Obstbaum und seine Pflege" (mit Schultheß; 7. Aufl. 1896). Von 1856 an diente Tschudi im
Kanton
[* 2] St.
Gallen in verschiedenen amtlichen
Stellungen, von 1864 an saß er im
GroßenRat, von 1874 im Regierungsrat, von 1877 an
war er Mitglied des
SchweizerischenStänderats. Er hat sich besonders um das Erziehungswesen große Verdienste
erworben, und namentlich den Kampf mit dem Klerus ebenso taktvoll als entschieden geführt. Tschudi starb
Iwan von,
Bruder des vorigen, Reiseschriftsteller, geb. 1816 zu Glarus,
lebte 13 Jahre vorzugsweise in
Paris
[* 3] und in
Petersburg
[* 4] und übernahm 1846 die Verlagsbuchhandlung Scheitlin & Zollikofer und das Platzgeschäft
Scheitlins
Buch- und Kunsthandlung in St.
Gallen.
Ausdauernde topogr.
Studien und unermüdliche Wanderungen, namentlich in der
Hochgebirgswelt, veranlaßten ihn zur Herausgabe mehrerer die
Schweiz
[* 5] und Savoyen betreffenden Reiseschriften und Karten,
wie der
«Tourist in der
Schweiz und dem angrenzenden Süddeutschland, Oberitalien
[* 6] und Savoyen» (33. Aufl.,
Zür. 1895). Auch um
die Hebung des Fremdenverkehrs in der
Schweiz hat sich Tschudi verdient gemacht; er starb in St.
Gallen.
Joh. Jak. von, Naturforscher und
Reisender,
Bruder des vorigen, geb. zu Glarus,
studierte in Zürich,
[* 7] Neuchâtel,
Leiden,
[* 8]
Paris, später auch zu
Berlin
[* 9] und
Würzburg
[* 10] Naturwissenschaften. Er bereiste 1838-42
Peru,
[* 11] 1857-59
Brasilien,
[* 12] die La Plata-Staaten,
Chile,
[* 13]
Bolivia und
Peru, war 1860-62 außerordentlicher Gesandter der
Schweiz in
Brasilien und
bereiste in dieser Zeit die mittlern und südl.
Provinzen des
Staates, besonders um die Einwanderungsverhältnisse zu studieren. 1866 zum
schweiz. Geschäftsträger und 1868 zum außerordentlichen Gesandten
und bevollmächtigten Minister in
Wien
[* 14] ernannt, blieb er bis 1883 auf diesem Posten und nahm dann seinen Wohnsitz auf seinem
Gute Jakobshof in Niederösterreich, wo er starb. Tschudi veröffentlichte: «Klassifikation der
Batrachier» (Neuchâtel
1838),
«Untersuchungen über die Fauna Peruana» (St.
Gallen 1844-46, mit 72
Tafeln),
«Ollanta», ein altperuan.
Drama aus der Kechuasprache übersetzt und kommentiert (Bd. 24 der
«Denkschriften der philos.-histor.
Klasse der kaiserl.
Akademie der Wissenschaften»,
Wien 1875),
«Organismus der Khetsuasprache»
(Lpz. 1884),
«Peru. Reiseskizzen aus den J. 1838-42» (2 Bde.,
St.
Gallen 1846),
«Reisen durch
Südamerika»
[* 16] (5 Bde., Lpz. 1866 -
69). Tschudi hat auch die Umarbeitung von
Winckells «Handbuch für
Jäger» (5. Aufl., 2 Bde.,
Lpz. 1878) von der dritten
Auflage an ausgeführt.
Völkerschaft im äußersten Nordosten
Sibiriens, im russ. Küstengebiet und im Gebiet Jakutsk, gehört
zu der nordischen Gruppe der mongolenähnlichen
Völker oder zu den
Hyperboreern. Den Tschuktschen nahe verwandt in
Sprache
[* 17] undSitten
sind die Korjaken (s. d.). Die Zahl beider wird auf 100000
Seelen geschätzt.
