erobert, blieb es im
Aachener Frieden bei
Frankreich, wurde hierauf durch
Vauban befestigt, jedoch 1709 von den Verbündeten
wiedergenommen und im
Utrechter Frieden 1713 an
Österreich
[* 2] zurückgegeben und als einer der
Barrièreplätze von den
Holländern
besetzt. Unter
Ludwig XV. wurde es 1745 wieder von den
Franzosen gewonnen und bis zum
Aachener Frieden 1748 behauptet.
Nach Aufhebung des
Barrièretraktats 1781 durch
KaiserJoseph II. schleifte man die Werke, stellte sie aber, nachdem Tournai im ersten
Pariser Frieden (1814) von
Frankreich an die
Niederlande
[* 3] zurückgegeben worden, wieder her. Jetzt dienen die Wälle als Promenaden.
-
(fpr. tur-), ranzige, freie
Fettsäuren enthaltende Öle,
[* 4] die aus Olivenrückständen gewonnen werden
und in der Türkischrotfärberei Verwendung finden.
(fpr. turn'fohr), Jos. Pitton de, franz.
Botaniker, geb. zu
Aix in der Provence, studierte bei den
Jesuiten daselbst, machte dann mehrere wissenschaftliche
Reisen, 1678 in die
Alpen
[* 5] der Dauphins und Savoyens, 1681 in die Pyrenäen, und wurde 1683 Professor der
Botanik beim königl.
Pflanzengarten zu
Paris,
[* 6] 1691 Mitglied der
Akademie der Wissenschaften, später Professor der
Medizin am
Collège de
France. Auf
Antrag der
Akademie wurde er 1700 von
Ludwig XIV. nach
Kleinasien und
Armenien geschickt. Er ging von
Trapezunt
über Erzerum nach
Tiflis, versuchte im Aug. 1701 eine Besteigung des
Ararat, kehrte aber am ersten Schneefelde um. Von
Armenien
wanderte er quer durch
Kleinasien über Kars,
Tokat,
Angora und
Brussa nach Smyrna, von wo er 1702 zurückkehrte
und viele neue
Pflanzen (1356 neue
Arten) mitbrachte. Er starb In seinen «Éléments de botanique»
(3 Bde., Par. 1694),
die er später als «Institutiones rei herbariae» (3 Bde.,
ebd. 1700; neue Aufl. vonAnt. de Jussieu, 3 Bde.,
Lyon
[* 7] 1719) erscheinen ließ, gab Tournefort ein Pflanzensystem
heraus, das er auf den
Bau derBlumenkrone und hinsichtlich der Gattungen auf die Art der
Frucht begründete. Außerdem veröffentlichte
Tournefort: «Relation d'un voyage du Levant» (Par.
1712; 2 Bde.,
Lyon und Par. 1717; 3 Bde.,
deutsch Nürnb. 1773-76).
[* 8] (frz., spr. turnikeh; lat.
tornaculum),
Turnikett oder Aderpresse, ein chirurg.
Instrument, mittels dessen man durch Druck auf eine Pulsader den Blutlauf
hemmt. Das Tourniquet besteht aus einem
Gurt und einer meist am
Gurte verschiebbaren
Pelotte. Letztere ist ein eigroßer, meist länglichrunder
Körper, der mit Leder überzogen oder etwas gepolstert ist.
Beim Gebrauch wird der
Gurt so um den betreffenden Körperteil
gelegt, daß die
Pelotte über der durch Druck zu verschließenden Pulsader liegt; dann wird durch stärkeres
Anspannen des Gurtes die
Pelotte gegen die Pulsader gedrängt. Man hat das
Tourniquet besonders bei
Amputationen angewandt, um die
Blutung während der
Operation möglichst zu verhüten. Doch hat man schon seit längerer Zeit das Tourniquet meist durch den Fingerdruck
ersetzt, der sicherer wirkt als das sich leicht verschiebende
Instrument. In neuerer Zeit ist das Tourniquet durch
das Esmarchsche
Verfahren der künstlichen Blutleere ganz verdrängt. (S.
Amputation.) - Tourniquet bedeutet auch
Drehgefach
[* 9] (s. d.).
1)
Arrondissement im franz. Depart. Indre-et-Loire, hat auf 2618 qkm
(1896) 192 977 E., 11 Kantone und 127 Gemeinden. - 2) Tours, lat. Turoni,
Augusta Turonum, Caesarodunum, Hauptstadt des Depart.
Indre-et-Loire und früher der
GrafschaftTouraine, links an der Loire, an den Linien Orléans-Poitiers,
Tours-Bourges (145 km),
Tours-Châteauroux-Montlucon (223 km), Tours-Nantes (1931 cm), Tours-Le
Mans
[* 11] (99 km), Châteaudun-Tours (100 km) der
Orléansbahn,
Tours-Les Sables d'Olonne (251 km) und Tours-Sargé (81 km) der Staatsbahnen,
[* 12] besitzt mildes
Klima,
[* 13] das viele Fremde,
besonders Engländer anzieht, ist Sitz des
Präfekten, des Kommandos des 9.
