Rücktritt die Leitung des Finanzministeriums, wogegen er das Ministerium des Innern provisorisch an
Freiherrn von Orczy abgab,
legte aber 1889 beide
Portefeuilles nieder, so daß er nur noch das Präsidium behielt. Den
Widerstand, auf den er bei der
Revision des Heimatsgesetzes stieß, nahm er zum
Anlaß, um seine Entlassung einzureichen, die er erhielt.
(S.
Ungarn,
[* 2] Geschichte.) -
(spr. tissa),Ludwig,
Graf von, ungar. Staatsmann,
Bruder des vorigen, geb. zu Geszt, wurde 1861 Mitglied
des
Reichstags, gehörte anfangs zur Opposition, trat später zur
Deák-Partei über, wurde 1807 Obergespan des
BiharerKomitats, 1869 Vizepräsident des
Baurates in
Budapest,
[* 3] 1871 Minister der
Kommunikationen und öffentlichen Bauten, trat zurück
und wurde nach der
Katastrophe von
Szegedin
[* 4] 1879 königl.
Kommissar zur Rekonstruktion der verwüsteten Stadt. Zur Belohnung
für seine Thätigkeit hierbei erhielt er 1883 den Rang eines
«Grafen von
Szegedin», nachdem ihm schon 1869 die
k. k. Kämmerers- und 1873 die Geheimratswürde verliehen war. Am wurde er im Ministerium
Wekerle zum Minister am
königl. Hoflager ernannt, welches
Amt er niederlegte.
Ackerbau, Viehzucht,
[* 5] Fischerei.
[* 6] Tisza-Eszlár ist durch
den im Juli 1883 geführten Prozeß gegen israel.
Bewohner wegen angeblich ritueller Ermordung des Christenmädchens
Esther
Solymossy bekannt geworden, in dem die Angeklagten vom Gerichtshofe Nyiregyháza freigesprochen wurden. -
Vgl.
Nathan, Der Prozeß von Tisza-Eszlár (Berl. 1892).
(chem. ZeichenTi;
Atomgewicht 48,1), ein metallisches chem. Element, das in seinem chem.
Verhalten dem Silicium nahe verwandt ist; es findet sich, wie letzteres, in der anorganischen Natur nur mit Sauerstoff verbunden,
als Titansäureanhydrid, TiO2, und in titansauren
Salzen. Das reine Titansäureanhydrid kommt im
Mineralreiche in drei durch
ihre Krystallform in voneinander verschiedenen
Mineralien,
[* 7] dem Rutil,
[* 8]
Brookit und
Anatas (s.diese
Artikel), vor; unter ihren
Verbindungen, den
Titanaten, ist das Titaneisen und der
Titanit
[* 9] (s. d.) bemerkenswert. Im
Titaneisenerz (s. d.) wurde das Titan 1790 von
Gregor, im Rutil 1795 von
Klaproth entdeckt. Es ist nur sehr schwierig und auf umständliche
Weise darzustellen.
Gewöhnlich erscheint es als ein dunkelgraues nicht krystallinisches Pulver vom Aussehen des mit
Wasserstoff reduzierten
Eisens.
Es ist im höchsten
Grad schwerschmelzend. Von Salzsäure wird es beim Erwärmen unter
Entwicklung vonWasserstoff
gelöst. Das Titan gehört zu den Elementen, die sich mit
Stickstoff zu in der
Glühhitze beständigen
Verbindungen vereinigen.
In denSpalten der Eisenhochöfen, wo man titanhaltige Eisenerze verhüttet, findet man nicht selten und in ziemlicher Menge
kupferrote, metallglänzende Würfel (Titan Würfel), die eine
Verbindung von Titanstickstoff mit Cyantitan sind. In der
Porzellandekoration benutzt man in beschränkter
Weise das Titan zur Erzielung gelber
Farben. Auch grüne und andere
Farben zum
Malen und Anstreichen hat
man aus Titan darzustellen versucht. Die ebenfalls versuchte Anwendung des Titan als
Zusatz zum
Stahl (Titanstahl), um diesen zu verbessern, hat sich nicht bewährt.
ein eisenschwarzes, undurchsichtiges, halbmetallisch glänzendes Mineral, das mit Eisenglanz und Korund
[* 10] isomorph krystallisiert und rhomboedrische (teilweise nach den Gesetzen der rhomboedrischen
Tetartoedrie gebildete) sowie
tafelartige Individuen aufweist, von der Härte 5 bis 6 und dem spec. Gewicht 4,5 bis 5,2. In chem.
