westl. Hälfte geteilt, sowie von einer Anzahl breiter und tiefer, wohl unterhaltener
Kanäle durchflossen. Von den vielen
meist hölzernen
Brücken
[* 2] sind die Niponbashi (d. h. Japanbrücke), Azumabashi (jetzt Kettenbrücke) und
Riogokubashi zu nennen. Tokio
[* 3] besteht aus 15 Stadtteilen, von denen zwei, Hondsho und Fukagawa, auf dem östl.
Ufer des Sumidagawa liegen. Das Ooshiro oder Schloß ist mit einem breiten
Graben und einer hohen und
dicken
Mauer umgeben und enthält jetzt die Residenz des
Kaisers, einen
Komplex von Wohngebäuden, prachtvollen Gärten u. s. w.
Diesen
Teil umgiebt gürtelförmig und mit Ringmauer und
Gräben versehen das Sotoshiro, worin sich früher die Quartiere der
frühern Reichsvasallen
(Daimio) sowie der Hatamoto befanden, die jetzt modernen
Gebäuden, wie Ministerien
u. s. w., Platz gemacht haben.
Ringsherum breitet sich die übrige Stadt aus, deren oft unregelmäßige
Straßen in manchen
Teilen, z. B. dem vornehmsten
Teil, dem Westen, Hohlwege bilden. Nahe der Mündung des Sumidagawa liegt das Fremdenviertel Tsukidshi, wo die Fremden
allein Landbesitz erwerben dürfen. Die schönsten Parkanlagen sind der Ujenopark im Norden
[* 4] mit Museum
und einer Rennbahn sowie der Shibapark im
Süden mit den Gräbern von sechs Shogunen. Die wichtigsten
Straßen sind die Ginza
und deren Fortsetzungen nach beiden Seiten mit Kaufläden europ.
Stils, die Nakadori mit den Verkaufsstellen japan.Kuriositäten,
deshalb auch Curiostraße genannt, die Nagata-tschu mit den Residenzen der meisten europ.
Diplomaten u. s. w. Der beste
Bazar in Tokio ist der Kwankoba
(d. i.
Bazar) am Nordeingang in den Shibapark. Es befinden sich in
Tokio 2 engl., 1 amerik., 1 röm.-kath., russ.-orthodoxe
und deutsch-evang.
Kirche.
Von den zahlreichen
Tempeln sind erwähnenswert: im Stadtteil Asakusa der
Tempel
[* 5] des Kwannon, dessen
Bild
aus dem 6. Jahrh.
v. Chr. stammen soll. Der ihn umgebende
Garten
[* 6] (Asatusa Koëntschi) ist der Hauptvergnügungsort für die
mittlern und untern
Klassen und enthält einen 1890 erbauten, in 12
Stockwerken 70 m hohen
Turm.
[* 7] Der Shokonsha oder Jasukuni, 1869 errichtet,
ist ein Shintotempel modernster Art, im strengsten
Sinne des Shintoismus gehalten und deshalb fast leer.
Der berühmte buddhistische
TempelEko-in am linken Ufer des Sumidagawa wurde 1657 zur
Erinnerung an eine Feuersbrunst gebaut,
der über 100000
Menschen zum Opfer gefallen sein sollen. Er ist die Hauptverehrungsstätte der
Toten, besorgt aber
auch Totenfeiern für Haustiere. Der Higashi Hongwandschi, gewöhnlich Monseki genannt, ist der ungeheure Haupttempel der
buddhistischen Montosekte. Der Confuciustempel Seido, ein prächtiges
Beispiel chines.
Stils, enthält jetzt ein Unterrichtsmuseum.
