Entermesser, Torpedodienst, namentlich auf
Torpedobooten, und Sprengdienst. Die Torpedoabteilungen sind der
Inspektion des
Torpedowesens unterstellt.
Zur
Einstellung gelangen bei den Torpedoabteilungen ausgesuchte Leute des seemännischen und Heizerersatzes. Jede
Compagnie besetzt gewöhnlich eine Torpedobootsreservedivision, deren Divisionschef der Compagnieführer ist.
kleines, schnelles Fahrzeug, deren Hauptwaffe der
Torpedo (s. d.) ist. Man unterscheidet
Spieren-
(Stangen-) und Fischtorpedoboote; erstere fanden bereits im amerik. Bürgerkriege erfolgreiche Verwendung. Sie waren
noch sehr klein, wurden deshalb nach dem jüd. König
Davids genannt, hatten am
Bug eine etwa 10 m lange
Stange, an der sich
der
Torpedo befand, der beim Anstoßen gegen das feindliche Schiff
[* 2] explodierte. Berühmt ist der
Angriff
des
Lieutenants Cushing der Nordstaatenmarine auf das
Panzerschiff
[* 3]
Albemarle gegen 3
Uhr
[* 4] morgens im Roanokefluß.
Durch die Explosion des
Torpedos
[* 5] erhielt die
Albemarle ein großes Loch dicht unter der Wasserlinie und ging in wenigen Minuten
unter, aber auch das
Boot wurde durch die aufgeworfene Wassermasse zum Sinken gebracht. Im Russisch-Türkischen
Kriege von 1877 und 1878 wurden zwei türk. Monitors (s. d.)
auf der Donau von den
Russen mit
Stangentorpedos in Nachtangriffen von
Booten aus zerstört. Die ersten größern Torpedoboot waren der 1865 gebaute
amerikanische gepanzerte Spuyten Duyvel, der englische Vesuvius, beide mit 10 Seemeilen
Geschwindigkeit,
der deutsche
Ulan, sämtlich für
Spierentorpedos eingerichtet.
Zur Zeit des deutsch-franz.
Krieges hatte die
deutsche Marine eine große Anzahl ziemlich untauglicher Stangentorpedoboote,
die nur 8 Knoten liefen und nicht zur Verwendung kamen. Die ersten tauglichen Torpedoboot, sowohl für
Stangen- wie Fischtorpedos,
baute die engl. Werft Thornicroft. InDeutschland
[* 6] hatte die Schichausche Werft in
Elbing
[* 7] (s. Schichau)
bereits eine große Zahl Torpedoboot für die russische Marine gebaut, als die deutsche
Admiralität die Torpedoboot aller renommierten Firmen
durch eingehende Versuche gleichzeitig prüfen ließ; hierbei ergab sich die Überlegenheit der Schichauschen Torpedoboot, der
Schöpfung des Ingenieurs Ziese (s. d.), in demMaße, daß später auch in der engl. Marine diese Form
unter der Bezeichnung
German type bevorzugt wurde.
Diese Torpedoboot sind meist 35-45 m lang und 85-145 t groß, mit einem
Tiefgang von etwa 2 m; aus
Stahl gebaut, vereinigen sie größte
Stärke
[* 8] mit größter Leichtigkeit (s.
Tafel:
Torpedos und Seeminen,
[* 1]
Fig. 6).
Über Wasser haben sie nur
geringe Höhe und sind ganz eingedeckt; der vorderste
Teil trägt bis zum vordern
Turm
[* 9] ein sog.
Walfischdeck, gewölbt, damit
Geschosse
[* 10] abprallen und das Seewasser ablaufen kann. Der Vordersteven selbst ist so scharf wie möglich, an beiden Seiten
ragen die
Lancierrohre (s.
Torpedo) nach außen heraus.
Der darunter befindliche Raum dient zur Unterbringung der
Torpedos, ihrer Munition und der Lanciervorrichtung (s. Fig. 5a
u. b) sowie der
Luftpumpe
[* 11] zum Füllen der
Torpedos; hieran schließt sich der Mannschaftsraum (1), wo 15-20 Mann bequem Platz
finden. Der darüber befindliche
Turm (6) enthält das Dampfruder, mit dem das
Boot gesteuert wird; Durchsichtsgläser
gestatten das Ausguckhalten. Zur
Ventilation kann die ganze
Decke
[* 12] des
Turms emporgeschraubt werden, so daß darüber ein offener
Spalt entsteht.
