Heinrich übertrug die
Verwaltung T.s seinem Stiefbruder, dem
GrafenHermann von
Henneberg, später die Landgrafschaft selbst
seinem ältesten
SohneAlbrecht (s. d.) dem Entarteten. Dieser geriet jedoch
in Streitigkeiten mit seinem
Bruder Dietrich und seinem
Vater, sowie mit seinen
SöhnenFriedrich (s. d.) dem Gebissenen und
Diezmann (s. d.). König
Rudolf von Habsburg übertrug 1277 den
Herzögen von
Sachsen
[* 7] und von
Braunschweig die Verweserschaft
über alle Reichsgüter in Thüringen, nahm 1289 ein Jahr lang seinen Aufenthalt inErfurt
[* 8] und schützte den Landfrieden
mit
Strenge.
Auf Balthasar folgte 1406 sein Sohn
Friedrich (s. d.) der Friedfertige, dem aus
demErbe seines Oheims
Wilhelm I. 1410 auch
Dresden
[* 20] und ein großer
Teil von Meißen zufiel. Nach seinem
Tode 1440 fiel an seines Vetters,
Friedrichs
des Streitbaren,
Söhne, Kurfürst
Friedrich II. (s. d.), den Sanftmütigen, von
Sachsen, und Wilhelm III., die anfangs gemeinschaftlich
regierten, bis sie ihre
Länder durch den
AltenburgerVertrag 1445 teilten, wobei Wilhelm Thüringen erhielt. Da
auch er 1482 ohne
Leibeserben starb, fiel an die
SöhneFriedrichs des Sanftmütigen, Ernst (s. d.) und
Albrecht (s. d.), die eine
förmliche Landesteilung vornahmen. Thüringen nebst andern Landesteilen erhielt Kurfürst Ernst. Der damals geschaffene
Besitzstand wurde jedoch durch die Wittenberger Kapitulation vom gänzlich geändert (s.
Ernestinische Linie). Aus diesen
Veränderungen haben sich allmählich die
Sachsen-Ernestinischen Herzogtümer gebildet, die
übrigen wettinischen
Teile T.s blieben mit dem Kurfürstentum und spätern Königreich
Sachsen vereinigt, bis sie 1815 davon
abgetrennt wurden.
Lehfeldt,Bau- und Kunstdenkmäler T.s (ebd., seit 1838 fg.; Regesta
diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, hg. von O. Dobenecker (Bd.
1, ebd. 1895-96);
Regel, Thüringen. Ein geogr. Handbuch (ebd. 1896);
ders., Thüringen, ein landeskundlicher Grundriß (ebd. 1897).
Wald,Gebirge in Mitteldeutschland, welches sich von der Werra unweit Eisenach in südöstl.
Richtung bis
zum
Thal
[* 24] der Rodach hinzieht, die es vom
Frankenwalde (s. d.) trennt, der seinerseits wieder die
Verbindung mit dem
Fichtelgebirge herstellt. (S. die Karte: Königreich
Sachsen,
ProvinzSachsen [südlicher
Teil] und Thürinqische
Staaten, beim
ArtikelSachsen.) In dieser Erstreckung erhebt sich der Thüringer Wald als ein 110 km langer Wall mit einer von NW.
nach SO. zunehmenden
Breite
[* 25] von 10 bis 35 km 4-500 m hoch über das umgebende Land.
Über den Kamm führt
der ganzen Länge nach ein uralter Grenzweg, der Rennsteig oder Rennstieg (s. d.).
Nordöstlich nach dem innern
Thüringen und gegen die obere
Saale ist der
Abfall steil, südwestlich in das obere Werrathal
sanfter. Nach beiden Seiten aber steigen kurze, tief eingerissene
Thäler herab, welche den ganzen Wall
derart zerteilen, daß der plateauartige Charakter fast völlig verloren geht und der Thüringer Wald wie eine
kleine Gebirgskette mit ausgesprochener
¶
mehr
Kammlinie, Gipfeln, Pässen und Seitenkämmen erscheint. Eine Eisfeld und Gehren verbindende Linie teilt den Thüringer Wald in
zwei Teile. Der nordwestliche, der seinen Steilabfall nach N. und S. hat und sich gegen Eisenach als eine schmale geschlossene
Bergkette keilförmig zuspitzt, enthält die höchsten Erhebungen, wie den GroßenBeerberg (984 m), Inselsberg
(914 m), Schneekopf (976 m), Kickelhahn (861 m) u. a., wie auch die viel besuchten Bade- und Kurorte. Der südöstl.