Armeekorps, der 35. Infanterie-
und der 3. Kürassierbrigade, eines Erzbischofs, eines Gerichtshofs erster Instanz,
Handels-, Schiedsgerichts, einer
Handels-
und Ackerbaukammer,
Sparkasse, eines Forstamtes und einer Filiale der
Bank von Frankreich sowie der
Société Générale und
hat (1896) 56 706, als Gemeinde 63 267 E. (2932 mehr als 1891), in Garnison das 66. und
Teile des 32. Infanterieregiments
und des 18. Jägerbataillons sowie das 3. und 6. Kürassierregiment und die 9. Gendarmeriebrigade, ein
Krankenhaus,
[* 14]
Spital
für
Greise, Irrenversorg-, Vesserungs- und Waisenhaus und ein Zellengefängnis; Pferdebahn durchschneidet die Stadt von Norden
[* 15] nach
Süden, eine Dampfstraßenbahn führt nach Vouvray.
Gebäude undAnlagen. Die eigentliche Stadt beginnt oben am
Hafen der Cherkanalmündung in die Loire und
erstreckt sich 3 km flußab, im N. durch die mit Platanenalleen besetzten Quais, im S. durch breite
Boulevards
(Béranger und
Heurteloup) begrenzt und hier von der großen Südvorstadt geschieden. Sie wird von
Süden (Place du Palais de
Justice) nach Norden von der schönsten
Straße (Rue Nationale) geteilt und hat am Nordende derselben eine 434 m lange, 14,6
m breite steinerne
Brücke
[* 16] von 15
Bogen
[* 17] (1765-77), Pont de Tours, die zur jenseitigen Vorstadt St. Symphorien führt.
Diese ist noch durch zwei
Hängebrücken (oberhalb und unterhalb) mit Tours verbunden, von denen jede über
eine Loireinsel geht. Am Platz davor stehen, westlich der
Straße, das
Stadthaus und östlich das Museum mit Gemälden,
Skulpturen,
Antiquitäten und
Naturalien. Neben dem Museum ist die alte Abteikirche St. Julien (13. Jahrh.), deren roman.
Turm
[* 18] von einer ältern
Kirche aus dem 10. Jahrh. stammt. Östlich davon ist die
Kathedrale St. Gatien, dem
ersten
Apostel der
Touraine geweiht; sie steht auf der
Stelle zweier durch den heil. Martin und
Gregor von Tours berühmt gewesenen
Kirchen. Von 1170 bis Mitte des
¶
mehr
15. Jahrh. in franz. Gotik erbaut, besitzt sie zwei 66 und 68 m hohe Türme, reich geschmückte Façade, Chor aus dem 12. Jahrh.,
herrliche Glasmalereien, eine Kapelle mit dem Marmorgrabmal der SöhneKarls VIII. von Jean Juste (1506) u. s. w. Südlich von
der Kathedrale steht der große erzbischöfl. Palast mit ion. Portal, davor ein Monument der berühmten
Doktoren Velpeau, Trousseau und Bretonneau sowie eine Statue der Touraine von Sicard (1887). Auf der Westseite der Rue Nationale
sind zwei, Charlemagne und St. Martin genannte Türme, die von der in den Religionskriegen zerstörten Basilika
[* 20] von St. Martin
stammen.
Nahebei ist eine Ruine der schönen Kirche St. Clément (15. und 16. Jahrh.), die jetzt als Magazin dient,
und etwas weiter Notre-Dame la Riche aus dem 12. Jahrh., jetzt restauriert. Der Justizpalast am Südende
der Rue Nationale ist ein großer, 1840 errichteter Bau in dor. Stil, von wo nach Süden die Avenue du Grammont, nach
Westen der Boulevard Beranger und nach Osten Boulevard Heurteloup ausgehen. An letzterm liegen die Bahnhöfe.
[* 21] 1 km im Südwesten
sind die geringen Reste des Schlosses Ludwigs XI. Plessis lès Tours und auf dem rechten Ufer, 2½ km im Nordwesten der Steinbrücke,
diejenigen der berühmten Abtei Marmoutier (Majus Monasterium).
Geschichte. Tours, die alte Stadt der Turonen, wurde von den Römern vom rechtsseitigen Ufergelände auf die linksseitige Ebene
verpflanzt und war Hauptstadt von Galli Lugdunensis III. 1853 wurden Reste röm. Mauern und eines Amphitheaters aufgefunden,
das größer als das zu Nimes
[* 23] gewesen ist. Tours wurde 473 von den Westgoten, 507 von Chlodwig
erobert und 853 sowie 903 von den Normannen zerstört. 1154 kam es zu England, und im Mai 1163 fand hier ein Konzil unter Vorsitz
von Papst Alexander III. statt, 1206 kam Tours mit dem umliegenden Gebiet, der Touraine (s. d.), wieder an Frankreich, und 1468, 1470 und 1481 wurden
hier Reichstage abgehalten, denn unter Ludwig XI. begann Tours aufzublühen, bis die Religionskriege dem ein Ende machten. Vom 13. Sept. bis wurde
von aus die nationale Verteidigung geleitet und vom 9. Jan. bis war es von den Deutschen besetzt. -
Vgl.
Giraudet, Histoire de la ville de Tours (2 Bde., Par.
1874): Grandmaison, Tours archéologique (Tours 1879).