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natürlichen Scheidelinien der Atlasketten von Marokko [* 2] bis Tunis fehlen, und nur die östl. niedrigen Ausläufer die Ebene des Landes unterbrechen. Längs des westl. Syrtenrandes zieht sich sehr fruchtbares Weideland hin, namentlich in der Umgegend der Hauptstadt gedeihen alle Südfrüchte, Baumwolle, [* 3] Krapp und Wassermelonen. Die Fauna ist die charakteristisch nordafrikanische, aber ärmer als die von Tunis und Algerien. Infolge seiner im ganzen steppen- und wüstenartigen Beschaffenheit hat das Land keinen einzigen bedeutenden Fluß.
Dagegen findet sich längs des Küstensaums und am Fuße des Churian eine Reihe Quellen, welche zur Regenzeit periodische Bäche bilden, die dem Meere zueilen oder nach kurzem Lauf wieder versanden. Das Klima ist im ganzen gesund, im Sommer sehr heiß, namentlich wenn der Samum aus der Sahara weht. An der Küste herrscht europ. Frühling, und nur selten hat man Schnee [* 4] beobachtet. Auf den innern Hochflächen kündigt sich der Winter durch heftige, mit Gewittern verknüpfte Regen an.
Die Bevölkerung wird auf über 800000 Seelen geschätzt. Sie besteht, wie in der übrigen Berberei, hauptsächlich aus Mauren in den Städten, aus arab. Beduinen und berberischen Ureinwohnern (Ademser) auf dem Lande, alle mehr oder minder mit Negern gemischt. Außer diesen, sämtlich dem Islam angehörig, giebt es wenige Türken in den Militärposten, viele Juden und einige Europäer in der Stadt Tripolis Hauptbeschäftigungen sind Viehzucht [* 5] und Handel, von denen erstere vorzugsweise von den nomadischen Beduinen, letzterer, meist Karawanenhandel, von den Mauren betrieben wird.
Der Ackerbau ist von minderer Bedeutung, doch liefert das Churian vorzüglichen Mais, Weizen und Gerste. [* 6] Die Hauptprodukte des Landes sind Schafe [* 7] mit schöner Wolle, Kamele, [* 8] Rindvieh, Büffel, Pferde, [* 9] Tierhäute, Weizen, Datteln, Südfrüchte aller Art, Halfa, Wein, Oliven, Johannisbrot, Krapp, Safran, Lotusbohnen, Koloquinten, Sennesblätter, Ricinusöl, Wachs und Honig, Salz, [* 10] welches Seen und Sümpfe an der Küste in Menge liefern, und Schwefel in der Nähe des Sidragolfs.
An den Küsten betreiben Griechen bedeutende Schwammfischerei. Die Hauptgegenstände des Handels sind europ. Manufakturwaren, die bis ins Innere Afrikas verführt werden, Straußenfedern, Elfenbein, Sennesblätter, Saffian, Gummi und Gold, [* 11] welche durch Karawanen aus dem Sudan und der Wüste ankommen, während von den Produkten des Landes selbst Getreide, [* 12] Öl, Wolle, Halfa und Vieh (Rindvieh nach Malta) ausgeführt werden, außerdem Wolle, Schmucksachen [* 13] von Silber, Henna, Butter und Krappwurzeln. Der Handel mit dem Ausland geht fast ausschließlich über den Haupthafen Tripolis; im Innern ist Mursuk wichtig. Über die Flagge von s. Tafel: Flaggen [* 14] der Seestaaten, beim Artikel Flaggen.
Tripolis bildete im Altertum den östl. Teil des Gebietes von Karthago, [* 15] die Regio syrtica, die bei den sikelischen Griechen nach den drei bedeutendsten Städten Oea, Sabrata und Leptis den Namen Tripolis führte. Das Land ward nach dem zweiten Punischen Kriege 201 v. Chr. von den Römern an die Könige von Numidien verliehen, nach deren Unterwerfung (46 v. Chr.) mit der röm. Provinz Afrika [* 16] vereinigt und durch Septimius Severus in eine eigene Provincia Tripolitana verwandelt. 644 eroberten die Araber unter Amru das Land und führten daselbst den Islam ein.
Nach dem Zerfall des Chalifats der Abbâsiden stand Tripolis mit Tunis zusammen 801-909 unter der Herrschaft der Aghlabiden, hierauf unter der der Fatimiden, Almoraviden und Almohaden. Im 14. Jahrh. war Tripolis mit Tunis unter den Abu Hassiten vereinigt. Am wurde die Stadt Tripolis von den Spaniern erstürmt und gehörte 1530-51 den Johannitern. 1551 wurde Tripolis von dem türk. Seeräuber Dragut erobert und zur türk. Provinz gemacht. Seitdem war das Land einer der Hauptsitze der Seeräuber in Nordafrika und wurde allmählich zu einer anarchischen Janitscharendespotie.
Den Seeräubereien setzte zuerst 1663 der engl. Admiral Blake durch einen Vertrag eine Grenze, und als die Piraten sich wortbrüchig zeigten, zerstörte John Narborough einen Teil der Hauptstadt. Bedeutende Kriegszüge wurden von den Franzosen 1665 und 1728 gegen Tripolis unternommen, die beide mit der fast gänzlichen Zerstörung der Stadt Tripolis endigten. 1835 stürzte endlich eine Expedition von Konstantinopel [* 17] aus die Herrschaft der Familie Karamanli, aus der seit 1714 die Deis genommen worden, worauf Tripolis als Ejalet mit dem türk. Reiche verbunden ward. 1869 wurde die Landschaft Barka als Mutessariflik Bengasi (s. d.) von Tripolis getrennt und 1879 wurde sie zum Wilajet erhoben. Die Grenze gegen Tunesien wurde 1886 geregelt.
Vgl. Maltzan, Reise in den Regentschaften Tunis und Tripolis (3 Bde., Lpz. 1870);
Nachtigal, Sahara und Sudan (Bd. 1 u. 2, Berl. 1879-81; Bd. 3, Lpz. 1889).