Staatsbahnen,
[* 2] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Elbing),
[* 3] ist Dampferstation und hat (1895) 2777 E.,
darunter 719 Katholiken und 48 Israeliten, Postamt zweiter
Klasse,
Telegraph,
[* 4] evang. und kath.
Kirche,
Synagoge, höhere
Bürgerschule;
(Thiel), Stadt in der niederländ.
Provinz Gelderland, am nördl. Ufer der Waal,
Station der Linie Dordrecht-Arnheim,
mit 9879 E., war im Mittelalter ein blühender Hafenort, der von
KaiserOtto I. 972 Stadtfreiheit erhielt.
Noch jetzt ist Tiel Hauptmarkt für Tielerwaard,Nieder-Betuwe und das Land von Maas und Waal, mit Gymnasium, höherer
Bürgerschule;
Krapp- und Essigindustrie. Tiel ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls.
(Thienen), frz.
Tirlemont, Stadt in der belg.
ProvinzBrabant, an der Geete, an der Bahnlinie
Brüssel-Herbesthal, in fruchtbarer Gegend gelegen, hat (1897) 17 284 E., eine schöne Frauenkirche am Markt (nur zum
Teil vollendet),
Kirche des heil.
Germanus, wahrscheinlich aus dem 12. Jahrh., ein Kommunal-College;
(Thien-tsin), Stadt in der chines.
ProvinzPe-tschi-li, auf beiden, durch eine Schiffbrücke
verbundenen Ufern des Pei-Ho, 75 km von dessen Mündung in den Golf von
Pe-tschi-li, etwa 150 km von
Peking.
[* 9] Die chines.
Bevölkerung
[* 10] wird auf 950000 Seelen geschätzt. Tien-tsin bildet ein mit einem
Graben und
Mauer umgebenes, von geraden und schmutzigen
Straßen
durchzogenes Viereck,
[* 11] hat eine Eisenbahn-, Marine- und
Kriegsschule. Eisenbahnen führen nach
Peking und
Shan-hai-kwan.
Durch seine
Lage am nördl. Ende des
Kaiserkanals und der Verbindungsstelle des letztern mit dem Pei-Ho für den Handelsverkehr
von ganz
China,
[* 12] namentlich den Durchgangshandel, von großer Bedeutung, wird Tien-tsin
Hafen der Reichshauptstadt
Peking und einer
der Hauptknoten des Verkehrs zwischen dem Norden
[* 13] undSüden des
Landes. Oft ist aber der
Fluß für große
Seeschiffe zu seicht, auch
Überschwemmungen kommen vor; während des Winters sperrt
Eis
[* 14] die Mündung. 1895 liefen 1352 Schiffe
[* 15] mit 1,22 Mill.
Registertons ein und aus, darunter 664
Dampfer.
Der Wert der fremden Einfuhr betrug 1896: 6 651 219, der derAusfuhr 8 776 097 Haikwan-Taels.
Eingeführt werden Baumwollwaren und Garne, Zucker,
[* 16] Petroleum, Zündhölzchen; ausgeführt
Thee,
Wolle, Felle,
Hörner,
Kohlen,
Medizinen und Sorghumbranntwein. Aus andern
TeilenChinas kommen
Reis, Weizen, Seidenwaren u. s. w. nach Tien-tsin. Die Handelsniederlassung
der Europäer liegt auf dem südl. Ufer des Pei-Ho, etwa 3 km von der chines.
Stadt entfernt. Tien-tsin ist Sitz eines deutschen Konsuls. - Zu Tien-tsin fand 24. und
die
Ratifikation der Friedensverträge zwischen
China und England und
Frankreich statt, durch welche
China für den
Handel mit dem
Auslande geöffnet wurde. Zu Tien-tsin wurde der Friede mit
Frankreich unterzeichnet, durch welchen
Tongking
[* 17] an
Frankreich kam.
alte Patricierfamilie
Venedigs; die bedeutendsten
Sprossen derselben sind:
Jacopo Tiepolo, Doge von
Venedig
[* 18] 1229-49. Zum
Statthalter von
Candia 1204 mit dem
TitelHerzog ernannt, warf er mehrfache
Erhebungen
nieder, wurde 1227 zum
Podestà von
Treviso bestellt und siegte bei der Dogenwahl durchs Los gegen Raniero
Dandolo. 1240 schlug er die Ghibellinen von Ferrara,
[* 19] konnte aber
Friedrichs II. Umsichgreifen in Oberitalien
[* 20] nicht verhindern.
