des gezogenen Gewehrs, geb. 1791 zu Moyenvic (Depart. Meurthe),
gest. 1882, schlug bereits 1810 die Anbringung eines
Dorns in der Schwanzschraube des gezogenen Gewehrs vor und legte 1811 ein
Dorngewehr (s. d.) mit Langgeschoß vor, das 1816 angenommen und später fast
in allen
Heeren als Jägerwaffe wie auch im bürgerlichen Leben als
Birsch- und Scheibenbüchse Eingang
fand.
Fischthran, das aus dem
Speck der
Bartenwale oder
Walfische, der Potfische, der Delphine und hauptsächlich der
Flossenfüßler (Seehunde, Seelöwen,
Walrosse) gewonnene flüssige, ölige Fett. Der Thran, der am Orte des Fanges von selbst
aus dem in unten durchlöchertenTonnen geschlagenen
Speck ausfließt, ist der beste. Später wird der
auf dem
Transport ranzig und faulig gewordene
Speck in großen Pfannen ausgesotten, der hierdurch gewonnene geringere Thran durch
Filtrieren
[* 2] und Durchgehen durch Wasser gereinigt und der dabei sich bildende Bodensatz (Prutt) als Wagenschmiere, die fleischigen
und häutigen Reste aber zur Leimsiederei gebraucht.
Die Thran lassen sich ihrer
Abstammung nach in Robbenthran
(Walroß- und Robbenthran), Walthran (Potwal-, Dögling- und Walfischthran),
Leberthran (s. d.) und Fischthran (Herings-,
Sprotten-,
Sardinen-,
Sardellen-, Pilchard- und Menhadenthran) einteilen, doch
sind die Unterschiede der einzelnen Sorten nicht ausgeprägt genug, um genaue Unterscheidungsmerkmale aufstellen zu können.
Das spec. Gewicht schwankt zwischen 0,915-0,930, bei 0° scheidet der Thran etwas festes Fett
ab; er besteht aus Oleïn, Palmitin und
Stearin und kleinen Mengen von
Glyceriden der
Valeriansäure und ähnlichen flüchtigen
fetten Säuren.
Alle Thransorten haben einen eigentümlichen
Geruch und Fischgeschmack, brennen mit sehr leuchtender, aber
rußender Flamme
[* 3] und werden zur
Beleuchtung,
[* 4] Zubereitung des Leders, zur Bereitung der Schmierseife u. s. w.
verwendet. Die Haupteinfuhr geht über England und
Hamburg;
[* 5] die Zufuhr
Hamburgs betrug (1896) gegen 100000 thran.
die von der
Thränendrüse
(Glandula lacrymalis) abgesonderte klare Flüssigkeit, die zur Befeuchtung der
vordern Augapfelfläche dient und neben Kochsalz und
Phosphaten hauptsächlich (99 Proz.) Wasser enthält.
BeimMenschen besteht die
Thränendrüse, die sich auch bei allen Wirbeltieren mit Ausnahme der im Wasser lebenden nackten
Amphibien
und der Fische
[* 6] findet, aus zwei Partien, einer obern und einer untern, die dicht übereinander unter dem äußern
Teile der
obern Augenhöhlenwand liegen und ihr Sekret durch 8-12 Ausführungsgänge unter das obere Augenlid ergießen.
Von dort gelangen die Thränen durch den Lidschlag in den innern Augenwinkel, um sich hier in dem
Thränensee
(Lacus lacrymarum)
zu sammeln, in den die auf der
Spitze derThränenwärzchen liegenden Mündungen der
Thränenkanälchen (die Thränenpunkte)
eintauchen, worauf die überschüssigen Thränen durch den Thränensack (Saccus lacrymalis s.
Dacrocystis) und den häutigen Thränennasengang
(Ductus nasolacrymalis) in die
Nase
[* 7] gelangen. (S.
Auge
[* 8] nebst
Tafel,
[* 1]
Fig. 5.)
(Ossa lacrymalis, s.
