hat 57169 qkm und 27394 E. – 2) Bezirksstadt im
Bezirk an der
Kiachta, 4 km von der chines. Grenze, hat (1888) 7838 E., Post,
Telegraph,
[* 2] Realschule;
Lawra, richtiger Troizko-SergijewaLawra, auch Troiza-SergijewaLawra
(d.
i.
Dreifaltigkeits-Lawra des heil. Sergius),
Kloster bei Sergijewskij Possad (s. d.) im russ.
Gouvernement
Moskau,
[* 4] das reichste und historisch bedeutendste in
Rußland neben der
Petscherskaja Lawra in Kiew.
[* 5] Es liegt auf
einer mäßigen Anhöhe am
Fluß Kontschur, ist von einer 1,2 km langen, gezackten und mit 9
Türmen versehenen
Mauer umgeben
und enthält 11
Kirchen, die geistliche
Akademie (in einem ehemaligen kaiserl.
Palast), 1814 hierher aus
Moskau verlegt, mit
(1897) 28
Docenten, gegen 200
Studenten, wertvoller
Bibliothek und kirchlich-archäol. Museum; einen 80 m hohen
Glockenturm,
ein Steindenkmal in Form eines Obelisken (1792 errichtet),
Gebäude mit den Zellen der Mönche,
Refektorium, Krankenhaus,
[* 6] Hospiz u. s. w.; verschiedene Kapellen, darunter eine über dem heil.
Brunnen.
[* 7] Von den
Kirchen sind bemerkenswert die Troizkijkirche (1422 erbaut) mit dem Sarkophag
[* 8] des heil. Sergius
und einem wunderthätigen
Bildnis desselben, und die prächtige Uspenskijkathedrale (aus dem J. 1585) mit Fresken aus dem 17. Jahrh.
und den Grabmälern von Erzbischöfen sowie draußen am Eingang des
ZarenBoris Godunow, seiner Gemahlin
und seiner fünf
Kinder. Eine besondere
Sakristei enthält den Schatz des
Klosters (angeblich 650 Mill. Rubel). Die Zahl der
Wallfahrer beträgt jährlich 1 Mill., was einen lebhaften
Handel mit Lichtern, heiligem
Brot
[* 9] und heiligen Bildern entwickelt
hat. In der Nähe befinden sich die Einsiedelei und die
KircheGethsemane (1845 errichtet) und etwas weiter
das
KlosterBethanien (1783 begründet).
Die Troïzko-Sergijéwskaja Lawra wurde 1337 von dem heil. Sergius (geb.
1315, gest. heilig gesprochen als
Kloster begründet und hielt 1608–10 eine sechzehnmonatige
Belagerung
durch die
Polen aus, der 1618 eine zweite folgte. 1685 fanden dort während des Strelitzenaufstandes die
jungen
ZarenIwan und
Peter ihre Zuflucht, und 1744 wurde das
Kloster zu einer
Lawra (s. Laura) erhoben.
[* 10] Stadt im
Kreis
[* 11]
Bovino der ital.
Provinz Foggia in
Apulien, rechts über dem zum Candelaro gehenden Celone, 11 km
nordwestlich der
Station Giardinetto-Troja der Eisenbahn Foggia-Neapel, ist Bischofssitz und hat (1881) 7245 E.,
Priesterseminar und Tuchfabrik. Im
Altertum lag hier an der
ViaTraiana die Stadt Aecae. Troja wurde 1018 vom byzant.
Statthalter
Bugianus von
Bari neu gegründet, 1022 von
Kaiser Konrad II. nach dreimonatiger
Belagerung genommen und 1059 von
den
Normannen erobert. König Ferdinand I. besiegte hier die
Anhänger des
HerzogsJohann von
Calabrien, des
Sohnes
König Renés.
[* 10] auch Ilios oder Ilion, lat. Ilium, die sagenberühmte Hauptstadt der eigentlich
zu
Mysien gehörigen Landschaft
Troas (s. d.) in
Kleinasien. Der
Name wird gewöhnlich von Tros, der hier
zuerst ein
Reich gegründet haben soll, abgeleitet.