Teil, der seinen Steilabfall nach S. hat und sich im ganzen als ein 40-50 km breites wellenförmiges Hochland darstellt,
hat als bemerkenswerte Höhen den Burzelberg (917 m), Bleßberg (864 m), Wurzelberg (837 m) und Wetzstein
(821 m). Das ganze Gebirge ist bis auf die äußersten Höhen meist mit Tannen-, Fichten- und an einigen Stellen mit Laubholzwald
bestanden und hat an seinen Abhängen reizende Landschaften und herrliche Thäler; an den Fuß des Gebirges lagern sich wohl
bestellte Felder, während die höchsten Orte, wie Neustadt
[* 27] a.
R. (925 m), Igelshieb (835 m), Oberweißbach (754 m), Schmiedefeld (728 m) u. s. w., von
wohl gepflegten Matten umgeben sind. - Auf dem Thüringer Wald entspringen die Gera,
[* 28] Wipper, Ilm, Schwarza und Loquitz, die zur Unstrut
und Saale fließen, die Rodach, Haslach, Steinach und Itz, die zum Maingebiet gehören, und die Werra mit
der Hörsel und Leina.
In geolog. Beziehung weist der Thüringer Wald große Mannigfaltigkeit auf. Die ältesten Formationen, Gneis und Glimmerschiefer, sind
im nordwestl. Teile, von Schmalkalden
[* 29] bis über Ruhla hinaus, vertreten; hier erscheint westlich vom Inselsberg auch Granit,
der auch bei Zella in größerer Masse auftritt. Die cambrischen Schichten liegen in breiter Ausdehnung
[* 30] im SO. bei Saalfeld,
[* 31] zwischen Blankenburg, Gehren, Eisfeld und Wallendorf im Gebiet der Schwarza. An diese schließt sich südöstlich
ein schmaler, von SW. nach NO. streichender Streifen Silur an, der wieder im SO. von einem ihm parallelen Zug
devonischer Schichten
begleitet wird.
Von hier aus dehnt sich nach O. ein großes Gebiet dem Culm
[* 32] oder Subcarbon zugehöriger Grauwacken und Thonschiefer aus, auf
das noch weiter im O. ein sehr kompliziert gebautes Gebiet devonischer, an eruptiven Diabasen reicher Ablagerungen folgt. Westlich
von dem Verbreitungsgebiet der cambrischen Schiefer im Schwarzagebiet besteht der eigentliche Thüringer Wald vorwaltend
aus Ablagerungen der untern permischen Formation, des Rotliegenden, mit zahlreichen und weit ausgedehnten Vorkommnissen von
den Eruptivgesteinen Felsitporphyr und Melaphyr.
In den tiefsten Schichten des Rotliegenden fanden sich bei Manebach, Suhl
[* 33] u. s. w. Steinkohlenflöze von geringer Mächtigkeit.
Umsäumt wird der Thüringer Wald von einem mehrfach unterbrochenen Zuge der Zechsteinformation,
die bei Liebenstein und dann von Ilmenau über Saalfeld hinaus bis Pößneck größere Verbreitung besitzt. Mit Ausnahme ganz
kleiner Partien im O. findet sich die nächstjüngere Formation des Buntsandsteins nur am Fuße des Thüringer Wald und bildet dann
mit den folgenden Gliedern der Triasformation,
[* 34] dem Muschelkalk und Keuper, sein Vorland im S. wie im N.
Auch Basalt tritt nur in den im S. vorgelagerten Bergen,
[* 35] wie dem Gebaberg, Dolmar u. s. w., auf. An nutzbaren Mineralien
[* 36] sind
Eisenerze in der Zechsteinformation (Stahlberg und Mommel bei Schmalkalden, Groß-Camsdorf bei Saalfeld), Kupfererze im Kupferschiefer
(bei Ilmenau, Schweina), Manganerze
im Porphyr (Ilmenau, Ohrenstock), Gips
[* 37] und Alabaster in der Gegend von
Friedrichroda vorhanden.
Staatsbahnen,
[* 40] im O. die Saalbahn, im SW. und W. die Werrabahn; diese senden mehrfach Zweigbahnen ins Innere des Gebirges, worunter
die Linie Neudietendorf-Plaue-Ritschenhausen mit ihrem Tunnel.
[* 41] Für die Hebung des Fremdenverkehrs auf dem Thüringer Wald ist
der 1880 gegründete, aus 71 Zweigvereinen mit (1897) zusammen 6800 Mitgliedern bestehende Thüringer-Wald-Verein durch Errichtung
von Schutzhütten, Aussichtstürmen, Bezeichnung und Verbesserung von Wegen u. s. w. thätig.
Vgl. Richter, Das Thüringer Schiefergebirge (in der «Zeitschrift der deutschen Geologischen Gesellschaft», Bd. 21, 1869);
Edwin
Müller, Der Thüringer Wald (13. Aufl., Berl. 1889);