1051 von mongol. Äußern (s.
Tafel:
AsiatischeVölkertypen,
[* 1]
Fig. 6, beim
ArtikelAsien),
[* 2] anstellig, sehr gewandt und sogar
ritterlich, aber friedlicher Natur und wenig widerstandsfähig. Sie sind zum größern
Teil Jägervölker und Nomaden und
werden eingeteilt in ansässige,
Pferde-, Renntier- und Hundetungusen. Der Mehrzahl nach sind sie Schamanisten, nur ein
geringer
TeilChristen. Tungusischer Herkunft sind die Mandschu (s. d.). Weitere Tungusenstämme
sind: die Oltscha oder Orotschonen zwischen unterm
Amur und Stillem Ocean;
drei rechtsseitige Nebenflüsse des Jenissei in
Sibirien.
1) ObereTunguska, russ. VerchnajaTunguzka (s.
Angara).
2)
NiedereTunguska, russ. NižnajaTunguzka, bei den
TungusenKotu, bei den Ostjaken Bognal, bei den Jakuten Chatanga genannt, entspringt
auf dem Tungusischen Bergrücken im
Kreis
[* 4] Kirensk des russ. Gouvernements
Irkutsk, durchschneidet den südwestl.
Teil des Gebietes
Jakutsk, geht ins Gouvernement Jenisseisk über und mündet nach 2699 km oberhalb
Turuchansk, schiffbar auf 750 km. An den
Ufern finden sich Graphit, Jaspis,
Rauchtopase,
Amethyste, Kupfer- uüd Eisenerz.
3)
Mittlere oderSteinigeTunguska, russ. SrednajaTunguzka oder PodkammenajaTunguzka, entspringt
ebenfalls im Gouvernement
Irkutsk und mündet nach 1306 km, schiffbar auf 790 km. In ihrem Gebiet finden sich Goldwäschereien.
ein röm. Kleidungsstück für
Männer und Frauen. (S.
Tafel: Kostüme
[* 8] I,
[* 1]
Fig. 8.) Gewöhnlich trug man zwei.
Die eine, auch subucula genannt, war ein
Hemd ohne oder doch nur mit halblangen Ärmeln, auf dem bloßen Leibe getragen
und um die Hüfte gegürtet. Darüber wurde die äußere vorzugsweise so genannte Tunika gezogen, die, gleichfalls
ohne Ärmel, eng an den Körper schloß und gegürtet bis auf die Knie reichte. Erst in der spätern Kaiserzeit wurden lange
Ärmel gewöhnlich.
Bei Männern des senatorischen
Standes war die Tunika durch zwei von oben nach unten laufende eingewebte purpurne
breite
Streifen(latus clavus), bei denen des Ritterstandes durch zwei dergleichen schmale
Streifen(angustus clavus) geschmückt.
Die der männlichen ähnliche, innere Tunika der Frauen hatte ebenfalls
bis in spätere Zeit keine oder nur halblange Ärmel,
über sie legten die Frauen eine zweite an, die
Stola (s. d.). Die Ärmel deckten den Oberarm und waren
nicht zusammengenäht; den
Schlitz hielten nach der Außenseite hin Sicherheitsnadeln (fibulae) zusammen. Diese
obere Tunika wurde
unter der
Brust gegürtet und reichte mit der an ihren untern Saum genähten
Falbel bis über die halben Füße. Die Tunika war
das Kleid, das man zu Hause allein trug; beim Ausgehen warfen über sie die
Männer die
Toga
[* 9] (s. d.), die
Frauen die Palla
[* 10] (s. d.).
[* 11] oder
Tunesien, von den
ArabernIfrikija genannt, ehemals ein Vasallenstaat der osman.
Pforte in
Nordafrika, seit 1881 unter franz. Protektorat, wird im W. und
SW. von
Algerien, im N. und O. vom Mittelmeer, im
S. und SO.
von
Tripolis begrenzt und hat ein
Areal von 99600 qkm, wovon 47 Proz. fruchtbares Land, 10 Proz.
Hochlandsteppen und 43 Proz. Wüste sind. (S. Karte:
AlgerienundTunesien). In physik. und ethnogr.
