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hervorgerufen. (S. auch Pflanzenbewegung, Spannungserscheinungen der Pflanzen und Zelle.) [* 2]
In der Medizin bezeichnet man mit Turgor den natürlichen, straffen Zustand der Gewebe [* 3] des lebenden Körpers.
hervorgerufen. (S. auch Pflanzenbewegung, Spannungserscheinungen der Pflanzen und Zelle.) [* 2]
In der Medizin bezeichnet man mit Turgor den natürlichen, straffen Zustand der Gewebe [* 3] des lebenden Körpers.
(spr. türgoh), Anne Robert Jacques, Baron de l'Aulne, franz. Generalkontrolleur der Finanzen, geb. zu Paris, [* 4] studierte Theologie, gab aber 1751 den geistlichen Beruf auf und wendete sich den Rechtsstudien zu. Schon 1752 wurde er Parlamentsrat, dann Requêtenmeister. In dieser Stellung gab er sich besonders nationalökonomischen Studien hin und trat dem Physiokratismus (s. d.) nahe. Im Aug. 1701 erhielt er das Amt des Intendanten von Limoges. Er betrieb als solcher die Entlastung, Hebung [* 5] und Bildung des gemeinen Mannes, löste die Wegebaufronen aus Staatsmitteln ab, regulierte die willkürlich verteilten Abgaben, gründete Wohlfahrtsanstalten, ließ Wege und Kanäle bauen und belebte vor allem den Ackerbau.
Seine Versuche, den Getreidehandel von den zahllosen Hindernissen zu befreien, scheiterten an dem Neide der Kollegen, der Widerspenstigkeit des Adels und selbst der Beschränktheit der Bauern. Nachdem Ludwig XVI. 1774 den Thron [* 6] bestiegen hatte, erhielt Turgot im Juli das Marinedepartement und im August die Verwaltung der Finanzen. Turgot faßte eine durchgreifende Reform der gesamten, unhaltbar gewordenen franz. Verhältnisse (s. Frankreich, Geschichte) ins Auge. [* 7] Er ging an die Befreiung des Getreideverkehrs (Sept. 1774) und bereitete die Aufhebung der Fronen vor; eine Steigerung des Brotpreises führte 1775 zu unverständigem Aufruhr (guerre des farines).
T.s Toleranz erregte den Einspruch der kath. Geistlichkeit, sein Staatsgedanke den des Parlaments, seine Heeresreform durch Graf Saint-Germain den der hohen Kreise. [* 8] Ende 1775 schritt er zur Beseitigung der hemmenden Lasten in Land (allgemeine Fronen) und Stadt (Zunftzwang) und faßte eine allgemeine Steuer- und Justizreform ins Auge. Das Parlament wurde März 1776 von dem König zur Eintragung der Edikte gezwungen. T.s Plan ging auf eine Ergänzung der königl. Allgewalt durch örtliche, auf den Grundbesitz begründete Versammlungen, die die Steuern verteilen, lokale Arbeiten besorgen und alle lokalen Bedürfnisse vertreten sollten; diese örtlichen «municipalités» sollten durch Abordnung allgemeinere (provinzielle) und eine große Gesamtversammlung (municipalité générale) bilden, der Turgot auch nur verwaltende, beratende und bittende Befugnis zugestand.
Gegen T.s Reform erhob sich der hartnäckigste Widerstand der Privilegierten. Sie durchzuführen war der ängstliche, von seiner Gemahlin zu Ungunsten T.s beeinflußte Ludwig, trotz der freimütigen Mahnungen T.s, nicht der Mann. Dem allgemeinen Sturme wich erst T.s Gehilfe Malesherbes (s. d.), Mai 1770 Turgot selbst. Er lebte seitdem seinen Studien. In seinen letzten Jahren schrieb er die Abhandlung «Des vreis principes de l'imposition». Er starb Seine «Œvres complètes» (Reden, Aufsätze, Denkschriften, Verfügungen, Akten) gab Dupont de Nemours (9 Bde., Par. 1808-11), seine Korrespondenz mit Condorcet gab Henry (ebd. 1882) heraus. Eine neue Ausgabe seiner Werke von Daire (2 Bde., Par. 1843) ist durch noch ungedruckte Schriften vermehrt. -
Vgl. Dupont, Mémoires sur la vie et les ouvrages de Turgot (2 Bde., Philad. 1782);
Tissot, Turgot, sa vie, son administration ect. (Par. 1862);
Foncin, Essai sur la ministère de Turgot (ebd. 1877);
Jobez, Turgot (ebd. 1877);
Neymarck, et ses doctrines (2 Bde., ebd. 1885);
Say, Turgot (ebd. 1888; 2. Aufl. 1892);
Gomel, Les causes financières de la revolution française; les ministères et Necker, Bd. 1 (ebd. 1892): Feilbogen, Smith und Turgot (Wien [* 9] 1892).