Kurz vor seinem
Tode (Juli 1249) legte er seine Würde nieder.
Sein Urenkel, Bajamonte Tiepolo, verband sich, mit dem Dogen Pietro
Gradenigo (s. d.) persönlich verfeindet, 1310 gegen die von
diesem durchgeführte oligarchische Verfassungsänderung mit einigen Familien in
Venedig und mit den Guelfen
in der
Lombardei. Die auf den festgesetzte Ermordung des Dogen und der Mitglieder des
GroßenRates mußte verschoben
werden; darüber wurde der
Anschlag ruchbar, und als Bajamonte Tiepolo nun zur Ausführung desselben schritt, fand er
Gradenigo und seinen
Anhang bereits in Waffen.
[* 21] Der Erfolg des Aufstandsversuches war die Einführung der
Inquisitori di stato
als oberster richterlicher
Behörde. Tiepolo ging nun nach
Treviso und, auch von dort wegen neuer
Umtriebe gegen
Venedig vertrieben,
nach Kroatien, wo er 1328 starb. -
Vgl. Caroldo, La congiura di Boemundo Tiepolo, narrazione
(Triest
[* 22] 1865);
Urbani de Gheltof,
e la sua famiglia, note e documenti inediti (Vened. 1879);
G. Astori, La congiura di Bajamonte Tiepolo (ebd.
1885).
Niccolò Tiepolo, gest. 1551, Staatsmann und nebenher
Humanist und Dichter. Von staunenswerter Begabung, außerordentlichem
Wissen
und scharfem
Blick kam er früh zu leitenden
Stellen in
Venedig, wurde Senator,
Podestà von
Brescia (1525),
von
Padua
[* 23] (1528) und diente als Gesandter, namentlich bei den Verhandlungen zwischen Papst
Paul III. und
Karl V. (1538).
Giovanni Battista, ital.
Maler, getauft zu
Venedig, war einer der letzten
Vertreter der Freskomalerei
des Barockstils, ein Künstler von ungewöhnlicher Kraft
[* 24] und seltener
Phantasie. Er war zuerst
Schüler
des Gregorio Lazzarini, dann des
Piazzetta, wendete sich dann aber immer mehr dem Paolo Veronese zu. Zuerst malte er in seiner
Vaterstadt und auf dem Festlande
Venetiens, 1740 in Mailand,
[* 25] wurde dann aber von dem kunstsinnigen
BischofGrafen Schönborn
nach
Würzburg
[* 26] berufen, wo er 1750-53 das Schloß mit kolossalen Deckengemälden (Olymp und die vier Erdteile)
schmückte. 1761 nahm er einen Ruf nach Madrid
[* 27] an, wo er abermals eine große Thätigkeit entwickelte und starb.
Er ist unübertroffen in der Handhabung der Freskotechnik und durch die Leichtigkeit und
Freiheit derAnordnung,
durch die glänzenden Lichteffekte und üppigen
Darstellungen seiner reichen Fresken ausgezeichnet. Allerdings fehlt seinen
Gestalten jede individuelle Charakteristik. Zu seinen schönsten Werken und überhaupt zu den schönsten Fresken gehören
die im großen
Saale des
Palastes Labia (Lobkowitz) in
Venedig, darstellend die Geschichte des
Antonius und der Kleopatra.
¶
mehr
Ölbilder von seiner Hand,
[* 29] die sorgfältiger angeordnet und tiefer durchgeistigt sind, finden sich in vielen Galerien, z. B.
in Wien,
[* 30] Berlin,
[* 31] München,
[* 32] Würzburg, Madrid, Petersburg,
[* 33] Venedig und andern Orten. Auch die Radierungen des Künstlers sind voll
Originalität, Leben und Geist. Seine SöhneGiovanni Domenico, 1726-95, und Lorenzo, 1728 bis nach 1777,
haben gleichfalls Namen, ersterer als Radierer, letzterer, der aber auch in Padua und andern Orten thätig war, als Gehilfe
des Vaters in Spanien.
[* 34] -
Vgl. Molmenti, Acque-forti del Tiepolo (Vened. 1896);
Leitschuh, Giovanni Battista Tiepolo (Würzb.1896);