Die
Krankheit beginnt allmählich mit Abgeschlagenheit,
Kopfschmerz, unruhigem Schlaf, Schwindel und
Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit,
Durchfall und
Fieber; erst später werden die
Kranken bettlägerig. In der zweiten Woche erscheinen unter zunehmendem
Fieber
(bis 40° C. und darüber) spärliche rote Flecke (Roseolen) auf
Brust und
Bauch;
[* 2] der
Durchfall, bei dem erbsensuppenartiger,
graugelberStuhl entleert wird, wechselt mit Verstopfung. Dabei ist der
Unterleib meist etwas aufgetrieben
und gespannt; ein tieferer Druck auf die rechte
Unterbauchgegend verursacht dem
KrankenSchmerzen und läßt häufig ein eigentümliches
gurrendes
Geräusch (Ileocökalgurren) entstehen.
Sehr bald hören die
Kranken auf, über
Kopfweh und
Gliederschmerzen zu klagen, sie werden völlig teilnahmlos
und benommen, schlummern entweder fortwährend und delirieren leise vor sich hin oder sind in beständiger Aufregung und
lautem Fieberdelirium. Gegen Ende der dritten oder vierten Woche nimmt das
Fieber allmählich ab, indem zunächst die Morgentemperaturen
abfallen, dann auch die Abendtemperaturen von
Tag zu
Tag geringer werden, und die Genesung tritt langsam
ein unter Beruhigung des Pulses, Wiederkehr des normalen Schlafs, des
Appetits und allmählicher Zunahme des Körpergewichts.
Häufig fallen beim Typhus die
Haare
[* 3] aus, wachsen aber allmählich wieder nach. Bisweilen erfolgt in der Rekonvalescenz eine neue
Ablagerung von Typhuskeimen im
Darm
[* 4] (Typhusrecidiv) und bringt dem
Kranken neue Gefahren. Die Mortalität
schwankt zwischen 25 und 5 Proz.; die Prognose ist unter allen Umständen ernst zu stellen, da
auch bei den scheinbar leichtesten Typhen gefährliche Zwischenfälle eintreten können. Die Behandlung des Typhus erfordert
vor allem die größte Schonung des
Darmkanals (milde, reizlose Diät, Entziehung aller festen und schwer verdaulichen
Speisen,
welche die Durchlöcherung des wunden
Darms verursachen können), die Beschaffung reiner guter Luft, sorgsame
Unterstützung der Kräfte durch
Wein,
Cognac und andere analeptische
Mittel und Bekämpfung des
Fiebers durch
Chinin,
Antipyrin,
kalte
Abwaschungen oder laue
Bäder.
Man wendet die letztern in der Regel in der Form von
Vollbädern an, die eineTemperatur von 24 bis 18°
R. besitzen und in die der
Kranke gebracht wird, sobald seine Körperwärme in der Achselhöhle 39° C. Übersteigt; die
Dauer
des
Bades beträgt durchschnittlich 10 Minuten. Nach dem
Bade wird der
Kranke wieder in das
Bett
[* 5] gehoben, in bereit liegenden
Laken frottiert, abgetrocknet und durchWein oder heiße
Bouillon gestärkt. Namentlich durch die energische
Durchführung der Kaltwasserbehandlung ist die Mortalitätsziffer des Typhus neuerdings bedeutend herabgesetzt worden.
Während der Rekonvalescenz sind alle Diätfehler ängstlich zu meiden; erst wenn die
Kranken 1-1½ Wochen ganz fieberfrei
sind, kann man allmählich zu Fleischdiät übergeben. Zur Verhütung weiterer
Ansteckungen sind die
Stuhlentleerungen
der
Kranken sofort durch Zusatz von fünfprozentiger
Carbolsäure oder einprozentiger Sublimatlösung zu desinfizieren; auch
die beschmutzte
Bett- und Leibwäsche der
Kranken bedarf sorgfältiger
Desinfektion.
[* 6] (S.
Krankenwäsche.)
