Sperren oder
Barrikaden, eine Art der Küstenbefestigung, die feindliche Schiffe
[* 3] in ihrer
Bewegung hindern und im
wirksamen
Feuer der
Geschütze
[* 4] des Verteidigers aufhalten soll. Es giebt feste
Barrikaden (versenkte Schiffe, eingerammte
Pfähle,
eiserne span. Reiter
u. dgl.) und schwimmende
Barrikaden
(Ketten, durch
Ketten oder
Drahtseile verbundene Flöße,
Schwimmbäume, durch
Bojen getragene
Netze, in die sich die Schrauben
[* 5] der Schiffe verwickeln sollen).
Die schwimmenden
Barrikaden werden bei stark wechselndem Wasserstande und großer
Tiefe angewendet; sie verlangen guten Ankergrund
und eine biegsame Konstruktion, um den
Bewegungen des Wassers folgen und dem ersten Anprall der Schiffe nachgeben zu können.
gewähren im allgemeinen zwar eine bedeutende Sicherheit, lassen sich aber nicht anwenden bei starker
Strömung und an den
Stellen, die schwerem Seegang ausgesetzt sind, oder die man den eigenen Schiffen offen halten will.
Eduard, ungar. Dramatiker, geb. zu Putnok
im
Komitat Gömör, war zum
Kaufmann bestimmt, wurde jedoch 1864 Schauspieler und wirkte als solcher wie als Theaterdichter
bei verschiedenen Provinzbühnen, bis er 1871 mit seinem Volksstück «A falu rossza»
(«Der Dorflump», deutsch von A.Sturm) einen vom Nationaltheater ausgeschriebenen Preis gewann. Nun erhielt
er eine
Stellung an diesem
Theater,
[* 7] starb aber schon Einen Preis des
Volkstheaters gewann er mit dem Volksstück
«Die Abgeschobene» (1874). Diese
Stücke wie das Volksstück «Die Familie des Drehorgelmanns» (1874)
errangen auf der
Bühne einen durchschlagenden Erfolg. Toth war ein originelles und bedeutendes, aber noch
nicht abgeklärtes
Talent. Seinen Operntext «Namenlose
Helden» (1875) hat
Franz Erkel komponiert.
Koloman, ungar. Dichter, geb. zu
Baja, nahm an dem
Freiheitskriege als Honvéd teil. Seit 1860 war
er Mitglied der Kisfaludy-Gesellschaft, seit 1861 der
Akademie. Er starb 1852 erschien
die erste
Sammlung seiner durch patriotische
Tendenz und warmes Gefühl ausgezeichneten, volkstümlich gehaltenen Gedichte, die sehr
populär wurden. Mehrere weitere Sammlungen folgten, welche Toth nach Petösi zum beliebtesten ungar.
Liederdichter machten. Weniger gelungen, weil zu lyrisch, sind seine
Dramen: «Der letzte Zách» (1857) und «Der
letzte ungar. König» (1860);
doch errang das
Trauerspiel «Eine Königin» (1857) einen akademischen Preis
und das
Lustspiel «Frauen in der
Verfassung» (1871) einen vollen Bühnenerfolg.
Von großer Bedeutung war für seine Zeit das
von ihm 1860 gegründete Witzblatt «Bolond Miska» («Der
närrische
Michel»).
König der
Ostgoten, Neffe des Königs Ildebad, der 540 von den
Belisar fast schon unterliegenden
Ostgoten
zum König erhoben, bald darauf aber ermordet worden war. Da die Goten zunächst den
Rugier Erarich zum König erhoben
hatten, wollte Totila zu den
Römern übergehen, nahm dann aber 542 die
Wahl zum König an, nachdem Erarich
beseitigt worden war. Er gab der verlorenen Sache der Goten in
Italien
[* 8] einen kräftigen Halt, eroberte fast die ganze Halbinsel
zurück, hielt dem 544-545 zurückgekehrten
Belisar stand und eroberte 17. Dez. 546 selbst
Rom,
[* 9] das er aber wieder aufgab. Durch
strenge
Mannszucht,
Milde und Gerechtigkeit gewann er auch bei den
RömernBoden und schuf eine Flotte, mit
der er
Sicilien,
Sardinien
[* 10] und Corsica
[* 11] eroberte; dennoch erlag er endlich 552 der Übermacht des oströmischen, namentlich
durch Langobarden, Heruler, Gepiden und andere
Germanen gebildeten
Heers unter Narses bei
Taginä, nördlich von
Spoleto, und
starb an seinen Wunden. -
Vgl. G.Kaufmann, Deutsche
[* 12] Geschichte bis auf
Karl d. Gr. (2 Bde., Lpz.
