im
August zwei
Kolonnen nach
Süden vor, deren eine sich nach Hammam el-Lif zurückziehen und auch diesen Platz 7. Okt. räumen
mußte. Auch die zweite
Kolonne, die 26. Aug. nach dem Melianathal aufgebrochen war, geriet in eine üble
Lage, doch gelang es,
ihr noch rechtzeitig Hilfe zu bringen. Der Rest der tunes.
Armee wurde von den
Arabern bei Testur 25. Sept. geschlagen
und 28. nach Medsches getrieben; mit Hilfe franz.
Truppen gelang es indessen, den Feind zurückzudrängen und 6. Okt. bei Testur
zu schlagen.
Endlich gelang es den
Franzosen, die Aufständischen im Uled-Ayargebirge einzuschließen, worauf deren Unterwerfung Ende Dezember
erfolgte. Inzwischen hatten im Melianathal 25. und 26. Sept. und vor dem Krarubapaß 11. Okt. ernste
Gefechte
stattgefunden, und 11. Sept. war auch
Susa von den
Franzosen besetzt worden. Am 28. Okt. bemächtige sich
General Saussier, der über 45000 Mann
verfügte, der Stadt Kairuan, des religiösen Mittelpunktes der Beduinenstämme. Damit war der
Aufstand
gebrochen; mobile
Kolonnen durchzogen das
Land und unterwarfen
die Bevölkerung.
Nachdem Ende 1886 wenigstens an der
Küste die Grenze zwischen Tunis
[* 2] und
Tripolis genau bestimmt worden war, begann die civilisatorische
Arbeit der
Franzosen in Tunis, die seitdem große Erfolge gezeitigt hat. Seit 1885 hat der Major Landas im
Auftrage des franz. Kriegsministeriums die Bohrung artesischer
Brunnen
[* 3] und die Schaffung von
Oasen im südlichen in
Angriff genommen
und im Gebiete von Gabes damit bereits gute Ergebnisse erzielt.
Große Anpflanzungen von
Datteln,
Oliven und Wäldern lohnen
reichlich.
Durch den
Bau zahlreicher Eisenbahnen und Häfen, durch Errichtung von Agrikulturschulen wird das Land
von Jahr zu Jahr gehoben. In
Biserta
[* 4] (s. d.) wurde ein großer Kriegshafen angelegt, durch den
Frankreich eine beherrschende
Stellung zwischen der östl. und der westl. Hälfte des Mittelmeers
[* 5] gewonnen hat. Nachdem 1897 durch
Abkommen auch der letzte Handelsvertrag zwischen Tunis und fremden
Staaten aufgehoben wurde,
ist auch die Handelsgesetzgebung ganz in
Händen der
Franzosen.
[* 2] Hauptstadt der Regentschaft Tunis, liegt 45 km vom
Meere, im Hintergrunde des
KleinenMeers, El-Bahira, das mit dem
Golf von Tunis durch einen
Kanal
[* 9] nach Goletta in
Verbindung steht, hat etwa 170000 E., darunter 50000 Europäer
und 40000 Israeliten. (S. den
Situationsplan auf der folgenden Seite.) Im Innern zeigt die Stadt ein Labyrinth von engen,
unsaubern Gassen, fünf große und viele kleine Moscheen, darunter die 1223 erbaute schöne Moschee des
Ölbaums, Dschama
el-Situn, mit den Gräbern der Landesherrscher.
Zahlreich sind auch die
Bazars, in denen reges Handelsleben herrscht. Der
Palast des Bei, die Kasbah, ist
im maur.
Stil erbaut. Der Sitz der Regierung ist im
Bardo, einer von
Türmen flankierten, starken
Burg, 4 km nordwestlich von
der Stadt, welche auch die polytechnische Schule, mit meist franz. Lehrern, und das Staatsgefängnis
enthält. Tunis ist eins der Centren morgenländ. Gelehrsamkeit. In der Oberstadt wohnen vorzugsweise
Türken. Die Quartiere der Europäer und
Juden liegen in der Unterstadt oder in den aus Villen bestehenden Vorstädten.
Ein neues franz. Viertel entsteht am neuen
Hafen. Dieser, amtlich
Tunis-Goletta genannt, ist seit 1893 in Gebrauch. Der Seekanal
ist 1750 m lang, 100 m breit, daran schließt sich der innere
Kanal von 8900 m Länge und 30 m Sohlenbreite.
