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Von ihm stammen auch die als Tironische Noten (s. d.) bekannten stenographischen Abkürzungen. -
Vgl. Mitzschke, M. Tullius Tiro (Berl. 1875).
Von ihm stammen auch die als Tironische Noten (s. d.) bekannten stenographischen Abkürzungen. -
Vgl. Mitzschke, M. Tullius Tiro (Berl. 1875).
s. Tiro. ^[= # Marcus Tullius, röm. Gelehrter, ein Freigelassener und Freund Ciceros, der dem Redner bei seinen ...]
[* 2] (fälschlich Tyrol), eine zum cisleithanischen Teile der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gehörige gefürstete Grafschaft, seit 1782 mit Vorarlberg (s. d.), welches jedoch ein selbständiges Kronland bildet, zu einem Verwaltungsgebiet vereinigt, grenzt im N. an Bayern, [* 3] im O. an Salzburg, [* 4] Kärnten und Italien, [* 5] im S. an Italien, im W. an Vorarlberg, die Schweiz [* 6] und Italien und hat einen Flächeninhalt von 26684,35 qkm, d. i. 8,89 Proz. der Gesamtfläche der österr. Reichshälfte, mit Vorarlberg 29286,80 qkm. (Hierzu Karte: Tirol und Vorarlberg.)
Bodenbeschaffenheit. Die Gebirge nehmen fünf Sechstel der Fläche ein. Man findet hier fast ebenso hohe Gebirge wie in der Schweiz, dieselben Schneefelder, Gletscher (hier Ferner), Schnee-, Stein- und Sandlawinen (hier Kare und Muren), Wasserfälle und Abgründe, nur fehlen die großen Seen. Das Tiroler Gebirgsland, welches unter allen Alpenländern die größte durchschnittliche Erhebung hat, gehört den Ostalpen (s. d.) an. Die Tiroler Centralalpenmasse (die Kette der Ötzthaler Alpen) [* 7] wird durch die Gebirgsscharte des Passes Reschenscheideck (1495 m) an der Hauptquelle der Etsch und durch den bei Alt-Finstermünz (977 m) in das Land eintretenden Inn von den Rhätischen Alpen Graubündens, welche mit der Rhätikon- und Fervallgruppe den südl. Teil von Vorarlberg einnehmen und in Tirol bis Landeck reichen, getrennt und zieht sich ostwärts bis zur Dreiherrnspitze an der Grenze von Salzburg und Kärnten.
Sie bildet die Wasserscheide zwischen der Donau und Etsch (Schwarzes und Adriatisches Meer) und die natürliche Grenze zwischen Nord- und Südtirol. Sie enthält die Ötzthaler Alpen mit den ausgedehntesten Gletschern und Schneefeldern mit 3200-3783 m hohen Spitzen, dann die Stubaier Alpen mit dem Zuckerhütl (3517 m) und die Sarnthaler Gruppe. Das Wippthal und das Thal [* 8] der Eisack, die durch den Brenner voneinander getrennt sind, scheidet die vorgenannten Gebirgsgruppen von den Zillerthaler Alpen mit dem Hochfeiler (3523 m) und den Duxer oder Tuxer Alpen mit dem Olperer (3480 m) als Kulminationspunkt. An diese schließen sich östlich die Hohen Tauern mit der Dreiherrnspitze (3505 m), dem Großvenediger (3660 m) und Großglockner (3798 m), welcher sich an der Grenze der drei Länder Tirol, Salzburg und Kärnten erhebt.
Die Hohen Tauern bilden die Nordgrenze gegen Salzburg und senden als Nebengruppen aus: die Rieserferner Gruppe mit dem Hochgall (3140 m), das Villgrattner Gebirge mit der Weißspitz (2960 m) und die Schobergruppe mit dem Hochschober (3250 m). Die Nordalpen, unter dem Namen der Allgäuer Alpen (s. Allgäu) und Vorarlberger Alpen, durchziehen das Land an der linken Seite des Inns bis zum Lech. Hier schließen sich die Nordtiroler Kalkalpen an, welche bis Salzburg reichen.
