Türkisch-Russischer
Krieg von 1877 und 1878, s. Russisch-Türkischer Krieg von 1877 und 1878.
Krieg von 1877 und 1878, s. Russisch-Türkischer Krieg von 1877 und 1878.
s. Turkestan. ^[= # 1) T. oder (d. i. Türkenland), auch Tschagatai, im weitern Sinne die asiat. Tatarei ...]
Turkomanen, Turkmenen oder Truchmenen, eine bedeutende Abteilung der aus dem Altai im 5. Jahrh. nach Süden sich verbreitenden Türkstämme, die die chines. Annalen unter den: Namen Tu-kiu (Türken) zusammenfassen. Sie gehören zu den heutigen Südtürken, sind also die nächsten Stammverwandten der Osmanen und Aserbeidschaner. Diese Turkmenen, die als die westlichen Turkmanen bezeichnet werden müssen, ließen sich in Syrien, Kleinasien und selbst in Macedonien (von Murad IV. angesiedelt) nieder, die östlichen Turkmanen bilden bis heute eine Stammgruppe aus mehr oder weniger zahlreichen und starken Stämmen rings um die Ost-, West- und Südgestade des Kaspischen Meers, in Westturkestan, in Masenderan, Chorassan und selbst in Afghanistan. [* 2]
Den ausgedehntesten Besitz haben sie in der turan. Ebene, dem westl. Teile von Turkestan, wo nach ihnen das weite, aus der Ostseite des Kaspischen Meers, zwischen diesem, dem Aralsee und Amu und dem pers. Berglande Chorassan gelegene Steppen- und Wüstengebiet den Namen Turkmanenland oder Truchmenenland oder Turkomania, die Landenge zwischen den beiden großen Seen insbesondere den Namen Truchmenen-Isthmus führt. Seitdem die Teke-Turkmenen (s. d.) und im Febr. 1884 die Turkmenen von Merw sich Rußland unterworfen haben, ist das ganze ehemalige Turkmenenland russisch (s. Transkaspien); außerdem sind noch einige Stämme von Persien [* 3] und Chiwa abhängig; die Gesamtzahl kann man auf 1 Mill. schätzen. Die Turkmanenstämme leben meist nomadisch und sind, wie die ihnen verwandten Karakalpaken, sunnitische Mohammedaner, roh und unwissend, raubsüchtig und stehen unter Stammältesten. Ihre Raubzüge sind durch die Russen beschränkt worden. -
Vgl. Vámbéry, Das Türkenvolk in seinen ethnolog. und ethnogr.
Beziehungen (Lpz. 1885).
(Turcos), die von der franz. Regierung nach der Eroberung von Algerien [* 4] aus Eingeborenen errichteten Regimenter alger. Schützen (Tirailleurs algériens). Bei jeder Compagnie sind 2 Offiziere, 4 Unteroffiziere und 8 Korporale Eingeborene, die übrigen Offiziere und Unteroffiziere Franzosen. (S. Französisches Heerwesen, Bd. 7, S. 199 a.) Die Tracht ist arabisch: hellblaue Jacke und Weste, Turban, Burnus, Gamaschen. Die Turkos waren ursprünglich, gleich der Fremdenlegion, nur zur Verwendung in Algerien bestimmt, doch haben sie 1859 in Italien, [* 5] 1870/71 in Frankreich und 1884 in Tongking [* 6] mitgefochten und sich durch Mannszucht und Ausdauer im Ertragen von Beschwerden ausgezeichnet.
Völkerschaften, s. Tataren. ^[= ein Völkername von sehr schwankender Bedeutung, der bei den Geschichtschreibern und Ethnographen ...]
die südöstlichste Gruppe der Bahama-Inseln (s. d.), stehen mit den Caïcosinseln unter dem Gouverneur von Jamaika.
Die Turksinseln und Caïcos zusammen haben auf 30 Eilanden mit etwa 270 qkm (1891) 4745 E., die auf den 6 größten wohnen.
Auf die Turksinseln kommen nur 25 qkm. Es sind Koralleninseln, auf welchen Salz [* 7] (jährlich 2 Mill. Bushel) gewonnen wird, das zumeist nach den Vereinigten Staaten [* 8] ausgeführt wird.
Auch treibt man Schwammfischerei.
