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Kammlinie, Gipfeln, Pässen und Seitenkämmen erscheint. Eine Eisfeld und Gehren verbindende Linie teilt den Thüringer Wald in zwei Teile. Der nordwestliche, der seinen Steilabfall nach N. und S. hat und sich gegen Eisenach als eine schmale geschlossene Bergkette keilförmig zuspitzt, enthält die höchsten Erhebungen, wie den Großen Beerberg (984 m), Inselsberg (914 m), Schneekopf (976 m), Kickelhahn (861 m) u. a., wie auch die viel besuchten Bade- und Kurorte. Der südöstl.
Teil, der seinen Steilabfall nach S. hat und sich im ganzen als ein 40-50 km breites wellenförmiges Hochland darstellt, hat als bemerkenswerte Höhen den Burzelberg (917 m), Bleßberg (864 m), Wurzelberg (837 m) und Wetzstein (821 m). Das ganze Gebirge ist bis auf die äußersten Höhen meist mit Tannen-, Fichten- und an einigen Stellen mit Laubholzwald bestanden und hat an seinen Abhängen reizende Landschaften und herrliche Thäler; an den Fuß des Gebirges lagern sich wohl bestellte Felder, während die höchsten Orte, wie Neustadt a. R. (925 m), Igelshieb (835 m), Oberweißbach (754 m), Schmiedefeld (728 m) u. s. w., von wohl gepflegten Matten umgeben sind. - Auf dem Thüringer Wald entspringen die Gera, Wipper, Ilm, Schwarza und Loquitz, die zur Unstrut und Saale fließen, die Rodach, Haslach, Steinach und Itz, die zum Maingebiet gehören, und die Werra mit der Hörsel und Leina.
In geolog. Beziehung weist der Thüringer Wald große Mannigfaltigkeit auf. Die ältesten Formationen, Gneis und Glimmerschiefer, sind im nordwestl. Teile, von Schmalkalden bis über Ruhla hinaus, vertreten; hier erscheint westlich vom Inselsberg auch Granit, der auch bei Zella in größerer Masse auftritt. Die cambrischen Schichten liegen in breiter Ausdehnung im SO. bei Saalfeld, zwischen Blankenburg, Gehren, Eisfeld und Wallendorf im Gebiet der Schwarza. An diese schließt sich südöstlich ein schmaler, von SW. nach NO. streichender Streifen Silur an, der wieder im SO. von einem ihm parallelen Zug devonischer Schichten begleitet wird.
Von hier aus dehnt sich nach O. ein großes Gebiet dem Culm oder Subcarbon zugehöriger Grauwacken und Thonschiefer aus, auf das noch weiter im O. ein sehr kompliziert gebautes Gebiet devonischer, an eruptiven Diabasen reicher Ablagerungen folgt. Westlich von dem Verbreitungsgebiet der cambrischen Schiefer im Schwarzagebiet besteht der eigentliche Thüringer Wald vorwaltend aus Ablagerungen der untern permischen Formation, des Rotliegenden, mit zahlreichen und weit ausgedehnten Vorkommnissen von den Eruptivgesteinen Felsitporphyr und Melaphyr.
In den tiefsten Schichten des Rotliegenden fanden sich bei Manebach, Suhl u. s. w. Steinkohlenflöze von geringer Mächtigkeit. Umsäumt wird der Thüringer Wald von einem mehrfach unterbrochenen Zuge der Zechsteinformation, die bei Liebenstein und dann von Ilmenau über Saalfeld hinaus bis Pößneck größere Verbreitung besitzt. Mit Ausnahme ganz kleiner Partien im O. findet sich die nächstjüngere Formation des Buntsandsteins nur am Fuße des Thüringer Wald und bildet dann mit den folgenden Gliedern der Triasformation, dem Muschelkalk und Keuper, sein Vorland im S. wie im N. Auch Basalt tritt nur in den im S. vorgelagerten Bergen, wie dem Gebaberg, Dolmar u. s. w., auf. An nutzbaren Mineralien sind Eisenerze in der Zechsteinformation (Stahlberg und Mommel bei Schmalkalden, Groß-Camsdorf bei Saalfeld), Kupfererze im Kupferschiefer (bei Ilmenau, Schweina), Manganerze im Porphyr (Ilmenau, Ohrenstock), Gips und Alabaster in der Gegend von Friedrichroda vorhanden.
Die Thäler und Vorlande bergen zum Teil lebhafte Industrie, so: Porzellanfabrikation, Glashütten, Holz- und Spielwarenfabriken (Sonneberg), Schieferindustrie (Lehesten, Gräfenthal), Meerschaumpfeifen- und sonstige Pfeifenindustrie (Ruhla), Schußwaffenfabriken (Mehlis und Suhl), berühmte Thonwaren in Gerstungen, Eisenach und Bürgel. Der Thüringer Wald wird sehr viel besucht; zahlreiche vortreffliche Straßen durchkreuzen ihn; im N. berührt ihn die Linie Naumburg-Eisenach der Preuß.
Staatsbahnen, im O. die Saalbahn, im SW. und W. die Werrabahn; diese senden mehrfach Zweigbahnen ins Innere des Gebirges, worunter die Linie Neudietendorf-Plaue-Ritschenhausen mit ihrem Tunnel. Für die Hebung des Fremdenverkehrs auf dem Thüringer Wald ist der 1880 gegründete, aus 71 Zweigvereinen mit (1897) zusammen 6800 Mitgliedern bestehende Thüringer-Wald-Verein durch Errichtung von Schutzhütten, Aussichtstürmen, Bezeichnung und Verbesserung von Wegen u. s. w. thätig.
Vgl. Richter, Das Thüringer Schiefergebirge (in der «Zeitschrift der deutschen Geologischen Gesellschaft», Bd. 21, 1869);
Edwin Müller, Der Thüringer Wald (13. Aufl., Berl. 1889);
Trinius, Thüringer Wanderbuch (6 Bde., Mind. 1886-96);
Pröscholdt, Der Thüringer Wald und seine nächste Umgebung (in den «Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde», Bd. 5, Heft 6, Stuttg. 1891);
Küsemacher, die Volksdichte der thüring.
Triasmulde (in den «Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde», Bd. 6, Heft 2, 1892);
Griebens Reisebücher, Nr. 82: Thüringen (19. Aufl., Berl. 1897);
Meyers Reisebücher: Thüringen (13. Aufl., Lpz. 1896);
Wörl, Führer durch Thüringen (4. Aufl., Würzb. 1893);
Trinius, Durch Thüringen.
Eine malerische Wanderung (Berl. 1894); Senft, Geognost. Wanderungen durch den Thüringer Wald (Hannov. 1894); Regel, Thüringen, ein geogr. Handbuch (3 Bde., Jena 1892-95).
Karten: Graf, Karte von Thüringen 1:325000 (Weimar);
Vogel, Topogr. Karte vom Thüringer Wald 1:150000 (Gotha);
Graf, Thüringer Touristenkarten, 5 Blätter, 1:103000 (Weimar; neue Bearbeitung 1891);
Beyschlag, Geographische Übersichtskarte des Thüringer Wald 1:100000 (Berl. 1897).