Konradin, im Gefängnis mit
Friedrich von
Österreich
[* 7]
Schach spielend, empfängt das Todesurteil (1784; Museum zu Gotha);
[* 8]
später
ging er durch
Winckelmann und Mengs zur antikisierenden
Richtung über.
Großen Beifall fanden in ganz Europa
[* 9] sein
«Homer, nach
Antiken gezeichnet» (Gött. und Stuttg. 1801-23),
die «Collection of engravings from ancient vases in
possession of William Hamilton» (4 Bde., Neap.
1791) und die
«Umrisse griech. Gemälde und auf antiken
Vasen»
[* 10] (Weim. 1797-1800). Tischbein ging 1787 mit Hackert nach Neapel,
[* 11] wo
er 1790 Akademiedirektor wurde; durch die
Franzosen vertrieben, begab er sich 1799 nach
Cassel, je auf ein Jahr nach Göttingen
[* 12] und Hannover,
[* 13] dann nach
Hamburg, endlich 1803 auf Einladung des
Herzogs von Oldenburg,
[* 14] der auch seine Kunstsammlung
ankaufte, nach Eutin, wo er starb. Er schuf in akademisch-antikisierender
Richtung glatt und süßlich; am besten
sind seine Bildnisse, darunter das
Goethes im runden
Hut,
[* 15] auf den Ruinen
Roms liegend (seit 1887 im Städelschen
Institut zu
Frankfurt
[* 16] a. M.), 47
Bilder in der Oldenburger
Galerie, darunter 43 Idyllen, welche
Goethe zu reizvollen
Glossen begeisterten.
In seinem
Alter versuchte Tischbein zu realistischer
Auffassung zurückzukehren, z. B. in dem Einzuge
GeneralBennigsens in
Hamburg (1810;
in der
Hamburger Kunsthalle). Von seinen Radierungen ist noch zu erwähnen:
«Tètes de différents animaux,
dessinées d'après» nature, pour donner une idée plus exacte de leurs caractères" (2 Bde.,
Neap. 1790). -
Vgl. die Selbstbiographie: H. Wilhelm Tischbein. Seine
Bilder, seine
Träume, seine
Erinnerungen u. s. w.
(Brem. 1822):
F. von Alten, Aus T.s Leben (Lpz. 1872): Edm.Michel, Les Tischbein
(Lyon
[* 17] 1881).
Konstantin von, prot. Theolog, geb. zu Lengenfeld im Vogtlande, studierte in
Leipzig und habilitierte
sich daselbst 1840. Mit Unterstützung der sächs. Regierung ging er 1840 nach
Paris,
[* 22] wo es ihm unter anderm gelang,
den
Codex Ephraemi
Syri zu entziffern;
nach zweijährigem Aufenthalt daselbst reiste er behufs weiterer handschriftlicher Forschungen
nach England,
Holland, in die
Schweiz und nach
Italien und von hier aus nach
Ägypten,
[* 23] den
Klöstern der Nitrischen Wüste, dem
Sinai und
Palästina.
[* 24]
Aus dem
Orient brachte er eine wertvolle Sammlung griech., syr.,
kopt., arab. und anderer Manuskripte mit, darunter einen griech.
alttestamentlichen Pergamentcodex
(Codex Friderico-Augustanus), der sich später als ein
Teil des
Codex Sinaiticus auswies.
Nach seiner Rückkehr erhielt Tischendorf 1845 eine außerordentliche Professur zu
Leipzig, 1850 eine ordentliche Honorarprofessur, 1859 eine
ordentliche Professur der
Theologie zugleich mit
einer für ihn gestifteten Professur der biblischen Paläographie. 1853 unternahm
Tischendorf eine zweite
Reise in den
Orient, besonders nach
Ägypten und dem Sinai, als deren
Frucht er eine neue Sammlung wertvoller
Handschriften heimbrachte.
Von einer dritten, 1859 auf Kosten der russ. Regierung unternommenen orient.
Reise brachte er namentlich die unter dem
NamenCodex Sinaiticus berühmt gewordene älteste griech. Bibelhandschrift
nach
Petersburg mit. Das Werk (4 Bde.) erschien zum 1000jährigen
russ. Reichsjubiläum im Herbst 1862; zwei Handausgaben des neutestamentlichen
Teils folgten (Lpz. 1863, 1864). Die Schenkung
des ihm bis dahin nur leihweise von den Sinaitischen Mönchen überlassenen
Codex an
KaiserAlexander erreichte er 1869. In
demselben Jahre wurde in den erblichen russ. Adelsstand erhoben. Theologisch
schloß er sich in spätern Jahren mehr und mehr der luth.
Richtung seiner
LeipzigerKollegen an, wie er sich auch in biblischen
Einleitungsfragen streng konservativ zeigte (vgl.
Wann wurden unsere
Evangelien verfaßt?, Lpz. 1865; 4. Aufl. 1866, vielfach
übersetzt). Tischendorf starb in
Leipzig.
Die meisten wissenschaftlichen
Arbeiten T.s betreffen die Textreform für das
Neue und das griech.
Alte Testament. Dahin gehören,
als
Bestandteile einer christl. Urkundenbibliothek, die
Ausgaben des
«Codex Ephraemi
Syri» (Lpz. 1843; 2. Aufl. 1845),
endlich «Monumenta sacra inedita,
nova collectio» (auf 9 Bde. berechnet, Bd.
1-6 und
Appendix, ebd. 1855-70). Die
«Anecdota sacra et profana» (Lpz. 1855; 2. Aufl.
1861) und die «Notitia editionis codicis bibliorum Sinaitici etc.»
(ebd. 1860) enthalten die Kataloge seiner Manuskriptensammlungen neben bisher noch nicht herausgegebenen patristischen und
klassischen
Stücken. Das griech.
Neue Testament gab er dreimal in
Paris heraus (1842),
22mal in
Leipzig (1841-75). Die kritisch
reichhaltigsteAusgabe («editio VIII. critica major») erschien bis 1872 in zwei
BändenText. Zweimal stellte
er mit dem griech.
Text seine Revision vom lat.
Text des Hieronymus und den auf die Originalausgaben zurückgeführten Lutherschen
im «Novum testamentum triglottum» (Lpz. 1854; 2. Aufl.
1865) zusammen, woraus der lat. und deutsche
Text auch besonders abgedruckt erschienen. An diese
Ausgaben
des
NeuenTestaments schloß sich eine kritische
«Synopsis evangelica» (5. Aufl., Lpz.
¶
mehr
1884) an. Als vorzügliches Ergebnis seiner Bemühungen um den Text der Septuaginta ist die mit kritischem Apparat begleitete
Ausgabe derselben (Lpz. 1850; 7. Aufl. 1887) hervorzuheben. Der
Erforschung der neutestamentlichen Apokryphen und Pseudepigraphen sind gewidmet: die von der Haager Gesellschaft gekrönte Preisschrift
«De evangeliorum apocryphorum origine et usu» (Leid. 1851),
ferner die «Acta apostolorum apocrypha» (Lpz.
1851),
die «Evangelia apocrypha» (ebd. 1853; 2. Aufl.
1876),
die «Apocalypses apocryphae» (ebd. 1866). Vieles Interessante bieten T.s
beide Reisewerke: «Reise in den Orient» (2 Bde., Lpz. 1815-16),