Tafel: Der Schädel des
Menschen,
[* 1]
Fig. 1,8), zwei dünne Knochenplättchen, welche
die
Papierplatten des Riechbeins nach vorn ergänzen und am vordersten
Teile der innern Augenhöhlenwand gelegen sind.
Fistel des Thränensacks, dle, meist nach
Durchbruch einer eiterigen Thränensackentzündung entstanden
und mit Verengerung des
Thränengangs kompliziert, in der
Haut
[* 9] unter dem innern Augenwinkel mündet und
Thränen und
Eiter entleert.
Nach Beseitigung der
Ursachen ist die Thränenfistel leicht zur Verheilung zu bringen.
Thränennasengang, Thränenpunkt, Thränensack, s.
Thränen. ^[= die von der Thränendrüse (Glandula lacrymalis) abgesonderte klare Flüssigkeit, die zur Befeuchtun ...]
der Sohn des Lykon, athen.
Heerführer in der letzten Zeit des
PeloponnesischenKrieges, zugleich einer
der thatkräftigsten Vorkämpfer der demokratischen Partei in
Athen,
[* 14] ging nach der
ÜbergabeAthens an
Lysander und der Einsetzung
der sog. 30
Tyrannen (404
v. Chr.) in die
Verbannung. Mit einer Schar entschlossener Patrioten bemächtigte er sich
von
Theben aus zu Anfang des J. 403 der attischen Grenzfestung
Phyle. Die Zahl seiner
Anhänger wuchs rasch.
Bald gewann er den Peiraieus und schlug die
Dreißig, die ihn zu vertreiben suchten. Auch die von diesen herbeigerufene Hilfe
der Spartaner brachte den Oligarchen keinen dauernden Nutzen, da die innern spartan. Parteiverhältnisse
lähmend auf die auswärtige Politik einwirkten. Gegen den Willen des streng oligarchisch gesinnten Führers des Exekutionskorps,
Lysander, kam es durch Vermittelung des spartan. Königs Pausanias zur Vertreibung der
Dreißig und zu einem
Ausgleich der streitenden
athen. Parteien (Spätsommer 403). Als dann im Korinthischen
Kriege (395-386)
Athen aufs neue den Kampf
mit
Sparta aufnahm, befehligte Thrasybulus (389)
die erste größere athen. Flotte und suchte mit
Glück den athen. Seebund an den kleinasiat.-thraz.
Küsten wieder aufzurichten. Die beitretenden
Städte wurden zur
Zahlung einer fünfprozentigen
Steuer auf Ein- und Ausfuhr («Das
Zwanzigstel des Thrasybulus») verpflichtet. Bei dieser Einrichtung wurde Thrasybulus, als er
von dem pamphylischen Aspendos eine Kontribution gewaltsam eintrieb, durch die erbitterte
Bevölkerung
[* 15] überfallen und erschlagen
(Frühjahr 388).
(grch. Thrake; lat. Thracia), im
Altertum ein
Teil der
Balkanhalbinsel,
[* 16] doch hat der
Name zu verschiedenen
Zeiten
verschiedene Gebiete umfaßt. In der frühesten Zeit bezeichnete man damit den ganzen Norden
[* 17] Europas oberhalb
Griechenlands mit Einschluß von Macedonien im
Süden und und ^[2. «und» überzählig] Scythien im Norden; Herodot
erklärt die Thrazier für das größte
Volk der Welt nächst den
Indern. Im engern
Sinne wurde die am nördl. Fuße des Olympos
gelegene zu Macedonien gehörige Landschaft Pieria als der Wohnsitz eines thraz.Stammes, der Pierischen
Thraker, bezeichnet, die von dort aus auch in verschiedene Landschaften von Hellas eingedrungen und gewisse orgiastische
Kulte und den Musendienst mitgebracht haben sollen. Später beschränkte man den
Namen aus das Land zwischen der Nordgrenze
Macedoniens und
¶
mehr
dem Ister (Donau), das im O. durch den Pontus Euxinus (das SchwarzeMeer) und den thraz. Bosporus
[* 19] (Straße von Konstantinopel),
im S. durch die Propontis (Marmarameer), den Hellespont (die Dardanellenstraße), das Agäische Meer und das nördl. Grenzgebirge
Macedoniens, im W. durch den FlußStrymon und die Wohnsitze der illyr. Völkerstämme begrenzt wird, ein
Gebiet mit einem Flächenraum von etwa 220000 qkm. In der röm.
