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erobert, die sich um den Anbau des Landes verdient machten. 476 kam es unter die Herrschaft der Ostgoten. Als diese 552 zertrümmert wurde, fiel der südl. Teil T.s in die Gewalt der Langobarden, der nördliche wurde von den Bajoariern (Bayern) [* 2] besetzt. Mit Bayern wurde Tirol [* 3] im 8. Jahrh. von den Franken unterworfen, die es, gleich andern fränk. Landen, durch verschiedene Grafen verwalten ließen. Nach der Wiedereinsetzung bayr. Herzoge im 10. Jahrh. standen unter diesen auch die Grafen Nordtirols, während die ehemals langobard.
Grafschaft Trient, [* 4] die nordwärts bis gegen Bozen [* 5] und Meran [* 6] reichte, zur Mark Verona [* 7] gerechnet wurde. Konrad II. gab 1027 dem Bischof von Trient die Grafschaften Trient, Bozen und Vintschgau, dem Bischof von Brixen die Grafschaft im Eisackthale nordwärts von Klausen und im Unterinnthale bis zum Ziller zu Lehn. 1091 wurde der letztere auch noch mit der Grafschaft Pusterthal belehnt. Aber die Bischöfe verliehen diese Gebiete wieder meist an weltliche Große. So erhielt ein Adliger Namens Adalbert, dessen Söhne sich seit 1140 von einer ihrer Burgen [* 8] Grafen von Tirol nannten, um 1130 vom Bischof von Trient die Grafschaft Vintschgau und vom Bischof von Brixen die Grafschaft im Eisackthal.
Die Grafschaften im Unterinn- und Pusterthal kamen um 1165 an die besonders in Bayern begüterten Grafen von Andechs (s. d.), die nach 1180 den Titel Herzog von Meranien erhielten. Als das Haus der Andechser 1248 im Mannsstamm erlosch, kamen dessen tirol. Besitzungen an den Grafen Albert von Tirol, nach dessen Stammburg es von nun an genannt wurde. Nach seinem Tode (1253) kam an seine Schwiegersöhne Meinhard, Grafen von Tirol, und Gebhard, Grafen von Hirschberg, [* 9] dessen Gemahlin aber kinderlos starb, so daß Meinhards I. Sohn Meinhard II., der 1286 Herzog von Kärnten ward, auch das Erbe des letztern erwarb. Seine Enkelin Margareta Maultasch (s. d.) trat 1363 Tirol den Herzögen von Österreich [* 10] ab. 1803 wurden auch die bisher dem Namen nach reichsunmittelbaren, thatsächlich aber von Tirol abhängigen Gebiete der Bischöfe von Brixen und Trient von Österreich erworben.
Durch den Preßburger Frieden 1805 wurde in diesem Umfange an Bayern überlassen, was 1809 zu einer blutigen Erhebung des Volks, dessen heroische Vorkämpfer Hofer (s. d.) und Speckbacher (s. d.) waren, gegen die Bayern und Franzosen führte. (S. Französisch-Österreichischer Krieg von 1809.) Nach dem Frieden zu Schönbrunn ward Südtirol bis in die Nähe von Klausen und Meran an das Königreich Italien [* 11] und der östl. Teil des Pusterthals an die neu geschaffene Provinz Illyrien abgetreten.
Diese beiden Teile wurden 1814 von Österreich erobert und der bayr. Anteil in demselben Jahre von Bayern wieder an Österreich zurückgegeben, das hierauf auch die salzburgischen eingeschlossenen Landesteile, das Ziller- und Brixenthal und Windisch-Matrei, damit vereinigte. Mit der durch das Februarpatent von 1861 festgestellten neuen Ordnung der österr. Verhältnisse konnte sich Tirol nicht sogleich befreunden; namentlich die Gleichstellung der Protestanten traf auf Widerstand, so daß ein Gesetz vom die Bildung prot.
Gemeinden von der Einwilligung des Landtags abhängig machte. Die immer mehr wachsende ital. Partei, die die Trennung Welschtirols von Deutschtirol, teilweise wohl auch den Anschluß des erstern an Italien anstrebte, hielt sich lange Zeit dem Landtage fern. Die Wahlen von 1889 brachen die lange Alleinherrschaft der Klerikalen im Landtage, da die Italiener sich mit den deutschen Liberalen verbanden. Dies Bündnis war jedoch nur von kurzer Dauer, da die Regierung die Anträge der Welschtiroler auf eine Trennung T.s zurückwies, worauf sich diese wieder vom Landtage fern hielten, so daß die Majorität der Klerikalen abermals wiederhergestellt wurde. So sah sich die Regierung gezwungen, durch zahlreiche Konzessionen an die Kirche 1892 endlich die Einführung des Reichsratschulgesetzes zu erkaufen. (S. Österreichisch-Ungarische Monarchie, Geschichte.)
Litteratur. Außer den Schriften von Hormayr und Steub vgl. Beda Weber, Das Land Tirol (3 Bde., zuerst anonym, Innsbr. 1837-38; 2. Aufl. als Handbuch für Reisende in Tirol, 1853);
Staffler, Tirol und Vorarlberg (2 Bde., ebd. 1839-46);
ders., Das deutsche Tirol und Vorarlberg (2 Bde., 1847);
Tinkhauser, Topogr.-histor.-statist.
Beschreibung der Diöcese Brixen (2 Bde., Brixen 1855 fg.);
Schneller, Landeskunde von Tirol (Innsbr. 1872);
Hörmann, Tiroler Volkstypen (Wien [* 12] 1877);
Weidmann, Handbuch für Reisende durch Tirol und Vorarlberg (Lpz. 1858);
Jüttner, Die gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg (Wien 1880);
Egger, Die Tiroler und Vorarlberger (Teschen 1882);
Amthor, Führer durch Tirol (8. Aufl., Lpz. 1897);
Achleitner, Tirol und Vorarlberg (ebd. 1894-95). -
Tirolische Geschichtsquellen (3 Bde., Innsbr. 1867-91);
Huber, Geschichte der Vereinigung T.s mit Österreich (ebd. 1864);
Egger, Geschichte T.s von den ältesten Zeiten bis in die Neuzeit (3 Bde., ebd. 1872-80);
Jäger, Geschichte der landständischen Verfassung T.s (2 Bde., ebd. 1881-85);
Krones, Tirol 1812-16 und Erzherzog Johann von Österreich (ebd. 1890).