Stadt in Finland, s. Åbo. ^[= (spr. ohbo), finn. Hauptstadt des finn. Åbo- und Björneborg-Län, am Aurajoki, der ...]
Türkvölker,
s. Türken. ^[= der weit verbreitete westl. Zweig der drei Hauptzweige der tatar. Völkerfamilie, ...]
der türk. Name des Dnjestr.
(frz., spr. türlüpäng), im 14. und 15. Jahrh. in Frankreich Name einer übelberüchtigten, den Brüdern und Schwestern des freien Geistes verwandten Sekte;
dann Bühnenname des Komikers Belleville in Paris [* 9] zur Zeit Ludwigs XIII.;
daher Possenreißer;
Turlupinade, Possenreißerei, Hanswurstiade.
s. Krabben.
[* 10] jedes Bauwerk aus Stein, Holz [* 11] oder Eisen, [* 12] das im Verhältnis zu seiner Grundfläche eine bedeutende Höhe hat, mag dasselbe eine spitze oder stumpfe Endigung haben. Turm dienten zunächst Zwecken der Verteidigung, und zwar meist gleichzeitig um den Angegriffenen vor dem Feinde zu schützen und ihm die Möglichkeit leichterer Abwehr zu gewähren, dann aber auch zur Aufstellung von Schleudermaschinen und Geschützen sowie zur Aussicht (Lug ins Land, Wartturm), um den Feind zu erspähen.
Sie haben aber oft auch den Zweck, Glocken, Fahnen, Leuchtfeuer, optische Telegraphen, ein Nebelhorn u. a. aufzunehmen, welche man weithin hören oder sehen soll, oder werden in manchen Fällen zur Aufnahme eines Wasserreservoirs (Hochreservoir) oder auch nur wegen einer schönen Aussicht erbaut. Am häufigsten sind die runden oder eckigen Festungstürme der antiken und mittelalterlichen Stadtmauern und Burgen. [* 13] Dahin gehören auch die Thortürme, weil die Thore (s. d.) bei der Befestigung einer Stadt besondere Sorgfalt verlangten.
Zum Angriff einer belagerten Stadt dienten im Mittelalter die aus Holz konstruierten, auf Rollen [* 14] oder Rädern stehenden sog. «Wandeltürme». Künstlerisch bedeutungsvoller sind die Kirchtürme, welche schon in der Frühzeit des Christentums als Glockentürme (Campanile, s. d.) auftreten. Ihre vollendete Ausbildung erfuhren die Kirchtürme jedoch erst im Norden. [* 15] Der roman. Stil liebte es, sogar den Kirchen deren mehrere zu geben und zwar je zwei an den Façaden des Längs- und Querschiffs und einen über dem Schneidepunkt beider (Vierungsturm).
In der Gotik erhielten die Turm weitere Schmuckmotive, die reich verzierten Strebepfeiler und namentlich die durchbrochenen Helme. [* 16] Als schönstes Beispiel got. Turmanlagen kann der Turm des Münsters in Freiburg [* 17] i. Br. gelten (s. Tafel: Deutsche Kunst [* 18] II, [* 1] Fig. 4). Die Frauenkirche zu Eßlingen, [* 19] die Elisabethkirche zu Marburg, [* 20] die Liebfrauenkirche zu Würzburg [* 21] sind weitere Beispiele schöner alter Turm. Die riesigen Doppeltürme der großen Dome wurden meist erst in der Spätgotik oder gar nicht fertig.
Die bedeutendsten fertig gewordenen Anlagen sind: der Nordturm des Münsters zu Straßburg [* 22] (von Erwin mit der ganzen Westfaçade angefangen, von Ulrich von Ensingen 1419 fortgeführt, von Johannes Hültz 1439 vollendet, 142 m hoch; [* 1] Fig. 10);
der Nordturm von St. Stephan in Wien [* 23] (um 1350 begonnen, wahrscheinlich von Meister Wenzla nach neuem Plan weiter geführt, 1433 von Hans von Prachatitz vollendet, 1859-64 von Ernst und Schmidt erneuert, 137,8 m hoch; [* 1] Fig. 6);
der Nordturm der Kathedrale zu Antwerpen [* 24] (nach 1500 von Herman van Waghemakere vollendet, 123 m hoch; s. Tafel: Niederländische Kunst [* 25] 1, [* 1] Fig. 1);
ferner mehrere Turm franz. und engl. ¶
Kathedralen. Halbfertig und erst in unserm Jahrhundert ausgebaut sind die Turm am Dom zu Köln, [* 27] zu Regensburg, [* 28] zu Ulm, [* 29] zu Frankfurt [* 30] u. a. m.
