wird der
Ausdruck Typus häufig in den
Systemen gebraucht, welche die Einzelwesen in ihrer sinnlichen Erscheinung als die Abbilder
von Urbildern betrachten, die in einen: urbildlichen Verstände vorgebildet existieren. So sind die Ideen
Platos (s. d.) die
Typen der sinnlichen Dinge. Durch die Neuplatoniker wurde diese
Ansicht ins Mittelalter fortgepflanzt. Die
Scholastiker sprechen häufig von einer mens archetypa, d. h. einem urbildlichen göttlichen
Verstande, in dem die ewigen
Muster liegen, die in den Dingen in der Sinnenwelt nur unvollkommen ausgeprägt sind.
In der Geschichte besteht die typische
Auffassung darin, daß man in den frühern, vielleicht unscheinbaren Begebenheiten
die spätern wichtigern nicht bloß vorbereitet, sondern vorgezeichnet findet. In dieser
Beziehung hatte
das
Typische in der ältern
Theologie lange Zeit sogar eine dogmatische Bedeutung. Indem man nämlich annahm, daß gewisse
Personen, Ereignisse, Einrichtungen und Aussprüche des Alten
Testaments zu
Personen, Ereignissen u. s. w. des
Christentums in
vorbildlicher oder typischer
Beziehung stehen sollten, bildete man eine eigene
Theorie dieser
Typen
(Typik,
Typologie) aus.
der altnordische
Name eines
Gottes, der althochdeutsch Ziu oder
Zio, angelsächs.
Tiu hieß. Als die
Germanen sich
des heutigen
Deutschlands
[* 2] bemächtigten, war seine Verehrung eine allgemeine, und zwar galt er als der oberste Himmelsgott.
Noch im 2. Jahrh. unserer Zeitrechnung haben ihn Friesen als Kriegsgott.
Daher bezeichnen ihn lat. Schriftsteller des Mittelalters mit
Mars
[* 3] oder
Ares.
[* 4] In nordischen
Quellen ist er als Kriegsgott Sohn
des Odin. Er war hier einhändig, denn bei der Fesselung des Fenriswolfs (s. Fenrir), des Ungetüms,
dessen Geschlecht die Gestirne fressen wird, hatte er eine
Hand
[* 5] verloren.
BeimGöttergeschick (s. d.) findet er den
Tod im Kampfe mit dem Höllenhunde.
Geweiht war dem Tyr der dritte
Tag der Woche, der nach dem dies Martis im Norden
[* 6] Tyrsdagr, angelsächs. Tivesdäg,
althochdeutsch Ziestac hieß. In Mitteldeutschland ist aus Diestag durch volksetymolog. Anlehnung an Dingstag unser
Dienstag
geworden. Der bayr. Kriegsgott Er, der sächs.
Sarnôt ist dieselbe Gottheit, wie auch ihr dieselben Eigenschaften wie dem Tyr zugeschrieben werden und dieselbe
Rune (↑) sowohl Tyr als auch Er bezeichnet. -
Vgl. Hoffory, Der german. Himmelsgott (in «Eddastudien»,
Berl. 1889).
(Tyrannidae), Königstyrannen oder Königswürger, eine aus 71 Gattungen und über 450
Arten
bestehende, auf
Amerika
[* 7] beschränkte Familie der
Singvögel von kräftigem Körper mit starkem, geradem Schnabel von Kopflänge,
mit hakig übergebogener
Spitze und mit Federborsten an der
Basis; die
Beine sind kräftig mit ziemlich kurzen Zehen, die Flügel
ziemlich lang und spitz zulaufend. Die Färbung der Tyrannen ist matt, oben herrscht
Grau, unten
Weiß und
Gelb
vor.
IhreNester und
Eier
[* 8] sind denen unserer
Würger ähnlich, auch nähren die
Vögel
[* 9] sich wie diese von
Insekten
[* 10] und kleinen
Wirbeltieren.
