son-1044 dern der auch durch erhöhten
Abschluß der Luft im Innern des Gewebes die Wärmeleitungsfähigkeit desselben abmindert.
Das
Rauhen des
Tuchs ist teils
Handarbeit, teils Maschinenarbeit. Vorzugsweise wird dasselbe mit den Fruchtköpfen der Kardendistel
vorgenommen, die für diesen Zweck entweder in ein mit der
Hand
[* 2] geführtes Kardenkreuz eingesetzt sind, oder
die Umfläche der
Trommel der Rauhmaschine
[* 3] (s.
Appretur) bedecken. Das einmalige Durchrauhen eines Gewebestückes nennt man
eine
Tracht.
Diese
Trachten folgen in größerer oder geringerer Zahl unmittelbar aufeinander. Das
Rauhen erfolgt stets in der Längenrichtung
des
Tuchs, so daß hierbei die emporgehobenen Haarenden gleichzeitig im
Strich niedergelegt werden. Die Florhöhe
der gerauhten
Stücke ist keine gleichförmige, da die Rauhkarden die Haarenden auf verschiedene Längen aus dem Gewebe
[* 4] herausziehen.
Infolgedessen werfen verschiedene Oberflächenteile das Licht
[* 5] verschieden stark zurück; das Gewebe erscheint fleckig und
streifig.
Dem
Rauhen folgt daher das Scheren
[* 6] des
Tuchs, d. h. das
Abschneiden der durch
Bürsten aufgerichteten Haarenden auf
gleiche Länge mittels der Schermaschine, seltener durch
Handarbeit. Durch wiederholtes Scheren wird auf der ganzen Gewebefläche
ein vollkommen gleich hoher Flor erzeugt und damit die gleichmäßige Zerstreuung des von der
Fläche zurückgeworfenen Lichts,
also ein völlig gleichförmiges Ansehen derselben erzielt. Die Rückseite der
Tuche wird entweder nicht oder nur schwach
gerauht und mit wenig Schnitten geschoren.
Hierdurch bleibt die Filzdecke unversehrt und gewinnt der
Stoff an Haltbarkeit. Bei zu starker Entblößung der Vorderseite
während des Scherens oder durch nachträgliches Abreiben der Haardecke während des Gebrauchs, treten die Grundfäden des
Gewebes hervor; man nennt derartige
Tuchefadenscheinig. Abgesehen von demFärben stückfarbiger
Tuche
bestehen die Vollendungsarbeiten in dem Heißpressen und
Dekatieren (s. d.), wodurch der Oberfläche des fertigen
Tuchs ein
schöner matter
Glanz erteilt wird und das
Tuch so weit eingeht, daß späteres Durchfeuchten beim Gebrauch weder das Ansehen
noch die
Größe der aus dem
Tuche gefertigten Kleidungsstücke beeinträchtigt.
Das
Tuch heißt wollfarbig, wenn die zu demselben verwendete
Wollevor der Bearbeitung auf dem
Wolf (s.
Wollspinnerei)
gefärbt, lodenfarbig, wenn das
Färben mit dem Gewebe vor dem Walken vorgenommen, tuchfarbig, wenn der
Stoff nach dem Walken
oder sogar erst nach dem Scheren gefärbt wurde. Im allgemeinen mit der Herstellung der
Tuche übereinstimmend
ist die Herstellung derjenigen dicken rauhen
Stoffe aus Streichwolle, die verschiedene
Namen, wie
Flocconné, Velour,Ratiné,
Welloné,Perlé u.s.w. führen und zu Herrenwinterkleidern verwendet werden. Auch sie werden nach dem Weben
[* 7] gewalkt, gerauht
und geschoren, dann aber meist noch frisiert oder ratiniert. Hierdurch wird wiederum eine teilweise Verfilzung der Haardecke
hervorgebracht und die Oberfläche des
Stoffes mit verschiedenen Reliefmustern, Knötchen, Wellenlinien u.s.w. bedeckt. (S.
Appretur).
