrus, war. Saladin belagerte Tyrus im Sommer 1187 und wieder vom 2. Nov. bis Ende Juli 1188 ohne Erfolg. Erst 1191 fiel es für immer in die Hände der Mohammedaner.
Unter der türk. Herrschaft sank es ganz herab. Die Stelle der alten Inselstadt nimmt jetzt der elende Flecken Sûr ein, 38 km im Süden von Saida (Sidon) und 8 km südlich von der Mündung des Nahr el-Kâsimijeh oder el-Litâni (Lontes der Alten). Der Hafen ist versandet, und der Handel hat sich nach Beirut gezogen. Der Ort hat etwa 6000 E., zur Hälfte Mohammedaner oder Metâwileh, die andern Christen, Griechen, Maroniten und griech. Katholiken und einige wenige Juden. Von alten Bauwerken findet sich nur eine stattliche Kirchenruine aus dem Mittelalter, wo Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) 1190 beerdigt sein soll. -
Vgl. Prutz, Aus Phönizien.
Geogr. Skizzen und histor. Studien (Lpz. 1876);
ders., Kaiser Friedrichs I. Grabstätte (Danz. 1879);
Sepp, Meerfahrt nach Tyrus zur Ausgrabung der Kathedrale mit Barbarossas Grab (Lpz. 1879): A. Jeremias, Tyrus bis zur Zeit Nebukadnezars (ebd. 1891);
Lucas, Geschichte der Stadt Tyrus zur Zeit der Kreuzzüge (Marb. 1895).