Kaiserzeit endlich wurde der Name Thracia auf den südöstlichsten Teil des alten Thrazien südlich vom Hämus (Balkan) beschränkt,
der nördlichere Teil aber Mösien (s. d.) genannt.
Unter den Gebirgen des Landes ist außer dem Hämus das südlich davon gelegene Rhodopegebirge (jetzt Despoto-Dagh)
das bedeutendste. Der im südwestlichsten Teile des Landes, zwischen den Mündungen der Flüsse
[* 20] Strymon und Nestos gelegene Pangäos
war im Altertum durch seine Gold- und Silberbergwerke berühmt. An den Küsten T.s waren von den Griechen frühzeitig zahlreiche,
zum Teil sehr blühende Pflanzstädte angelegt worden; so an der Südküste, zwischen der Mündung des
Strymon und dem Golf Melas, die StädteAmphipolis, Abdera, Dikäa, Maroneia, Mesambria, und in der Nähe der Mündung des Hebros,
des bedeutendsten aller thraz.
Abgesehen von den griech. Niederlassungen an der Küste war ganz Thrazien von zahlreichen, meist von Königen beherrschten Stämmen
bewohnt, die dem indogerman. Sprachstamm
[* 21] angehörten. Megabazus, der Feldherr des Darius, unterwarf sie der
pers. Herrschaft (514 v. Chr.); aber nach dem Rückzüge des Xerxes gewannen sie ihre Unabhängigkeit wieder. Um die Mitte
des 5. Jahrh. v. Chr. war die Mehrzahl der thraz. Stämme unter der Herrschaft des Teres, des Königs der Odrysen, zu einem
Reiche vereinigt, das besonders durch Teres' Sohn Sitalkes zu hoher Blüte
[* 22] und Macht erhoben wurde, nach
dessen Tode (424 v. Chr.) aber in drei Fürstentümer auseinanderfiel, deren Herrscher sich fortwährend untereinander bekriegten.
So wurde es dem macedon.
König Philipp II., dem VaterAlexanders, leicht, sich in kurzer Zeit die einzelnen Stämme zu unterwerfen und Thrazien dem macedon.
Reiche einzuverleiben. Zu diesem gehörte es, bis Macedonien (146) von den Römern endgültig erobert wurde.
Für kurze Zeit erhielt Thrazien die Freiheit wieder, kam aber bald (seit 133 v. Chr.) ebenfalls unter die Herrschaft der Römer,
[* 23] die 29 v. Chr. den nördlichern Teil als Provinz Mösia, 46 u. Chr. nach Aussterben der odrysischen Dynastie den südlichern
Teil als Provinz Thracia konstituierten.
Von Diocletian wurde eine diœcesis Thraciae mit sechs Provinzen eingerichtet. Thrazien trägt geographisch den Charakter eines
Durchgangslandes von Europa
[* 24] nach Asien,
[* 25] es hat deshalb fast regelmäßig als Kampfplatz gedient, so oft seit dem Ende der
Republik bei innern Streitigkeiten der
Westen und Osten des Römerreichs ihre Kräfte maßen. Auch später
in der Völkerwanderung und zu den Zeiten byzant. Herrschaft, die der römischen folgte, ist es arg mitgenommen worden; Germanen,
namentlich Goten und Slawen, haben hier nacheinander gehaust, bis das Land im 15. Jahrh. von den Türken besetzt wurde, denen
es noch jetzt gehört. Die Bevölkerung gehört gegenwärtig zum größten Teil der südslaw. Völkerfamilie
an;
nur in den Küstenplätzen wohnen Griechen in beträchtlicher Anzahl. -
Vgl. H. Kiepert, Lehrbuch der alten Geographie
(Berl. 1878);