Der Quai du
Port an der Vieille Darse hat in der Mitte einen in den
Hafen vorspringenden Platz
(Carré du
Port), darauf steht
das kolossale Bronzestandbild des Genius der Schiffahrt (von Daumas) vor dem
Stadthause mit zwei den
Balkon tragenden Karyatiden
[* 2] von
Puget (1656). Das
Arsenal am Westende des Hafenquais wurde zuerst von
Heinrich IV. gegründet und von
Richelieu erweitert, der 1680 von
Vauban begonnene Neubau verblieb in der Hauptsache bis 1856, wo die
Bassins vergrößert,
neue Docks angelegt und die Etablissements neu gebaut wurden, so daß es jetzt 270 ha bedeckt und 12-13000
Arbeiter beschäftigt.
Das monumentale Eingangsthor von 1738 hat dor.
Säulen
[* 3] und
Statuen von
Mars
[* 4] und
Bellona. Südwestlich der
Stadt an und zwischen den westl.
Bassins sind Eisenhütten und Hämmer, Maschinenwerkstätten, Waffenschmieden, ein 320 m
langer, 20 m breiter Seilersaal, ferner
Bäckerei, Waschhaus, Mahlbetrieb, große
Magazine aller Art,
Krankenhaus
[* 5] (ehemals Bagnohospital),
Artilleriepark, ein Schiffsmuseum (mit
Skulpturen von
Puget u. a., Schiffsmodellen u.s. w.), Marinebibliothek,
der große Waffensaal und zwischen Vieille Darse und Darse Neuve ist l'Ilot mit Ausbesserungswerkstätten. Im SO.
davon befindet sich das
Arsenal du Mourillon mit Schiffswerften und Docks (auch bedeckte),
Gräben mit Holzvorräten, Holzmagazine
und Marinekasernen. Auf der Halbinsel des
Kap Cépet liegt das Matrosenhospital St. Mandrier.
Der
Hafen liegt an der Nordseite des innern
Teils der
Bai, an der Petite
Rade (mit Wassertiefen bis zu 24 m), die im W. mit der
Bai de la Seyne und im S. zwischen der Pipadyspitze und dem
Fort d'Aiguillette auf der Halbinsel des
Kap Sicié mit der
Rade du Lazaret und der östl.
GrandeRade zusammenhängt und hat fünf durch
Molen gebildete
Bassins (Darses), im O., nördlich
von Mourillon, den kleinen
PortMarchand
(nur für Schiffe
[* 6] von 3 bis 4,5 m
Tiefgang) und daneben die in der Einfahrt 10
m, in der
Mitte 7
m, an den Quais 4 m tiefe große Vieille Darse, beide besonders dem
Handel dienend.
Die drei folgenden, weiten Darses
Vauban oder Neuve, de Castigneau und de Missieissi sind
nur fürKriegsschiffe bestimmt und
mit den
Gebäuden des
Arsenals umstanden. 8
Trockendocks, der Marine gehörend, sind vorhanden; davon das größte 163 m lang, 22 m
breit und 8 m tief. Die Einfahrt zur kleinen oder innern
Reede und zugleich zur Lazarettreede ist an der Westseite der großen
Reede durch großartige
Dämme (zwei an der Halbinsel von
Kap Cépet und ein 1500 m langer, nach Norden
[* 7] zur Pipadyspitze gerichteter)
bis auf eine
Breite
[* 8] von 500 m und einen schmalen verschließbaren Zugang an der Pipadyspitze geschlossen.
Befestigungen (s. die Nebenkarte zum
Plan). Äußerste Verteidigungslinie von W. nach O.:
Fort Six-Fours (Küstenwerke des
Kap Sicié: Balaguier, de l'Aiguilette, Napoléon),
Fort und
Batterie Gros Cerveau, eine Reihe Werke von Croupatier bis Caoume,
im N. Poste duGrandCàp, die Befestigungen des Mont-Coudon, von hier zur
Küste im O.FortThouars, la Garde,
la Gavaresse und Colle Nègre.
Zweite Linie im N. die
Stellung des Mont-Faron mit 5 Werken, im W. durch
Fort Rouge, St.
Antoine
und Malbousquet an die Stadtbefestigung (dritte Linie), im O. durch
FortFaron, Artigues,
Ste. Catherine
und La Malgue an die
Küste angeschlossen. An
dieser liegen in östl.