Die Wassertiefe beträgt 6,5 m, soll aber durch Baggerarbeiten noch vergrößert werden. Das Hafenbecken von Tunis ist
ebenso tief, 400 m lang und 300 m breit. Die Einfahrt in denKanal wird bei Goletta durch zwei etwas gekrümmte
Molen geschützt, deren
KöpfeLeuchtfeuer tragen.
Goletta hat ebenfalls ein kleines, aber flaches Hafenbecken sowie ein Trockendock, das 43 m lang, 6 m breit und 3,5 m tief
ist. Die Schiffe
[* 10] liegen im
Hafen mit
Ankern und mit
Tauen am
Lande; für Postdampfer sind drei Landungsbrücken
fertig. Ein Kohlenhafen soll noch erbaut werden. Es giebt bedeutende Fabriken von
Seiden- und Wollstoffen, Seidenshawls,
Stickereien,
gold- und silberdurchwirkter
Seide,
[* 11] seidenen Mänteln, Matten, Juwelierarbeiten. Die Stadt ist Sitz eines deutschen Generalkonsuls
und Ausgangspunkt mehrerer Bahnlinien und steht mit Europa
[* 12] und den Häfen
Algeriens in regelmäßiger Dampferverbindung.
Der Handel, früher durch
Bona und Goletta (s. d.) geschädigt, hebt sich jetzt rasch. Es liefen ein
in
Tunis-Goletta 1896: 1489 Schiffe mit 579 279
Registertons. Wichtige
Zeitungen sind: «Tunis Journal», «L'Afrique
française» und der offizielle «El-Râid-el-Tunisis». - Tunis ist
das
Tunes der Alten und soll fast gleichzeitig mit
Karthago
[* 13] (s. d.) gegründet sein, dessen Ruinen 15 km
nordöstlich von Tunis bei dem Landschlosse des Bei, El-Marsa, liegen. Südlich von Tunis trifft man auf die
Dörfer Saghuan und Dschugar mit großartigen Resten einer nach
Karthago führenden Wasserleitung,
[* 14] welche 178 km weit das
treffliche Wasser für die öffentlichen
Brunnen herleitet.
Hauptstadt des Departamento
Boyaca in Columbia,
[* 15] 110 km im NNO. von
Bogota, auf einer Hochebene am Westabhang
der Ostcordillere gelegen, schön gebaut, mit 5471 E.,
Kloster, Kollegium, Schulen;
Wollindustrie. Tunja war zur indian. Zeit
Sitz der polit.
eine aus den Provinzen Rheinland und Westfalen
[* 17] stammende, im ersten Viertel des 18. Jahrh. entstandene
Gemeinschaft prot. Christen, die die Taufe stets durch dreimaliges Untertauchen Erwachsener verrichten und Kindertaufe, Eid,
Kriegsdienst sowie Besoldung der Prediger verwerfen. Viele Tunkerfamilien wanderten zwischen 1719 und 1729 nach Amerika
[* 18] aus,
wo sie sich zuerst in Pennsylvanien niederließen und hier noch jetzt sowie in Maryland, Virginien, Ohio,
Indiana, Illinois und Iowa Gemeinden haben. Man schätzt die Zahl ihrer Kirchen auf 250, ihrer Geistlichen auf 200 und ihrer
Mitglieder auf 100000. In Lehre,
[* 19] Verfassung, Gottesdienst und Sitten stimmen sie am meisten mit den Mennoniten (s. Taufgesinnte)
überein. Ihr litterar. Organ ist seit 1851 der «Gospel Visitor»,
welcher monatlich in Dayton in Ohio erscheint. Die Siebentägner-Tunker sind mit den eigentlichen in Taufe und Abneigung gegen
Gewalt eins, huldigen aber der Mystik und dem Klosterleben. Ihr Stifter ist Konrad Beissel, der 1720 nach Amerika
auswanderte und namentlich zu Ephrata in Pennsylvanien wirkte. Jetzt giebt es nur noch einige Siebentägner zu Snowhill und
Antietam. -
Vgl. Goebel, Geschichte des christl. Lebens in der rheinisch-westfälischen evang.
Kirche (3 Bde., Kobl. 1819-60).