Beschaffen-1046heit.Vielfach ist es gerade die niedere
Vegetation (von
Algen
[* 2] u.s.w.), die, des
Kohlenstoffs bedürftig, dem
Wasser die
Kohlensäure nimmt und dadurch das Kalkcarbonat zur Abscheidung bringt. Im übrigen verhält sich der Tuffstein ganz
wie Kalkstein. Sehr oft findet
man darin auch Schneckenhäuser,
Knochen
[* 3] und andere tierische Reste. Vieler
Kalktuff liefert wegen seiner porösen Beschaffenheit einen ganz vortrefflichen und dabei leicht bearbeitbaren
Baustein. Auch
den
Traß (s. d.) nennt man zuweilen (S. auch
Steinmasse.)
Schwammziegel, poröse Ziegel (s. d.), welche durch
Vermischen des
Lehms mit Lohabfällen (daher auch Lohsteine genannt), Sägespänen, Koksstaub hergestellt sind.
Sie dienen
zur Aufführung besonders leichter
Mauern.
ursprünglich (wie das grch. arētḗ und das lat.
virtus soviel wie Tauglichkeit oder Tüchtigkeit, wird aber jetzt fast ausschließlich auf die sittliche Tüchtigkeit bezogen.
Tugend überhaupt ist die sittlich gute Beschaffenheit des Willens, insbesondere sofern sie zur bleibenden Charaktereigenschaft
sich gefestigt hat. Tugend heißen die einzelnen Eigenschaften, die zur Sittlichkeit gehören.
Systeme der Tugend hat die Ethik seit
alter Zeit aufzustellen sich gemüht. Berühmt sind besonders die sog. vier Kardinaltugenden
der Alten (so bei
Plato): Weisheit, Tapferkeit, Besonnenheit, Gerechtigkeit.
Name des «sittlich-wissenschaftlichen»
Vereins, der im
Frühjahr 1808 zu Königsberg
[* 4] von mehrern patriotisch
gesinnten Männern gestiftet wurde und sich zum Zweck setzte: die durch das nationale Unglück verzweifelten Gemüter wieder
aufzurichten, physisches und nationales Elend zu lindern, für volkstümliche Jugenderziehung zu sorgen, die Wiederherstellung
des
Heers zu betreiben,
Patriotismus und Anhänglichkeit an das Königshaus allenthalben zu pflegen.
Diesen offenen Bestrebungen reihte sich die geheime
Absicht an, das franz. Joch abzuschütteln.
Bald gewann der
Verein auch
Ausbreitung in
Preußen,
[* 5]
Schlesien
[* 6] und
Pommern,
[* 7] weniger in
Brandenburg
[* 8] und
Berlin.
[* 9] Die Zahl der Mitglieder belief sich auf 3–400
Männer aus den verschiedensten
Ständen. Im ganzen stehen die thatsächlichen Leistungen des Tugendbund erheblich hinter dem zurück,
was man ihm, besonders von franz. Seite, zugeschrieben hat. Die
Männer, durch welche die
Erhebung von 1813 in erster Linie
vorbereitet wurde,
Stein, Scharnhorst, Gneisenau,
Hardenberg,
Fichte,
[* 10]
Niebuhr, haben dem Tugendbund niemals angehört.
Stein hat sogar die Gründung und die Satzungen des
Vereins mißbilligt.
Schon wurde der Tugendbund durch den König aufgelöst.
Nach den
Befreiungskriegen begann die Reaktionspartei in
Österreich
[* 11] und auch in
Preußen den in seinen volkstümlichen Ideen
noch fortwirkenden
Bund zu verdächtigen. Besonders war es der reaktionäre Schmalz (s. d.),
der als Denunziant auftrat und dadurch unter anderm die Gegenschriften des Professors Krug (ehemals Censor des
Vereins) hervorrief:
«Das Wesen und Wirken des Tugendbund» (Lpz.
