statt des französischen Trottoir gebraucht wird. Nach altdeutscher Rechtsauffassung, die noch im
Preuß. Allg. Landr. I, 8, §. 81 anerkannt
ist, steht das Trottoir, wenn nicht im Eigentum, doch in der Nutzung des Hausbesitzers, soweit sich dieselbe mit dem
Gemeingebrauch verträgt. Nach dem preuß. Gesetz vom §. 1,
gehört das Trottoir zur öffentlichen
Straße. Dies wurde vom Reichsgericht für unvereinbar mit einem Eigentum des Hauseigentümers
angesehen. Die
Statuten vieler
Städte legen dem Hauseigentümer ausschließlich oder anteilig die Kosten der Herstellung und
die Unterhaltung des Trottoir auf.
die Samenrüben, die bei dem Zuckerrübensamenbau (s.
Zuckerrübe) nach dem
Auspflanzen
im
Frühjahr (also im zweiten Jahre) statt der Samenrispe nur
Blätter entwickeln.
(spr. trubaduhr),Trobaire,Trobador, in der provençal. Litteratur der
Name des Dichters, der, im Gegensatz
zu den um Lohn singenden
Spielleuten, den
Jongleurs (s. d.), die
Poesie zu seinem Vergnügen trieb und der
Gedichte erfand (trobar) und musikalisch komponierte. Mancher Troubadour hatte
Jongleurs im
Sold, oder war selbst Jongleur,
weil er
seine Gedichte um Lohn selbst verbreiten mußte. Die meisten gehörten dem niedern
Adel an und lebten von der Freigebigkeit
der Fürsten und Herren, die zum
Teil selbst die
Poesie ausübten.
Mit den Albigenserkriegen (1210) erhielt die Troubadourdichtung, die bis 1100 sich zurückverfolgen läßt,
den Todesstoß, verbreitete sich aber auch dann noch über
Spanien
[* 2] und
Italien.
[* 3] In
Frankreich waren die
Grafen von Provence,
von
Toulouse,
[* 4] Richard Löwenherz von England u. a., in Nordspanien die Fürsten von
Aragonien und
Castilien, unter den ital.
Fürsten Bonifaz von Montferrat und Azzo VII. von
Este (1215-65) hervorragende Beförderer der provençal.
Lyrik. Auch Frauen der höhern
Stände beteiligten sich selbstthätig an der provencal.
Dichtung. Den Mittelpunkt dieser
Poesie
bildet das der Frauenverehrung und dem
Ausdruck der Liebesfreude und des Liebesschmerzes dienende Minnelied (canzó = chanson,
s.
Canzone), ursprünglich wie jede andere Liedart vers
(Vers) genannt.
Als Canzonendichter zeichneten sich
Bernard von Ventadour, Guiraut von
Borneil, Peire Vidal, Gaucelm Faidit, Peirol, Aimeric
von Peguillan u. a. aus. Die
Canzone tritt in Gegensatz zum
Sirventes, wörtlich Dienstgedicht (servir), d. h. ein im Dienste
[* 5] fremder oder allgemeiner Interessen gedichtetes Lied, das sich mit öffentlichen Angelegenheiten polit.
und religiöser Art,
Kriegen, Kreuzzügen (Kreuzlied)
u. dgl. beschäftigt. Der Hauptvertreter des polit.
Sirventes ist Bertran de
Born (s. d.). Im religiösen und moralischen
Sirventes ragt Peire
Cardenal hervor. Voll flammender Leidenschaft
ist des Guillem Figueira Lied gegen die
Römische Kurie.
[* 6] Litterar.
Inhalt haben zwei
Sirventesen Peires von
Auvergne und des Mönchs von Montaudon; Kreuzlieder dichteten Pons von Capdoil, Peire Vidal, Gaucelm Faidit u. a.