RichtungFortKapBrun und
Ste. Marguerite, auf dem
Kap Cépet
St. Elme und de la
Croix Signaux.
Die Umgebung liefert gute
Weine
(Coteau de Lamalgue),
Oliven,
Feigen und
Südfrüchte. Die schönste Aussicht bieten Mont-Faron
und Le
[* 9] Coudon im N. und
NO., während die Halbinsel des
Kap Cépet beim Hospital St. Mandrier, wohin regelmäßig
Dampfer gehen,
prächtigen
Fichten- und Eucalyptuswald, botan.
Garten,
[* 10]
Leuchtturm und auf einem Hügel eine Pyramide zur
Erinnerung an den
Admiral
Latouche-Tréville (gest. 1805) enthält. Südwestlich von Toulon
[* 11] liegt auf der Halbinsel
des
Kap Sicié die durch
Dampfer verbundene Stadt La
Seyne-sur-Mer (s. d.), dahinter Six-Fours (2823 E.) mit einer an Kunstwerken
reichen
Kirche aus dem 11. und 17. Jahrh., und im S. das 359 in hohe
Kap Sicié.
Geschichte. Toulon wurde von den Phöniziern gegründet, die hier Purpurfärberei betrieben, wurde im 5. oder 6. Jahrh.
Bischofsstadt, 889 von den Sarazenen zerstört;
Graf Wilhelm I. von
Arles baute es wieder auf. 1032 hatte Toulon eigene
Grafen und
wurde 1178, 1196 und 1211 von den Sarazenen belagert und zerstört. Im
Spanischen Erbfolgekrieg wurde 1707 ein doppelter
Angriff
der Verbündeten (Savoyens und Prinz Eugens zu
Lande und der
Holländer zur See) durch Marschall Tessé
abgeschlagen. 1744 besiegten in der Nähe die Engländer die franz.-span. Flotte. Am übergab
sich das dem
Konvent feindliche Toulon der engl.-span. Flotte unter Hood, im Oktober aber begann
die
Belagerung, bei der Napoleon
Bonaparte die
Artillerie kommandierte. Am 19. Dez. wurde Toulon erobert und mit
furchtbarer Härte bestraft. -
Vgl. Teissier, Histoire des diverse aggrandissements et des fortfications de la ville de Toulon (Toulon
1874);
Lambert, Histoire de Toulon (3 Bde., ebd. 1886-90).
1)
Arrondissement im franz. Depart.
Haute-Garonne, hat auf 1597,79 qkm (1896) 221 300 E., 12 Kantone und 131 Gemeinden.
- 2) Toulouse, Hauptstadt des Depart.
Haute-Garonne und früher von Languedoc, Mittelpunkt des südl.
Frankreichs, 140 m
ü.
d. M.,
in kahler, aber fruchtbarer Ebene rechts an der schiffbaren Garonne, über die drei
Brücken
[* 12] zur Vorstadt St. Cyprien führen,
oberhalb der Mündung desCanal du Midi, wo auch der Seitenkanal von
Brienne endet (s. den
Situationsplan,
S. 929), an den Linien
Bordeaux-Cette,
Toulouse-Auch (89 km),
Toulouse-Bayonne (322 km), Toulouse-Foix-Ax (124 km) der
Südbahn und
Paris-Toulouse (748
km) der Orléansbahn, ist Sitz des
Präfekten, des Erzbischofs von Toulouse und Narbonne, eines prot. und israel.
Konsistoriums, des Kommandos des 17.
Armeekorps, der 34. Infanteriedivision, der 67. Infanterie- und 17. Artilleriebrigade,
eines
Appellhofs, Gerichtshofs erster Instanz,
Handels- und Schiedsgerichts, Zollamtes, einer
Ackerbau- und Handelskammer, Forstverwaltung,
Sparkasse, der Direktion des
Canal du Midi, einer Filiale der
Bank von Frankreich und der
Société Générale und hat (1896) 124 187,
als Gemeinde 149 963 E. (172 mehr als 1891), in Garnison das 126. und
Teile des 83. Infanterieregiments
sowie das 18. und 23. Artillerieregiment und die 17. Gendarmerielegion; ferner ein
Krankenhaus, Taubstummeninstitut, prot.