Bei Haustieren kommt Typhus als eine dem menschlichen Typhus entsprechende
Krankheit nicht vor, deshalb sind auch
die Bezeichnungen Pferdetyphus (s.
Blutfleckenkrankheit der
Pferde
[* 7] und Pferdestaupe) und
Schweinetyphus (s.
Rotlauf) unzutreffend.
(grch.), die
Verfassung eines griech.
Klosters oder einer Klostergemeinde, die vom
Stifter des
Klosters oder der
zuständigen kirchlichen
Behörde gegeben wird; dann Ritualbuch der griech.
Kirche, das die genauen Bestimmungen
enthält, wie der Gottesdienst an jedem
Tage gehalten werden soll. Die berühmtesten Typikon sind das des heil. Sabas für die
Kirchen von
Jerusalem
[* 8] (offizielle
Ausgabe,
Venedig
[* 9] 1604 u. ö.), das der
«GroßenKirche» von
Konstantinopel
[* 10] (gedruckt zuerst 1851,
offizielle
Ausgabe), das der Athosklöster und des Sinaiklosters, die nicht gedruckt sind.
der Druck typographischer Lettern, Holzschnitte
u. dgl., die durch
Umdruck auf
Stein übertragen, von
diesem in der Steindruckpresse gedruckt werden. Vorteilhaft ist es, Bilderbücher und solche
Darstellungen
in
Lithographie, denen viel
Text beigegeben ist, solchen von typographischen Lettern durch
Umdruck hinzuzufügen und mitzudrucken.
Es werden in der Buchdruckpresse von der Buchdruckplatte oder
Schrift mit strenger Umdruckfarbe
Abzüge auf einem mit
Kleister
gestrichenen Papier gemacht, die eher zu grau als zu schwarz sein sollen, und diese dann auf dcn
Stein
umgedruckt.
Umdrucke von Schriftsatz erhält man in größter
Schärfe und Reinheit, wenn man die
Abzüge auf trocknes, gummiertes
Papier macht, dann diese auf kurze Zeit in feuchtes Makulatur legt, bis das
Gummi ein wenig klebt, und dann umdruckt und weiter
behandelt. Typolithographie nannte man auch den Druck von für die Buchdruckpresse hochgeätzten
Steinzeichnungen, der außer Gebrauch gekommen ist.
(grch.), Urbild, Vorbild; die allen einzelnen Exemplaren einer und derselben Art
gemeinsame Grundform,
Grund-, Urgestalt.
Typisch oder den Typus ihrer Gattung nennt man eine einzelne Erscheinung,
wenn in ihr die allgemeinen
Merkmale der Gattung in besonders vollkommener und durchsichtiger
Weise hervortreten. In der
Philosophie¶
mehr
wird der Ausdruck Typus häufig in den Systemen gebraucht, welche die Einzelwesen in ihrer sinnlichen Erscheinung als die Abbilder
von Urbildern betrachten, die in einen: urbildlichen Verstände vorgebildet existieren. So sind die Ideen Platos (s. d.) die
Typen der sinnlichen Dinge. Durch die Neuplatoniker wurde diese Ansicht ins Mittelalter fortgepflanzt. Die
Scholastiker sprechen häufig von einer mens archetypa, d. h. einem urbildlichen göttlichen
Verstande, in dem die ewigen Muster liegen, die in den Dingen in der Sinnenwelt nur unvollkommen ausgeprägt sind.
In der Geschichte besteht die typische Auffassung darin, daß man in den frühern, vielleicht unscheinbaren Begebenheiten
die spätern wichtigern nicht bloß vorbereitet, sondern vorgezeichnet findet. In dieser Beziehung hatte
das Typische in der ältern Theologie lange Zeit sogar eine dogmatische Bedeutung. Indem man nämlich annahm, daß gewisse
Personen, Ereignisse, Einrichtungen und Aussprüche des Alten Testaments zu Personen, Ereignissen u. s. w. des Christentums in
vorbildlicher oder typischer Beziehung stehen sollten, bildete man eine eigene Theorie dieser Typen (Typik,
Typologie) aus.