Shogunengräber befinden sich auch in zwei
Tempeln in der Nähe des Ujenoparks, wovon besonders der zweite ein prächtiges
Gebäude inGold
[* 8] und blendenden
Farben ist. Im
NO. der Stadt befindet sich der Joshiwara, das staatlich überwachte
Quartier der Freudenmädchen. Seit 1885 hat Tokio ein Elektricitätswerk und seit 1890
Telephonanlage. Eine eigentümliche Erscheinung
in den
Straßen sind die Jinrikisha, d. h. leichte, zweiräderige, von einem Mann gezogene
Fuhrwerke, die mehr und mehr an
die
Stelle der Sänften getreten sind.
Auch finden sich seit 1882 Pferdebahnen. Von den zwei
Bahnhöfen liegt der Shimbashibahnhof im
Süden, der Ujenobahnhof im
Norden, ersterer für die Linie nach
Jokohama und die
Südbahn, letzterer
für die Nordbahn. Beide sind miteinander verbunden
durch die Tokio-Akabane-Verbindungsbahn, meist
Ringbahn genannt, mit mehrern
Stationen in den
Vororten der
Stadt; von einer derselben führt eine Zweiglinie nach Hatschiotschi im W. von Tokio. Die
Universität von Tokio, bis 1896 die einzige
des
Landes, zählte Ende Juni 1896: 86 Professoren, 28
Docenten und 1588 Studierende. Sie zerfällt in 6
Fakultäten, 36
Abteilungen
und 127 verschiedene Fächer.
[* 9] - Tokio wurde 1456 gegründet, blieb aber bis Ende des 16. Jahrh,
unbedeutend und ist recht eigentlich eine Schöpfung der Shogune der letzten Dynastie, welche 1590 ihren Wohnsitz dorthin
von Suruga verlegten. Tokio ist seit 1869 dem Fremdenverkehr geöffnet, doch ist
Jokohama, mit dem es schon seit 1872 durch eine
Eisenbahn verbunden ist, als der eigentliche
Hafen für den
Handel mit dem
Auslande anzusehen. Am wurde Tokio von einem
verheerenden
Erdbeben
[* 10] heimgesucht.
(vom ital. toccare, berühren), in der Malerei die
Farben in kurzen Pinselstrichen auftragen, wobei der Pinsel
fast wie ein
Bleistift
[* 11] in Anwendung gebracht wird.
Emmerich,
[* 12]
Graf von, ungar. Parteigänger von serb. Abkunft, geb. 1656 auf dem
Schlosse
Kesmark in
Ungarn,
[* 13] floh nach dem
Tode seines
Vaters (1670), der als Teilnehmer an der ungar. Magnatenverschwörung (s.
Frangipani) geächtet war, nach Siebenbürgen, focht seit 1678 an der
Spitze der ungar. Mißvergnügten gegen
Leopold I. und eroberte mehrere Festungen und Bergstädte, so daß der
Kaiser 1681 auf dem
Reichstag zu Ödenburg
[* 14] mit ihm unterhandelte.
Trotzdem begannen die
Unruhen von neuem, die insgeheim von den
Türken unterstützt wurden. Tököly eroberte 1682 Kaschau, und als
der
Krieg zwischen dem
Kaiser und der
Pforte offen ausbrach, ließ er sich von dem
Sultan zum Fürsten von
Oberungarn ernennen und zog mit den
Türken gegen
Wien
[* 15] (1683). Obgleich die österr.
Armee siegreich in
Ungarn vordrang, setzte Tököly den
Krieg mit wenigen Getreuen fort, wurde aber in seinem Lager
[* 16] überfallen
und konnte sich nur mit Mühe retten. Von nun an war Tököly ohne festen
Boden in
Ungarn. Nach einem erfolglosen
Einfall in Siebenbürgen (1690), zu dessen Fürsten ihn die
Pforte bestimmt hatte, schlug er im Jan. 1691 den Prinzen
August
von Hannover
[* 17] bei
Teres, mußte aber bald aufs neue in die Walachei zurückweichen. Bei derNiederlage der
Türken bei Slankamen 1691 befehligte Tököly die türk. Reiterei, und auch später
nahm er fortdauernd an allen Kämpfen der
Türken gegen
Österreich
[* 18] teil; 1699 begab er sich nach
Konstantinopel.