Hospital,
Irrenanstalt,
Charité St. Nicolas und ein Zwangserziehungshaus.
Gebäude, Straßen, Anlagen. Die von Boulevards, Alleen und der Garonne umgebene eigentliche Stadt hat enge und winklige Straßen
mit Ausnahme einiger neuern, wie Rue d'Alsace-Lorraine. Dieselbe beginnt im Süden beim erzbischöfl. Palast, nach Osten davon
liegt die Präfektur und die Kathedrale St. Etienne mit dickem Turm,
[* 14] breitem Schiff
[* 15] (13. Jahrh.), schönem
Chor und Altarblatt in Marmor, nördlich das Museum in einem alten Augustinerkloster mit Kreuzgang (14. Jahrh.),
mit Antiquitätensammlung, Gläsern und Fayencen und einer Gemäldesammlung nebst modernen Skulpturen, (von Pradier, dem hier
geborenen Falguière und Mercié u. a.), weiterhin nach Westen das Stadthaus an der Place du Capitole mit einer StatueHeinrichs IV. im ersten Hof,
[* 16] in dem 1632 der HerzogHeinrich II. von Montmorency enthauptet wurde, Sitzungssälen mehrerer Akademien
und das Théâtre du Capitole.
Nördlich vom Kapitolplatz ist die Kirche du Taur und die schöne roman. Kirche St. Sernin (oder St. Saturnin, «Apostel von
Toulouse»),
das bedeutendste Bauwerk in Toulouse, das im 11. Jahrh. begonnen,
im 12. und 13. Jahrh. weiter geführt bis zum unvollendeten Portal. Eine vollständige Erneuerung (1860) hat Viollet le Duc
geleitet. Die Kirche ist 115 m lang, 32 m breit (im Transept 64 m) und im großen Schiff 21 m hoch. Der 65 m hohe Turm
hat fünf Etagen mit Arkaden. Westlich von St. Sernin ist das Arsenal mit Artillerieschule, nach Süden der prot. Tempel,
[* 17] das kleine
Lyceum mit der Jakobinerkirche aus dem 13. und 14. Jahrh., deren Turm (im ToulouserStil) dreieckige Arkaden hat.
Das große Lyceum daneben befindet sich im alten Hôtel de Bernuy, worin auch die Bibliothek (du
Collège)
mit 100000 Bänden (284 Inkunabeln) und 950 Handschriften aufbewahrt wird. Weiter südlich an der Garonne, unterhalb des Pont
Neuf mit 7 Bogen
[* 18] (1543-1626 vonNic. Bachelier und Sohn erbaut), ist die Kirche La Daurade («die vergoldete»),
von da geht nach
Nordwesten der Quai de Brienne bis zur Hängebrücke St. Pierre, weiter der Quai St. Pierre zur alten Mühle
du Bazacle, daneben die staatliche Tabakmanufaktur. Oberhalb Pont Neuf ist die InselTunis,
[* 19] an deren oberm Ende die alte Schloßmühle
steht. Dieser südl. Teil der alten Stadt enthält in der Straße Dalbade die gleichnamige Kirche (oder
Notre-Dame la Blanche, Mitte des 15. Jahrh.), die Hôtels de Clary (oder Maison de pierre) aus dem 17. Jahrh. und östlich davon
das Hôtel Lasbordes (oder de Fleyres), ein Meisterwerk vonNic. Bachelier (1515). Ziemlich im Süden ist die Place du Salin,
wo die Auto de Fé stattfanden. Am Südende der Altstadt ist das alte Parlamentsgebäude, jetzt Justizpalast,
vor dem das Bronzestandbild des Juristen Cujacius steht; daran führt die Allée St. Michel vorüber zum schönen Platz Grand
Rond und trennt die südl. Vorstadt ab, in der die mediz.
Schule, die mathem.-physik. Fakultät und der botan. Garten liegen. Vom Grand Rond gehen mehrere Alleen ab,
die nach Norden führende St. Etienne begrenzt die gleichnamige östl. Vorstadt, die bis zum
Canal du Midi reicht und nördlich davon, zwischen Boulevard und Kanal,
[* 20] die Vorstadt St. Aubin mit der gleichnamigen Kirche,
während die östlichste Vorstadt Guilhemery jenseit des Kanals liegt und den großen Park Caousou enthält.
Die nach Nordosten führende Allée