2 den
Bund der Zehn
Städte. Nach dem großen
SiegeTurennes über die Kaiserlichen bei Türkheim ließ
Ludwig XIV. die
Mauern
der Stadt schleifen. – 2) inBayern,
[* 2] Marktflecken im
Bezirksamt Mindelheim des bayr. Reg.-Bez.
Schwaben, unweit links von
der Wertach, an der Linie
Buchloe-Memmingen der Bayr. Staatsbahnen
[* 3]
(Station Türkheim-Wörishofen), Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Memmingen),
[* 4] hat (1895) 1869 E., darunter 31
Evangelische, Postexpedition,
Telegraph,
[* 5] kath.
Kirche,
Klosterkirche mit Loretokapelle, zwei Schlösser, ein Kapuziner- und ein Frauenkloster, das Ludwigsthor (1829); Fabrikation
von
Spiel-, Blechwaren, Holzstoff
[* 6] und
Pappen. Nahebei Wörishofen (s. d.).
oder
Kalait (richtiger Kallait), ein anscheinend amorphes, sehr wenig glänzendes und undurchsichtiges,
schleifbares Mineral von himmelblauer bis spangrüner
Farbe, der Härte 6 und dem spec. Gewicht 2,7. Der Türkis besteht aus wasserhaltiger
phosphorsaurer
Thonerde von der Formel Al2P2O8+Al2(OH)6+2H2O und ist durch etwas Kupfer- oder
Eisenoxyd-Phosphat
gefärbt. Der sog. orientalischeTürkis findet sich in der Form
von
Trümern und
Adern in einer Trachytbreccie bei Nischapur, westlich von Herat, und gilt in seinen himmelblauen
Varietäten
als geschätzter Schmuckstein, der namentlich als
Ring-
[* 7] und Broschenstein verarbeitet wird; minder schöne Türkis kommen bei Jordansmühl
in
Schlesien
[* 8] und bei Ölsnitz in
Sachsen
[* 9] als schmale
Trümer im
Kieselschiefer vor. Im Megarathal am Sinai
sitzen haselnußgroße edle
Stücke in Klüften eines Porphyrs.
Auch hat man
Adern und
Nester von Türkis am Mount-Chalchuitl in den Cerillosbergen in Neumexiko (im
Trachyt), am Turquois-Mountain
in Cochise County in
Arizona, sowie im
Bezirk Karkaralinsk in der Kirgisensteppe gefunden. Vieles aber, was als in
den
Handel kommt, ist nur blau gefärbtes fossiles Elfenbein
(Zahn von Mastodon oder Dinotherium), das ungefähr die Härte
des echten besitzt. Im Gegensatz zu dem echten, im
HandelMineraltürkis oder TürkisvomaltenStein genannten Türkis wird diese Imitation
als
Zahn- oder Beintürkis, auch occidentalischerTürkis oder TürkisvomneuenStein bezeichnet. (S. auch
Edelsteinimitationen.)
Auch durch Lazulith (s. d.) und
Glasflüsse wird Türkis nachgeahmt. KünstlichenTürkis erhält man dadurch, daß man phosphorsaure
Thonerde, mit Kupfer
[* 10] oder
Eisen
[* 11] gefärbt, darstellt und den Niederschlag starkem Druck unter der hydraulischen
Presse
[* 12] aussetzt,
eine Methode, die auch schon fabrikmäßig betrieben wurde.
Sprache
[* 18] und Litteratur.
In dem großen uralaltaischen
Sprachstamme nimmt die türk.-tatar.
Sprachfamilie, sprachlich wie der
Ausdehnung
[* 19] nach, die wichtigste
Stelle ein. Mit den verwandten Sprachgruppen, der finnisch-ugrischen,
den tungusischen und mongolischen, teilt sie die Charakteristika der ganzen Familie, die
Agglutination (s. d.) und die
Vokalharmonie
(s. d.). Das riesige Gebiet der gesprochenen Turksprachen, das sich von den Grenzen
[* 20] Chinas bis zur
Balkanhalbinsel
[* 21] erstreckt, zerfällt in folgende Dialektgruppen:
2) diemittelasiatischenDialekte, die
Sprachen der Sart und
Usbeken, der Chanate
Kokan, Taschkend,
Buchara und Chiwa, der Tarantschi
des Ilithales, der Bewohner Ostturkestans und der
Oase von Chami;
4) diesüdlichenDialekte, die
Sprachen der
Turkmanen, der
Aserbeidschaner, der anatolischen
Türken, der
Türken der
Balkanhalbinsel
und der Krim-Tataren. Die
Sprachen der Jakuten (s. d.) und der
Tschuwaschen (s. d.) müssen zwar ihrem Sprachmaterial
nach zu den türkischen gerechnet werden, sind aber selbständige
Sprachen, die nicht in die Dialektgruppen der Türksprachen
eingereiht werden können. Die ältesten türk. Schriftdenkmäler des 7. bis 15. Jahrh.
beweisen, daß die Türksprachen schon in frühester Zeit in drei große Dialektgruppen zerfielen:
1) dieOstdialekte, die
Sprache der
Uigur (s. d.), in ihr ist das älteste türk.