Die Tschuktschen werden in Tschuktschen des Innern und in Tschuktschen der
Küste geschieden; beide sind Renntierzüchter, doch wiegt bei diesen die Fischerei
[* 18] vor. Die Tschuktschen sind ein kräftiges
Volk, der
Religion nach Schamanisten und Fetischisten; sie sind namentlich
geschickt in Schnitzereien aus Walroßbein. Mit den
Russen, den Amerikanern und den eingeborenen
Stämmen stehen sie in Handelsverkehr,
doch richtet der
Branntwein viel Verheerungen unter ihnen an.
Das von den Tschuktschen bewohnte Land, das Tschuktschenland (s. Karte:Sibirien I. Übersichtskarte), zwischen dem Nördlichen
Eismeer
und dem
Großen Ocean, in den Gebieten der
Flüsse
[* 19]
Kolyma und
Anadyr, um die St.
Lorenz-Bai und am Nordostrande
der Halbinsel Kamtschatka, ist das rauheste und unfreundlichste von ganz
Sibirien. Die
Flora ist arktisch, im Anschluß an
Kamtschatka und
Alaska. Der
Wald bleibt weit südlich vom Polarkreis zurück und selbst an der
Küste sind südlich bis
zum 60.° nördl.
Br. nur Flechten- und Moostundren mit mehr als 220
Arten von
Blütenpflanzen.
Schilderungen von
Land und Leuten
lieferten Nordenskiöld (in «Die Umsegelung
Asiens und Europas auf der
Vega», 2 Bde., Lpz. 1881-82)
sowie A.
Krause (in «Tlinkit-Indianer»,
Jena
[* 20] 1885). -
Vgl. Radloff,Über dieSprache der Tschuktschen und ihr Verhältnis
zum Korjakischen (Petersb. 1861);
(russ. čumak; tatar. čukmak,
Fuhrmann), der kleinruss. Frachtfuhrmann, auch Ochsentreiber; so hießen insbesondere
die Fuhrleute aus der
Ukraine und Podolien, die sich alljährlich im
Frühjahr zu großen Gesellschaften
(Artelen) vereinigten und unter eigenen Führern
(Atamanen) ans
SchwarzeMeer begaben, um dort
Salz
[* 21] oder getrocknete Fische
[* 22] zu
laden, die sie dann weit nach
Rußland hinein verfrachteten und dort verkauften.
Die Tschumakenlieder, Lieder aus dem Leben und
Treiben dieser Lente, bilden einen Zweig der kleinruss.
Volkspoesie. -
Thschung-K'ing-su, Chungking, Handelsstadt in der chines.
ProvinzSzetschwan, an der Mündung des Kia-ling-kiang
in den Jang-tse-kiang, mit 109000 E. Tschung-king ist dem fremden
Handel geöffnet, Sitz eines Fremdenzollamtes, eines engl., franz.,
japan. und amerik.
Konsuls und verschiedener Missionen.
Zwischen Tschung-king und I-tschang befinden sich gefährliche
Stromschnellen des Jang-tse-kiang.
nach
Ansicht mehrerer Forscher eine tatarisierte finn. Völkerschaft von etwa 570000 Seelen, hauptsächlich
in den russ. Gouvernements Kasan,
[* 26] Simbirsk und Samara, in geringerer Zahl in Saratow,
Ufa und
Astrachan.
Sie bewohnen
^[Artikel, dic man unter
Tsch vermißt, sind unter Cz aufzusuchen.]
¶
mehr
meist das rechte Wolgaufer. Die Tschuwaschen sind offenbar ein Mischvolk aus Ugro-Finnen und Türken und sind sowohl in ihrem Äußern
als auch in ihrem Charakter noch jetzt von den Tataren völlig verschieden. Die tschuwaschische Sprache muß zwar als eine
türkische bezeichnet werden;
sie ist aber durchaus kein türk. Dialekt, sondern eine selbständige Sprache,
die sich aus einem Gemisch von Türkisch und Ugrisch gebildet hat. -
Vgl. W.Schott, De lingua Tschuwaschorum (Berl. 1841);
Bámbéry,
Über die Tschuwaschen (magyarisch, Budap. 1883);