Ihren unvergänglichen Ruhm verdankt die Stadt und die ganze Gegend dem
besonders in den Homerischen
Gesängen verherrlichten, durchaus sagenhaften Heereszuge der Griechen, dem TrojanischenKriege,
der mit der Eroberung und Zerstörung
der Stadt endete (nach der unter den alten
Chronographen verbreitetsten Ansetzung 1184
v. Chr.).
Als Veranlassung dazu bezeichnet die Sage die Entführung der Helena, der Gemahlin des Königs von Lacedämon,
Menelaos,
[* 12] durch
Paris,
[* 13] den Sohn des trojan.
Königs Priamos. Fast alle Fürsten
Griechenlands, wie
Agamemnon,
Menelaos,
Achilleus, Odysseus,
Nestor,
Aias u. a., nahmen mit
ihren Völkern teil daran. Die Griechen suchten zuletzt, nachdem sie über neun Jahre lang die Stadt
vergeblich belagert hatten, durch eine List ihren Zweck zu erreichen, indem sie auf den
Rat des Odysseus und Kalchas ein großes
hölzernes Roß zimmerten, das TrojanischePferd,
[* 14] und in dessen hohlem
Bauch
[* 15] die tüchtigsten
Helden verbargen.
Der schlaue Sinon, den sie bei dem
Pferde
[* 16] zurückgelassen hatten, während die ganze Flotte nach der
InselTenedos (s. d.) abgesegelt war, überredete die
Trojaner, das
Pferd als ein
Weihgeschenk für die Göttin
Athene
[* 17] in die Stadt
zu führen. Als dies geschehen, stiegen zur Nachtzeit die Bewaffneten aus demselben, öffneten den durch Feuerzeichen herbeigerufenen
Griechen die
Thore und bewirkten so T.s Eroberung, bei der Priamos und sein ganzes Haus ihren
Untergang
fanden.
Einen
Teil der Bewohner soll
Äneas nach
Italien
[* 18] geführt, dort das
Reich der Latiner erobert und diese mit den ausgewanderten
Trojanern verschmolzen haben. Diese Sagen, deren dichterische Behandlung
das antike Epos von der frühesten bis zur
spätesten Zeit beschäftigt hat, sind keineswegs in bloße
Allegorien:
Darstellungen von Naturereignissen in mythischer Einkleidung,
aufzulösen, wie es verschiedene Gelehrte (Uschold,
Forchhammer u. a.) versuchten, sondern sie haben jedenfalls einen freilich
ganz von mythischer Hülle verdeckten histor.
Kern; doch ist es sehr fraglich, ob als solcher ein gemeinsamer Heerzug der vereinigten griech.
Stämme gegen den Mittelpunkt eines mächtigen troischen
Reichs anzunehmen ist, oder ob die Sage verschiedene einzelne Kämpfe
zwischen griech. Ansiedlern und den die
Troas bewohnenden ungriech.
Stämmen zu einem Gesamtbild verschmolzen hat. Als Hauptschauplatz
des Kampfes erscheint in der Sage das weite Feld, das sich vom Lager
[* 19] der Griechen bis zur Stadt Troja zwischen
der
Ida und dem
Vorgebirge Sigeum erstreckte, die TrojanischeEbene; die
Burg von Troja wird in der Ilias und anderweitig mit dem
NamenPergamos (später auch Pergamon)
[* 20] bezeichnet.
Schon seit früher Zeit suchten die Umwohner den Nimbus, der diese Gegend umschwebte, teils aus Ruhmsucht, teils
um des Gewinns willen zu erhalten und zu befestigen. Man zeigte den Fremden die
Gräber der gefallenen
Helden, des
Achilleus,
Aias,
Protesilaos,
Hektor u. a. Die
Stelle der Stadt des Priamos nahm nach der
bis in das 2. Jahrh.
