Joh. Jos., belg. Staatsmann
und nationalökonomischer Schriftsteller, geb. zu Hasselt, studierte Jura, war dann
Staatsanwaltssubstitut und wurde 1848 Professor an der kath.
Universität zu Löwen,
[* 2] wo er bis 1884
Lehrer des
Strafrechts war.
Seit 1863 Mitglied der Abgeordnetenkammer für den
Bezirk Hasselt, war er vom bis Minister
des Innern und öffentlichen Unterrichts. Er starb in Löwen. Von seinen
Schriften sind hervorzuheben: «Constitution
belge annotée» (1844; 3. Aufl. 1879),
«Complément du code pénal» (3 Bde.,
1846-50),
«Le
[* 3] socialisme dans de la passé» (3 Bde.,
1851),
«Le socialisme dans l'antiquité jusqu'á la constitution de 1852» (2 Bde.,
1852),
«La Belgique sous le règne de
Leopold Ier» (3 Bde., 2. Aufl.
1862),
«De la prétendue nécessité de la peine de mort» (1864),
«La théorie du progrès indéfini, dans ses rapports avec
l'histoire de la civilisation et les dogmes du christianisme» (Par. 1869),
«Études sur l'histoire du droit criminel des peuples anciens» (2 Bde.,
1869),
«Mélanges d'histoire, de droit et d'économie politique» (1873),
«L'organisation judiciare, le droit pénal et la
procedure pénale de la loi salique» (2. Aufl. 1882),
«Travaux préperatoires du code de procédure pénale» (2
Bde., Brüss. 1885).
1)
Arrondissement im franz. Depart. Obersavoyen, hat (1896) 62 208 E., 6 Kantone
und 71 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des
Arrondissements Thonon-les-Bains oder der Landschaft
Chablais (s. d.), früher Residenz der
Herzöge
von Savoyen, am Südufer des
Genfer Sees, westlich vom Delta
[* 5] der Dranse, an der Seitenlinie
Bellegarde-Evian-les-Bains
der Mittelmeerbahn, besteht aus zwei durch
Drahtseilbahn verbundenen
Teilen, der eigentlichen Stadt auf dem den See beherrschenden
Plateau mit dem Bahnhof und dem Platz, wo früher das herzogl. Schloß stand, und Rives unten
am
Hafen, der durch
Dampfer mit Genf,
[* 6] Evian u. s. w. verbunden ist, und hat (1896) 3638, als
Gemeinde 5666 E., Gerichtshof erster Instanz, Ackerbaukammer, Forstinspektion, eine
Kirche aus dem 15. Jahrh. mit hübschem
modernen
Turme, ein Collège,
Kloster,
Spital, Mineralquellen;
Baumwollspinnerei, Uhrmacherei,
Brauerei, Lohgerberei, Gießerei,
[* 7] Schiffbau,
Handel mit Holz,
[* 8]
Steinen,
Gips,
[* 9] Getreide.
[* 10]
ein in vielen sedimentären Formationen verbreiteter Sandstein, der
Thon bald in
fein verteiltem Zustande, bald in kleinen Knöllchen oder Bröckchen enthält;
der
Thon stammt ursprünglich von der Verwesung
von Feldspatpartikelchen her, die mit den Quarzkörnchen des Sandsteins zum
Absatz in
Gewässern gelangten.
ein grauschwarzer, bläulich-schwarzer oder dunkelgrünlicher, dem bloßen
Auge
[* 11] homogen erscheinender
Schiefer
(s. d.) von oft außerordentlich vollkommener
Schieferung, weshalb er sich leicht in sehr dünne, schimmernde Platten spalten läßt
(Tafelschiefer, Dachschiefer, s. d.).
Diese
Schieferung ist oft gar nicht mehr die ursprüngliche, sondern eine unter Verwischung derselben sekundär durch seitlichen
Gebirgsdruck zu stände gekommene.
