des Totentanz: 24 menschliche Gestalten, Geistliche und Laien in absteigender Rangordnung vom Papst und
Kaiser bis hinab zum
Klausner
und
Bauer, sowie
Jüngling,
Jungfrau und
Kind, zwischen je zweien derselben eine Todesgestalt, nicht als Gerippe, sondern als
verschrumpfte
Leiche mit umhüllendem Grabtuch, ziehen hier nach alter
Weise des Tanzes im Reigen, voran
ein einzelner
Tod pfeifend und springend. Aus etwas späterer Zeit ist erhalten ein in der Marienkirche zu
Berlin
[* 2] mit 28 Paaren.
In den Ausgang des 15. Jahrh. fällt der Totentanz im Kreuzgange des Klingenthals,
eines ehemaligen Frauenklosters der Kleinstadt Basel,
[* 3] mit 38 Tänzergruppen.
Älter sind die frühesten Holzschnittwerke,
die diesen Gegenstand behandeln. Während die
Dichtkunst endlich den
Stoff zu verschmähen begann, nahm sich desto eifriger
die bildende Kunst seiner an. Aus der Verborgenheit des Frauenklosters trug man den Totentanz zu Basel
in die Öffentlichkeit
über, indem man ihn an der Kirchhofsmauer des Predigerklosters anbrachte, wo er bald ein
Wahrzeichen
der Stadt und
Anlaß zur Redensart «Der
Tod von Basel"
wurde.
HerzogGeorg von
Sachsen
[* 4] ließ nach 1534 längs der
Mauer am dritten
Stockwerk seines Schlosses zu
Dresden
[* 5] ein steinernes Relief
von 24 lebensgroßen
Menschen- und Todesgestalten ausführen, welches, im großen
Brande von 1701 stark beschädigt, auf den
Kirchhof der Neustadt
[* 6]
Dresdens übertragen und wiederhergestellt wurde. Berühmter noch ist der Totentanz, den 1515-21
Nikolaus Manuel
an die Umfassungsmauer der Dominikanerkirche zu Bern
[* 7] mit 41
[* 1]
Figuren malte. Die alten Gemälde zu Basel
und Bern
sind
größtenteils zerstört.
Der berühmteste Totentanz ist der, welchen Lützelburger nach den Zeichnungen
Hans Holbeins (s. d.) des
Jüngern
in Holzschnitt ausführte und worin die ganze
Anschauung eine völlig neue und wahrhaft künstlerische Gestalt erhielt. Während
man bisher zu schildern gesucht hatte, wie der
Tod keinen
Stand und kein
Alter verschont, lag es Holbein
[* 8] vielmehr daran, zu
zeigen, wie der
Tod mitten hereinbricht in denBeruf und die
Lust des Erdenlebens. So sah er vom
Bilde des
Tanzes ab und gab abgeschlossene Scenen, durchweg von erschütternder Wirkung, so klein an
Umfang sie auch ausgeführt sind.
(S.
Textfigur 1
u. 2 beim
Artikel Holbein der
Jüngere.) Auch zeichnete er ein
Alphabet mit Totentanzdarstellungen. Im 16., 17. und 18. Jahrh.
entstanden Totentanz zu Füssen, Konstanz,
[* 9] Luzern,
[* 10] zu Kukuksbad in
Böhmen,
[* 11] Freiburg,
[* 12]
Erfurt
[* 13] u. s. w. Im 19. Jahrh. behandelte der
Maler Rethel den
Stoff
in großartiger
Weise (s.
Tafel: Deutsche Kunst
[* 14] VII,
[* 1]
Fig. 9), neuerdings
Hans Mayer, Jos. Sattler,
Max Klinger («Cyklus vom
Tote»)
u. a.; L.Bechstein in einem Gedicht.
Vgl. Peignot,Recherches sur les danses des morts (Dijon
[* 15] und Par. 1826);
oderLeichenhühnchen, Bezeichnung für mehrere kleinere Eulenarten,
namentlich für
den
Steinkauz
(Strixnoctua Scop.),
die nach abergläubischer
Anschauung durch ihr Schreien in der Nähe der Wohnung eines
Kranken dessen baldiges Ableben verkünden
sollen. In manchen Gegenden wird dasselbe von gewissen Nachtschwalben gefabelt.
Winkel,
[* 19] s.
Deckung^[= # in der Befestigungskunst alle Mittel, die gegen das Auge des Gegners oder auch gegen seine Feuerwirk ...] (in der
Befestigungskunst).
bei den
ArabernBahrLut (d.i.
Meer des Lot,
1 Mos. 19),. das tiefste Wasserbecken in
Palästina,
[* 23] liegt in einer Grabensenkung, die vom
RotenMeer bis zum untern Orontes reicht und ist durch Einsturz entstanden
(s. Karte:Palästina).
Im N. durch die Jordanebene, im S. durch die
Arabah, im O. und W. durch die steilen
Abhänge des Berglandes begrenzt, hat es eine Länge von 73 km und in der Mitte eine
Breite
[* 24] von 17,8 km. Sein tiefblauer Wasserspiegel
liegt 394 m, die größte
Tiefe des
Beckens beläuft sich auf 793 m unter dem Mittelmeer.
Der starke Salzgehalt des Wassers (21,7 Proz.), jedoch nach dem Orte und nach der
Tiefe verschieden, erklärt sich durch die
stetige
Verdunstung der zugeführten Wassermengen in der trocknen heißen Luft, die in dem
Kessel lagert. Das hohe spec. Gewicht
des Wassers macht ein Versinken organischer Körper unmöglich. Der abflußlose See verändert seinen
Wasserstand sowohl jährlich (bis zu 2
m) als auch in längern
Perioden. Der südliche, durch die flache Halbinsel El-Lisan
abgegrenzte
Teil ist bedeutend seichter und konnte um 1820 noch durchschritten werden, was jetzt nicht mehr möglich ist.
Der hohe Salzgehalt des Wassers
(Chlor und
Brom, mit Natrium,
Magnesium, Kalium und
Calcium verbunden) tötet
dem Anschein nach alles Leben im Bereiche des Sees. Doch will man neuerdings
Beweise des Gegenteils beobachtet haben. Wo hingegen
Süßwasser das höhere Gestade befruchtet, gedeihen auch tropische Gewächse (Engedi im Westen, die Flußmündungen
im
Osten). Die
Berge des Westufers gehören der Kreideformation
[* 25] an und zeigen nicht die geringste
Spur vulkanischer
Erschütterungen, wohl aber einen starken Gehalt von
Bitumen, das durch die Verwesung organischer
Stoffe, namentlich von zahllosen
Fischen, entstanden ist.
Dadurch, daß das flüssige
Bitumen in einzelnen Klüften und
Spalten sich sammelte, verharzte und erhärtete, entstand der
Asphalt, den die
Wellen
[* 26] an einzelnen
Stellen aus dem Gestein herausheben und an das Ufer werfen. Der
Asphalt
hat also mit der Entstehung des Totes Meer nichts zu thun. Am Ostufer des Sees bildet den Fuß des
Gebirges die Sandsteinformation,
die von starken Basaltergüssen durchbrochen ist; darüber erst lagern die Kreideschichten, die denen des Westufers
gleichen. Die Ufer sind mit
Treibholz bedeckt; im Norden mündet der
Jordan. (S. auch
Sodom und Gomorrha.) -
Vgl.
Lynch, Narrative
of the U.S. expedition to explore the
Jordan and the Dead Sea (Philad. 1849 u. ö.; deutsch Lpz.
1850);