Das Klagelied (planh) trauert um einen verstorbenen
Gönner oder um eine verstorbene Geliebte; polit. Natur sind die Klagelieder
auf den
Tod des
Grafen Blacatz (gest. 1236). Die
Tenzone (tensos), d. h.
Streitgedicht, auch jocs partitz,
d. h. geteiltes
Spiel oder partimen
(Teilung) genannt, stellt ein Gespräch oder einen Meinungsaustausch zwischen zwei oder
drei Dichtern über eine in der ersten
Strophe aufgeworfene Frage dar,
über den ein
Richter zu entscheiden aufgefordert wird.
Die Kunst der Troubadour wurde mehr und mehr eine Formkunst. Das erschwerte
Dichten, worunter die Anwendung besonders
schwieriger Formen und seltener Reime verstanden wurde, und das schon Peire von
Auvergne,
Graf Raimbaut von Orange, Guiraut
von
Borneil, besonders aber
ArnautDaniel übte, der eine von der ital.
Poesie aufgenommene und in dieser ständig gewordene
Form, die Sestine (s. d.), geschaffen hat, zeigt, wie der im Minnelied
behandelte Gegenstand früh erschöpft war.
Ausgeklügelt ist auch die Form des Descort, das aus
Absätzen von verschiedener rhythmischer Form und Melodie besteht; die
Dichter wollen damit einen Zwiespalt der Empfindungen ausdrücken. Raimbaut de Vaqueiras wendet, um diesen
Mangel an
Harmonie
auszudrücken, einmal auch verschiedene
Sprachen an. Schlichter empfunden ist die
Alba,
[* 7] die das Scheiden
der Liebenden am Morgen nach süßverflossener Nacht schildert;
die Serena, das Abendlied, die das
Sehnen des Liebenden nach
der verheißenen Liebesnacht ausdrückt;
die Retroensa, die einen
Refrain hat und dadurch als volkstümlich sich zu erkennen
giebt;
die Balada und Dansa, ebenfalls häufig mit
Refrain versehen, die zum Tanz gesungen wurden;
die
Pastorela oder Pastoreta, das Schäferlied, das den Ritter in einer Liebschaft mit einer ländlichen Schönen vorführt u. a.
In Reimpaaren wurden gedichtet die Liebesbriefe (breus oder salutz d'amors), von denen mehrere
Arnaut von Maroill seinen
Damen
widmete, während Guiraut Riquier dem
Briefe lehrhaften
Inhalt gab.
Die
Biographien der Troubadour wurden schon im 13. Jahrh. aufgezeichnet, zum
Teil von namhaften Dichtern, welche
die Nachrichten über ältere Troubadour zusammenstellten. Gesammelt findet man sie bei Mahn, Die
Biographien der Troubadour (2. Aufl., Berl.
1878) und Chabaneau (Montpellier
[* 8] 1885); verarbeitet hat sie Diez, Leben und Werke der Troubadour
(Zwick. 1829; 2. Aufl.,
Lpz. 1882); ders., Die
Poesie der Troubadour
(Zwick. 1827; 2. Aufl., Lpz. 1883). -
Vgl. Fauriel, Histoire de la poésie provençale
(3 Bde., Par. 1816);
Galvani, Osservazioni sulla poesia de' Trovatori (Modena 1829);
ders., Fiore di storia letteraria e cavalleresca
della Occitania (Mail. 1845);
Milá y Fontanals,De los Trovadores en España (Barcel. 1861);
Bartsch,
Grundriß zur Geschichte der provençal. Litteratur (Elberf.
1872);
Brinckmeier, Die provençalischen Troubadour (Gött. 1882).
Zahlreiche
Dichtungen der Troubadour enthält Raynouard, Choix de poésies originales des Troubadour (6 Bde.,
Par. 1816-21);
Mahn, Die Werke der Troubadour (Berl. 1846 fg.);
ders., Gedichte der Troubadour (Bd.
1-4, ebd. 1856-73);
Brinckmeier,
Blumenlese aus den Werken der Troubadour
(Halle
[* 9] 1849);