(Pferdeknecht, Wärter; dagegen nicht Sohn, Tochter), es sei denn, daß er bei
Führung der
Aufsicht die im Verkehr erforderliche
Sorgfalt angewendet hat oder der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt eingetreten sein würde. Nach §. 182 des Sächs.
Bürgerl. Gesetzbuchs kann jeder seine
Person und sein Vermögen gegen Tier anderer durch Verjagung und,
soweit nötig, selbst durch
Tötung derselben schützen, wenn nicht besondere Berechtigungen entgegenstehen.
Nach
Preuß.
Landrecht II, 16, §. 65, kann jeder Jagdberechtigte ungeknüppelte gemeine
Hunde,
[* 2] welche auf Jagdrevieren herumlaufen,
töten. Nach dem an die
Stelle tretenden
DeutschenBürgerl. Gesetzb. §. 228 handelt der nicht widerrechtlich, welcher
eine fremde Sache (also auch ein Tier) beschädigt oder zerstört, um eine durch sie drohende Gefahr von sich oder
einem andern abzuwenden, wenn die
Beschädigung oder Zerstörung zur Abwendung der Gefahr erforderlich war und der Schaden
nicht außer Verhältnis zu der Gefahr stand. Verschuldet der Handelnde die Gefahr, so ist er zum
Schadenersatz
verpflichtet. Nach §. 907 ist eine Klage auf Beseitigung gegen den Nachbar zulässig, der auf seinem Grundstück eine übermäßige
Anzahl von
Bienen hielt, welche herüberflogen. (S. auch Gewährsmängel.)
Hochschulen,Bildungsanstalten für Tierärzte; sie sind aus den frühern Tierarzneischulen hervorgegangen.
Aus diesem
Grunde ist ihre Organisation noch nicht durchweg übereinstimmend; so ist z. B. das regelmäßig
wechselnde Rektorat noch nicht an allen Tierärztliche Hochschulen durchgeführt. Im übrigen bestehen aber völlig
akademische Einrichtungen. Der Studienplan sowie die Aufnahmebedingungen sind in
Deutschland
[* 3] durch Reichsgesetz geregelt.
Die Zulassung zum
Studium wird von dem Nachweis der Reife für die Prima eines Gymnasiums, eines Realgymnasiums
oder einer Realschule erster Ordnung mit Latein als obligatorischem Unterrichtsgegenstand abhängig gemacht; doch wird immer
mehr die Maturitas eines humanistischen oder Realgymnasiums gefordert.
Die Tierärztliche Hochschulen sind ähnlich eingerichtet wie die mediz.
Fakultäten der
Universitäten. Sie besitzen anatom., chem., physiol.,
pathologisch-anatom., klinische, pharmakologische, bakteriologische und
hygieinische Institute. Nach dreisemestrigem
Studium an einer tierärztlichen oder andern höhern wissenschaftlichen Lehranstalt
wird der Studierende zu der naturwissenschaftlichen Prüfung zugelassen und kann, falls er dieselbe besteht, nach weitern 4 Semestern,
d. h. im ganzen nach 3½ jährigem
Studium, sich der tierärztlichen Approbationsprüfung unterziehen. In
Deutschland bestehen
fünf Tierärztliche Hochschulen, nämlich in
Berlin,
[* 4] Hannover,
[* 5]
München,
[* 6]
Dresden
[* 7] und
Stuttgart.
[* 8] Außerdem existiert noch ein
veterinärmediz.
Institut als
Bestandteil der mediz.
Fakultät der
Universität Gießen.
[* 9] Die preußischen Tierärztliche Hochschulen unterstehen dem
Ministerium für
Landwirtschaft,
Domänen und Forsten, die der übrigen
Bundesstaaten den Ministerien des Innern oder des
Kultus.
(S. auch
Tierheilkunde.) -
Vgl. Schneidemühl,
[* 10] Das Tierarzneiwesen in
Deutschland (Lpz. 1894).
(engl., spr. tihrß), Flüssigkeitsmaß = 42
Gallons (s. d.), als Fleischgewicht (gepökeltes Ochsenfleisch) 304 und 336 engl.
Handelspfund (je nach der Güte des Fleisches).
physiologische Chemie
oder Zoochemie, die
Lehre
[* 11] von den in den tierischen Geweben und
Flüssigkeiten vorkommenden, vom lebenden tierischen Körper gebildeten chem.
Verbindungen. Zuweilen wird auch der chem.
Teil
der Tierphysiologie, der die im Tierkörper ablaufenden chem. Vorgänge und den gesamten tierischen
Stoffwechsel umfaßt, als Tierchemie bezeichnet. Um den Zusammenhang dieser Vorgänge ersichtlich zu machen und
sein Wesen festzustellen, ist die Kenntnis der
Bestandteile des tierischen Körpers und ihrer chem. Eigenschaften
sowie der
Bedingungen erforderlich, unter denen sie aufeinander einwirken und unter denen sich ihre
Beziehungen zur Außenwelt
vermitteln.
Die chem. Zusammensetzung der lebenden Organismen ist eine sehr verwickelte nach den mannigfaltigen
Zerfallsprodukten, welche der Chemiker aus ihnen darstellen kann. Selbst relativ einfache Gebilde, wie
die roten
Blutkörperchen
[* 12] des
Menschen und der Säugetiere oder wie die Zellen der
Hefe,
[* 13] bestehen aus einer Anzahl hoch zusammengesetzter
Körper im
Sinne des Chemikers, d. h. aus
Verbindungen konstanter atomistischer Zusammensetzung und charakteristischen Verhaltens.