[* 19] Der
Sultan
verlieh ihm mehrere
Güter und den
Titel eines Fürsten von Vidin. Er starb 1705 auf einem Landgute bei
Nikomedien in
Kleinasien.
Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks, größte Stadt auf der japan.
InselShikoku, an der Mündung des Josinagawa, war Sitz des
DaimioHachis(u)ka und hat (1896) 59997 E.
Franz, eigentlich Schedel, ungar. Litterarhistoriker, geb. in
Ofen, studierte in
PestPhilosophie und
Medizin und wirkte einige Zeit als Bezirksarzt in
Pest, wandte sich aber bald ausschließlich
litterar.
Studien zu. Er ging 1829
¶
mehr
nach Berlin,
[* 21] besuchte dann Belgien,
[* 22] London
[* 23] und Paris
[* 24] und kehrte 1830 in seine Heimat zurück. Hier gründete er mit Paul Bugát
das «Orvosi tár» (mediz. Zeitschrift), das erste ungarische mediz. Journal,
das er bis 1833 redigierte, wurde 1830 Mitglied der UngarischenAkademie, als deren Sekretär
[* 25] er 1835-61 wirkte, und 1833 außerord.
Professor der Diätetik an der Universität. Die Kisfaludy-Gesellschaft, die auf T.s Veranlassung 1836 begründet worden war,
wählte ihn 1841 zum Direktor. Als er 1844 Direktor der Universitätsbibliothek wurde, legte er sein mediz. Lehramt nieder.
Nach 1849 wandte er sich ganz der Geschichte der ungar. Litteratur zu, deren Professur an der
Universität er 1860 erhielt. Er starb in Pest.
Toldy veröffentlichte zahlreiche histor. Quellenwerke, so das «Chronicon Hungarorum» (Ofen 1852) und «Marci chronica de gestis
Hungarorum» (Pest 1867),
und gab das «Corpus grammaticorum linguae hungaricae veterum» (ebd. 1866)
sowie die Werke vieler ältern und neuern ungar. Schriftsteller heraus.
Seine Hauptwerke sind jedoch seine grundlegenden Arbeiten über ungar. Litteraturgeschichte. Als Mitglied der Akademie zu Wien
schrieb er «Die ungarische histor. Dichtung vor Zrinyi» (Wien 1848) und «Kulturzustände der Ungarnvor derAnnahme des Christentums»
(ebd. 1850). Diesen folgten: «A magyar nemzeti irodalom története» («Geschichte
der ungar. Nationallitteratur», 3 Bde.,
Pest 1851; der erste Band
[* 26] deutsch von M. Kolbenheyer, «Geschichte der ungar.
Litteratur im Mittelalter», ebd. 1865) und dasselbe in kürzerer Fassung (ebd. 1854; 4. Aufl.
1878),
«A magyar költészet története» («Geschichte
der ungar. Dichtung», ebd. 1855 u. 1867; deutsch von G. Steinacker, ebd. 1863),
«A magyar költészet kézikönyve» («Handbuch
der ungar. Poesie», 2. Aufl., 5 Bde.,
ebd. 1876) u. a.
Sein Sohn Stephan Toldy, Publizist und Dramatiker, geb. in Pest, gest. schrieb polit. Broschüren, redigierte
mehrere Zeitungen (so 1875-79 das polit. Tageblatt «Nemzeti Hirlap») und veröffentlichte
Romane und Novellen. Seine Lustspiele «Die guten Patrioten» (1872)
und «NeueMenschen» (1873) spiegeln die unmittelbare Gegenwart wider und hatten großen Erfolg.
Weniger gelungen sind seine ernstern Dramen «Livia» (1873) und «Cornelia» (1875).