[* 2] richtiger
Thout (ägypt. Dhoute), ägypt. Gott, den die Griechen mit
ihrem Hermes
[* 3] verglichen. Sein heiliges
Tier ist der
Ibis, er wird deshalb gewöhnlich mit einem Ibiskopfe dargestellt. Außerdem
ist ihm der Hundskopfaffe heilig. Thoth ist ursprünglich ein Mondgott, und da der Mond
[* 4] bei den Ägyptern, wie bei
vielen Völkern, der Zeitteiler war, so wurde Thoth zum
Gotte des
Maßes, der Zeiteinteilung und der Wissenschaft
überhaupt. Er gilt als Erfinder der
Schrift, als der Gelehrte unter den
Göttern, der «Herr der
Bibliothek». Thoth war nach dem
Mythus der Verteidiger und Rechtfertiger des Osiris
[* 5] gegen seine Ankläger. Er wurde besonders in der
Stadt
Aschmunein (ägypt. Chmunu) in Mittelägypten verehrt, welche daher auch «Thoth-Stadt»,
Hermopolis, hieß, und zwar magna zur Unterscheidung von Hermopolis parva, in Unterägypten. Ein häufiger hieroglyphischer
Beiname des Thoth ist «der zweimal große»; erst in sehr späten
Inschriften findet sich die Bezeichnung «der dreimal größte» (trismegistos),
unter der er von den griech. Mystikern in den ersten Jahrhunderten n. Chr.
viel genannt und als Offenbarer aller Urweisheit hoch verehrt wurde. (S. Hermes
Trismegistus.)
(spr. tu),JacquesAuguste de, lat.
Thuanus, franz. Geschichtschreiber und Staatsmann, geb. zu
Paris,
[* 6] wo sein strengkath.
Vater erster Präsident des Parlaments war, studierte die
Rechte in
Orléans
[* 7] und
unter Cujacius in
Valence, wo er mit Scaliger Freundschaft schloß. Er war 1572 Zeuge der
Bartholomäusnacht und bereiste dann
Italien,
[* 8] die
Niederlande
[* 9] und
Deutschland.
[* 10]
Heinrich III. übertrug ihm mehrere Sendungen und machte ihn 1576 zum geistlichen
Rat
beim Parlament; 1581 mußte er als königl.Kommissar in Guyenne mit den prot.
Häuptern verhandeln. 1581 wurde er, indem er in die rein weltliche Laufbahn übertrat, Requetenmeister, 1588
Staatsrat.
In denUnruhen der kath. Liga (s. d.)
stand er zu
Heinrich III., dem er wertvolle Dienste
[* 11] als Unterhändler leistete, indem er ihn 1589 mit
Heinrich von Navarra zusammenführen half; dann hielt er, nachdem der letztere als
HeinrichIV. den
Thron
[* 12] bestiegen hatte, getreu zu diesem, dessen Vertrauen er sich durch seine Offenheit, Rechtschaffenheit und Kenntnisse erwarb.
Er erhielt die Vicepräsidentschaft des Parlaments und zugleich das
Amt eines Großmeisters der königl.
Bibliothek.
Ein aufrichtiger Katholik, aber von der staatsgesinntenRichtung der Politiker (s. d.), suchte er den
innern Frieden zu befestigen. Thou wirkte mit bei der Abfassung des
Edikts von Nantes
[* 13] und stand, solange
Heinrich lebte, in reicher
polit. Beschäftigung. Nach der Ermordung des Königs ernannte ihn die Regentin Maria von Medici zu einem der Finanzdirektoren.
Doch zog er sich schließlich von den öffentlichen
Geschäften zurück und lebte den Wissenschaften.
Er starb zu
Paris.
Thou hinterließ ein berühmtes Geschichtswerk, die
«Historiae sui temporis», die vom
TodeFranz' I. bis zur Ermordung
Heinrichs
IV., 1547-1610, reichen sollten. Er teilte die ganze
Arbeit in 143
Bücher, von denen er die 18 ersten 1604 veröffentlichte.
Eine neue
Ausgabe, die bis zum 49.
Buche reichte, veranstaltete er 1606. Im J. 1614 erschien das Werk bis zum 80.
Buche, das
die Ereignisse bis 1584 erzählt. Die päpstl. Censur hatte 1609 das
Buch auf den Index gesetzt, weshalb Thou viele
Stellen milderte.
