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dem Ister (Donau), das im O. durch den
Pontus Euxinus (das
Schwarze
Meer) und den thraz.
Bosporus
[* 2]
(Straße von Konstantinopel),
im S. durch die
Propontis
(Marmarameer), den
Hellespont (die Dardanellenstraße), das
Agäische Meer und das nördl. Grenzgebirge
Macedoniens, im W. durch den
Fluß
Strymon und die Wohnsitze der illyr. Völkerstämme begrenzt wird, ein
Gebiet mit einem Flächenraum von etwa 220000 qkm. In der röm.
Kaiserzeit endlich wurde der
Name Thracia auf den südöstlichsten
Teil des alten Thrazien
südlich vom
Hämus
(Balkan) beschränkt,
der nördlichere
Teil aber
Mösien (s. d.) genannt.
Unter den Gebirgen des Landes ist außer dem Hämus das südlich davon gelegene Rhodopegebirge (jetzt Despoto-Dagh) das bedeutendste. Der im südwestlichsten Teile des Landes, zwischen den Mündungen der Flüsse [* 3] Strymon und Nestos gelegene Pangäos war im Altertum durch seine Gold- und Silberbergwerke berühmt. An den Küsten T.s waren von den Griechen frühzeitig zahlreiche, zum Teil sehr blühende Pflanzstädte angelegt worden; so an der Südküste, zwischen der Mündung des Strymon und dem Golf Melas, die Städte Amphipolis, Abdera, Dikäa, Maroneia, Mesambria, und in der Nähe der Mündung des Hebros, des bedeutendsten aller thraz.
Flüsse (jetzt Maritza), Änos; an der Propontis Perinthos und Selymbria; am thraz. Bosporus Byzanz; an der Westküste des Schwarzen Meers bis zu den Donaumündungen Apollonia, Odessos, Kallatis, Tomi und Istros. Die 75 km lange und gegen 15 km breite Halbinsel zwischen dem Golf Melas und dem Hellespont, die von den Alten Thrazischer Chersonesus genannt und als ein Teil T.s betrachtet wurde (gegenwärtig die Halbinsel der Dardanellen oder die Halbinsel von Gallipoli genannt), wurde von Athen [* 4] aus unter der Führung des Miltiades, eines Oheims des Siegers von Marathon, kolonisiert.
Abgesehen von den griech.
Niederlassungen an der
Küste war ganz Thrazien
von zahlreichen, meist von Königen beherrschten
Stämmen
bewohnt, die dem indogerman.
Sprachstamm
[* 5] angehörten. Megabazus, der Feldherr des
Darius, unterwarf
sie der
pers. Herrschaft (514
v. Chr.); aber nach dem Rückzüge des
Xerxes gewannen sie ihre Unabhängigkeit wieder. Um die Mitte
des 5. Jahrh.
v. Chr. war die Mehrzahl der thraz.
Stämme unter der Herrschaft des
Teres, des Königs der Odrysen, zu einem
Reiche vereinigt, das besonders durch
Teres' Sohn Sitalkes zu hoher
Blüte
[* 6] und Macht erhoben wurde, nach
dessen
Tode (424
v. Chr.) aber in drei Fürstentümer auseinanderfiel, deren Herrscher sich fortwährend untereinander bekriegten.
So wurde es dem macedon.
König Philipp II., dem
Vater
Alexanders, leicht, sich in kurzer Zeit die einzelnen
Stämme zu unterwerfen und Thrazien
dem macedon.
Reiche einzuverleiben. Zu diesem gehörte es, bis Macedonien (146) von den
Römern endgültig erobert wurde.
Für kurze Zeit erhielt Thrazien
die
Freiheit wieder, kam aber bald (seit 133
v. Chr.) ebenfalls unter die Herrschaft der
Römer,
[* 7] die 29
v. Chr. den nördlichern
Teil als
Provinz Mösia, 46
u.
Chr. nach Aussterben der odrysischen Dynastie den südlichern
Teil als
Provinz Thracia konstituierten.
Von Diocletian wurde eine diœcesis Thraciae mit sechs
Provinzen eingerichtet. Thrazien
trägt geographisch den Charakter eines
Durchgangslandes von Europa
[* 8] nach
Asien,
[* 9] es hat deshalb fast regelmäßig als Kampfplatz gedient, so oft seit dem Ende der
Republik bei innern Streitigkeiten der
Westen und
Osten des Römerreichs ihre Kräfte maßen. Auch später
in der
Völkerwanderung und zu den
Zeiten byzant. Herrschaft, die der römischen folgte, ist es arg mitgenommen worden;
Germanen,
namentlich Goten und
Slawen, haben hier nacheinander gehaust, bis das Land im 15. Jahrh. von den
Türken besetzt wurde, denen
es noch jetzt gehört.
Die Bevölkerung gehört gegenwärtig zum größten
Teil der südslaw. Völkerfamilie
an;
nur in den Küstenplätzen wohnen Griechen in beträchtlicher Anzahl. -
Vgl. H. Kiepert, Lehrbuch der alten Geographie (Berl. 1878);
B. Skordelis, Meditationes Thraciae (in griech. Sprache, [* 10] Lpz. 1877);
Kalopotakes, De Thracia provincia romana (Berl. 1893);