Tyrannenherrschaft. Als
Tyrann (týrannos) bezeichneten die Griechen im Gegensatz zu ihren alten Königen
jeden Herrscher, der auf revolutionärem Wege in den
Besitz der Alleinherrschaft gelangt war. Mit dem
NamenTyrannis war daher zunächst nur der
Gedanke an
die
Usurpation, nicht an eine willkürliche oder grausame Art der
Verwaltung
verbunden. Im 7. und 6. Jahrh.
v. Chr. treten zuerst in
Griechenland
[* 11] Tyrannenherrschaften auf (ältere Tyrannis). Damals gelangten
die meisten zur Herrschaft als Führer der
Bürger- und Bauergemeinden
(Demos), die mit dem Regiment des
herrschenden
Adels unzufrieden waren.
Einige, wie die
Tyrannen in den kleinasiat.
Städten, behaupteten sich durch Anlehnung an eine auswärtige Macht
(Persien).
[* 12] Bei der großen
Verbreitung der Tyrannenherrschaften in der gesamten hellenischen Welt kann man von einem Zeitalter
der Tyrannis sprechen, für die meisten
Städte bedeutet es eine Zeit hoher
Blüte
[* 13] und mächtigen Aufschwunges.
Männer wie
Pisistratus
von
Athen,
[* 14] Theagenes von Megara, Theron von
Akragas, Gelon von
Syrakus,
[* 15] Polykrates von
Samos, wie die Geschlechter der Orthagoriden
in
Sikyon, der Kypseliden in
Korinth
[* 16] haben das Größte geleistet.
Die Fürstenhöfe wurden Mittelpunkte der Wissenschaft und Kunst; man hat sie passend mit den ital.
Fürstenhöfen der Renaissance verglichen. Doch bildeten sich nur selten Dynastien von längerer
Dauer. Das starke hellenische
Freiheitsbewußtsein vertrug die Herrschaft nicht lange,
Adel und
Demos fühlten sich bald gleichmäßig gedrückt und vertrieben
gemeinsam die Oberherren; man verstand nun unter
Tyrann, wie noch jetzt, einen Gewaltherrscher, unter
Tyrannis oder Tyrannei eine harte Willkürschaft.
Diese
Auffassung festigte sich durch die seit dem Ende des 5. Jahrh.
v. Chr. vorübergehend in vielen
Städten aufkommende sog.
jüngere Tyrannis, eine gewöhnlich durch blutige Revolution begründete Militärdiktatur. Der für uns typische
Vertreter dieser
Tyrannis, zugleich einer ihrer größten und begabtesten, ist der ältere Dionysius von
Syrakus. Die
Dreißig Tyrannen
nennt man den
Ausschuß, der in
Athen nach dem Ende des
PeloponnesischenKrieges (404 n. Chr.) unter
Lysanders Einfluß zum
Entwurf
einer neuen
Verfassung eingesetzt wurde, aber ein grausames Willkürregiment begann und nach achtmonatiger Gewaltherrschaft
durch
Thrasybulus (s. d.) gestürzt wurde. (S.
Griechenland, Geschichte.) In der späteren röm. Kaisergeschichte
werden die
Statthalter, die sich bei der Verwirrung des
Reichs unter
Gallienus in den verschiedenen
Provinzen 258-268 n. Chr.
zu Gegenkaisern aufwarfen, aber bald wieder beseitigt wurden, nach der Überlieferung bisweilen ebenfalls die
Dreißig Tyrannen
genannt. -
Vgl. Plaß, Die Tyrannis bei den Griechen (2. Aufl., 2
Tle., Lpz. 1859).
Stadt in
Thessalien, Hauptort der Eparchie Tyrnavos im griech. Nomos Larissa, am nördl.
Ufer des Xerias (Europos), einem Nebenfluß des Peneios reizend gelegen, hat (1889) 5305, als
Gemeinde 11 845 E., eine stattliche
Kirche,
Knaben- und Mädchenschulen und eine
Kaserne.
In der Nähe die Ruinen der Hauptstadt
der Phlegyer, Gyrtone.