Schriftdenkmal, das «Kudatku Bilik», 1069 verfaßt (vgl.
Vámbéry, Uigurische Sprachmonumente und das Kudatku Bilik, Lpz. 1870);
3) dieSüddialekte, die
Sprache der
Türk in der Mongolei (auf Grabdenkmälern aus dem 8. Und 9. Jahrh.,
vgl. Radloff, Die alttürk.
Inschriften der Mongolei [3 Lfgn., Petersb. 1894–95;
Neue Folge, ebd. 1897]; W.
Thomsen,
Inscriptionsde l’Orkhon
[Helsingfors 1896];
Bang,
Über die köktürk.
Inschrift auf der
Südseite des
Kül Tägin-Denkmals [Lpz. 1896]), die
Sprache der
Seldschuken, deren ältestesDenkmal die
seldschukischen Verse im «Rehab Nameh» (hg. von Wickerhauser in der «Zeitschrift
der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», Bd. 20,
und von Radloff, Petersb. 1890) bilden. Ein sicheres Sprachmaterial für die Erforschung
der türk. Dialekte suchte Radloff durch Herausgabe der
«Proben der Volkslitteratur der nördlichen türk.
Stämme» (6 Bde.,
Text undÜbersetzung, Petersb. 1866–86) zu gewinnen.
¶
mehr
Aus der Schriftsprache der Uigur entwickelte sich durch Einführung der arab. Schrift die tschagataische Schriftsprache, das
sog. Osttürkisch, die bis jetzt als Schriftsprache für alle mittelasiat. und westl.
Türkdialekte im Gebrauch ist. Die hervorragendsten Litteraturerzeugnisse derselben sind die Werke des Mir AliSchir (gest.
1500), die Selbstbiographie des SultanBaber, «Die Scheibaniade» (hg. von Vámbéry, Budap. 1885),
«Die
Geschichte der Mongolendynastien von Abulghasi» (hg. von Desmaisons, Petersb. 1814). In den Süddialekten entwickelte sich
etwas später die Osmanische Schriftsprache, die jetzt im OsmanischenReiche zur allgemeinen Herrschaft gelangt ist, und die
Aserbeidschanische Schriftsprache, die noch heute von den türk. Bewohnern des
Kaukasus und Persiens angewendet wird. Während die Osmanische Schriftsprache, die ganz unter dem Einfluß der mohammed. Cultur
entstanden ist, einen bedeutenden Einfluß auf die Sprache der gebildeten Türken ausgeübt hat, ist die Einwirkung der osttürk.
Schriftsprache auf die gesprochenen Dialekte sehr gering gewesen. Eine Probe der üblichen Druckschrift zeigt die
Tafel: Schrift II, 35. Eine vergleichende Grammatik der Türksprachen hat Radloff begonnen (Bd. 1 der
«Phonetik der nördl. Türksprachen», Lpz. 1882),
ebenso einen «Versuch eines Wörterbuchs der Türkdialekte» (Petersb. 1889 fg.).
Grammatiken, die auf Spracheigentümlichkeit verschiedener Türkdialekte Rücksickt nehmen, sind: Kasembeg, «Tatar.-türk.
Grammatik» (russisch, Kasan
[* 23] 1815; deutsch von Zenker, Lpz. 1818);
Für
das Osmanische, besonders die Osmanische Schriftsprache, seien von den vielen, dem praktischen Bedürfnisse abhelfenden Lehrbüchern
genannt: das treffliche Buch von Viguier, «Eléments de la langue turque» (Konstant.
1790);
Große Wörterbücher
sind: Zenker, «Dictionnaire turc-arabe-persan» (mit franz.
und deutschen Bedeutungen, durchgängig von Fleischer revidiert, 2 Bde., Lpz.
1863–76);
Barbier de Meynard, «Dictionnaireturc-français»
(2 Bde., Par. 1885–90);
mehr zum Handgebrauch dienen das jetzt etwas veraltete, aber immer noch brauchbare: «Dictionnaireabrégé turc-français» von Hindoglu (Wien 1838) und das «Turkish-English Dictionary» von Redhouse (Lond.
