Schottland, studierte in Edinburgh Naturwissenschaften, wirkte 1850-53 als
Docent der
Botanik an dem
King's College in
Aberdeen,
[* 2] 1853-54 als Professor der Naturgeschichte an dem
Queen's College in
Cork, dann als Professor der Mineralogie und der Geologie
[* 3] an dem
Queen's College in
Belfast. Später widmete er sich vorzugsweise biologischen Untersuchungen über
die niedrigsten
Tier- und Pflanzenformen. Mit
Carpenter machte Thomson auf dem Kanonenboot Lightning 1868 und auf dem Wachtschiff
Porcupine 1869 die ersten Seefahrten zur Erforschung der Tiefseefauna in der Nordsee und dem Mittelländischen
Meer. 1872 wurde
er Professor der Naturgeschichte an der
Universität Edinburgh. 1872-76 leitete er die Challenger-Expedition (s. d.).
Dafür erhielt Thomson die Ritterwürde und die große goldene
Medaille der Königlichen Gesellschaft. Er starb in Edinburgh.
Thomson schrieb: «Depths of the sea» (Lond.
1872) und «The voyage of the Challenger. The
Atlantic» (2 Bde., ebd. 1877).
(spr. tomms'n),James, engl. Dichter, geb. zu
Ednam
(Grafschaft Norburgh,
Schottland), Sohn eines presbyterianischen Predigers, zeigte schon früh große Neigung zur
Dichtkunst
und bildete sein
Talent namentlich auf der
Universität Edinburgh aus. Nach seines
VatersTode ging er nach
London,
[* 4] wo er eine
Hofmeisterstelle erhielt und 1726 ein beschreibendes Gedicht «The Winter»
herausgab, das sofort mehrere
Auflagen erlebte und den Dichter bewog, 1727 «The Summer», 1728 «The
Spring» und 1730
die erste vollständige
Ausgabe von «The Seasons» («Die
Jahreszeiten»)
[* 5] folgen zu lassen. 1731 begleitete Thomson den ältesten Sohn des nachmaligen Lordkanzlers
Sir Charles
Talbot auf
einer
Reise durch
Frankreich, die
Schweiz
[* 6] und
Italien,
[* 7] gab nach seiner Rückkehr das Gedicht «Liberty»
heraus und erhielt durch
Talbots Verwendung eine einträgliche
Sinekure, die er jedoch nach dessen
Tode verlor. Indessen verlieh
ihm der Prinz von Wales ein Jahrgehalt von 100 Pfd. St., und später erhielt er auch als Oberaufseher
über die
Kleinen Antillen eine andere
Sinekure. Er starb Von seinen fünf
Trauerspielen sind
«Sophonisba» und «Tacred and
Sigismonda» die besten; aus allen leuchtet jedoch der Lehrdichter hervor. Das
Stück«Alfred», das er gemeinschaftlich mit
seinem Jugendfreunde
David Mallet (gest. 1765) schrieb (1740),
enthielt zuerst das berühmte engl.
Volkslied «Rule
Britannia»;
ob Thomson oder Mallet der Verfasser desselben war, ist unentschieden. Außerdem schrieb er «The
castle of indolence», ein allegorisches, aber sehr unbedeutendes Gedicht in
SpensersWeise. Gesamtausgaben seiner Werke erschienen
zu Edinburgh 1768 (4 Bde.),
1788 (3 Bde.),
1833 (4 Bde.),
1870 (2 Bde.). Sein Leben von Patrick Murdoch (Lond.
1803) ist vielen
Ausgaben vorgedruckt. Die «Seasons» wurden oft
ins Deutsche
[* 8] übersetzt (von
Tobler, Zür. 1766-69; neue Aufl. 1781;L.Schubart, Berl. 1789;
Soltau, Braunschw. 1823; Bruckbräu,
Münch. 1828 u. a.), die
Trauerspiele von J. H. Schlegel in reimlosen
Iamben.
(spr. tomms'n),Joseph, engl. Afrikareisender, geb. ging 1878 mit
der von
Keith Johnston geführten Expedition als Geolog nach Ostafrika, übernahm als Johnston
einem Fieberanfall erlegen war, die
Führung, erreichte durch
Uhehe das Nordende des Njassasees und von hier den
Tanganika bei
Pambete, erforschte das Westufer bis zur
Insel Kasenge und
verfolgte den Lauf des
Lukuga weiter als
Stanley undCameron
bis zu 29° 27' östl. L. von Greenwich und 5° 41' südl.
Br. Den Rückweg schlug er von Pambete in nördl. und nordöstl.
Richtung durch Fipa und Ukonongo nach
Unjamwesi ein. Am traf er wieder an der
Küste ein. Im
Auftrag des
Sultans machte
er 1882 einen vergeblichen Versuch,
Kohlenlager am
Rovuma aufzufinden. Ausgerüstet von der Geographischen
Gesellschaft in
London, ging er von
Mombas aus über Taveta, am
Ost- und Nordrand des
Kilima-Ndscharo vorbei, auf
das Plateauland von Kapoteï, zum Naiwaschasee und über.eine 4300 m hohe Gebirgskette, welche von ihm den
NamenAberdare Ranges
erhielt, an den Fuß (1740 m
ü.
d. M.) des
Kenia.