Ulrich von, mittelhochdeutscher Dichter, in Augsburg [* 10] von 1236 bis 1246 nachgewiesen, setzte mit Vorliebe unvollendete Werke älterer Dichter fort: den «Clies» von Konrad Fleck (vgl. Zeitschrift für deutsches Altertum, Bd. 32),
den «Tristan» Gottfrieds von Straßburg [* 11] (hg. von Maßmann hinter Gottfrieds Epos, Lpz. 1843) und vor allem den «Willehalm» Wolframs von Eschenbach (zwischen 1242 und 1250) in dem mehr als 30000 Verse langen, unsäglich breiten, aber sprichwörterreichen «Starken Rennewart» (Inhaltsangabe von Kohl in der «Zeitschrift für deutsche Philologie», Bd. 18).
Turialba,
Vulkan in der centralamerik.
Republik Costa-Rica, nordöstlich von Cartago, 3358 m hoch und mit drei Kratern versehen, von denen der nordöstliche der älteste ist.
Der mittlere zeigt Fumarolenthätigkeit, der südwestliche ist noch thätig.
1) Provinz im Königreich Italien [* 14] (s. Karte: Ober- und Mittelitalien, beim Artikel Italien), in der Landschaft Piemont, grenzt im N. an die Schweiz [* 15] (Kanton [* 16] Wallis), im O. an die Provinzen Novara und Alessandria, im S. an Cuneo und im W. an Frankreich (Depart. Haute-Savoie, Savoie, Isère, Hautes-Alpes), hat 10 535 (nach Strelbitskij 10 452) qkm mit (1881) 1 029 214, nach einer Berechnung 1 116 097 E., d. i. 106 E. auf 1 qkm, und zerfällt in die 5 Kreise Aosta, Ivrea, Pinerolo, Susa und Turin mit zusammen 443 Gemeinden.
Das Land ist im nördl. und westl. Teile gebirgig und wird von den Penninischen, Grajischen und Cottischen Alpen [* 17] erfüllt, deren Ausläufer nach der Po-Ebene abfallen und von Flußthälern durchzogen werden. Die Flüsse [* 18] Pellice mit Chisone, Chisola, Sangone, Dora Riparia, Stura, Orco, Dora Baltea fließen sämtlich links zum Po, der von der Hauptstadt an schiffbar wird. Der östl. Teil des Landes (Po-Ebene) ist sehr fruchtbar und wohl angebaut (Weizen, Mais, Flachs, Hanf, Kastanien, Wein). Bedeutend ist auch die Viehzucht [* 19] und die Seidenzucht. Der Bergbau [* 20] liefert Eisen, [* 21] Blei, [* 22] Kupfer, [* 23] Silber, Kobalt und Marmor sowie Salz; [* 24] die Industrie erstreckt sich auf Seidenspinnerei, -Zwirnerei und -Weberei, Woll- und Baumwollweberei, Gerberei, Fabrikation von Papier, Seife, Kerzen, chem. und metallurgischen Produkten, Thon- und Glaswaren. Die Eisenbahnen und Straßenbahnen der Provinz gehen von der Hauptstadt aus. - 2) Hauptstadt der Provinz Turin, im Mittelalter des Fürstentums Piemont, bis 1860 Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Sardinien, [* 25] 1860-65 des Königreichs Italien, eine der prächtigsten Städte Italiens, [* 26] liegt in einer sehr fruchtbaren Thalebene an dem schiffbaren Po, der hier die Dora Riparia aufnimmt, und hat (1881) 230 183, als Gemeinde 249 827, nach einer Berechnung 348 124 E., in Garnison das 13. (außer 1 Ba-
[* 1] ^[Abb.] ¶
taillon), 71. und 72. Infanterieregiment, je 2 Bataillone Bersaglieri und Alpentruppen, das 20. Kavallerieregiment «Roma» [* 28] (außer 2 Eskadrons), 2 Batterien des 17. Feldartillerieregiments, 6 Batterien Gebirgsartillerie, die 6. und 7. Brigade der Festungsartillerie, 2 Traincompagnien, 6 Compagnien Eisenbahntruppen, 7 Compagnien Mineure und 1 Compagnie Artilleriearbeiter, (hierzu ein Stadtplan nebst Straßenverzeichnis.)