Als ehemaliger im Wasser abgesetzter Schlamm besteht der Thonschiefer hauptsächlich aus feinst
zerriebenem Material anderer Gesteine,
[* 12] aus mikroskopischen Quarz- und Feldspatkörnchen, Glimmerschüppchen, Thonteilchen,
wozu sich auch krystallinische bräunliche Nüdelchen von Rutil
[* 13] gesellen. Mehrere Thonschiefer besitzen auch einen
Gehalt an kohlensaurem Kalk; accessorisch tritt namentlich
Eisenkies
[* 14] in
Krystallen und
Knollen,
[* 15] Quarz in
Adern und Wülsten darin
auf. Auf der einen Seite gehen diese Gesteine in
Phyllite, auf der andern oft in Grauwacke und Sandstein
über.
Auch der Griffelschiefer, der sich infolge einer gleichzeitigen Ausbildung zweier sich durchschneidender
Systeme der
Schieferung
in
Stengel
[* 16] oder griffelförmige
Stifte spalten läßt, und der Zeichenschiefer, ein durch viel
Kohlenstoff schwarzgefärbter,
weicher und milder
Schiefer, sind
Varietäten des Thonschiefer. Der eigentliche, oft Versteinerungen führende Thonschiefer, findet
sich in mächtigen Schichtensystemen namentlich im Bereich der ältesten Sedimentformationen, des Silur,
Devon
[* 17] und des Kulm;
doch treten auch in jüngern Formationen ganz ähnliche
Schiefer auf, wie die von
Cervins, die berühmtesten Savoyens, die
in der Juraformation
[* 18] lagern, und die ausgezeichneten vonGlarus,
die der untern
Tertiärformation
[* 19] angehören.
kleine Scheiben aus
Thon, die mit der
Hand
[* 20] oder einer kleinen Wurfmaschine in die Luft geworfen werden,
um als Ziel bei Schießübungen zu dienen.
[* 21] nächst den Geweben die ältesten und am mannigfachsten angewendeten Erzeugnisse des Gewerbfleißes. Die
gegenwärtig hergestellten Thonwaren teilt man nach der innern Beschaffenheit der gebrannten
Masse (des Scherbens)
in dichte und poröse.
Jene sind während des
Brennens so stark erhitzt worden, daß ihre
Masse zusammengesintert (aufgelöst,
zerflossen) erscheint; sie sind im
Bruch mehr oder weniger glasartig, undurchdringlich für Wasser, hellklingend und geben
am
Stahl Funken.
Dagegen sind die porösen Thonwaren nicht verglast, daher mehr oder weniger locker; der
Bruch ist erdig, die
Masse zerreiblich, läßt in unglasiertem Zustand Wasser durch und klebt an der
Zunge. Die gebrannte Ware, mag sie porös oder
dicht sein, bleibt entweder rauh, oder sie wird mit einer glasartigen
Masse, der
Glasur (s. d.), überzogen. (Manche unglasierte
Steinzeug- oder
Töpferwaren werden auch lackiert und dann im
Handel als
Siderolith oder
Terralith bezeichnet.)
Bei den dichten
Thonwaren unterscheidet man nach
Brongniart und
Knapp:
A. Durchscheinende a. Strengflüssige (Hartporzellan):
1) EchtesPorzellan, dessen
Masse aus einem innigen Gemenge von reinem farblosen
Kaolin, Feldspat und Quarz besteht; sie wird
zunächst schwach gebrannt, dann glasiert und nun bei sehr hoher
Temperatur gar gebrannt. Die
Glasur wird aus
Kaolin, Quarz
und kohlensaurem Kalk mit oder ohne Feldspatzusatz bereitet. Zu den Hartporzellanen gehören diejenigen der königl.
Manufakturen in Charlottenburg,
[* 22] Meißen,
[* 23]
Nymphenburg, sowie dasjenige von Sèvres. Den
¶
mehr
übergang zu den Weichporzellanen bilden die chines. und japan.