Von hier wandte er sich nach Nordwesten zum
Baringosee und über den Elgejo-Gebirgskamm, den Nsoia entlang nach Kavirondo,
wo er in Masala den
Victoria-Njansa erblickte. Nach einem Abstecher zum 4270 m hohen Elgon ging er über den
Baringo und Naiwaschasee und südlich davon über die Uluberge und durch die Landschaft Kikumbuliu nach Teita und
Mombas zurück;
hier traf er ein. Die National
African Company entsandte Thomson 1885 nach dem
HaussastaatSokoto in Westafrika, um den
dortigen Machthaber zu bestimmen, Uferstrecken am
Niger undBinue an die Gesellschaft abzutreten und das
Handelsmonopol ihr zu bewilligen, was ihm auch gelang. 1888 entsandte ihn die Geographische Gesellschaft in
London in den
südl.
TeilMarokkos. Thomson kam bis zum
WadSus, mußte sich aber dann zur Umkehr entschließen. Im
Auftrag der
Englisch-Südafrikanischen Gesellschaft
unternahm er 1890 eine neue Expedition nach
Englisch-Centralafrika; er ging 23. Aug. vom Westufer des Njassasees
den Loangwafluß hinab nach dem Bangweolosee, welchen er wie den
Tschambesi genauer erforschte, und kehrte über die Victoriafälle
des
Sambesi nach der
Küste zurück. Thomson starb in
London. Er schrieb: «Expedition nach den
Seen» (deutsch,
Jena
[* 9] 1882) und «Durch Massailand» (deutsch, Lpz.
1885). -
Vgl. J. B. Thomson,
Joseph Thomson
African explorer (Lond. 1896).
Thomas, schott. Chemiker, geb. zu Crieff in
Schottland, studierte in
Glasgow
[* 10] und in
Edinburgh unter
Black und war seit 1796 bei der Herausgabe des
Supplements zur «Encyclopædia Britannica»
thätig. 1813 zog Thomson nach
London, wo er die «Annals of Philosophy» herausgab, die mit dem «Philosophical
Magazine» vereinigt wurden; 1817 ging er als Professor der
Chemie nach
Glasgow und gründete hier das erste chem. Unterrichtslaboratorium
in
Großbritannien.
[* 11] Er starb zu Kilmun in
Argyll. Thomson hatte hervorragenden Anteil an der Befestigung
der Daltonschen
Atomtheorie, trug zur Verbesserung des Lötrohrs bei und entdeckte mehrere
Mineralien
[* 12] u. s. w. Seine Hauptwerke
sind: «System of chemistry» (4 Bde., Edinb.
1802; 7. Aufl., 2 Bde., 1831),
«Outline of the sciences of heat and electricity» (neue
Aufl. 1840; deutsch von Wolff, 5 Bde.,
Berl. 1805-11),
«Elements of chemistry» (Edinb. 1810),
«Attempt to establish the first principles of chemistry by experiment»
(2 Bde., Lond. 1825),
«Chemistry of organic bodies» (2 Bde.,
ebd. 1838),
(spr. tomms'n), William, Lord Kelvin, engl. Physiker, geb. im Juni 1824 zu Belfast, studierte zu Glasgow, Cambridge
und Paris
[* 14] und wurde schon 1846 zum Professor der Physik an der UniversitätGlasgow ernannt. In demselben Jahre übernahm
er die Redaktion des «Cambridge and Dublin
[* 15] Mathematical Journal», worin er unter anderm seine berühmte Abhandlung «On the
distribution of electrticity on spherical conductors» (1848) veröffentlichte. Elektricität und Wärme
[* 16] bildeten seitdem
die Hauptgegenstände seiner Untersuchungen.
Die Resultate derselben veröffentlichte er besonders in dem «Philosophical Magazine» und in den Schriften der
königl. Gesellschaften von London und Edinburgh. Auf dem Gebiet der Elektricität verdienen Erwähnung T.s Vorlesung «On
the electrodynamic properties of metals» (1856), ferner die Erfindung seiner Elektrometer,
[* 17] die mit der größten Genauigkeit
den elektrischen Zustand der Atmosphäre anzeigen, und seines Spiegelgalvanometers, der in der Geschichte der unterseeischen
Telegraphie Epoche machte. Thomson erwarb sich hervorragende Verdienste um die erfolgreiche
Legung und Benutzung des ersten atlantischen Kabels (1866). Eine von ihm konstruierte Form des Schiffskompasses mit geringer
Deviation hat große Verbreitung gefunden. Er erfand auch eine Tiefseesonde und beschäftigte sich in neuester Zeit mit der
Durchbildung elektrotechnischer Meßinstrumente. 1890 wurde er Präsident der Königlichen Gesellschaft, 1892 zum
Lord Kelvin ernannt.
Außer den erwähnten Schriften erschien von ihm: «Mathematical theory of elesticity» (1878),
«Rigidity of the earth», «Reprints
of papers on electrostatics and magnetism» (1862; 2. Aufl. 1884; deutsch von Levy und Weinstein, Berl. 1890),
«Navigation;
a lecture» (1875),
das gemeinschaftlich mit P. G. Tait herausgegebene größere Werk «Treatise
on natural philosophy» (Bd. 1, Teil 1 u. 2, 1887 u. 1883; Bd. 1, deutsch von Helmholtz und Wertheim, Braunschw. 1871-74),
und
eine Sammlung seiner verstreuten «Mathematical and physical papers» (Cambr.
1882, 1884 u. 1890).
In deutscher Übersetzung erschienen noch seine «Populären Vorträge und Reden», Bd. 1 (Berl.
1891). - James Thomson, ein älterer BruderSir William T.s und Professor der Ingenieurwissenschaften in Glasgow, hat sich besonders
durch die Entdeckung, daß der Gefrierpunkt des Wassers durch Druck sinkt, und durch seine hierauf gegründete Gletschertheorie
einen Namen gemacht.