Brücken [* 29] und Straßen. Über den Po führen eine schöne Steinbrücke aus der Zeit der franz. Herrschaft, eine Kettenbrücke und zwei neue steinerne Brücken, nach der Königin Margherita und der Prinzessin Isabella benannt, über die Dora sieben Brücken, darunter die 1830 von Mosca erbaute, aus einem gewaltigen Bogen [* 30] bestehende Brücke [* 31] und zwei Eisenbahnbrücken. Mit Ausnahme von Altturin durchschneiden sich die reinlichen, teilweise von Arkaden eingefaßten Straßen rechtwinklig. Die Häuser sind meist vier bis fünf Stockwerke hoch und aus Backsteinen aufgeführt. Die schönsten und belebtesten Straßen sind die Via Garibaldi, Via dell' Accademia delle Scienze, Via Cernaja, Via Roma und besonders die Via di Po, welche zur Pobrücke führt und an beiden Seiten Bogengänge (portici) mit Kaufläden hat; sie bildet im Winter den Corso von Turin.
Plätze und Denkmäler. Die Piazza San Carlo, ein regelmäßiges, von Palästen umgebenes Viereck [* 32] mit dem ehernen Reiterstandbild (1838) des Herzogs Emanuel Philibert, dem Meisterwerke Marocchettis, die Piazza Castello (Schloßplatz), ganz mit Bogengängen umgeben;
die Piazza Vittorio Emanuele, Ausgangspunkt der Via di Po, einer der größten Plätze Europas, mit Aussicht auf die Hügel jenseit des Po, jenseit der Brücke die Marmorstatue Victor Emanuels I. von Gaggini;
Piazza Carlo Felice mit Anlagen und dem Erzstandbild (1873) des Massimo d'Azeglio von Balzico, Piazza Carlo Alberto mit dem Reiterstandbild des Königs Karl Albert, nach Marocchettis Modell;
der neue Verfassungsplatz (Piazza dello Statuto) mit prachtvollen Palästen, einem kolossalen Denkmal zur Erinnerung an den Durchstich des Mont-Cenis-Tunnels;
die neue Piazza Solferino [* 33] mit der Reiterstatue des Herzogs Ferdinand von Genua, [* 34] in Bronze [* 35] von Balzico;
Piazza Carlo Emanuele II. mit dem großartigen Marmordenkmal Cavours von Dupré (14 m hoch, 1873; s. Tafel: Italienische Kunst V, [* 27] Fig. 6);
Piazza Pietro Micca mit der Bronzestatue des Mineurs Micca, der 1706 beim Eindringen der Franzosen die Citadelle sprengte und sich opferte;
Piazza Carignano mit dem Marmorstandbild des Patrioten und Philosophen Vincenzo Gioberti (1859), von Albertoni;
Piazza Savoia mit einem Obelisk zum Gedächtnis an die Abschaffung der geistlichen Gerichtsbarkeit (foro ecclesiastico) unter dem Justizminister Siccardi (1850);
Piazza del Palazzo di Città (Rathausplatz) mit dem bronzenen Denkmal Amadeus' VI. und den marmornen Standbildern der Prinzen Eugen und Ferdinand (1858) am Stadthaus;
die Piazza Lagrange mit dem marmornen Standbild des hier geborenen Mathematikers Lagrange;
Piazza Emanuele Filiberto;
Piazza Vittorio Emanuele II. mit dem unvollendeten Denkmal des Königs;
ferner das Reiterstandbild des Herzogs Victor Amadeus I. in der Schloßhalle, die Statue aus Erz, das Pferd [* 36] aus Marmor, die Mariensäule, 1835 wegen Aufhörens der Cholera errichtet;
die Denkmäler des Generals Alexander La Marmora von Cassano, des Diktators von Venedig [* 37] Daniele Manin, Garibaldi (1887), des Ministers und Historikers Cesare Balbo von Vela, des piemont.
