in der griech.
Bibel
[* 5] Tob,
Name einer unter den
Apokryphen des Alten
Testaments erhaltenen Erzählung mit
moralischer, belehrender
Tendenz. Derselbe behandelt die Geschichte eines frommen
JudenNamens Tobiel vom
Stamme Naphtali (in
LuthersÜbersetzung ebenfalls Tobias) und seines
Sohnes Tobias. Der
Vater ist unter Salmanassar deportiert worden, doch ist es ihm und
seinem Weibe
Anna immer gelungen, streng nach den Bestimmungen des Gesetzes zu leben.Weil er von Sanherib
hingerichtete Landsleute begräbt, muß er fliehen.
Nach Sanheribs
Tode trifft ihn das Unglück zu erblinden. Um eine alte Schuld von einem frühern Geschäftsfreunde einzufordern,
sendet er seinen Sohn Tobias unter allerlei frommen Ratschlägen nach Rhages in Medien, wohin sich diesem der Engel
Raphael als Begleiter anbietet. Unterwegs badet sich Tobias im
Tigris, wobei er einen Fisch fängt. Auf Raphaels
Geheiß schneidet er diesem
Herz,
Leber und
Galle heraus und nimmt sie mit. Sie kommen nach Ekbatana und übernachten bei Raguel,
der in Tobias einen Verwandten erkennt.
Raguels Tochter Sara ist ebenfalls von unverschuldetem Unglück betroffen worden.Sieben ihrer
Männer
sind nacheinander in der Brautnacht von dem bösen
GeisteAsmodi (s. d.) getötet worden, und die Rede geht, Sara selbst sei
die Mörderin. Da wird der junge Tobias mit Hilfe des
Engels Raphael zum Retter der
Jungfrau und seines
Vaters. Er nimmt Sara zum
Weibe und vertreibt den bösen
Geist in der Brautnacht durch den
Rauch des auf glühende
Kohlen gelegten
Herzens des Fisches.
Den
Auftrag des
Vaters führt an seiner
Stelle der Engel Raphael aus. Nach der glänzenden Hochzeitsfeier kehrt Tobias, mit der
Hälfte der
Habe seines Schwiegervaters beschenkt, nach Ninive zurück und heilt die
Blindheit desVaters
mit der
Galle des Fisches. Sein Begleiter giebt sich, als er belohnt werden soll, als ein Engel zu erkennen und verschwindet.
Die Erzählung von Tobias gehört zweifellos in die spätjüd. Zeit, wie schon die ausgebildeten
Vorstellungen von Engeln und
Dämonen, aber auch die überall durchblickende gesteigerte gesetzliche
Strenge zeigt, die an pharisäische
Anschauungen erinnert. Doch dürfte sie noch vor Erbauung des
Tempels des Herodes geschrieben sein. Eine geschichtliche Grundlage
ist nicht anzunehmen. Es ist auch ein chaldäischer
Text erhalten, doch ist er nicht die Grundlage des griechischen. Kommentare
lieferten Fritzsche (Lpz. 1853) und Zoeckler
(Münch. 1891). -
Vgl. Schürer, Geschichte des jüd.
Volks
im Zeitalter Jesu Christi, Bd. 2 (Lpz.
1886): Rosenmann,
Studien zum
BucheTobit (Berl. 1894).
slaw. Tovačov, Stadt im Gerichtsbezirk
Kojetein der österr.
Bezirkshauptmannschaft Prerau in Mähren,
[* 6] an der
March, hat (1890) 2632 meist czech.
E., zwei kath.
Kirchen,
Synagoge, ein ehemals befestigtes Schloß,
Sitz des Geschlechts der Herren von Cimburg.
Bei Tobitschau wurde die Avantgardenbrigade des 8. österr.
Korps von der
preuß.