Wie diese
Substanzen zusammengefügt sind zu der komplizierten
Maschine,
[* 14] als welche eine lebende Zelle
[* 15] betrachtet werden muß, ist gegenwärtig noch unbekannt. Man unterscheidet primäre oder wesentliche Zellbestandteile, welche
sich in allen der
Entwicklung und
Vermehrung noch fähigen Zellen vorfinden, und sekundäre oder unwesentliche, welche erst
im Laufe der
Entwicklung, als Folge der allmählichen Differenzierung der Zellen innerhalb des Organismus, auftreten.
Die primären zerfallen wieder in organische
Bestandteile
(Verbindungen des
Kohlenstoffs mit
Wasserstoff,
Sauerstoff,
Stickstoff, Schwefel und
Phosphor) und anorganische
(Anionen, Kationen, Wasser und Sauerstoff). Die sekundären
Zellbestandteile sind teils
Stoffe, deren
Besitz oder
Bildung der betreffenden Zellgattung eigentümlich ist
(Blutfarbstoff,
Gallenbestandteile), teils
Stoffe, welche aus der Nahrung aufgenommen, aus ihr gebildet und in den Zellen
aufgespeichert werden (Fett,
Glykogen) oder endlich Umwandlungs- oder Zerfallsprodukte der primären, wie
Kohlensäure,
Milchsäure,
Harnstoff.
Die Lebensvorgänge kommen nur durch eine fortwährende
Zersetzung von Körperbestandteilen zu stande, für welche Ersatz
zu schaffen ist. Dies ist
Aufgabe der
Ernährung. Die Nahrungsmittel
[* 16] gelangen nur auf zwei Wegen in den
Organismus, durch den
Darmkanal (die festen und flüssigen) und durch die
Lungen (der Sauerstoff). In Wasser lösliche (die
Salze, der Zucker)
[* 17] oder bei Körpertemperatur flüssige (die Fette)
Substanzen werden im
Darmkanal wesentlich nicht verändert,
die unlöslichen dagegen durch die Verdauungsflüssigkeiten in den löslichen Zustand übergeführt, ein Vorgang, den man
als
Verdauung (s. d.) bezeichnet.
Solche unlösliche Nahrungsmittel sind das
Stärkemehl, welches durch den Mund- und Bauchspeichel in Dextrin und Zucker verwandelt
wird, und die Eiweißkörper, die durch den
Magensaft und den Bauchspeichel löslich gemacht (in
Peptone verwandelt) werden.
Vom
Darm
[* 18] aus gelangen die Nahrungsmittel durch Aufsaugungsapparate entweder direkt in dasBlut oder in
den Lymphstrom, der sich auf Umwegen zuletzt gleichfalls in das
Blut ergießt. Das
Blut ist eine Lösung von
Eiweiß,
Salzen
u. s. w., in der kleine rote, gleichfalls aus einer Eiweißsubstanz bestehende
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Kügelchen (Blutkörperchen) schwimmen, welche die Eigenschaft besitzen, den Sauerstoff chemisch zu binden. Bei seinem Durchgange
durch die Lungen nimmt das Blut den Sauerstoff auf und führt ihn, zugleich mit den vom Darmkanal bezogenen Nahrungsmitteln,
zu den Organen des Körpers, welche beiderlei Substanzen als Ersatz für verbrauchte Substanz aufnehmen, überschüssige
aufspeichern oder sogleich weiter verarbeiten. Der Sauerstoff wird hier zu Oxydationen verwendet, und die dabei frei werdende
Energie wird teils in Form mechan. Arbeit, z. B. Muskelbewegung, teils als Wärme
[* 20] für den Körper nutzbar gemacht. Die
Umsatzprodukte werden von dem Blute aufgenommen, aus dem die gasförmigen (Kohlensäure und Wasserdampf) durch Lungen
und Haut
[* 21] abgeschieden werden, die löslichen durch die Nieren abfiltrieren (Harn) oder nach weiterer Verarbeitung in den Darmkanal
ergossen werden (wie die Galle aus der Leber), oder in das Blut zurückfließen (aus der Milz) und so dem Körper noch fernerhin
nutzbar werden.
Die Tierchemie schließt also sehr wichtige praktische Fragen in sich, die sich nicht bloß auf
die Ernährung und den Stoffwechsel des gesunden Körpers beziehen (z. B. die Nahrungsmittellehre), sondern
auch auf diese Vorgänge bei Krankheiten (pathologische Chemie). Ein besonderer Zweig der physiol. Chemie, die Histochemie,
beschäftigt sich mit der chem. Konstitution der Formelemente und Gewebe
[* 22] des tierischen Körpers.
(S. auch Mikrochemie.)
Litteratur. Unter den Forschern, die sich um die Tierchemie besondere Verdienste erworben haben, sind besonders Berzelius, Liebig,
Mulder, Scherer, Strecker, C. Schmidt, Schloßberger, Hoppe-Seyler, Kühne, Voit, Henneberg, Stohmann, Gorup-Besanez (in der
«Physiol. Chemie», 4. Aufl., Braunschw. 1878) zu nennen.
Neuere Lehrbücher der physiol. Chemie sind herausgegeben worden von
Bunge (2. Aufl., Lpz. 1894), Hammarsten (3. Aufl.,
Wiesb. 1895) und Neumeister (2. Aufl., Jena
[* 23] 1897).