Porzellane und das Seger-Porzellan, ein in mäßigem Umfange zu Charlottenburg hergestelltes Porzellan. b. Leichtflüssige
(Weichporzellan).
2) Englisches Porzellan wird aus kalkhaltiger Porzellanerde (Cornish clay), einem feldspatartigen Material (Cornish stone),
plastischem Thon mit Feuerstein und Knochenasche hergestellt und wegen des Zusatzes der letztern auch Knochenporzellan
genannt. Erst wird bei höherer Temperatur die Masse, dann in einer zweiten, gelindern Hitze die bleihaltige Glasur gebrannt.
3) Französisches Frittenporzellan ist ein unvollständig geschmolzenes Alkali-Erdsilikat ohne Thonzusatz mit bleihaltiger
Glasur, gehört also eigentlich nicht zu den Thonwaren; demselben steht das Heißgußporzellan oder Kryolithglas sehr nahe. Aus
einer Masse, ähnlich der des engl. Porzellans, nur daß sie strengflüssiger ist, besteht das
unglasierte parische Porzellan oder Parian; eine in der Mitte zwischen Steinzeug und Parian stehende Masse wird Carrara genannt.
B. Nicht durchscheinende a. Weißes
[* 25] unglasiertes Steingut (Wedgwood, englisches Steingut), b. Gemeines Steinzeug mit Salzglasur.
Die Masse besteht aus plastischem Thon (Pfeifenthon), dem zur Verminderung des Schwindens zuweilen Sand
zugesetzt wird. Zwischen die Thonwaren mit geflossenem und diejenigen mit porösem Scherben ist das Steingut einzuordnen, dessen
Scherben nur noch wenig porös aber noch nicht geflossen ist. Die Masse besteht aus weniger feuerfestem, sich weiß brennendem
Thon mit Zusatz von Kaolin und Feuerstein.
Die Glasur ist borsäure- oder bleioxydhaltig, durchsichtig. Zu den Thonwaren mit porösem Scherben rechnet man:
1) die feine Fayence,
[* 26] besteht aus sich weiß oder gelblich brennendem, wenig feuerfestem Thon mit durchsichtiger, bleihaltiger
Glasur;
2) die gewöhnliche Fayence, aus sich gelblich brennendem Thon oder Thonmergel, mit undurchsichtiger weißer
oder gefärbter Zinnglasur. Hierzu gehören die mit Ornamenten und
[* 24]
Figurenmalereien geschmückten Majolikagefäße,
die holländ. Fayence (Delfter Ware), Ofenkacheln u. s. w.;
3) die gemeine Töpferware, irdene Ware oder Töpferzeug, wird aus Töpferthon und Thonmergel mit Blei- oder Erdglasur hergestellt,
durch Metalloxyde gefärbt und nur einmal (mit der Glasur) gebrannt;
4) poröse unglasierte Thonwaren,. Terracotta, die zu Drainröhren, Blumentöpfen, Thonpfeifen und Kühlkrügen,
neuerdings auch vielfach zu großen
[* 24]
Figuren, architektonischen Ornamenten, den sog.
Bauterrakotten (s. Terracotta) Verwendung findet. Hieran schließen sich die feuerfesten Thonwaren und die Ziegel. Feuerfeste
[* 27] Schmelztiegel
werden aus feuerfestem Thon, mit grobem Sand, auch mit Graphit vermischt, verfertigt. Über die aus Thonmasse
bestehenden feuerfesten Steine s. Chamotte. Die Ziegel (Mauersteine,
[* 28] Backsteine und Dachsteine) werden aus Lehm, magerm Töpferthon
oder Kalkmergel mit Zusatz von Sand hergestellt, durch Eisen
[* 29] gelb bis rot und braun gefärbt und zuweilen glasiert. Über die
technische Herstellung der s. Thonwarenfabrikation; über die künstlerische Behandlung derselben s. Fayence,
Fliesen,
[* 30] Majolika, Porzellan, Terracotta u. s. w.