dessen Ruhm er die Elegie 2, 5 schrieb und den er auf dem Feldzuge nach
Aquitanien 30
v. Chr. begleitete. Sonst lebte in der
Stille auf einem kleinen Gute bei
Tibur, starb aber schon in der
Blüte
[* 2] seiner Jahre um 18
v. Chr. Tibullus machen die Einfachheit
seines Gefühlsausdrucks, die Zartheit seiner Naturschilderungen, die tiefe Sehnsucht nach treuer Liebe
zu einer eigentümlichen Erscheinung unter den Dichtern des Augusteischen Zeitalters. Von den vier
Büchern, in welche man
die Elegien teilt, die unter seinem
Namen auf uns gekommen sind, wird das dritte mit
Recht ihm abgesprochen.
Der Verfasser desselben nannte sich Lygdamus. Mehrere Elegien des vierten
Buches sind von Sulpicia, einer
Nichte
Messallas, verfaßt, das erste Gedicht des vierten
Buches von einem unbekannten jungen Dichter. Gute
Ausgaben besorgten:
Lachmann (Berl. 1829), Dissen (Gött. 1835), Haupt (zusammen mit
Catull und Properz, 5. Aufl., von
Vahlen, 1885), Lucian
Müller (Lpz. 1870), Bährens (ebd. 1878), Killer
(ebd. 1885).
Übersetzungen von J. H.
Voß (Tüb. 1810),
Teuffel (Stuttg. 1853) u. a. -
das heutige
Tivoli (s. d.), in Latium am Abhange des Sabinergebirges, am
Abfall des Monte-Ripoli auf dem linken
Ufer des
Anio
(Teverone) gelegen, soll der spätern Sage nach von Siculern lange vor
Rom
[* 3] gegründet sein.
Als mächtige Stadt spielte sie in den
Kriegen der Latiner gegen
Rom eine Rolle, wurde aber 338
v. Chr. mit Präneste zusammenvonL. Furius
Camillus unterworfen und bildete von dieser Zeit an eine kleine Landstadt. Am Ausgang der Republik erhielt Tibur durch
seine gesunde romantische
Lage als Villenvorort von
Rom wieder einige Bedeutung; namentlich
Horaz hat es
gefeiert.
Zahlreiche Reste liegen in der Nähe der Stadt, etwa 4 km entfernt, in der Ebene am Fuße der Hügel, die mehrere
Stunden
im
Umfang messenden, höchst bedeutenden Ruinen der Villa des
Kaisers Hadrian, um 130 n. Chr. gebaut, Fundstätte
vieler hervorragender Kunstwerke. Von sonstigen Resten aus dem
Altertum sind bemerkenswert: ein Rundtempel oberhalb der Fälle
des
Anio (s.
Tafel:
Römische Kunst
[* 4] II,
[* 1]
Fig. 2), in der Nähe ein kleiner ionischer
Pseudoperipteros
(KircheSan Giorgio).
Im 16. Jahrh. gehörte
Tivoli der Familie
Este; Kardinal Ippolito d'Este ließ durch Pirro Ligorio 1549 hier
eine Villa anlegen, welche eine der großartigsten Schöpfungen dieser Art und noch jetzt, trotz langer Vernachlässigung,
eine der sehenswürdigsten Renaissanceanlagen ist. 1826 riß der
Anio bei sehr starkem
Hochwasser einen
Teil des Ortes weg,
worauf durch zwei den Monte-Catillo durchbohrende
Tunnel
[* 5] etwa der Hälfte desFlusses eine
Ableitung oberhalb
der Stadt geschaffen wurde (1835). -
(frz., soviel wie Zucken, Verziehen des
Gesichts),
Gesichtsschmerzen, die sich in zwei
Arten,
dem Tic douloureux und dem Tic convulsif, unterscheiden.
Der Tic douloureux (spr. duluröh), auch Prosopalgie oder Fothergillscher
Nervenschmerz, ist eine sehr schmerzhafte Neuralgie des fünften
Gehirnnerven (s.
Gesichtsschmerz);
während der Tic convulsif
(spr. kongwülsíf) oder
MimischeGesichtskrampf (s. d.) in
klonischen
Krämpfen der vom
Nervus facialis,
dem
Gesichtsnerv, versorgten
Muskeln
[* 7] besteht. - Auch heißt Tic soviel wie Grille, launenhafte Eigenheit.
Jos. Aloys, Bühnensänger
(Tenor), geb. zu Oberweckelsdorf in
Böhmen
[* 8] als der Sohn eines Landmanns,
ging 1827 nach
Wien,
[* 9] nahm daselbst Gesangunterricht, wirkte im
Chor der Hofoper mit und begann seine eigentliche
theatralische Solistenlaufbahn 1834 in Graz.