1856; 2. Ausg., von Ch. Wells, ebd. 1880);
ebenso ein englisch-türkisches, wie von Hindoglu auch ein französisch-türkisches
vorliegt.
hg. durch die OrientalischeAkademie in Wien (Wien 1865). Sprachvergleichend behandelt sind
die meisten türk. Stämme von Vámbéry, «Etymolog. Wörterbuch
der turko-tatar.
Sprachen» (Lpz. 1878); über die angenommene Verwandtschaft der Turksprachen mit dem
Sumerischen handelte eingehend F. Hommel in «Zeitschrift für Keilschriftforschung», Bd. 1 (ebd.
1884) und im «Journal oft he Royal AsiaticSociety» (Jahrg. 1886).
Die Osmanische Litteratur, an Ausdehnung unendlich, an Wert aber gering, weil sie sich entweder an arab. und pers.
Vorbilder eng anlehnt (d. h. übersetzt), oder dieselben meist geschmacklos nachahmt, beginnt
nach der Festsetzung der Türken in dem von ihnen eroberten Teil Europas, und als ihre beste Periode darf
die Regierung Suleimans II. und die Zeit unmittelbar nachher gelten (15. und 16. Jahrh.). zu den ältesten
rein türk. und darum auch interessantesten Sachen gehören das «Bâznameh»
oder «Falkenbuch» aus dem 14. Jahrh. (von
J. von Hammer
[* 25] mit zwei andern griech. Traktaten über diesen Gegenstand u. d. T. «Falknerklee»
herausgegeben und übersetzt, Pest 1840) und der von Ethé übersetzte (ursprünglich osttürk.) Volksroman «Die
Fahrten des Sajjid-Batthál» (Lpz. 1871) aus dem 14. bis 15. Jahrh.
Dies letztere und die «Latâïf-i-Chodscha Nasr-ed-din» (deutsch von Camerloher,
«Meister Nasr ed-din's Schwänke», Triest
[* 26] 1857),
in freier poet. Bearbeitung von Murad-Efendi (F. von Werner):
«Nasr ed-din Chodja, ein osman. Eulenspiegel» Oldenb.
1877),
sind zugleich das Wichtigste aus dem im Türkischen zahlreich vertretenen Gebiet der Erzählungs- und Märchenlitteratur,
denn die gewöhnlich an erster Stelle genannten «Tuti-Nameh» oder das Papageienbuch (Bulak 1837: deutsch
von G. Rosen, 2 Bde., Lpz. 1858) und
«HumajunNameh» oder das türk. «Kalilah
und Dimnah» (Bulak 1838) von Ali Wasi (gest. 1543) sind nur Übersetzungen aus dem Persischen, wie das bei uns am meisten traktierte
«KyrkWesir» (Geschichte der 40 Veziere», türkisch, hg. von Belleteste, Par. 1812; deutsch von Behrnauer,
Lpz. 1851) erst aus dem Arabischen von Scheikh-Sade ins Türkische übertragen wurde. Viel mehr Originalität zeigen die osttürk.
Dichter, aus welchen Vámbéry schon 1867 in seinen «Čagataischen Sprachstudien» (mit Übersetzung und Glossar, Lpz. 1867)
zahlreiche Proben mitgeteilt hat; vgl. auch VámbérysAusgabe des özbegischen Heldengedichts der Scheibaniade (Budap. 1885).
Von den westtürk. Dichtern, welche alle die Perser (und zwar die Lyriker meist die spätern Mystiker, die Epiker die romantische
Epik) nachahmten, gehören zu den ältesten Aschik, gest. 1332 (sein sog.
«Diwân», ein größeres mystisches Gedicht, Konstant. 1848),
Achmadi, gest. 1412, von dessen «Iskander-Nameh»
in Jolowiez' «Polyglotte der orient. Poesie» (2. Aufl., Lpz. 1856) eine Probe steht, und der sufiscbe Dichter
Nasimi (1417 wegen Freibeuterei hingerichtet). Der fruchtbarste Poet der Türken war wohl Lâmii, gest. 1531, der in vier größern
Epen den Perser Nisâmi nachahmte; als uns am meisten zusagend darf der zart und sinnig dichtende Fazli (gest.
1563) bezeichnet werden, dessen romantisch-allegorische Dichtung«GüluBülbül» («Rose und Nachtigall»)
J. von Hammer herausgegeben und übersetzt hat (Pest 1834); und als der größte Lyriker gilt Baki (1526–1600, sein Diwan
türkisch, Konstant. 1859; deutsch von J. von Hammer, Wien 1825). Von neuern Dichtern sind nur der Vollständigkeit halber
zu nennen der Sufi Ghâlib (1757–1814), der der größte von ihnen heißt (sein DiwanBulak 1836), der
«Dichterfürst»
¶