(Unmündige, Wahnsinnige,
Taubstumme,
Greise, Sieche, schwangere Frauen, Vornehme von
Geburt oder
Stand u. s. w.) nicht angewendet
werden durfte, diente für solche Fälle die
Bedrohung mit der Tortur
(Territion). Diese war Verbalterrition, wenn sie mit bloßen
Worten geschah, indem sie dem Verdächtigen angekündigt, er in die Marterkammer geführt und zum Schein dem
Scharfrichter übergeben wurde, der ihm die
Instrumente vorzeigte und die
Schmerzen, welche er ihm sogleich machen werde, auf
das fürchterlichste beschrieb, ihn aber nicht angreifen durfte.
Bei der Realterrition hingegen wurde der Verdächtige entkleidet, ihm auch die Werkzeuge
[* 2] wirklich angelegt, doch kein.Schmerz
damit zugefügt. Gewöhnlich wurde die Folter des Morgens sehr früh in einem entlegenen Gemach vorgenommen
und eine
Stunde lang fortgesetzt, ohne daß jedoch das Leben des Gefolterten gefährdet werden durfte. Bekannte der Inquisit,
so wurde innegehalten, leugnete er wieder, von neuem damit fortgefahren. Das abgelegte Geständnis (Urgicht) mußte am andern
oder dritten
Tage ungezwungen wiederholt und, um als überzeugend zu gelten, auf solche Umstände gerichtet
werden, die kein
Unschuldiger wissen konnte.
Die Nichtigkeit dieser Umstände wurde anderweit erforscht; wurden dieselben dabei nicht bestätigt, so konnte der Angeklagte
nicht verurteilt, aber von neuem gefoltert werden. Überstand er alle
Grade, ohne zu gestehen, so erfolgte in
Deutschland
[* 3] Freisprechung.
Der Gemarterte mußte aber eidlich geloben, sich wegen der erlittenen Qualen nicht rächen zu wollen.
ChristianThomasius,
Beccaria,
Voltaire,
Hommel waren die Wortführer der bessern Einsichten, welche die Unzuverlässigkeit eines
abgepreßten Geständnisses und das Unrecht feststellten, daß der Schuldige mit einer nutzlosen Marter, die ärger als die
Strafe, gepeinigt werde, derUnschuldige die Freisprechung nur mit dauernder Einbuße seiner Gesundheit
erkaufen könne. In
Deutschland erfolgte die Abschaffung der Tortur nach dem Vorgange
Friedrichs d. Gr. (Kabinettsorder von 1740 und
1754) nur allmählich (so in
Sachsen
[* 4] 1770,
Österreich
[* 5] 1776), teilweise sogar erst im Anfange des 19. Jahrh., so in Hannover
[* 6] 1822, in Coburg-Gotha 1828.
Pasteur, Gruppe von
Sproßpilzen, die sich von den echten
Hefen dadurch unterscheiden, daß sie in zuckerhaltigen
Nährlösungen keine oder doch nur eine sehr geringfügige alkoholische Gärung bewirken, daß sie auf der Oberfläche dieser
Flüssigkeiten keine
Decke
[* 7] bilden und sich ausschließlich durch
Sprossung vermehren. Torula cerevisiae, s.
Hefe.
[* 8] - Mit
dem
NamenTorula bezeichnet man auch Streptokokkenverbände.
und
Whig, die beiden polit. Parteien, deren Kampf um die Herrschaft seit dem Ende des 17. Jahrh.
die polit.
Entwicklung Englands bestimmt hat. Ursprünglich waren es Schimpfnamen, welche die
Anhänger
des
Hofs und die Opposition sich wechselseitig beilegten. Die
Volkspartei verglich die
Anhänger des
Hofs mit den kath. Räuberhaufen,
welche zur Zeit
Karls I. unter dem Vorwand royalistischer Gesinnung
Irland verwüsteten und den
NamenTories (angeblich von
Tar a
ry,
d. i.: Komm, o König) empfingen.
Die Hofpartei bezeichnete ihre Gegner mit dem Spottnamen der frommen
Bauern in
Schottland. Nach
einigen soll dieser
Name von
whig,
d. i. dünnes
Bier oder Molken, herkommen, welche Getränke die enthaltsamen
Bauern liebten. Nach andern soll Tory ursprünglich
einen zum
Papismus geneigten Pferdedieb in England,
Whig einen zumAufruhr geneigten Konventikler in
Schottland
bedeutet haben.
Andere leiten den Ursprung von whigam ab, einem
Instrument, dessen sich die
Bauern zur Antreibung des Viehes
bedienten.
Gewiß ist, daß die schott.
