[* 4] ital. Trieste, reichsunmittelbare Stadt in
Österreich,
[* 5] Hauptseehandelsplatz des
Landes und einer der bedeutendsten
Hafen des Mittelländischen
Meers, bis 1849 Hauptstadt des Guberniums Triest im Königreich Illyrien (s. d.),
jetzt Sitz der Küstenländischen Statthalterei, liegt am nordöstl. Ende des
AdriatischenMeers, am
Meerbusen von an den Linien
Wien-Graz-Triest (589 km) und Triest-Nabresina-Cormons (50 km) der Österr.
Südbahn und Triest-Pola (128 km) der Österr.
Staatsbahnen
[* 6] (zwei durch die Rivabahn verbundene
Bahnhöfe)
[* 7] und hat mit ihrem Gebiet 94,59 qkm und 1846: 53 310,
1850: 63 931, 1869: 109 324, 1880: 74 544, mit Vorstädten 133 019, mit ihrem Gebiet 144 844, 1890: 157 466 (75 493 männl., 81 973 weibl.)
meist kath. ital. E. (27 725 Slowenen, 7106 Deutsche),
[* 8] darunter 1369 Griechisch-Orientalische, 1302
Evangelische und 4708 Israeliten,
in Garnison das 97. küstenländisch-krain. Infanterieregiment. (Hierzu ein
Plan: Triest,
Fiume
[* 9] und Pola,
[* 10] nebst Straßenverzeichnis.)
Anlage,
Straßen. Die Stadt, auf den nähern Hügeln teilweise mit immergrüner
Vegetation umgeben, breitet sich amphitheatralisch
an den Abhängen des
Karst aus und zerfällt in die
Altstadt an und auf dem mit einem alten Kastell gekrönten
Schloßberg, in die von der
Altstadt durch die belebteste
StraßeVia del Corso geschiedene Neustadt
[* 11] oder
Theresienstadt im N.
und in die Josephsstadt im
SW. Die
Altstadt hat enge und krumme
Straßen, besonders in der ehemaligen Judenstadt, die teilweise
für
Fuhrwerk unzugänglich sind; die Neustadt bildet regelmäßige Vierecke mit breiten, mit Quadern
gepflasterten
Straßen, Plätzen und dem neuen Volksgarten (Giardino pubblico).
Kirchen. Die hoch gelegene
KathedraleSanGiusto steht an der
Stelle eines röm.
Tempels, von dem
Teile des
Unterbaues und
Säulen
[* 15] bloßgelegt sind; der jetzige
Bau wurde im 14. Jahrh. durch die
Vereinigung dreier aneinander stoßender
Gebäude aus dem 6. Jahrh.
hergestellt: einer altchristl.
Basilika,
[* 16] eines
Baptisteriums und einer kleinen byzant. Kuppelkirche; an der
Façade
Bronzebüsten von
Bischöfen und röm. Reliefbüsten von Gräbern; auf dem ehemaligen Friedhofe, dem jetzigen
Museo Lapidario, das 1832 errichtete
Denkmal des 1768 in der Locanda
Grande ermordeten Archäologen
Winckelmann. Die Jesuitenkirche
(Santa Maria
Maggiore) enthält ein großes neues Freskogemälde von Sante, die
KircheSanAntonio (di
Padova)
Nuovo, mit der Hauptfront dem
CanalGrande zugekehrt, 1830 von Nobile im griech.
Stil erbaut; die griech., griech.-illyr., evang.,
engl.
Kirche, eine Mechitaristenkirche und zwei
Synagogen.
Weltliche
Gebäude. Das großartige Rathaus, das Tergesteum, eine in 4 Kreuzwege geteilte Glasgalerie,
welche nebst den anstoßenden Sälen als
Börse dient, die stattliche alte
Börse, jetzt Sitz der
Handels- und Gewerbekammer,
der nach
FerstelsPlänen erbaute
Palast des
Österreichischen Lloyd, das
Gebäude der Nautischen
Akademie mit dem städtischen
Ferdinand-Maximilian-Museum, welches unter anderm die vollständige Fauna des
AdriatischenMeers enthält, und dem Altertumsmuseum,
der glänzend eingerichtete, mit Bildern und
Skulpturen ausgeschmückte
Palast des
Baron Revoltella, jetzt
städtisches Museum, der Stadt geschenkt,
das neue Dikasterialgebäude, das Teatro Fenice, an
Stelle des großen
Amphitheaters
Mauroner erbaut, und das größte
Theater
[* 17] der Stadt Teatro Politeama. Von Altertümern sind bemerkenswert die Überreste eines
röm.
Theaters, eine röm. Wasserleitung und ein altes Stadtthor
(Arco di Riccardo).
Behörden. Triest ist Sitz des
Statthalters des Küstenlandes (s. d.), Oberlandesgerichts, der
Finanz-, Polizei-, Post- und Telegraphendirektion
für Triest, Görz
[* 18] und
Gradisca und Istrien,
[* 19] der Seebehörde, eines
Bischofs mit Domkapitel, eines Seebezirks- und Militärkommandos,
eines
Landes-,
Handels- und Seegerichts, einer
Handels- und Gewerbekammer, vieler Konsuln, eines Platzkommandos
und der 55. Infanteriebrigade.
Unterrichts- und
Bildungsanstalten. Triest hat eine
k. k.
Akademie (kommerzielle, nautische und Schiffbauabteilung) mit Observatorium
(45° 38' 34'' nördl.