1816) und
«Darstellung des unter dem
Namen des Tugendbund bekannten sittlich-wissenschaftlichen
Vereins» (Berl. 1816). –
Vgl. Voigt,
Geschichte des sogenannten Tugendbund (Berl. 1850);
(spr. tüil'rīen), ehemaliges Residenzschloß in
Paris,
[* 14] an einem Platze, wo sich früher Ziegelbrennereien
(tuileries) befanden. Von dem ältesten Schloß, welches
Katharina von Medici unter der Leitung von Philibert Delorme und
Jean Bullant erbauen ließ, ist Genaues nicht überliefert.
Heinrich IV. ließ es durch Du
Cerceau und Dupérac vergrößern,
namentlich den Pavillon de Flore ansetzen und diesen mit dem Louvre verbinden. Unter
Ludwig XIV. wurden die ältern
Teile erhöht,
die
Kuppel des Hauptpavillons (Pavillon de l'Horloge) umgestaltet und auf der Stadtseite der Eckpavillon Marsan hinzugefügt.
Die Tuilerien waren nur vorübergehend königl. Wohnung, bis
Ludwig XVI. sich durch die Oktoberereignisse in
Versailles
[* 15] 1789 genötigt sah, seine Residenz nach
Paris zu verlegen. Am wurden sie angegriffen, was die Flucht
der königl. Familie in die Nationalversammlung zur Folge hatte; 1793 schlug der
Konvent im nördl. Flügel seinen Sitz auf.
Dann bewohnte Napoleon als Erster Konsul und
Kaiser den im Innern umgestalteten
Palast. Unter der Restauration
waren die Tuilerien Hauptresidenz des Königs.
Nach der Julirevolution von 1830, wo das
Volk die Tuilerien wiederum stürmte, bewohnte sie
Ludwig Philipp bis zum Von 1852 bis 1870 waren
sie wieder kaiserl. Residenz.
BeimAufstand der Commune 1871 wurden die Tuilerien 24. Mai in
Brand gesteckt; die
Trümmer wurden 1883 gänzlich abgetragen. Nur die beiden Flügel, welche die Tuilerien mit dem Louvre (s. d.)
verbanden, sind erhalten oder wieder hergestellt. Der schöne, von Westen, von der Place de la Concorde her, anstoßende
Jardin des Tuileries (710 m lang, 317 m breit), wurde von Le
[* 16] Nôtre angelegt, ist aber vielfach umgeändert
(s. den Stadtplan
Paris).
oder richtiger Tuisto nannten die Westgermanen nach des
TacitusBerichte im zweiten
Kapitel der
«Germania»
[* 17] den
erdgeborenen Gott, den sie mit seinem
SohneMannus (s. d.), von dessen drei
Söhnen sich die drei Hauptstämme, die Ingävonen,
Herminonen und Istävonen ableiteten, in alten Liedern als den
Urheber ihres
Volks feierten. Tuisco läßt sich
grammatisch nicht anders ableiten als von der Zweizahl, und unter den verschiedenen aufgestellten Deutungen des
Namens verdient
deshalb diejenige
Wackernagels (in Haupts «Zeitschrift für deutsches
Altertum», Bd. 6) den Vorzug. Danach ist die Sage von
Tuisco und
Mannus nicht, wie
Tacitus sie ansah, eine Sage über den autochthonischen Ursprung des german.
Volks,
sondern vielmehr ein
Mythus über den Ursprung der Menschheit überhaupt, ein
Stück german. Kosmogonie. Tuisco ist der Zwiegeschlechtige,
die zwitterhafte Gottheit, die nicht selten an der
Spitze von Kosmogonien erscheint, die
¶
mehr
noch die männliche zeugende mit der weiblichen empfangenden Kraft
[* 19] in sich verbindet, und so aus sich selbst den Mannus, das
erste Wesen in Menschengestalt, zeugt, mit dessen drei Söhnen dann die eigentliche nationale Stammsage von dem Ursprunge
der einzelnen westgerman. Hauptvölkerschaften beginnt. Der westgerman. Sage entspricht die ostgermanische von Aurgelmir,
dem unter dem linken Arme die ersten Nachkommen entsprossen seien. -
Vgl. K. Müllenhoff, Tuisco und seine Nachkommen (in der
«Allgemeinen Zeitschrift für Geschichte», hg. von A. Schmidt, Bd.
8, Berl. 1848).