Beziehung
gleicht es im allgemeinen dem übrigen westl. Nordafrika.
Der 651 km lange Küstensaum ist ziemlich einförmig, im
Osten vorherrschend flach, sandig und unfruchtbar, im Norden
[* 12] meist
durch hohe, aus dem
Meere steil aufsteigende Felsenmassen gebildet, hier wie dort mit zahlreichen
Buchten und
Vorgebirgen versehen,
unter denen der GolfvonTunis, von Hammamet und von Gabes, das
KapBlanco oder Ras el-Abiad, der nördlichste Punkt
Afrikas, und
das
KapBon oder Ras Addar die bemerkenswertesten sind. Der nördl.
Teil des
Landes hat mit Ausnahme des nördlich vom Medscherda
liegenden Berglandes der
Khrumir vorwiegend plateauartigen Charakter, der durch einige in nordöstl.
Richtung ziehende bis 2000 m hohe
Ausläufer des
Atlas
[* 13] unterbrochen wird. Der südl.
Teil gehört zur
SteppeBiledulgerid (s. d.)
und wird zum
Teil von einer unter dem Meeresspiegel liegenden Depression
[* 14] eingenommen, in derenSchott el-Dscherid viele neuere
Forscher den
LacusTritonis der Alten erkennen wollen. Die
Bäche und Flüßchen verlieren sich meist im
Sande oder erreichen nach kurzem Laufe das
Meer.
Kein einziger
Fluß ist schiffbar. Der bedeutendste ist der Medscherda (Bagradas
der Alten), der im Norden der Hauptstadt mündet und durch seine ausgedehnten Schlammabsätze in der Regenzeit das Land fruchtbar
macht.
Mineralquellen von höherer
Temperatur giebt es bei der Hauptstadt, zu Gurbos, Tozer und Ghassa. Bei dem
überaus günstigen
Klima,
[* 15] welches ein Minimum von +11° C. und ein Maximum von +36° C. aufweist, und dem meist vortrefflichen
Boden ist die
Vegetation kräftig und reichlich und im allgemeinen der von
Algerien (s. d.) ähnlich. Besonders fruchtbar ist
die nördlich von dem Medscherda gelegene Landschaft Frigeah und das Dscherid mit seinen 2 Mill. Dattelstämmen.
Sehr einträglich sind auch die großen Korkeichenwälder nördlich von Medscherda, wo noch dichter
Wald das
Gebirge bedeckt;
südlich von Medscherda nimmt der
Wald an
Ausdehnung
[* 16] sehr ab und verschwindet ganz; ungefähr 250000 ha sind mit
Wald und Gestrüpp bedeckt.
Die Bevölkerung wird zu 1500000 angegeben; sie ist vorwiegend arabisch, sonst aber in ihren Elementen
sehr gemischt, da auf die ältesten Einwohner, die
Gätuler und Numidier, Phönizier,
Römer,
[* 17]
Vandalen, Griechen und aus
Spanien
[* 18] vertriebene Mauren folgten. Man rechnet 45000
Juden, 350000 Katholiken, 400 griech. Katholiken und 250
Protestanten,
die übrigen sind Mohammedaner. Die Zahl der
Franzosen betrug (1896) 16207, sowie 10144 Militärpersonen. Die Hälfte des
Reichs ist unter
¶
mehr
stetig zunehmender Kultur der mediterranen Produkte, 300000 ha Landes sind schon im Besitz von Franzosen. Rindvieh ist in großer
Menge vorhanden. Auch zieht man Schafe
[* 20] mit trefflicher Wolle, andere mit Fettschwänzen, ausgezeichnete Pferde
[* 21] sowie Dromedare.
An Mineralien
[* 22] finden sich Seesalz, Salpeter, Blei- und Eisenerze und Quecksilber. Sehr ergiebig sind die
goldreichen Bleiminen von Dschebba im Korragebirge, 178 km westlich von der Stadt Tunis, und die im Dschebel-Resas, d. h. Bleiberg, 18 km
von Tunis und die Eisenminen bei Tabarka. 1892 bedeckten Weizen und Gerste
[* 23] fast 1 Mill. ha, das ist ein Sechstel der
bebauten Fläche, Weingärten (1894) 7788 ha, die 178863 hl lieferten.
