Kant gebräuchlich sind. Transcendent heißt, was über die Sinnenwelt, mithin über die Grenzen
[* 2] möglicher Erfahrung hinausgeht,
so der spekulative
BegriffGottes, oder der
Begriff des absolut Guten, oder der der
Freiheit als eines absoluten Anfangs der
Reihe der
Ursachen; überhaupt alle
Begriffe, die in irgend einer Form das
Absolute oder
Unbedingte einschließen.
Transcendental heißt eigentlich: aufs Transcendente bezüglich; Kant nennt so die kritische Untersuchung über die Möglichkeit
einer
Metaphysik überhaupt, namentlich sofern sie das übersinnliche zum Gegenstand haben soll; eine Untersuchung, die also
die Grenzen der Erfahrung selber nicht überschreiten, sondern vielmehr sie erst feststellen will, um zu entscheiden, ob
ein solcher Überschritt möglich sei oder nicht.
Da aber das Ergebnis dieser Untersuchung eben die
Unmöglichkeit jenes Überschritts war, so besteht fortan zwischen transcendent
und transcendental eher ein Gegensatz als Bedeutungsgleichheit. Die Transcendentalphilosophie besteht wesentlich in dem Nachweis
der eigenen Grundgesetze der Erkenntnis, die als Gesetze gegenüber den wirklichen Erkenntnissen, die
wir, diesen Gesetzen gemäß, von Gegenständen erhalten, das logisch Frühere, zu
Grunde Liegende sind und insofern Erkenntnisse
a priori heißen. So kommt es, daß das Transcendentale auch die apriorischen Elemente der empirischen Erkenntnis, oder
diejenigen Elemente bezeichnet, welche zusammen die Möglichkeit der Erfahrung ausmachen. So deckt sich also einerseits
das Transcendentale mit der Gesamtheit der
Begriffe und Erkenntnisse, die als Bestandstücke zur Möglichkeit (Grundgesetzlichkeit)
der Erfahrung gehören; während andererseits die transcendentale Betrachtungsart dem
Gesichtspunkte nach von der empirischen
(die von jenen apriorischen Elementen zwar fortwährend Gebrauch macht, aber sich über sie keine Rechenschaft zu geben vermag)
verschieden ist und insofern allerdings über sie hinausgeht. - Transcendentalen Idealismus (auch kritischen
oder formalen) nennt Kant seine Grundlehre, daß alle von ihm nachgewiesenen Grundfaktoren der Erkenntnis, sowohl die Grundbedingungen
der
Sinnlichkeit (Raum und Zeit) als die
Stammbegriffe des Verstandes (wie
Substanz,
Kausalität) zwar völlig objektive und
reale
Gültigkeit haben in
Beziehung auf die Erfahrung, nicht aber, wenn man, über diese hinausgehend,
nach Dingen
an sich fragt, uns irgend ein
Mittel an die
Hand
[* 3] geben, zu ihrer Erkenntnis zu gelangen.
In der Mathematik heißt transcendent alles, was nicht algebraisch ist. Eine transcendente Zahl ist eine solche, die nicht
Wurzel
[* 4] einer algebraischen
Gleichung mit rationalen Koefficienten sein kann, z. B. die Verhältniszahl
von Kreisumfang zum Kreisdurchmesser, die
Basis der natürlichen Logarithmen u. s. w.
Über transcendente Funktionen s. Funktion.
(lat.),
in der Physik die Umwandlung einer Energieform in eine andere
Energieform, z. B. von Wärme
[* 5] in
Arbeit, von Elektricität in Licht
[* 6] u. s. w. Bei diesen Umwandlungsprozessen gilt das
Gesetz von der
Erhaltung der Energie (s.
Energie).
Induktionsapparate, bestehen aus zwei räumlich voneinander getrennten und elektrisch
voneinander isolierten Drahtbewicklungen (primäre und sekundäre) auf
Eisen
[* 7] mit bestimmten Windungszahlen, nach deren
Wahl
eine gegebene elektromotorische Kraft
[* 8] beliebig umgesetzt, transformiert werden kann. Das Verhältnis der Windungszahlen heißt
Umsetzungs-, Transformationsverhältnis. Je nachdem dieses kleiner oder größer als
Eins, also die primäre Windungszahl
kleiner oder größer als die sekundäre ist, transformiert der Transformator eine gegebene elektromotorische Kraft nach
oben oder unten.