Die Renaissance übertrug den Bau von Ziertürmen auch auf den Profanbau, bildete die Kirchtürme jedoch nicht mehr in altem Glanz weiter. Doch entstanden namentlich in Belgien, [* 31] England (durch Chr. Wren) und Oberitalien [* 32] noch eine Reihe von in Stein, meist wurde das Hauptgewicht auf die Durchbildung der Holzhelme gelegt, so namentlich in Holland und dem von ihm künstlerisch abhängigen Oberdeutschland. Die Kuppeln (s. d.) bildeten das Ideal der Kirchenbaumeister jener Zeit, die Turm erscheinen oft nur als Begleiter dieser.
So an Sant' Agnese in Rom, [* 33] St. Paulskathedrale in London [* 34] (s. Tafel: Londoner Bauten, [* 10] Fig. 3), La Superga bei Turin, [* 35] Theatinerkirche in München, [* 36] Nikolaikirche zu Prag. [* 37] Einer der schönsten Turm der Barockzeit ist der der kath. Kirche zu Dresden [* 38] (von Chiaveri). In neuerer Zeit hat man den Bau von Kirchtürmen wieder lebhafter betrieben. Die höchsten neuen in Deutschland [* 39] sind das Turmpaar des Kölner [* 40] Doms (160 m hoch; s. Tafel: Kölner Dom, Bd. 10, S. 502), der Turm der Nikolaikirche zu Hamburg [* 41] (1845-74 von G. G. Scott, 117 m hoch) und des Münsters zu Ulm (1890 vollendet, 161 m hoch).
Auch die Mohammedaner bauten neben ihre Gebethäuser Turm, welche zum Teil von großer Schönheit sind, z. B. der Turm der Kathedrale in Sevilla, [* 42] s. Tafel: Arabische Kunst I, [* 10] Fig. 4. (S. Minaret.)
Das Turmdach (s. Dach) [* 43] ist entweder eine Pyramide (Helmdach, Kaiserdach) oder ein Kegel (Kegeldach). Bei hölzernen Turmdachstühlen bediente man sich früher des sog. Kaiserstiels, der in der Mittelachse durch die ganze Höhe reichte und in jedem Geschoß [* 44] durch sog. Balkenschlösser (kreuzweis übereinander gelegte Balken) befestigt wurde (s. nachstehende [* 10] Fig. 1). Die damit verbundene feste Vereinigung der Turmpyramide mit dem Mauerwerk wirkt jedoch schädlich, da die erforderliche elastische Bewegung des Turm bei Wind direkt auf das Mauerwerk übertragen wird; ferner erfordert diese Konstruktion viel Holz, und die Balkenschlösser verbauen den Innenraum. Man wendet daher jetzt nur noch die Mollersche Konstruktion [* 10] (Fig. 2) an, bei der die Turmpyramide auf einem unverschieblichen Kranz von Schwellen steht, die auf dem abgeglichenen Mauerwerke ruhen, und bei der einer Drehung des Daches durch Wind mittels liegender Andreaskreuze (s. Kreuzstreben) entgegengewirkt wird.
Nur im obern Teil ist ein kurzer Kaiserstiel eingefügt. Auf gleiche Weise werden die Dachreiter (s. d.) gebildet. Massive Turmdächer werden aus Haustein oder Ziegel verschieden konstruiert. Eiserne Konstruktionen werden den hölzernen nachgebildet. Die Bekrönung eines Turm geschieht durch einen Knauf [* 45] aus Werkstein oder Metall; durch denselben geht eine Eisenstange hindurch, die oben ein Kreuz, [* 46] einen Turmknopf (s. d.) oder eine Wetterfahne trägt. Bei Kirchtürmen tritt als oberer Abschluß auch die Kreuzblume [* 47] (s. d.) auf. - In neuerer Zeit sind einige freistehende eiserne Turm von bedeutender Höhe entstanden, wie der Eiffelturm [* 48] (s. d.) und der Watkinturm (s. d.). -
Vgl. Sutter, Turmbuch (Berl. 1888; 2. Aufl. 1895).
Über Turm im Schachspiel s. d.