Br., 13° 45' 31'' östl. L. von Greenwich), ein ital. und
ein deutsches Gymnasium, eine ital. und eine deutsche Realschule, höhere Handelsschule
(Stiftung von Revoltella),
Infanteriekadetten-, evang. und israel. Hauptschule, Mädchenschule der
Benediktinerinnen, Hebammenschule, ferner eine öffentliche
Bibliothek (50000
Bände) mit wertvollen Sammlungen (Petrarchesca und Piccolominea), ein Museum für
Archäologie, worin die
Sammlung aus dem Funde von
Aquileja besonders hervorzuheben ist, die
Società della Minerva (für litterar. Vorträge), eine
Gesellschaft für
Garten- und
Landbau, die
Società adriatica di scienze naturali, die
Società medica u. s. w.
An Wohlthätigkeitsanstalten bestehen ein großes
Krankenhaus,
[* 20] ein Gebär- und Findelhaus, ein großes Armeninstitut, ein
israel.
Krankenhaus, eine
Irrenanstalt, Elisabethinisches Mädcheninstitut u. a. T.hat eine mannigfaltige
Industrie, darunter bedeutende
Seifensiedereien und eine Rosogliobrennerei, Kerzengießereien,
Konfitüren-, Spielkartenfabriken, Lederzurichtereien, Pastetenfabriken,
eine Wachsbleiche, Seilereien,
Brauereien, Eisengießereien,
Maschinen-, Ölfabriken, Reisschäl-, Linoleumsabrik,
großartige
Raffinerien für russ. Petroleum, zahlreiche
¶
mehr
Gewerbe, welche alle für die Marine erforderlichen Gegenstände liefern, und bedeutende Steinhauereien. Die zwei Schiffswerften
und zwar die des Österreichischen Lloyd (s. d.) und die des Stabilimento tecnico Triestino
haben eine gewaltige Ausdehnung;
[* 22] letztere baut auch Kriegsschiffe.
Handel und Verkehrswesen. Seine eigentliche Bedeutung erhielt Triest durch seinen Seehandel. Der Ort hat
sich seit der Mitte des 18. Jahrh. (1758 zählte er erst 620 Häuser und 6424 E.) von einem
unbedeutenden Seestädtchen durch stete Vermehrung des Verkehrs zu einem der größten Handelsplätze emporgehoben. Seinen
außerordentlichen Aufschwung verdankte Triest dem Umstande, daß es, seit 1719 vom KaiserKarl VI. zum Freihafen erklärt, von
vielen Hemmnissen der frühern österr.
Gesetzgebung befreit war. Die Verbesserungen der Bahnverbindungen (Gotthardbahn), welche die nordital. Häfen, besonders Genua
[* 23] begünstigten, der lebhafte und von der ungar. Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik wirksam unterstützte
WettbewerbFiumes, die Eröffnung der orient. Eisenbahnen für den Levanteverkehr, die Ausgestaltung des Verkehrs auf den deutschen
Wasserstraßen und die Entwicklung der deutschen Schiffslinien nach dem Mittelmeer und dem Orient, alle
diese Umstände haben indessen das Handelsgebiet T.s eingeschränkt und ein Schritthalten mit andern Häfen verhindert. Hierzu
kam die Aufhebung der Freihafenstellung 1891, deren Folgen noch nicht überwunden sind.
Triest hat einen alten und einen großartigen neuen Hafen. Ersterer hat vier größere und mehrere kleinere
Molen, deren südlichste den 33 m hohen Leuchtturm trägt. Zwischen beiden Häfen erstreckt sich der 332 m lange und 15 m breite
Canal grande tief in die Stadt hinein; er wurde 1756 erbaut und nimmt größere Segelschiffe auf. 1867 wurde der neue
Hafen nach Plänen des franz. Ingenieurs Talbot von der Südbahn-Gesellschaft für Rechnung des Staates begonnen
und mit einem Kostenaufwande von 20 Mill. Fl. ausgeführt; er hat vier breite Molen und ist durch einen vorgelagerten Hafendamm
(1100 m lang) gegen Südwinde geschützt. Das nördlichste Bassin dient als Petroleumhafen. Die Molen haben Quais von 2800 m
Länge, 39,5 ha Fläche und 8,5 m Wassertiefe. Die Lagerflächen längs der Uferlinien haben eine Fläche von 26,1 ha und wie
die großartigen Lagerhäuser Eisenbahngleise und elektrische Beleuchtung.
[* 24]
Von der Einfuhr zu Lande kamen 1893: 483 739 t auf die Süd-, 104 082 t auf die Staatsbahn und 97 946 t
auf andere Wege;
die Mengen für die Ausfuhr waren 352 268, 120 993 und 7398 triest. Von der Einfuhr zur See entfielen
12,65, von der Ausfuhr 13,66 Mill. Fl. auf österr.-ungar. Schiffe.
[* 25]
Von den 1893-94 eingeführten 35000 t Agrumen im Werte von 3 bis 4 Mill. Fl. waren 648 267 Kisten Orangen, 375200
Limonen, 38211 Mandarinen und 2586 Kisten Cedretten.
Die Einfuhr zur See im Veredelungsverkehr betrug 1895: 45 292 t (Wert 3 981 665 Fl.), die Ausfuhr 16 527 (4 778 933 Fl.):
der Durchgangsverkehr 103 925 t und 31 450 Stück Vieh.