Das
Turmdach trägt eine Hotchkiß-Revolverkanone. Durch
ein wasserdichtes Querschott getrennt, schließt sich nach hinten
der Kesselraum (2), oben sichtbar durch den Schornstein, an. Hier arbeitet zur Herstellung des forcierten
Zugs eine Ventilationsmaschine, die einen Luftüberdruck im Raum von etwa 1½ bis 2
Atmosphären hervorruft. Der
Kessel ist
ein Lokomotivkessel von 10 bis 12
Atmosphären Druck. Nach einem weiternSchott folgt der Maschinenraum (3); eine dreicylindrige
Compoundmaschine bringt bis 380 Umdrehungen der Schraubenwelle pro Minute hervor. An das in
[* 1]
Fig. 6 ersichtliche
Maschinenluk stößt der hintere
Turm, der ebenso wie der vordere eingerichtet ist und auch eine Revolverkanone oder bei neuern
Booten eine 5 cm-Schnellfeuerkanone trägt.
Dieser
Turm enthält eine zweite Handsteuervorrichtung und bildet den Niedergang zu der ebenfalls von Querschotten eingeschlossenen
Kommandantenkajüte (4); es befinden sich außerdem hier die Maschinistenkammer und der Munitionsraum
für die
Geschütze.
[* 13] Der hinterste Raum (5) dient zur Unterbringung von Proviant und Material, sowie der Segel, die im Fall
von Maschinenhavarie an den beiden hauptsächlich zum Signalisieren dienenden
Masten gesetzt werden können.
Die
Kohlenbunker befinden sich zu beiden Seiten des Kesselraums, so daß sie, wenn gefüllt, gleichzeitig
als Panzerschutz wirken. Der Kohlenvorrat ist derart, daß die Torpedoboot bei mäßiger
Geschwindigkeit transatlantische
Reisen machen
können. Auf dem Achterdeck hinter dem zweiten
Turm ist eine drehbare
Torpedokanone auf Mittelpivot für Breitseitschuß nach
beiden Seiten ausgestellt. Die meisten Torpedoboot sind auch mit einer Dynamomaschine zum Betrieb
eines elektrischen Scheinwerfers sowie des Kaselowskyschen Signalapparates (s. Signal) ausgerüstet.
Die
Besatzung ist besonders ausgebildet bei den
Torpedoabteilungen (s. d.) und besteht bei den
Booten von etwa 90 t
Größe aus 1 Seeoffizier
als Kommandanten, 1
Maschinisten, 2
Bootsmanns-, 3 Maschinistenmaaten, 4 Matrosen und 4 Heizern. Die großen, sog. Hochseetorpedoboote
werden als besondere Flottille der Schlachtflotte beigegeben, um diese in ihren
Operationen gegen feindliche Flotten zu unterstützen
und sie gegen feindliche Torpedobootsangriffe zu sichern. Torpedoboot werden selten einzeln einen
Angriff ausführen, meist zu 4-6
Booten
vereint (Torpedobootsdivision).
Die
Taktik des
Angriffs erinnert an die
Kavallerie; in breiter Frontlinie, überraschend und schnell, geht
man dem Feind so nahe als möglich zu Leibe, lanciert zuerst die Bugtorpedos und schickt dann beim
Abschwenken die Breitseittorpedos
nach. Je geringere Zielfläche die Torpedoboot dem Feinde bieten, desto besser; dabei dürfen sie aber nicht zu
Unterwasserbooten (s. d.)
werden, da bei diesen die Verfolgung eines beweglichen Ziels durch keinerlei Hilfsmittel hinreichend
sicherzustellen ist.
Während man sich in
Deutschland zu einem einheitlichen
System größerer seefähiger und selbständiger Torpedoboot entschieden hat,
ist in vielen Marinen neben diesen noch eine bedeutend kleinere Gattung in sehr großer Zahl vorhanden, die nur in nächster
Nähe einer Küstenbefestigung zur lokalen Verteidigung benutzt werden können. In England wurde 1897 ein
Torpedoboot Turbinia erprobt, das mit Parsonscher Dampfturbine an
Stelle der bisherigen Dampfcylindermaschinen ausgestattet ist; der
Nutzeffekt dieser Compoundmaschine ist 80 Proz.; das
Boot ist 42 t groß, 30,5 m lang, 2,74 m breit. Bei über 2100 Umdrehungen
in der Minute betrug die
¶
mehr
höchste Geschwindigkeit 32,75 Seemeilen. Die Armierung der Torpedoboot mit Schnellfeuer- oder Maschinenkanonen dient für das Gefecht
zwischen Torpedoboot selbst; auch werden die Torpedoboot mit Sprengmitteln aller Art ausgerüstet, um feindliche Hafensperren, Torpedoschutznetze,
unterseeische Telegraphenkabel u. s. w. zu beseitigen. ÜberEinteilung der Torpedoboot und Liste der deutschen s. Torpedoboot (Bd.
17). -
Vgl. Gougard, La marine de guerre; cuirassés et torpilleurs (Par. 1884);
Les torpilleurs autonomes
et l'avenir de la marine (ebd. 1885).