[* 10] Dann gastierte er in
Wien und
Dresden
[* 11] und wurde 1838 am
Dresdener Hoftheater angestellt,
dem er bis zu seiner Pensionierung 1872 angehörte, zugleich auch als Kammersänger bei der Hofkirchenmusik fungierend.
Auch sang er als Gast auf sämtlichen größern deutschenBühnen sowie in
London,
[* 12]
Amsterdam,
[* 13]
Stockholm
[* 14] u. s. w.
Er starb in
Dresden. Hinsichtlich der Ausgiebigkeit und Ausdauer der
Stimme war Tichatschek ein
Phänomen. Seine
Mittel wiesen
ihn auf Heldentenorpartien hin; doch hat er auch in der sog.
Spieloper Erhebliches geleistet. Tichatschek war der erste Sänger, der
in Wagnerschen Heldenpartien (Rienzi,
Tannhäuser,
Lohengrin) auftrat; gerade in ihnen hat er außerordentliche
Erfolge erzielt.
1)
Kreis
[* 16] im nördl.
Teil des russ. Gouvernements Nowgorod, mit
Flüssen, die zumeist zum
Ladogasee, nur im O. und S. zur Wolga
und
Msta gehen, hat 18 607,6 qkm, 94 500 E., viele Seen (206 qkm) und
Sümpfe;
Ackerbau (nur Winterroggen,
Gerste
[* 17] und Hafer),
[* 18] Waldindustrie, Schiffahrt und 120 Fabriken. - 2) Kreisstadt im
Kreis an der Tichwinka, hat (1893) 6613 E.,
Post,
Telegraph,
[* 19] 7
Kirchen, 3 Klöster, Stadtbank; Schmiedearbeiten,
Schiffbau, Schifffahrt,
Handel mit Getreide
[* 20] und Holz.
[* 21] Bei
Tichwin findet eine Umladung der Waren statt, die auf dem Tichwinschen Kanalsystem (s. d.)
aufwärts oder abwärts zu gehen haben.
Kanalsystem,System von
Kanälen im nordwestl.
Teil des europ.
Rußlands, das die Newa mit der Wolga verbindet.
Seine Hauptbestandteile sind der Sjaß, der in den
Ladogasee mündet (86 km), die Tichwinka (115), der
TichwinscheKanal
[* 22] zwischen Tichwinka und dem See Somino (31), eine Reihe
Flüsse
[* 23] und Seen, die den Somino mit der
Tschagodoschtscha
verbinden (41), diese selbst (149), endlich die
Mologa, die in die Wolga mündet (196), zusammen 618, von der Mündung der
Newa bis zur Mündung der Wolga 3590 km. Das Tichwinsches Kanalsystem passierten
1893: 320
Dampfer, 4525
Kähne und 6109 Flöße.
(spr. titsch-) oder Tessin,
bei den Alten Ticinus, linker Nebenfluß des Po, entspringt
mit der kleinern
Quelle
[* 24]
am St.
Gotthard, mit der größern am
Nufenenpaß. Das Nufenenwasser fließt durch das
Bedretto (s.d.);
der andere braust in ununterbrochenen Fällen durch das wilde
Thal
[* 25]
Tremola (Trümmelthal). Von
Airolo ab
vereint, durchfließen sie das Hauptthal des schweiz. Kantons Tessin,
das bis Biasca Leventina (s. d.),
von Biasca bis
Bellinzona Riviera heißt. Hinter Rodi-Fiesso durchbricht der Ticino den Platifer (Mont-Piottino) und stürzt
in Wasserfällen durch die Felsschlucht der tiefern Thalstufe zu. Bei Biasca nimmt er den
Brenno (s.d.),
bei
Arbedo die
Moesa (s.
Mesocco) auf; erreicht unterhalb
Bellinzona, zahlreiche
Inseln bildend, durch versumpftes Schwemmland
bei Magadino den
Lago Maggiore (s. d.). Bei Sesto Calende verläßt er den See als klarer,
schiffbarer
Fluß von
¶
mehr
1 bis 4 m Tiefe, bildet eine Zeit lang die Grenzscheide zwischen den ital. ProvinzenNovara und Mailand,
[* 27] speist mehrere Kanäle
und fließt in breitem Bette, mannigfach geteilt, dem Po zu, den er 5 km unterhalb Pavia erreicht. Die Gesamtlänge von Airolo
bis zur Mündung in den Po beträgt 237 km; davon fallen auf den Ober- und Mittellauf 70,5, auf den See
63, auf den Unterlauf in der lombard. Ebene 103,5 km.