Hinsicht sind die verschiedenen
Varietäten des Titaneisenerz (Ilmenit, Iserin, Kibdelophan, Washingtonit, Crichtonit) wesentlich titansaures
Eisenoxydul mit einer Beimischung von mehr oder weniger
Eisenoxyd, also entsprechend der allgemeinen Formel x FeTiO3 + y
Fe2O3; manchmal enthält das
Erz auch mehr oder weniger
Magnesia,
d. d. es ist MgTiO3 hinzugemischt.
Vorkommnisse von
Krystallen oder größerer körniger und schaliger
Massen finden sich zu Harthau bei
Chemnitz,
[* 11] Hofgastein,
Aschaffenburg,
[* 12] im
TirolerStubaithal, bei
Bourg d'Oisans in der Dauphiné, zu
Arendal,
Egersund, Tvedestrand in
Norwegen,
[* 13]
Litchfield
in Connecticut, am Ilmensee bei
Mijaßk (Orenburg). Eine große
Verbreitung besitzt aber das Titaneisenerz als makro-
und mikroskopischer Gemengteil vieler Gesteine, z. B. von Doleriten,
Diabasen, Gabbros,
Melaphyren u. s. w., auch krystallinischer
Schiefer, wo seine oft sechsseitigen
Tafeln sehr häufig in eine schmutzig-grauweiße
Substanz
(Leukoxen,
Titanomorphit) verändert
erscheinen, die ein manchmal feine Rutilprismen enthaltendes
Aggregat von
Titanit ist. Auch
Anatas geht
sekundär aus einer Umwandlung des Titaneisenerz hervor. Anhäufungen von rundlichen losen
Körnern des Titaneisenerz finden sich an der Iserwiese
im Riesengebirge (Iserin),
Ablagerungen von Titaneisenerzsand in
Cornwall (Menaccanit) sowie in großer Menge an der Ausmündung
des Moisieflusses und anderer Zuflüsse des St. Lorenz in
Canada.
nach der mytholog.Anschauung der Griechen ein uraltes Göttergeschlecht,
Kinder des
Uranos
(s. d.) und der Gaia. Auf Anstiften der Gaia stieß einer der Titanen, Kronos,
den
Vater vom
Throne und entmannte ihn, worauf
Uranos seine
Kinder verfluchte. Der Fluch ging in
Erfüllung, indem Zeus,
[* 14] der Sohn
des Kronos, nach langem und hartnäckigem Kampfe, der sog.
Titanomachie, welche von spätern griech. und
röm. Dichtern öfters mit der
Gigantomachie (s.
Giganten) vermengt wird, mit Hilfe der
Hekatoncheiren und der Kyklopen
[* 15] den
Kronos und die übrigen Titanen besiegte, sie (mit Ausnahme des
Okeanos, der auf seiten des Zeus im Kampfe stand) in den
Tartaros
hinabstürzte, wo sie, gefesselt, von den
Hekatoncheiren bewacht wurden, und nun die neue Weltordnung
unter der Herrschaft der olympischen
Götter begründete.
Name und Zahl der Titanen, die Personifikationen gewaltiger, einer geregelten Weltordnung vielfach widerstrebender
Naturkräfte sind, werden von den Alten verschieden angegeben. Nach Hesiods Angabe sind es zwölf, sechs männliche
(Okeanos,
Koios, Kreios,
Hyperion, Iapetos und Kronos) und sechs weibliche
(Theia, Rhea,
[* 16]
Tethys,
Phoibe,
Mnemosyne und
Themis), während sonst auch Prometheus,
Atlas,
[* 17]
Aigaion, andererseits Helios,
[* 18]
Selene,
[* 19]
Hekate
[* 20] u. a. den
Namen Titanen führen.
¶
mehr
-
Vgl. M. Mayer, Die Giganten und in der antiken Sage und Kunst (Berl. 1887).