Kirgisen in 68 400 Kibitken.
Ackerbau wird fast nur im Norden
[* 2] und Nordwesten betrieben. Haupterwerb ist Viehzucht;
[* 3] 1892 gab
es 210 500 Kamele,
[* 4] 989 827
Pferde,
[* 5] 631 200 Rinder,
[* 6] 2,3 Mill. Schafe;
[* 7] ferner Fuhrwesen in
Beförderung von Waren zwischen
Centralasien
und Orsk und Troizk. Mineralschätze sind vorhanden, doch wird zur Zeit nur Solesalz auf einigen Seen
gewonnen (jährlich 1½ Mill. Pud). Der Handelsumsatz beträgt 1,7 Mill. Rubel. 1890 gab es nur 15 Schulen mit 505
Schülern
und 75 Schülerinnen; ferner nur 4 (Militär-)Lazarette, eine einzige freie
Apotheke (in Kustanaj) und 7
Kirchen. Das Gebiet, 1868 errichtet,
besteht aus vierKreisen: Ilezk (Sitz der
Verwaltung in Ak-tjube), Irgis,
Nikolajewsk (Sitz der
Verwaltung
in Kustanaj am
Tobol) und Turgaj. Der Sitz des Gouverneurs ist in Orenburg. - 2)
Kreis
[* 8] im südöstl.
Teil des Gebietes Turgaj, hat 169 798,2
qkm (darunter 4198 qkm Seen), 70 210 E., darunter nur 715 seßhafte; Vieh-, besonders Schafzucht. - 3)
Kreisstadt im
Kreis Turgaj, rechts am
Fluß Turgaj und an der Karawanenstraße von
Taschkent nach Orsk und Troizk, hat 478 E., Post
und eine Holzkirche. Es wurde 1845 als Befestigung gegen die Kirgisen gegründet.
Alex. Iwanowitsch, russ. Geschichtsforscher, geb. 1785, gest. 29. (17.)
Dez. 1845 inMoskau,
[* 9] machte sich durch seine Forschungen um die Geschichte,
Diplomatik, alte
Statistik und
altes
RechtRußlands verdient. Die von ihm auf
Reisen gesammelten
Urkunden wurden herausgegeben als «Historica
Russiae monumenta»
(2 Bde., Petersb. 1841-42;
Nachtrag, ebd. 1848).
Sein
Bruder Nikolaj Iwanowitsch Turgenjew, geb. 1790, studierte in Göttingen,
[* 10] trat dann
in den russ.
Staatsdienst und ward 1813 dem
Freiherrn vom
Stein, welcher mit der provisorischen
Verwaltung
der
Frankreich abgenommenen deutschen
Länder beauftragt war, als russ.
Kommissar beigegeben. Nach seiner Rückkehr nach
Rußland
stieg er zum Wirkl.
Staatsrat und Beigeordneten des
Staatssekretärs für innere und landwirtschaftliche Angelegenheiten. Um
die Frage der Bauernbefreiung fördern zu helfen, trat er 1819 in den von dem Fürsten Sergij Trubezkoj
und
Murawjew-Apostol gegründeten
«Bund des öffentlichen Wohls»; hierdurch in die Verschwörung der
Dekabristen (s. d.) 1825 verwickelt,
wurde er, da er auf
Reisen war, in contumaciam zum
Tode verurteilt. Er lebte seitdem in
Paris,
[* 11] wo er starb.
Turgenjew schrieb «La Russie et les
Russes» (3 Bde., Par. 1847;
deutsch
Grimma
[* 12] 1847) und polit.
Broschüren. -
Iwan Sergejewitsch, russ. Novellist, geb. 9. Nov. in
Orel, erhielt seinen ersten Unterricht auf dem väterlichen Gut, dann in einer
Moskauer Pension und kam 1834 auf
die
Moskauer, 1835 auf die
PetersburgerUniversität. Dort schrieb er sein Erstlingswerk, das
Drama «Stenio», eine Nachahmung
des Byronschen
«Manfred», das aber von seinem Litteraturprofessor Pletnew unbarmherzig kritisiert wurde. Dagegen ließ Pletnew
zwei Gedichte T.s im «Zeitgenossen» erscheinen. 1838 ging
er auf zwei Jahre nach
Berlin
[* 13] und hörte dort philos., philol. und histor. Vorlesungen. 1841 kehrte er über
Moskau, wo er
mit den
Spitzen des Slawophilentums zusammen kam, ohne aber mit dieser
Richtung zu sympathisieren, nach
Petersburg
[* 14] zurück.