Fischerei
[* 24] treiben namentlich Italiener, man fängt hauptsächlich Anchovis, Sardinen, Tintenfische und Schwämme.
[* 25] Bedeutend und
reichlich lohnend ist Ölkultur. Die Industrie ist nicht unbeträchtlich, besonders in der Nähe der Küste; desgleichen der Handel,
der sich besonders in den Städten Tunis-Goletta, Biserta,
[* 26] Sfaks und Susa konzentriert. Ausgeführt werden namentlich Weizen
(1896: für 9,7 Mill. Frs.), Gerste (3,0 Mill.), Olivenöl (4 Mill.), Vieh (3,2 Mill.), tierische Produkte (1,2 Mill.), Fische
[* 27] (1,5 Mill.), Halfa (1,5 Mill., meist nach England), Weine (1,6 Mill.), Schwämme (1 Mill.) und Gerberlohe (1,4 Mill. Frs.).
Eingeführt werden Baumwollwaren (4,4 Mill. Frs.), Weizen fehlt: ^[(] 1,9 Mill.), Mehl
[* 28] (6,9 Mill.), Zucker
[* 29] (2,4 Mill.), Bauholz (1,1 Mill.), Seidenwaren (1,1 Mill.) und Metallwaren (2,7 Mill. Frs.). Im ganzen betrug der Export 1895:
41,2, 1896: 34,5 Mill. Frs., der Import 44,1 und 46,4 Mill. Frs. In beiden geht Frankreich voran (58,6 und 55 Proz.). In die 16 Häfen
liefen 8389 Schiffe
[* 30] mit 1,81 Mill. Registertons ein, darunter 2145 Dampfer mit 1,67 Mill. Registertons.
Das Bahnnetz s. Französische Eisenbahnen. Telegraphen
[* 31] bestehen 4890 km Drähte; die Post hat 221 Bureaus. Die Flagge von s. auf
Tafel: Flaggen
[* 32] der Seestaaten, beim ArtikelFlaggen.
Die Regentschaft wird von einem Bei geführt, der seit dem Vertrag von Kasr el-Saïd vom unter
franz. Protektorat steht; der Vertrag ist durch die Konvention vom ergänzt worden. Regierender Bei ist Sidi Ali,
geb. 1817, erwählt Thatsächlich regiert der franz.
Ministerresident unter Aufsicht des Ministeriums in Paris.
[* 33] Von der tunes. Armee ist nur die dem Bei bewilligte
Ehrengarde (ein Bataillon, eine Schwadron und eine Batterie) übriggeblieben. Von franz. Truppen befinden sich in der Regentschaft 2 Infanterie-, 2 Kavallerieregimenter, 4 Batterien, 2 Bataillone
leichter afrik. Infanterie und je 1 Kompagnie Genie- und Traintruppen. Ein franz. Kreuzer und ein Torpedoboot liegen vor der
Hauptstadt.
Die alte Geschichte von Tunis fällt mit derjenigen Karthagos (s. d.) zusammen. Auf die Karthager folgten Römer, die der Provinz
den NamenAfrika
[* 34] gaben. Zur Zeit der Völkerwanderung eroberten es 429 die Vandalen, diese wurden 533 von den Byzantinern unter
Belisar besiegt, und endlich unterwarfen sich die Araber unter dem ChalifenOthman das ganze Land und erhoben
Kairuan 675 zu ihrer Hauptstadt. Als sich das Chalifenreich in Einzelstaaten auflöste, gehörte Tunis nacheinander
zu den Reichen der Aghlabiden, der Fâtimiden, der Almohaden und der Meriniden.
Ludwig der Heilige von Frankreich unternahm 1270 einen Kreuzzug nach Tunis, der jedoch mißlang, da der König
am Fieber starb. Glücklicher war
eine Expedition KaiserKarls Ⅴ. gegen Cheir-eddin (s. d.) 1535, die durch die Eroberung der
Hauptstadt, die Befreiung von 20000 Christensklaven und die Rückgabe der Stadt an den rechtmäßigen Herrscher gekrönt wurde.