Bauern im
Kriege gegen
Karl I. dieses
Instrument als Waffe führten und davon Whigamores genannt
wurden. (Vgl. Rapin Thoyras, Disseration sur les
Whigs et les Thorys, Haag
[* 10] 1717.) Diese Parteiteilung
vollzog sich zuerst 1680 bei dem Kampf um die
Thronfolge des kath.
BrudersKarls II., des spätern
Jakob II. Nach der Revolution
von 1688, noch mehr aber seit der Thronbesteigung des Hauses Hannover 1714 erlangten die
Whigs ein entschiedenes Übergewicht,
indem ihre Gegner zum großen
Teil der vertriebenen Königsfamilie anhingen und überdies einer Hinneigung
zum
Katholicismus verdächtig waren.
Als jedoch die
Tories von der Verteidigung eines unmöglich gewordenen legitimistischen Princips abstanden und, der neuen
Dynastie huldigend, sich mit ihr zur Aufrechthaltung der königl. Prärogative verbanden, nahmen
sie bald wieder den Charakter einer Hofpartei an, und während der langen Regierung
Georgs III. blieb
die
Staatsgewalt fast ununterbrochen in ihren
Händen. Bei der aristokratischen
Verfassung Englands waren die Parteigegensätze
in dieser Zeit nie sehr bedeutend; im
Grunde waren die
Tories und die
Whigs nur zwei regierungslustige Adelskreise, die miteinander
um die Herrschaft rangen.
Dies änderte sich, als die ausschließliche parlamentarische Adelsherrschaft 1832 mit der ersten Parlamentsreform (s.
Reformbill) aufhörte. Hiermit war eine dritte, radikale Partei in die polit.
Arena gerufen worden, deren Erscheinen die frühern
Parteiverhältnisse allmählich umgestaltete. Die gemäßigten
Tories reorganisierten sich unter dem
Namen der «Konservativen»,
wurden aber durch denAbfall Peels und die Frage der Kornzölle von neuem in zwei feindliche Lager
[* 11] geschieden.
Die
Whigs bezeichnen sich selbst wohl als (gemäßigt) «Liberale», werden
aber infolge der radikalen Reformakten von 1867 und 1884-85 anscheinend von den Radikalen bald überflügelt werden. Eine
Spaltung trat unter ihnen infolge
Gladstones irischer
Home-Rule-Politik imFrühling 1886 ein, indem sich
die
Vertreter der Reichseinheit als liberale
Unionisten (s. d.) zu den Konservativen hielten, während der größere
Teil der
Partei als
Gladstonianer (s. d.) dem alten Führer treu blieben. In schnellem Wechsel
folgten sich seitdem die
Tories und
Whigs in der Regierung (s.
Großbritannien
[* 12] und
Irland, Geschichte); da weder
diese noch jene eine entscheidende
Majorität zu gewinnen vermochten, waren die irischen
Home-Rulers (s. d.) immer die ausschlaggebende
Partei. Dies änderte sich erst seit den
Wahlen im Juli 1895, bei denen die
Tories von den 670 Parlamentssitzen 340 errangen,
so daß sie jetzt allein schon die
Majorität besitzen; ihnen zur Seite stehen die liberalen
Unionisten
mit 71
Stimmen, während die
Gladstonianer nur 176 behaupteten.
Maggiore, entspringt an der Grenze des schweiz. Kantons Tessin,
südlich am San Giacomopaß, auf dessen Nordseite die Quelle
[* 14] des Tessin
liegt, nimmt
auf seinem südl. Lauf zwischen Penninischen und Lepontinischen Alpen
[* 15] zunächst im Formazza-(Pommat-)Thal rechts den Griesbach
vom Griespaß auf, stürzt unter der Brücke
[* 16] von Fruth (1685 m) vom Westfuß des Piz Basodina (3276 m),
oben 26 m breit, in drei Absätzen 200 m tief, fließt durch das Antigoriothal, empfängt rechts aus dem Vedrothal mit der
Simplonstraße die Diveria und durchströmt nun vielfach geteilt den mit Geröll erfüllten Grund des Eschenthals (Val d'Ossola).
Bei Domo d'Ossola (s. d.) an der Mündung des Bogna und gegenüber
dem Val di Vigezzo wird die Tosa schiffbar, bei Villa d'Ossola strömt ihr rechts Antrona und oberhalb Vogogna, wo
sich ihr Lauf nach SO. wendet, die Anza (vom Monte-Rosa her) zu, schließlich nimmt sie rechts
bei Gravellona die Strona mit dem Abfluß des Ortasees auf und mündet als reißender, 80 km langer Fluß
nordwestlich von Pallanza.