DerTod überraschte ihn, nachdem er sein Werk (in 138
Büchern) bis 1607 geführt,
bei Veranstaltung einer
neuen
Ausgabe, die erst 1620 durch Dupuy undNic. Rigault zu stande kam. Später erschien diese
Ausgabe mit dem ursprünglichen
Texte u. d. T.
«Thuanus restitutus» in
Amsterdam
[* 14] (1663). Rigault setzte die
Arbeit aus den Materialien T.s
bis zu dem gesteckten Ziele fort.
Endlich erschien das Werk vollständig in sieben Foliobänden (Lond. 1733). Thou erzählt
die Geschichte, die er nach authentischen
Stoffen hergestellt hatte, oder deren Augenzeuge er selber war, mit Genauigkeit,
Wahrheitsliebe und Freimut, im
StilLivius nachahmend, gerecht, aber ganz annalistisch und somit ohne histor.
Tiefe; sein Werk spiegelt den polit. und versöhnenden
Geist der Epoche
Heinrichs IV. Zu seiner
Rechtfertigung schrieb Thou seit 1614 u. d. T.
«Thuani commentarius de vita sua, libri VI»
(Orléans 1620; deutsch in Seybolds «Selbstbiographien berühmter
Männer») Memoiren,
die ebenfalls wohl von Rigault beendet, vielleicht überhaupt nicht ganz von Thou redigiert wurden.
Eine Sammlung seiner
Poesien in lat.
Sprache
[* 15] kam u. d. T. «Posteritati; poematum
opus notis perpetuis illustratum
a. D. Melanchtone» (Amsterd. 1678) heraus. -
Der älteste Sohn François
Auguste de Thou, geb. 1607 zu
Paris, war Parlamentsrat und erhielt nach dem
Tode
des
Vaters auch die
Stelle des Großmeisters der königl.
Bibliothek. Thou war ein Freund des
Herzogs von
Orléans, der Herzogin
von
Chevreuse sowie des jungen
Cinq-Mars (s. d.), und diese
Verbindungen zogen ihn in den Gegensatz zu Richelieu hinein. Als
die Verschwörung Cinq-Mars' an das Licht
[* 16] trat, ließ der Minister auch Thou verhaften, der mit
seinem Freunde zu
Lyon
[* 17] das Schafott besteigen mußte.
(spr. tŭahr),Stadt im
ArrondissementBressuire des franz. Depart.
Deux-Sèvres in Poitou, rechts am
Thouet,
über den eine 27 m hohe
Hängebrücke führt, an den Linien
Tours-Sables d'Olonne und
Saumur-Niort der Staatsbahnen,
[* 18] die beide unterhalb Thouars auf einem über 38 m hohen
Viadukt den
Fluß überschreiten, hat (1896) 3992, als Gemeinde 5033 E.;
die
Kirchen St. Medard mit prächtigem roman.
Portal und St. Laon (12. und 15. Jahrh.), Reste alter Befestigungen, sowie ein
auf dem Felsen über dem
Flusse im 16. Jahrh. erbautes großes Schloß (jetzt Gefängnis) mit
schöner got. Kapelle (1514) und in Felsen gehauener
Krypta;
Handel mit Getreide,
[* 19]
Branntwein, Vieh und
Nüssen.
(spr. tŭeh), linker Nebenfluß der Loire im westl.
Frankreich, entspringt am
Ostende
[* 20] der Hauteurs de la Gâtine im Depart. Deur-Sevres, fließt in romantischem
Thale nach Parthenay,
wendet sich nach N., erhält links den Thouaret und den Argent und geht im Depart.
Maine-et-Loire an
Montreuil-Bellay vorüber, vereinigt sich rechts mit der Dive und mündet unterhalb Saumur.
(spr. tuw'näng),LouisEtienne de, franz. Brigadegeneral,
verdient um die Ausbildung
¶
mehr
des gezogenen Gewehrs, geb. 1791 zu Moyenvic (Depart. Meurthe),
gest. 1882, schlug bereits 1810 die Anbringung eines Dorns in der Schwanzschraube des gezogenen Gewehrs vor und legte 1811 ein
Dorngewehr (s. d.) mit Langgeschoß vor, das 1816 angenommen und später fast
in allen Heeren als Jägerwaffe wie auch im bürgerlichen Leben als Birsch- und Scheibenbüchse Eingang
fand.