Brigade Malotki, welche der
KavalleriedivisionHartmann zu einer Rekognoszierung die
Defilés öffnen sollte, angegriffen
und zurückgedrängt, wobei drei Eskadrons des Kürassierregiments Nr. 5 18 feuernde
Geschütze
[* 7] nahmen.
Rechtsbuch (czech. KnihaTovačovská), eine
Beschreibung der Rechtsgebräuche in Mähren, die 1481 von
Ctibor von Cimburg und
Tobitschau verfaßt und 1186-89 verbessert wurde. (S.
Czechisches Recht.) Das Tobitschauer R. wurde zuerst herausgegeben
von Demuth
(Brünn
[* 8] 1858), kritisch von VincenzBrandt (ebd. 1868).
Bezirkshauptmannschaft
Bruneck in
Tirol,
[* 9] auf dem
Toblacher Felde,
der
Wasserscheide zwischen Rienz und Drau, an der Linie Villach-Franzensfeste der Österr.
Südbahn, hat (1890) 1035, als Gemeinde 1626 E.,
ein großes Hotel der
Südbahn und wird als Ausgangspunkt für den Besuch des
Thals von
Ampezzo benutzt.
Adolf, Romanist, geb. in dem Dorfe Hirzel (Kanton
[* 10] Zürich),
[* 11] wo sein
Vater, Salomon Tobler (geb. 1794, gest. 1875 zu
Zürich),
besonders durch die epischen
Dichtungen «Die Enkel Winkelrieds» (Zur. 1837) und «Columbus»
(ebd. 1816) litterarisch bekannt, damals Pfarrer war. Tobler studierte in Zürich
und
Bonn
[* 12] und lebte seit 1857 meist
zu
Rom,
[* 13] in
Toscana und zu
Paris,
[* 14] bis er 1861 die
Stelle eines Lehrers an der Kantonsschule zu Solothurn
[* 15] erhielt. 1866 siedelte er als Gymnasiallehrer
nach Bern
[* 16] über, wo er sich im
Frühjahr 1867 an derUniversität habilitierte.
Bereits im Herbst desselben Jahres folgte er einem Rufe als Professor der roman.
Sprachen nach
Berlin. Seit 1881 ist er Mitglied
der
BerlinerAkademie der Wissenschaften. Tobler ist einer der gründlichsten Forscher auf dem Gebiete der roman.
Sprachen. Unter seinen
Arbeiten sind hervorzuheben: die
Ausgabe der altfranz.Dichtungen des Jehan de Condet
(Stuttg. 1860), «Bruchstück aus dem Chevalier au
Lyon»
[* 17] (Soloth. 1862),
«Mitteilungen aus altfranz. Handschriften» (Lpz.
1870),
«Die Parabel
[* 18] von dem echten
Ringe» (ebd. 1871; 2. Aufl. 1884),
«Vom franz. Versbau alter und neuer Zeit»
(ebd. 1880; 3. Aufl. 1894; in franz.
Übersetzung, Par. 1885),
«Vermischte Beiträge zur franz.
Grammatik» (Lpz. 1886
u. 1894),
die
Ausgabe des altfranz. Gedichtes «Li proverbe au vilain» (ebd. 1895),
«Denkblätter aus Jerusalem» (ebd. 1852). Das Hauptwerk aber ist die «Topographie von Jerusalem und seinen Umgebungen» (2 Bde.,
Berl. 1853-54),
welchem sich die «Planographie von Jerusalem» (Karte im Maßstab
[* 27] 1:4843, Gotha
[* 28] 1858) und
der «Beitrag zur mediz. Topographie von Jerusalem» (Berl. 1855) anschlossen. Ferner erschienen: «Dritte Wanderung nach Palästina»
[* 29] (Gotha 1859),
«Bilbiographia geographica Palaestinae» (Lpz.
1867) und eine Monographie über Nazareth (Berl. 1868). -
Vgl. Heim, Titus Tobler, der Palästinafahrer (Zür. 1879).