In den höchsten Spitzen, dem Großen Solstein unweit Innsbruck, [* 9] mit der durch Kaiser Maximilians Jagdgefahr berühmten Martinswand (1113 m), erreichen sie 2641 m und in der Zugspitze im Wettersteingebirge mit 2968 m ihre höchste Erhebung. Östlich vom Durchbruche des Inns erhebt sich das Kaisergebirge (2344 m). Die Südalpen, durch das obere Etschthal oder das Vintschgau und durch das untere Eisack- sowie das Pusterthal (s. d.) von der Centralmasse geschieden, zerfällt durch das mittlere, gegen Süden durchbrechende Etschthal in zwei Abteilungen: die Ortleralpen im Westen, mit der von ungeheuren Schnee- und Eismassen bedeckten Ortlerspitze (3902 m) und dem Stilfser Joch (s. d.), ferner mit der Adamellogruppe südlich von den vorigen mit dem Monte-Adamello (3554 m) als Hauptgipfel und einer großartigen Eisbedeckung, dann den Nonsberger Alpen, der Brentagruppe und den Tridentinischen Alpen, welche letztere drei Gruppen bereits Kalkalpen sind.
Östlich von der Etsch, der Eisack und südlich vom Pusterthal erheben sich die durch die Eigentümlichkeit ihrer Gipfelbildungen, bald Nadeln, [* 10] bald Hörner und Türme, sowie durch ihre wilde Schluchten und furchtbare Zerrissenheit so interessanten Südtiroler Dolomiten. Sie sind eine Anhäufung zerrissener Bergstöcke mit meistens domartigen, zum Teil 2560-3200 m hohen Kuppen und dem Kulminationspunkte der 3344 m hohen Marmolada im Hintergrunde des vom Wildbach Avisio oder Lavis durchflossenen Fleimser Thals, dessen oberer Teil, das Fassathal, durch die prachtvollsten Dolomitfelsen und durch völlig senkrechte Bergwände von mehr als 960 m Höhe, wie sie sich nirgends in dem ganzen Alpensystem finden, berühmt ist.
Südlich von den durch das Valsugana geschiedenen Dolomiten erheben sich östlich der Etsch die Vicentinischen Alpen, welche auch zum Teil die Grenze gegen Italien bilden. Ihr Kulminationspunkt ist die Cima Dodici (2331 m). Wenige Länder sind so reich an schönen Thälern wie Tirol. Die Hauptthäler sind das Innthal, 212 km lang, das Pusterthal (100 km) und das Etschthal (250 km). Unter den Nebenthälern sind, außer dem Fleimser und dem Fassathal, das wilde Ötzthal, das Grödner Thal, das Passeierthal, das Eisackthal, das Wipp- und das Zillerthal zu nennen.
Bewässerung. Nordtirol gehört zu dem Flußgebiet der Donau, ebenso auch der östl. Teil des Pusterthals, aus welchem die Drau nach Kärnten übertritt. Alles übrige Land fällt in das Gebiet des Adriatischen Meers. Der Hauptfluß von ganz Nordtirol ist der Inn, der das Land bei Finstermünz betritt und unterhalb Kufstein nach einem Laufe von 250 km wieder verläßt, nachdem er die Rosanna, den Ötzbach, die Sill und den Ziller aufgenommen. Ganz im Norden [* 11] entspringen die Iller, der Lech und die Isar, die erst in Bayern zu größern Flüssen erwachsen.
Der Hauptfluß von Südtirol ist die Etsch, die aus dem Reschensee auf der Malser Heide entsteht, links die Passer, die Eisack mit der Rienz, den Avisio oder Lavis, rechts den Noce aufnimmt und nach einem Laufe von 182 km unterhalb Ala nach Italien austritt. Außerdem fließen im Südwesten die Sarca in den Gardasee, im Südosten die Brenta durch das Valsugana. Abgesehen vom Boden- und Gardasee, deren Spiegel [* 12] teilweise zu Tirol gehören, besitzt das Land viele kleine Seen, darunter den von Felswänden eingeschlossenen Achensee, der durch die Ache in die Isar abfließt, einer der schönsten des Hochlandes und der höchste (920 m) unter den größern deutschen Seen, ferner den Plansee, den reizenden
Kalterer See, südwestlich von Bozen [* 13] u. s. w.