Er trat in die Kanzlei des Ministeriums des
Innern, gab aber den
Staatsdienst nach einem Jahr auf. Aus
dieser Zeit stammte seine Bekanntschaft mit
Bjelinskij, der ein Gedicht T.s «Parascha», das 1843 im Druck erschien,
wohlwollend beurteilte. 1846 erschien im Novemberheft des «Zeitgenossen»
eine
Skizze T.s «Chorj und Kalinytsch» mit dem vom Redacteur Panajew herstammenden
Beisatz «Aus den Aufzeichnungen eines
Jägers». Der große Erfolg ermutigte Turgenjew zu ähnlichen
Arbeiten dieser
Art, die später u. d. T. «Aufzeichnungen
(Tagebuch) eines
Jägers» gesammelt wurden und mit noch einigen kleinern Erzählungen
(«Andrej Kolosow», «Drei Porträte»,
[* 15] «Der Raufbold», «Pjetuschkow»,
«Der Hamlet des Schtschigrowschen Kreises») 1844-50 erschienen und Turgenjew berühmt
machten. In diese Zeit fallen ferner zwei Schauspiele «Der
Parasit» und «Der Hagestolz». 1848 bestimmten ihn die ihm unerträglichen
russ. Verhältnisse ins
Ausland zu geben. 1852 erhielt er wegen eines von der
Moskauer Censur durchgelassenen
Aufsatzes auf
den
TodGogols einen
Monat Haft und wurde auf 2 Jahre auf sein Gut verbannt.
Dieser Aufenthalt, durch den er andere Verhältnisse und
Menschen kennen lernte, erwies sich für seine
dichterische
Entwicklung als sehr günstig.
In den fünfziger bis Anfang sechziger Jahren erschienen die
Romane «Rudin» (1855),
«Väter und
Söhne» (1862), von denen besonders der letzte eine
Flut der widersprechendsten
Beurteilungen hervorrief. Turgenjew zog 1863 nach
Baden-Baden,
[* 16] 1870 nach
Paris und starb 3. Sept. in
Bougival
bei
Paris. Seine
Leiche, nach
Petersburg überführt, wurde auf dem Wolkower Kirchhof zwischen Vjelinskij und Dobroljubow bestattet.
Im
Auslande entstanden, außer einer Reihe Novellen, die
Romane «Dunst» (1867),
«Frühlingsfluten» (1872),
«Neuland» (1877),
und in seinen letzten Lebensjahren die Novellen «Der Triumphgesang
der Liebe» (1881) und
«Klara Militsch» (1883),
sowie die «Gedichte in Prosa». Seine «Sämtlichen
Werke» erschienen in 10
Bänden (Petersb. 1891). Von seinen
Briefen erschien
die erste Sammlung Petersb. 1884 (deutsch von H.
Ruhe, Lpz. 1886). In deutscher
Übersetzung erschienen die «Ausgewählten Werke T.s»
(12 Bde., Mitau
[* 17] und Hamb. 1869-84),
ein derbes, dichtes, rötlichbraunes Mineral von flachmuscheligem
Bruch, der Härte 5 und dem spec.
Gewicht
3,54 bis 3,74, das die chem. Zusammensetzung Fe4O5(OH)2 oder 2 Fe2O3 + 2 H2O
mit 94,7 Proz.
Eisenoxyd und 5,3 Wasser, besitzt. Es findet sich bei
Bogoslowsk am
Ural und bei Salisbury am
Connecticut.
(lat.) oder
Turgescenz, das Aufgeschwollensein, Strotzen.
In der
Botanik heißt Turgor der erhöhte hydrostatische
Druck, der infolge diosmotischer Vorgänge bei reichlicher Wasserzufuhr im Innern der lebenden Zellen entsteht und eine
Spannung
der den Protoplasmaschlauch umgebenden Zellmembran zur Folge hat.
Durch
Veränderungen in der Höhe des Turgor, der oft
einen Druck von 10
Atmosphären und darüber erreicht, werden zahlreiche Bewegungserscheinungen in den
Pflanzen¶