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Veränderungen ein. die alle nach rein physik. und chem. Gesetzen vor sich gehen. Die hauptsächlichsten und hervortretendsten Erscheinungen nach dem Tod sind die der Fäulnis (s. d.), durch welche die organischen Substanzen des menschlichen Körpers in unorganische Stoffe (vorzüglich in Kohlensäure. Wasser und Ammoniak) umgewandelt werden. Es beharrt nun aber der Leichnam vor seiner Zersetzung noch eine Zeit lang in einem Zustande, den man Leichenzustand im engern Sinne des Wortes nennt und der sich durch ganz bestimmte, bald schneller, bald langsamer eintretende Erscheinungen (Leichenerscheinungen) auszeichnet. Zu diesen gehören: die Leichenblässe, die Totenkälte und die Totenstarre (Zusammenziehung der Muskeln [* 2] durch Gerinnen des Muskeleiweißes), die Totenflecke und das Abplatten der Körperstellen, wo die Leiche aufliegt.
Trotz dieser Leichenerscheinungen ist es manchmal doch schwierig, den Tod durch das bloße Besichtigen des Körpers mit Sicherheit anzugeben und vom Scheintod (s. d.) zu unterscheiden. Die beste Auskunft giebt hier das Behorchen des Herzens, da Unhörbarkeit der Herztöne am sichersten den Tod andeutet. Wahrscheinlichkeit für den Tod gewähren: das gebrochene, getrübte und trockne Äuge;
das Nichtdurchscheinen der gegen das Licht [* 3] gehaltenen Finger;
die völlig erweiterte und gegen das Licht unempfindliche Pupille, das Nichtfließen von Blut aus geöffneten Blut- und Pulsadern;
das pergamentartige Eintrocknen der durch starkes Reiben mit kaustischem Salmiakgeist von Oberhaut entblößten Haut. [* 4]
Beim Scheintoten bleibt die elektrische Erregbarkeit der Muskeln erhalten, während sie bei einer Leiche 1½-3 Stunden nach dem eingetretenen Tod erlischt. Das untrüglichste Zeichen des Tod ist aber die nach dem Schwinden der Todesstarre eintretende Fäulnis mit blaugrüner Färbung und blasiger Austreibung der Haut, üblem Geruch, Ausfließen mißfarbiger, stinkender Flüssigkeit aus Mund und Nase. [* 5] -
Vgl. Hasselt, Die Lehre [* 6] vom Tod und Scheintod (Braunschw. 1862): Götte, Über den Ursprung des Tod (Hamb. 1883);
Weismann, Über Leben und Tod (Jena [* 7] 1884);
F. dell'Acqua, La morte vera et la morte apparente (Mail. 1897).
Die gewaltige Macht des Tod fand auch in Dichtung und Kunst den ergreifendsten und vielgestaltigsten, je nach der verschiedenen Empfindungsweise der einzelnen Zeiten und Völker verschiedenen Ausdruck. Die Alten haben die Gestalt des Tod nicht ausdrücklich personifiziert, sondern nur die Wirkungen des Tod, den Abschied vom Leben (besonders auf griech. Stelen), das Totengericht u. s. f. dargestellt, oder sie beschränken sich auf mytholog. Parallelen (Raub der Proserpina, des Hylas, des Ganymed) oder sie führen den mildern Bruder des Tod, den Schlaf, vor oder einen Genius (Eros) [* 8] mit gesenkter verlöschender Fackel.
Vgl. die Abhandlungen Lessings und Herders «Wie die Alten den Tod gebildet».
Den Hebräern (Hiob 5, 2"; Jer. 9,22) ist der Tod ein Ackersmann, der den Garten [* 9] des Lebens jätet und einen Baum nach dem andern bricht.
Erst im 17. Jahrh. wird die Darstellung des Totengerippes als Symbol des Tod gebräuchlich; das Gerippe führt in der Hand [* 10] die Sense.
Die ital. Renaissance machte nach dem Vorgang von Petrarcas Trionfo della Morte, gestützt auf das Femininum Mors (La Morte), aus dem Sensenmann eine schreckhafte, die Sense schwingende, unheimlich gespenstig aus den Himmelshöhen herabfliegende Megäre; die ergreifende Ausgestaltung dieser Idee ist das berühmte Bild des Trionfo della Morte (Triumph des Tod) im Campo santo zu Pisa, [* 11] das in die Mitte des 14. Jahrh. fällt und früher Orcagna zugeschrieben wurde.
Daneben begegnete wiederholt die allegorische Darstellung der"Drei Lebenden und drei Toten», welche auf ind.-buddhist. Legenden zurückzuführen ist. Am reichsten ausgestattet findet sie sich auf einem Fresko des Campo santo zu Pisa, wo drei Könige auf der Jagd auf drei Särge mit Toten stoßen und von Eremiten über die Vergänglichkeit belehrt werden. In dieser Zeit bildete sich auch namentlich im Norden [* 12] eine eigentümliche Allegorie auf die unentfliehbare Macht des Tod und die Vergänglichkeit alles Irdischen aus, der sog. Totentanz (s. d.).
Über den Bürgerlichen Tod s. d.