Das Klima ist sehr verschieden; die centrale Gebirgskette bildet eine Klimascheide. Im nördl. Teil des Landes, besonders im obern Innthal, auf der Malser Heide, in den den Fernern benachbarten Thälern ist die Luft stets rauh und kalt; auch im Pusterthal hält der Winter lange an und ist sehr ¶
streng. Dagegen ist in den südlichen, vornehmlich in den tridentinischen Alpenthälern die Hitze oft so heftig, daß die Einwohner genötigt werden, während des Sommers im Gebirge gelegene Wohnungen aufzusuchen. Der Südwind fällt zuweilen durch die ermattende Schwüle lästig. Besonders gemäßigt und gesund ist die Gegend von Meran [* 15] und Arco. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Bludenz 8,2, Innsbruck 8,1, Vent (im Ötzthal, 1845 m) nur 1, Lienz (im Pusterthal) 7,5, Bozen 12,2, Meran 11,7, Trient [* 16] 12,6° C. Die mittlere jährliche Regenmenge
ist am geringsten im obern Innthal, am bedeutendsten in Vorarlberg (Bregenz [* 17] 1500 mm). Tirol zählt mehr als 200 Heilquellen, von denen das Mitterbad im Thale Ulten (Eisenquelle), das Brennerbad auf dem Brenner (eine indifferente Therme), Prags und Innichen im Pusterthal, Obladis im Oberinnthal und Rabbi im Sulzberg am besuchtesten sind.
Bevölkerung. [* 18] Die Bevölkerung nimmt wie die aller Alpenländer nur sehr langsam zu. Sie betrug 1880: 805176, 1890: 812696 (397979 männl., 414717 weibl.) E., d. i. eine Zunahme von jährlich 0,09 Proz.;
mit Vorarlberg 1830: 797405, 1840: 830948, 1850: 858203, 1857: 851016, 1869: 878907, 1880: 912549 und 1890: 928769 (454769 männl., 474000 weibl.) E., d. i. eine Zunahme von 0,18 Proz. Dem Religionsbekenntnis nach waren 809594 römische Katholiken (99,6 Proz.), 1662 Evangelische Augsburger und 523 helvetischer Konfession und 601 Israeliten;
der Nationalität nach 437393 (54,8 Proz.) Deutsche, [* 19] 359931 (45 Proz.) Italiener und Ladiner.
Die Sprachgrenze zwischen Deutschen und Italienern, im Osten Ladinern, beginnt an der Zufallspitze im Ortlergebiet im Westen, verläuft längs der Wasserscheide zwischen dem Vintschgau (oberes Etschthal) und dem Sulzberg bis Fondo und biegt hier nach Süden um, wo Salurn im Etschthal die Südgrenze des zusammenhängenden deutschen Sprachgebietes bildet. (Einige deutsche Sprachinseln liegen noch weiter im Süden, besonders um Trient und Rovereto.) Sie biegt hier nach Osten ab, verfolgt den Westabhang des Fleimser und Fassathals, geht dann über die Seißer Alpe nach St. Ulrich im Grödener Thal und erreicht in Welsch Ellen im Vigilthal den nördlichsten Punkt, von wo an sie nach Osten bis Landro an der Toblacher Reichsstraße zieht und hier die Grenze zwischen Tirol und Italien erreicht.
Die Sprachgrenze zwischen Italienern (im Süden) und Ladinern (im Nordosten) verläuft zwischen Forno und Predazzo bis an die Landesgrenze. Die Ladiner (ungefähr 16000) bewohnen das Fassa-, das Grödener, Abtei- und Enneberger Thal. (S. die Ethnographische Karte von Österreich-Ungarn.) [* 20] In Tirol und Vorarlberg konnten 90,37 Proz. Männer und 87,35 Proz. Frauen lesen und schreiben. Die Zahl der Geburten betrug 1895: 25027 (davon 580 Totgeborene), der Eheschließungen 5514, der Sterbefälle 21325.
Land- und Forstwirtschaft. Der Boden ist nur mittelmäßig fruchtbar, größtenteils steinig und felsig und selbst in den Thälern mehr zu Weiden als zu Ackerland tauglich. Von der ganzen Bodenfläche sind 81,1 Proz. produktiv; hiervon kommen 5,3 Proz. auf Äcker, 0,4 Proz. auf Weingärten, 6,1 Proz. auf Wiesen, 4,2 Proz. auf Hutweiden, 0,15 Proz. auf Gärten, 25,7 Proz. auf Alpen und 38,8 Proz. auf Waldungen. Der Hauptsitz des Ackerbaues ist im untern Innthal und in Südtirol.