Tunis wurde 1575 der Oberherrschaft der türk. Sultane unterworfen und von Beis regiert, bis sich Hammuda
(1782‒1814) von der Herrschaft der Osmanen befreite.
Seit der Besitznahme Algeriens durch die Franzosen 1830 erhielt Tunis größere polit. Wichtigkeit. Anfangs unterstützte Tunis Abd el-Kader
(s. d.) gegen Frankreich. Allein seitdem die osman. Pforte ihre Oberherrschaft wirksamer geltend zu machen versuchte, schloß
sich der Bei Sidi Achmed enger an Frankreich an und suchte mit Hilfe seines Ministers, des ital. Chevalier
Ruffo, Land und Hofstaat zu europäisieren. Doch verstand er sich 1854 im Orientkrieg (s. d.) gegen Rußland zu bedeutender Hilfsleistung
an die Pforte. 1858 gelangte der Reformator Sidi Mohammed auf den Thron,
[* 35] der dem Lande eine Verfassung gab.
Seine Neuerungen fanden nur bei Christen und Juden gute Aufnahme, während die Araber, Mauren und Kabylen
des Gebirges sich dagegen erklärten und sich empörten, als der Bei die Kopfsteuer um das Doppelte erhöhte. Am starb
Sidi Mohammed. Sein Nachfolger war Mohammed es-Sadok. Dieser sah sich genötigt, die Verfassung aufzuheben
und die Kopfsteuer herabzusetzen. Durch Ferman vom genehmigte der Sultan die Autonomie von Tunis und bewilligte der
Familie des Bei die erbliche Regierung nach dem Erstgeburtsrecht, erließ ihm auch den Tribut ganz.
Im März 1881 benutzte Frankreich einige seitens der tunes. Khrumir (s. d.) begangene Grenzverletzungen zu
einer militär. Expedition gegen Tunis, die zur Eroberung des ganzen Landes führte. Ein etwa 30000 Mann starkes Expeditionskorps
unter GeneralForgemol de Bostquenard überschritt ohne Kriegserklärung trotz der Proteste des Beis und der Pforte 24. bis 26. April die
Grenze und schloß die Khrumir in dem Dschebel Chaada (10 km östlich von Tabarka) mit Hilfe der Flotte
ein. Am 25. Mai suchten sie, noch 10000 Mann stark, die franz. Linien zu durchbrechen, wurden
aber abgewiesen und lösten sich nunmehr auf.
Inzwischen war 1. Mai vor Biserta ein franz. Geschwader erschienen und hatte eine Brigade unter General Bréard gelandet. Dieser
rückte 8. Mai gegen Tunis vor, erschien am 12. vor dem Bardo, der Residenz des Bei, und bewirkte die Unterzeichnung
des Vertrags von Kasr el-Saïd, durch den derBei denFranzosen alle Regierungsgewalt übertrug und auf das Recht verzichtete,
mit Vertretern fremder Mächte Verträge abzuschließen, wogegen seiner Familie die Nachfolge in der Herrschaft
garantiert ward. Durch Dekrete vom wurde das Verfahren bei Ausführung des Vertrags geregelt und alle Dienstzweige
in Tunesien den franz. Ministerialdepartements unterstellt. Am starb Mohammed
es-Sadok; ihm folgte sein 1817 geborener Bruder Sidi Ali.
Zur Sicherung des Vertrags blieben zwei franz. Brigaden in Tunis. Da erhob sich der ganze Süden von Tunesien,
entflammt durch die Nachrichten über Bu Amenas Erfolge in Algerien (s. d., Geschichte). Am 28. Juni wurden die Europäer in Sfaks
überfallen, worauf ein franz. Geschwader von 14 Schiffen vor Sfaks erschien und 16. Juli die Stadt mit Sturm nahm. Ein
Teil des Geschwaders bemächtigte sich 24. Juli der Stadt Gabes. General Logerot sendete
¶