v. Chr. allgemein verbreiteten
Ansicht die etwa seit der Mitte des 6. Jahrh.v. Chr. bestehende griech. Ortschaft Ilion ein (lat. Ilium;
von neuern Geographen auch
Neu-Ilion, Ilium novum, genannt). Erst Demetrios aus Skepsis, ein Gelehrter des 2. Jahrh.,
leugnete die Gleichbedeutung von
Alt- und
Neu-Ilion, hatte aber damit wenig Erfolg; noch
Konstantin d. Gr. und Julian sahen
Ilion als das alte an. Erst am Ende des 18. Jahrh. wurde durch den
Franzosen Le
[* 21] Chevalier der Zweifel
wieder rege gemacht und nicht Hissarlik, die Statte von
Neu-Ilion, sondern das südsüdöstlich davon gelegene Bunarbaschi
für die
Stätte T.s erklärt. Seine
¶
mehr
Ansicht gewann viele Anhänger; sie wurde aber endgültig widerlegt durch Schliemanns in den J. 1871–82 und 1890 veranstalteten
Ausgrabungen, die nach Schliemanns Tode 1893 und 1894 durch W. Dörpfeld (s. d.) fortgesetzt wurden. Schliemann
hat dort in verschiedenen Schichten bis zur Tiefe von 16 m unter der jetzigen Oberfläche Überreste von
Mauern und Häusern, sowie zahlreiche Gefäße, Geräte, Waffen
[* 23] und Schmucksachen
[* 24] zu Tage gefördert, die offenbar von verschiedenen
Ortschaften, welche nacheinander auf der gleichen Stätte bestanden haben, herrühren; Schliemann nahm 7 Städte an, es lassen
sich aber nach Dörpfelds epochemachenden Forschungen mindestens 9 Ansiedelungen unterscheiden.
Für die Kultur der ältesten ist es charakteristisch, daß Metallgegenstände noch sehr selten sind,
die gefundenen Waffen und Instrumente sind durchweg von Stein. Die zweite Stadt von etwa 8000 qm Inhalt, in einer Trümmerschicht
von 11 bis 13 m Tiefe, mit Ringmauern, aus Lehmziegeln auf starkem Steinfundament gebaut, mit verschiedenen in ihrem Grundriß
für den spätern Haus- und Tempelbau vorbildlichen Palastbauten, hat man lange als das «Homerische
Troja» angesehen.
Die Stadt war durch eine große Brandkatastrophe zu Grunde gegangen; ihr gehörte auch der jetzt mit den übrigen wichtigen
Einzelfunden im Berliner
[* 25] Museum für Völkerkunde befindliche große Goldschatz an, den Schliemann für den Schatz des Priamos
ansah. Nach den neuesten Grabungen steht es aber fest, daß höchstens die dem mykenischen Kulturkreise
und damit der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends angehörige sechste Stadt das Homerische Troja sein kann. Immerhin
ist auch die in das dritte Jahrtausend zu setzende zweite Stadt wichtig, sofern sie in ihren Bauten, Vasen
[* 26] und
Schmucksachen eine neue eigene Kultur, die trojanische bietet, deren Spuren wie die der mykenischen auch sonst in den östl.
Mittelmeerländern vorhanden sind.
Von der sechsten Stadt (mit einem Inhalt von etwa 20000 qm, einem Umfang von etwa 500 m) sind, abgesehen von verschiedenen
Gebäudegrundrissen, die gewaltigen wohl- und regelmäßig gefügten Mauern 5 bis 9 m hoch erhalten. –
Die früher von Hauptmann Bötticher verfochtene Ansicht, daß Hissarlik nur eine Feuernekropole sei, ist längst widerlegt
und verworfen. Aus der sehr umfangreichen Litteratur ist hervorzuheben: Le Chevalier, Voyage de la Troade (3. Aufl., 3 Bde.,
Par. 1802);
W. Dörpfeld, Troja 1893 (Lpz. 1894) und Mitteilungen des Archäologischen
Instituts in Athen,
[* 28] Bd. 19 (1894), S. 380 fg.
Vgl. auch Schuchhardt, Schliemanns Ausgrabungen (2. Aufl., Lpz. 1891) und Perrot
und Chipiez, Histoire de l'art dans l'antiquité, Bd. 6 (Par.
1894), S. 154 fg.