Die
Transformation nach oben findet statt im Ruhmkorffschen Induktionsapparat, während im Transformator der modernen Elektrotechnik
fast ausschließlich die
Umsetzung der hochgespannten
Ströme der Wechselstrommaschinen in
Ströme niedriger
Spannung aber größerer
Intensität angestrebt wird (Wechselstromtransformator, Sekundärgenerator). Ein
Gleichstromtransformator
besteht aus einem von dem zu transformierenden
Strom gespeisten Elektromotor, der eine Dynamomaschine betreibt, welche einen
Strom von der gewünschten
Spannung liefert. Lahmeyer vereinigte Elektromotor und Dynamo zu einem Ganzen und erreichte dadurch
zugleich eine konstante
Spannung des transformierten
Stroms. Die Verwendung solcher Transformatoren ermöglicht die
ökonomische Verteilung der Elektricität auf große Entfernungen hin. -
(lat.), in der Mathematik einer Funktion, einer
Gleichung u. s. w. eine andere Gestalt geben, ohne jedoch
den Wert der Funktion oder die Bedeutung der
Gleichung zu ändern.
(neulat.), die unter dem Minister Depretis in
Italien
[* 9] eingerissene Gepflogenheit, je nach den Schwankungen
im Parlament Änderungen in der Zusammensetzung des
Kabinetts eintreten zu lassen, was über augenblickliche Schwierigkeiten
hinweghalf, die Ruhe und
Stetigkeit der Regierung aber verminderte und die Stellenjägerei förderte.
(Transfusĭo sanguinis, lat.), chirurg.
Operation, bei der einem
KrankenBlut, das einem gesunden
Menschen
durch
Aderlaß (s. d.) entnommen wurde, zu Heilzwecken, z. B.
nach starken Blutverlusten, bei
Kohlenoxydgasvergiftung u. s. w. in die
Blutgefäße gespritzt wird.
Die erste Transfusion am
Menschen
wurde von dem franz.
ArztJeanBaptisteDenis ausgeführt; doch geriet die
Operation bald in Mißkredit,
wurde sogar vom Parlament von
Paris
[* 10] und vom Papst verboten. Im zweiten und dritten Decennium des 19. Jahrh. wurde sie
von Blundell,
Dieffenbach und Martin wieder in die Praxis eingeführt, und später suchten ihr Panum und Ponsick eine feste
experimentelle
Begründung zu schaffen. Gegenwärtig wird die Bluttransfusion kaum noch angewendet, an
ihre
Stelle ist die Infusion sterilisierter 0,6prozentiger warmer Kochsalzlösung getreten.
Mittels einer unter die
Haut
[* 11] eingestochenen
Hohlnadel läßt man allmählich, z. B. in
¶
mehr
15-30-60 Minuten, 200-500-1000 ccm Kochsalzlösung in das Unterhautzellgewebe einlaufen und befördert ihre Resorption durch
leichtes Streichen (Massage). Man verfährt bei der Bluttransfusion so, daß man einen gesunden Menschen zur Ader läßt, das
Blut in einem ganz reinen Gefäß
[* 13] auffängt, dasselbe schlägt oder quirlt, um den Faserstoff auszuscheiden, und durch ein
reines Tuch filtriert. Dann öffnet man dem, welchem das Blut infundiert werden soll, eine Vene und spritzt in diese langsam
das zuvor erwärmte Blut ein.
Neuerdings haben Aveling, Landois und Roussel auch besondere Apparate angegeben, um das Blut direkt aus der Vene des blutspendenden
Individuums in eine Vene des Kranken überzuleiten. Die von Hasse empfohlenen Lammbluttransfusionen, bei
denen das Blut von Lämmern in die Blutgefäße des Menschen übergeleitet wurden, sind sehr bald wieder aufgegeben worden,
weil Tierblut im Kreislauf des
[* 14] Menschen sich rasch auflöst und bei irgendwie umfangreicherer Transfusion mit demselben schwere Gefahren
für den Empfänger erwachsen können. Unter keinen Umständen darf deshalb Tierblut beim Menschen zur
Transfusion verwendet werden. Zu einer Transfusion ist nur eine geringe Menge (150-200 g) Blut erforderlich.
Litteratur. Leisrink, Über die Transfusion des Blutes (Berl. 1872);
Gesellius, Die Transfusion des Blutes (Petersb. 1873);
Hasse, Die Lammbluttransfusion
beim Menschen (ebd. 1874);