1880-81);
F. Dahn, Könige der
Germanen, Abteil. 1 (Würzb. 1861).
oder
Dotis, ungar.
Tata,
Groß-Gemeinde und Hauptort eines Stuhlbezirks (36 885 E.) im ungar.
Komitat Komorn, unweit
von der Donau, an der Linie
Budapest-Brucka. d. Leitha der
Ungar. Staatsbahnen
[* 13]
(StationTata-Tóváros),
besteht aus dem eigentlichen aus der Oberstadt und aus der an dem großen 4½ km langen fischreichen See Nagytó gelegenen
Seestadt oder Tóváros, hat (1890) 6925, mit Tóváros 11 182 meist kath. magyar.
E., ein gräflich Esterházysches Schloß mit
Garten
[* 14] und
Theater, Piaristenkollegium mit Gymnasium, Kapuzinerkloster, Hauptschule,
Schwefelquellen;
Weinbau, Marmor- und Tuffsteinbrüche, Thongruben, Tropfsteinhöhlen, zahlreiche Mühlen,
[* 15] Steingut- und Lederfabriken,
Spiritus- und
Branntweinbrennereien.
(auch
Todleben),
Franz Eduard, bei den
Russen Eduard Iwanowitsch,
Graf, russ. Ingenieurgeneral, geb. in
Mitau,
[* 16] nahm 1848-50 an den Kaukasuskriegen und 1854 an der
Belagerung Silistrias teil. Im
August desselben
Jahres wurde er zur Verteidigung Sewastopols gegen die Alliierten berufen und entwickelte nun sein volles
Talent in der
Anlage
von Befestigungen und in der Verwendung der
Artillerie, so daß die Belagerer genötigt waren, die bedeutendsten
Streitkräfte zu entfalten und häufig vom
Angriff zur Verteidigung überzugehen. Am schwer verwundet, mußte sich
Totleben von der unmittelbaren Leitung der Verteidigung zurückziehen.
Totliegendes - Tötung
* 18 Seite 65.927.
Inzwischen zum Generalmajor und
Generaladjutanten des
Kaisers ernannt, wurde Totleben nach dem Falle Sewastopols mit der Befestigung
des
Hafens von
Nikolajew und der Donaumündungen betraut, sowie später mit der Vervollständigung der
Verteidigungsanlagen in Kronstadt.
[* 17] 1869 wurde er Ingenieurgeneral. Bei
Ausbruch des Russisch-Türkischen
Krieges 1877 erhielt
Totleben anfangs kein Kommando, wurde aber nach mehrern fehlgeschlagenen
Angriffen auf
Plevna berufen, die weitern
Operationen zu
leiten. Er führte eine vollständige Einschließung der
ArmeeOsman Paschas umPlevna durch; diese mußte
sich 10. Dez. ergeben und wurde kriegsgefangen nach
Rußland abgeführt. Ende April 1878 erhielt Totleben den Oberbefehl über die
gesamte
Operationsarmee, erzwang die
Übergabe von
Schumla und
¶
mehr
Varna und trug durch pünktliche Vollstreckung der Bestimmungen des Berliner
[* 19] Kongresses wesentlich zum endgültigen Abschluß
des Friedens bei. Im April 1879 zum provisorischen, später zum definitiven Generalgouverneur von Odessa
[* 20] berufen, wurde Totleben im
Okt. 1879 in den erblichen Grafenstand erhoben und 1880 Kommandant des Militärbezirks Wilna.
[* 21] Er starb im
BadeSoden bei Frankfurt
[* 22] a. M. und wurde 17. Okt. in Sewastopol
[* 23] beigesetzt. Ihm zu Ehren besteht dort ein Totleben-Museum.
Totleben veröffentlichte in russ., deutscher und franz.
Sprache
[* 24] «Die Verteidigung von Sewastopol. Nach authentischen Quellen dargestellt» (5 Bde, Petersb. 1864-72). ÜberPlevna hat
sich Totleben 1878 in einem Brief an Brialmont geäußert (abgedruckt im russ. «Ingenieur-Journal»,
deutsch im «Archiv für preuß. Artillerieoffiziere», 1878). -
Vgl. Brialmont, Le
[* 25] général comte Totleben, sa vie et ses travaux (Brüss.
1884);
Rieger, Totleben und seines Wirkens Bedeutung für die Kriegskunst der Zukunft (in den «Mitteilungen
über Gegenstände des Artillerie- undGeniewesens», Wien
[* 26] 1885);