Die Tuchfabrikation ist ein altes deutsches
Gewerbe, das aber zuerst in den
Niederlanden den höchsten
Grad der Vollendung erreichte. Am
Ausgang des Mittelalters waren als Tuchfabrikanten die
Deutschen,
Niederländer und
Italiener berühmt. Heute nehmen in der
Tuchfabrikation
neben
Preußen
[* 8] und
Sachsen,
[* 9] die durch ihre ausgezeichneten
Wollen begünstigt sind,
Österreich,
[* 10]
Frankreich, England und
Belgien
[* 11] eine hervorragende
Stellung ein.
Frankreich hat besonders in den an
Belgien und Luxemburg grenzenden
Teilen und in der
Normandie
bedeutende Tuchfabriken. Die deutsche Tuchfabrikation ist in der preuß. und sächs.
Lausitz, andern
Teilen von
Sachsen und am Rhein am weitesten vorgeschritten.
Vgl. Stommel, Das Ganze der
Weberei
[* 12] des
Tuch- und Buckskinfabrikanten (2 Bde., Düsseld.
1883);
Ölsner, Lehrbuch der
Tuch- und Buckskinweberei, (2 Bde.,
Altona
[* 13] 1881);
Löbner, Praktische Erfahrungen aus der
Tuch-
und Buckskinfabrikation (3 Bde.,
Grünberg
[* 14] 1891).
Azofarbstoffe, die durch Diazotieren von Amidoazotoluol und
Kombination mit β-Naphtholmonosulfosäure (TuchrotG, dunkelroter
Wollfarbstoff) oder mit β -Naphtholdisulfosäure (TuchrotL, braunroter
Wollfarbstoff) dargestellt werden.
eine der gewöhnlichen Schafschere ähnliche, nur viel größere Schere,
[* 15] die
vor der allgemeinen Einführung
der Schermaschinen zum Scheren des
Tuchs gebraucht wurde. (S.
Appretur und
Tuchfabrikation.)
1) Die kleinste
ProvinzArgentiniens im N. von Salta, im O. und S. von Santiago del Estero, im
S. und W.
von
Catamarca begrenzt (s. Karte:La-Plata-Staatenu.s.w.), bedeckt 21970 qkm.
Der
Osten des
Landes ist eben. Im
NO. ist Hügelland und gegen
Catamarca findet sich die zu 4650 m aufragende
Sierra de Aconquija,
eine Gneiskette, welche von engen Flußthälern durchzogen, einen prächtigen
Urwald von Walnuß-, Mahagoni- und
Ebenholzbäumen nebst Cedern, Lorbeeren und Myrten trügt.
In denBergen
[* 17] gewinnt man etwas
Gold,
[* 18]
Silber, Kupfer
[* 19] und
Blei.
[* 20] Der nicht schiffbare Rio
[* 21] Tala, der Oberlauf des Rio Dulce, mit
zahlreichen Nebenflüssen, bewässert, durch
Kanäle verbreitet, den
Boden, der in außerordentlicher Üppigkeit
Zuckerrohr
und
Mais, daneben
Tabak,
[* 22] Weintrauben,
Südfrüchte hervorbringt. Auf dem reichen Weidelande wird eine schwunghafte
Pferde-,
Maultier- und Rindviehzucht betrieben.
Das Klima ist mild, bei einer Mitteltemperatur von 19,4° fallen 900
mmRegen.
Die Bewohner (1895: 215693), meist Mischlinge, sind intelligent und thätig und haben von jeher mit besonderm Eifer an den
polit. Umwälzungen teilgenommen. Tucuman wird von den
Bahnen Cordoba-Salta (in zwei
Armen), Santiago del Estero-Tucuman
und Nosario-Tucuman durchzogen. –
2) Tucuman oder
SanMigueldelTucuman, Hauptstadt der
Provinz, 3 km rechts vom Rio Tala,
Station der
¶
mehr
Staatsbahnlinie Cordoba-Tucuman, ist von zahlreichen Landhäusern, Plantagen und einem großen Walde von Orangenbäumen umgeben,
Sitz aller Provinzialbehörden, besitzt eine Kathedrale, Nationalcolleg, Lehrerseminar, Filiale der Nationalbank, Hospitäler
und ein Theater;
[* 24] hat 34 297 E., Gerberei, Branntweinbrennerei, Zuckerfabriken und liefert schöne Satteldecken und Spitzen.