Geerntet wurden im zehnjährigen Durchschnitt 1885-94 in Tirol und Vorarlberg 234900 hl Weizen, 419200 hl Roggen, 175500 hl Gerste, [* 21] 140200 hl Hafer, [* 22] 431700 hl Mais, 1170900 hl Kartoffeln, 33456 hl Hülsenfrüchte, 715287 t Heu. Flachs (517 t), Hanf (221 t) und Tabak [* 23] (323 t) werden im großen gebaut. Ein Haupterzeugnis von Südtirol ist der Wein (s. Tiroler Wein); im zehnjährigen Durchschnitt betrug die Jahresernte 331771 hl. Der Obstbau wird am stärksten im südlichen Tirol, besonders um Trient, Bozen, Meran und im Etschthal betrieben.
Die Äpfel des Innthals werden weit versendet. Das Klima des südlichen T.s gestattet schon die Kultur der Südfrüchte (Orangen, Citronen, Feigen und Oliven). Quitten, Kastanien (1167 t), Mandeln und Pfirsiche gehören in Südtirol schon zu den gemeinern Fruchtgattungen. Die Rindviehzucht blüht in hohem Maße. 1890 wurden in Tirol gezählt 15246 Pferde, [* 24] 6248 Maultiere und Esel, 402989 Rinder, [* 25] 207329 Schafe, [* 26] 96733 Ziegen, 63597 Schweine, [* 27] 41092 Bienenstöcke. Die Bienenzucht [* 28] wird in einigen südl. Gegenden viel betrieben, die Seidenraupenzucht, als ein wichtiger Nahrungszweig, in Südtirol.
Die Waldungen sind von großer Bedeutung, wenngleich durch schlechte Bewirtschaftung herabgekommen. Neuerdings werden seit der Überschwemmung 1882 von seiten des Staates Wiederaufforstungen und Wildbachverbauungen, namentlich in den südlichern Landesteilen, unternommen. Tirol und Vorarlberg haben einen Waldstand von (1895) 1108576 ha, meist Nadelholz. Die Jagd ist sehr ansehnlich, hauptsächlich auf Gemsen, Rotwild, Hasen und Federwild. In Südtirol wird der Vogelfang getrieben. Die Gebirgswässer und Seen enthalten treffliche Fische. [* 29]
Bergbau. [* 30] Der Bergbau besteht seit alter Zeit. 1895 wurden gewonnen 17453 t Braunkohlen, 1588 t Eisenerze, 1066 t Kupfererze, wovon 78 t silberhaltig waren, 209 t silberhaltige Bleierze, 1986 t Zink-, 107 t Schwefelerze und 404 t Asphaltsteine. Hieraus wurden im Hüttenbetriebe erzeugt: 982 kg Silber, 147 t Kupfer, [* 31] 865 t Frischroh- und 186 t Gußroheisen und 80 t Kupfervitriol im Werte von 225403 Fl. Die Staatssaline Hall [* 32] bei Innsbruck lieferte 1895: 13 t Steinsalz, 14369 t Sudsalz und 559 t Industrialsalz im Werte von 1163822 Fl. Die Zahl der beim Bergbau und Hüttenbetrieb beschäftigten Arbeiter betrug 1892: 1622.
Industrie. Am bedeutendsten ist entwickelt in Nordtirol die Baumwollspinnerei mit 7 Fabriken, 1118 Arbeitern und 109636 Feinspindeln, die Streichgarnspinnerei (8 Fabriken, 6710 Feinspindeln), die Streichgarnweberei (8 Fabriken, 120 mechan. Stühle), die Baumwollweberei (8, 1767) und in Südtirol die Erzeugung von Rohseide (33 Fabriken lieferten 1890: 71605 kg), die Seidenspinnerei (12 Fabriken, die mit 22 662 Spindeln 20000 kg Seide [* 33] spannen) und die Seidenwebereien (5). Die Spinnerei und Weberei [* 34] von Flachs und Schafwolle ist Hausindustrie. Zu erwähnen sind ferner die Eisenwarenfabrikation im Stubaier Thal, die Holzschnitzerei im Grödener Thal, die Teppichweberei im Pusterthal, die Verfertigung von Büchsen, die Marmorindustrie in Südtirol (Laaser Marmor). Die Zahl der Branntweinbrennereien beträgt 7112 in Tirol und Vorarlberg, es sind aber nur kleine mit der Landwirtschaft verbundene Brennereien, die 1895: 3454 hl Alkohol erzeugten. Auch die Bierbrauereien (1895: 115) sind meist kleinere Unternehmungen, welche 309174 hl Bier erzeugten. In den beiden Staatsfabriken zu Schwaz ¶