Generals Bava von Albertoni, des Generals Pepe, des tapfern Verteidigers von Venedig (1849), von Butti und die Büste des sardin. Staatsmannes Pes de Villamarina.
Unter den öffentlichen Gärten steht der neue öffentliche Garten [* 38] (Giardino pubblico) mit dem Botanischen Garten und dem königl. Schloß Il Valentino, einem viertürmigen Bau im franz. Stil, 1650 begonnen, aber unvollendet, jetzt Sitz der Ingenieurschule, obenan; im südl. Teil des Gartens eine Nachbildung einer Burg aus dem 15. Jahrh. nebst zugehörigem Dorf, welche für die Ausstellung von 1884 hergestellt waren. Der Garten der Citadelle (Giardino della Citadella) mit den Standbildern des Dichters und Redners Brosserio (1871) und des Rechtsgelehrten J. B. Cassinis (1873), der Schloßgarten (Giardino Reale) mit dem Zoologischen Garten und der alte Waffenplatz (Piazza d'armi), jetzt ganz mit Villen und prächtigen Gebäuden besetzt, ein viel besuchter Sommercorso, durchschnitten von der Allee des Corso Vittorio Emanuele II., der mit seinen Verlängerungen eine der großartigsten Straßen der Welt bildet, mit prächtiger Ansicht der Hügel im Hintergrunde.
Kirchen. Die Kirchen sind zum Teil prächtig; obenan steht die Domkirche oder Kathedrale San Giovanni Battista, an der Stelle dreier alter Kirchen 1492-98 von dem Florentiner [* 39] Meo del Caprino im Renaissancestil aufgeführt, mit Marmorfaçade, drei Schiffen, achteckiger.Kuppel und der Kapelle del Santissimo Sudario, im 17. Jahrh. von dem Theatinermönch Guarini erbaut, Gruftkapelle des Hauses Savoyen. Eine sargartige Urne [* 40] über dem Altar [* 41] bewahrt in silbernem Behältnis das Sudario, das Linnentuch, in welchem der Körper des Heilands eingehüllt gewesen sein soll.
Die Kirche Corpus Domini ist 1607 von Vitozzi erbaut an Stelle einer 1543 errichteten und nach dem Wunder einer Hostie (1521) benannten Kapelle; daran stößt die 1610 erbaute Kirche Santo [* 42] Spirito, in der J. J. Rousseau 1728 zum Katholicismus übertrat. In La Consolata, 1679 von Guarini im Barrockstil erbaut und 1714 von Juvara ausgeschmückt, eine Kapelle mit den Marmorstatuen der Königinnen Maria Therese und Marie Adelaide [* 43] von Vela (1861) und ein hoch verehrtes Madonnenbild. Neuere Kirchen sind die Kuppelkirche San Massimo, 1845-54 erbaut, mit Fresken und Standbildern von Albertoni, die des San Secondo, 1882 vollendet im lombard. Stil, die des San Gioachimo im Stil der altchristl. Basiliken, und die des San Giovanni Evangelista, von Stella im lombard. Stil gebaut. Am wurde hier die Waldenserkirche, die erste evang. Kirche der Stadt, eingeweiht, 1884 eine schöne Synagoge eröffnet.
Weltliche Bauten. Das einzige mittelalterliche Gebäude der Stadt ist das alte schwerfällige Kastell Palazzo Madama auf der Piazza Castello, gegen Ende des 13. Jahrh. von Wilh. von Montserrat erbaut und von der Mutter des Königs Victor Amadeus II. Maria benannt, die es als Witwe bewohnte und 1718 nach Juvaras Entwurf die prächtige Doppeltreppe und die Marmorsäulenfaçade an der Westseite aufführen ließ. Der Palast war bis 1865 Sitz des ital. Senats und der Polizei, jetzt birgt er verschiedene Institute, darunter die königl. Sternwarte. [* 44] Das königl. Schloß (Palazzo reale), 1660 begonnen, ein einfacher Backsteinbau, aber ¶