1026 Meleagris ocellata Temm. von Guatemala; aber auch Meleagris mexicana Gould ist ein stolzer, prächtiger Vogel, dem sein
wahrscheinlicher, degenerierter Nachkomme, der domestizierte Truthahn (Meleagris gallopavoL.), nicht entfernt gleichkommt.
(S. Tafel: Geflügel,
[* ]
Fig. 39.) Das Truthuhn fanden die Europäer in Mittelamerika bereits
gezähmt vor und brachten es sehr bald danach nach Europa, zuerst nach Spanien (1520), wo es noch jetzt
in großen Herden gehalten wird, und nach England; nach Deutschland soll es um 1533 gelangt sein.
Hier hat die Truthühnerzucht niemals große Verbreitung gefunden, desto größere in England (besonders Norfolk), in Frankreich,
Mähren, Ungarn und Serbien; in Syrmien findet man selten einen Bauernhof, der nicht 70–100 Stück züchtet.
Das Truthuhn ist als großes, vortreffliches Fleischhuhn wertvoll und als stets bereites, zuverlässiges Bruthuhn
sehr geschätzt. Man hält einen Truthahn für 4–6 Hennen. Das Gelege besteht aus 15–18, seltener 24–30 gelbgrauen, rot
punktierten Eiern.
Brutzeit 28–30 Tage. Das Truthuhn ist gegen Naßkälte und starke Sonnenhitze empfindlich. Anderm Geflügel
gegenüber ist es unverträglich und bösartig. Die Ernährung ist leicht und billig ausführbar durch Weidegang und Fütterung
mit Kohl- und Runkelrübenblättern, zerkleinerten Runkelrüben, Möhren, Kartoffeln und nur zur Legezeit auch mit Fruchtkörnern;
auch liebt es Waldfrüchte (Eicheln u.s.w.) und ist sehr lüstern auf Würmer, Schnecken, Kerbtiere und
Eidechsen.
Die Mästung geht leicht von statten; sie geschieht durch Verfüttern von Maiskörnern und zerkleinerten Möhren, auch durch
Einstopfen ganzer Walnüsse (Südfrankreich) bei Entziehung freier Bewegung. Das Gewicht des ausgewachsenen Hahnes beträgt
15–20 und darüber, das der Henne 8–10 kg. In neuerer Zeit hat man durch Einführung und Züchtung
des nordamerik. Wildputers sowie des mexik. Puters zuerst in England, dann auch in Deutschland und Österreich-Ungarn ein wertvolles
Wild mit Erfolg zu gewinnen gesucht. –
Vgl. Mariot-Didieux, Guide de l'éleveur de dindons et de pintades (Par. 1854; deutsch
u. d. T.: «Die Truthühnerzucht» von
R. Öttel, 2. Aufl., Weim. 1873);
E. Säbel, Perlhuhn, Truthuhn und Pfau (Lpz. 1893).
(Tsade, Tschad, Tsadsee), der größte Landsee im mittlern Sudan in Nordafrika, Bahr es-Salam
von den Arabern genannt, liegt zwischen 12 ½ und 14 ½° nördl. Br. und 13 und 15° östl. L. von Greenwich, 240 m ü.d.M.
und grenzt im NO. und O. an Kanem, im S. an Bagirmi und Bornu, im W. an Bornu (s. die Karten: Sahara und Kamerun
u.s.w.). Er bedeckt gewöhnlich eine Fläche von 27000, nach der Regenzeit 50000, zur trocknen Jahreszeit 11000 qkm.
Zuflüsse
sind: im S. der Schari (s. d.) mit einem breiten und seichten Delta und der Mbulu, im W.
der Komadugu-Waube und im O. der selbst zur Regenzeit spärliche Wassermengen zuführende Bahr el-Ghasal.
Nachtigal hat die Wassermenge, die der Tsad infolge von Regen und Zuflüssen erhält, auf 100, die Verdunstung
auf 70 Kubikkilometer berechnet. Da der Tsad keinen sichtbaren Abfluß besitzt und trotzdem ein süßes Wasser ist,
so vermutet Nachtigal, daß er unterirdisch in nordöstl. Richtung bis nach Egeï und Borku abfließt. Das meist
sumpfartige, schwarzbraun gefärbte Wasser wird von einer stellenweise dichten Vegetation von Pistia-, Lotus- und andern Pflanzen
bedeckt.
Während der Regenzeit von Juli bis Oktober und nach ihr bis in den November tritt ein regelmäßiges Anschwellen ein, wodurch
namentlich die südwestl. flachen Ufer bis in die Nähe von Kuka überschwemmt werden. Der See liegt in
einer so seichten Mulde, daß man ihn an einzelnen Stellen viele Stunden weit zu Pferde durchwaten kann. Die einzigen größern
Buchten befinden sich im Westen, bei Ngornu und Maduari. Die Ufergegenden sind meistens versumpft, mit hohen Papyrusstauden
umsäumt; im Nordosten nehmen sie steppenartigen Charakter an; nur im Süden tritt die Vegetation in tropischer
Fülle auf.
Die östl. Hälfte des Sees wird von einem Netz von mehr als hundert kleinen Inseln überdeckt, von den Gruppen der Buduma-,
Karka- und Kuri-Inseln, bevölkert von etwa 30000 E., vertriebene Angehörige der Stämme Buduma, Kuri, Kanemba, Kanuri, Daza
und Bulala. Obwohl der Tsad sich in keiner Weise zur Schiffahrt eignet, so trachteten doch in den letzten
Jahren Deutsche, Engländer und Franzosen danach, ihn zu beherrschen. Durch den Deutsch-Englischen Vertrag vom Nov. 1893 und
den Deutsch-Französischen Vertrag vom März 1894 wurde der Wettstreit beigelegt: die Westseite von Barrua bis zum Mbulu fiel
in die engl., die Südseite bis zum Schari in die deutsche und vom Schari bis noch unbegrenzt nach Osten in die franz. Interessensphäre.
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß schon Ptolemäus vom Tsad wußte;
er nennt ihn Nubasee, «einen periodisch austretenden Sumpf».
Im Mittelalter erwähnt ihn Albufeda als Kuarsee.
Die ersten Europäer aber, welche sichere Kunde über
ihn gebracht, waren Clapperton, Denham und Oudney (1823); Overweg befuhr ihn zuerst bis zu dem Inselarchipel (1851). Die wichtigsten
Beiträge zu seiner Erforschung lieferten Barth (1852) und Nachtigal (1871–72). –
Vgl. Barth, Reisen und Entdeckungen in
Nord- und Centralafrika (Gotha 1855–58);
Nachtigal, Sahara und Sudan (3 Bde., Berl. und Lpz.
1879–89).
Gau im Peloponnes auf der Ostseite des Parnongebirges in der alten Landschaft Kynuria, wo sich in unzugänglichem
Gebirgslande ein Stamm, die Tsakonen, 9000 an Zahl, erhalten hat, der einen dem Altdorischen entstammenden Dialekt redet.