zur Errichtung der Halleschen
Universität (1694). Thomasius wurde zweiter, in der Folge erster Professor des
Rechts sowie Direktor
der
Universität. Er starb
Charakteristisch für Thomasius' Denkart sind besonders die «Vernünftigen
und christlichen, aber nicht scheinheiligen
Gedanken und
Erinnerungen über allerhand auserlesene, gemischte, philos. und jurist.
Händel» (3 Bde.,
Halle
[* 2] 1723-26) sowie seine «Geschichte der Weisheit und Thorheit» (3
Bde., ebd. 1693). Gegen die Hexenprozesse richtete er die «Kurzen
Lehrsätze von dem Laster der
Zauberei mit dem Hexenprozeß»
(Halle 1704). Seine systematischen
Schriften beziehen sich meist
auf Naturrecht und
Moral, die er voneinander trennen wollte. -
Gottfried, luth. Theolog, ein Nachkomme von
Christian Thomasius, geb. zu Egenhausen
in
Franken, studierte in
Erlangen,
[* 5]
Halle und
Berlin,
[* 6] wurde 1829 Pfarrer in
Nürnberg,
[* 7] später zugleich Religionslehrer am dortigen
Gymnasium, 1842 ord. Professor der Dogmatik und Universitätsprediger in
Erlangen, wo er starb. Thomasius gehörte zu
den einflußreichstenVertretern der luth.
Orthodoxie und war neben
Chr. von Hofmann das angesehenste Haupt
der sog. Erlanger Schule. Er schrieb: «Christi
Person und Werk.
Darstellung der evang.-luth. Dogmatik vom Mittelpunkt der
Christologie
aus» (3 Bde.,
Erlangen 1852-61; 3. Aufl., hg. von F. J. Winter, 2 Bde.,
1888),
«Die christl. Dogmengeschichte alsEntwicklungsgeschichte des christl. Lehrbegriffs» (Bd.
1, ebd. 1874; Bd. 2, hg. von Plitt, 1876; 2. Aufl.
von Bonwetsch und Seeberg, 1886-89); ferner «Origenes. Ein Beitrag zur Dogmengeschichte
des 3. Jahrh.» (Nürnb. 1837),
«Das
Bekenntnis der evang.-luth.
Kirche in der Konsequenz seines Princips» (ebd. 1848),
die in Kugelmühlen fein gepulverte
Thomasschlacke, ein Nebenprodukt bei der Flußeisenfabrikation
nach dem von denEngländernThomas und Gilchrist 1879 verbesserten Bessemerverfahren (s. Eisenerzeugung);
es dient, seit G. Hoyermann in Hannover
[* 8] auf seine düngende Wirkung aufmerksam gemacht hat, in der
Landwirtschaft als wichtiges
Düngemittel. Der Wert des dunkelbraun bis schwarz aussehenden Thomasphosphatmehl beruht in seinem Gehalt an
Phosphorsäure (durchschnittlich
17,5 Proz.). Außerdem sind noch vorhanden etwa 50 Proz.
Kalk (davon bis 12 Proz. im freien Zustand), 4,5 Proz.
Magnesia, 13 Proz.
Eisenoxyd und -Oxydul, 7,5 Proz.
Kieselsäure und
mehr oder weniger
Thonerde,
Manganoxydul, Schwefel, Schwefelsäure
[* 9] und Vanadinoxyd.
Das zur Verwendung kommende Thomasphosphatmehl soll mindestens 75 Proz. Feinmehl, das durch
ein 0,2 Millimetersieb geht, enthalten. Infolge seines Gehalts an
Ätzkalk verwittert und zerfällt das
Thomasphosphatmehl (oder die
Thomasschlacke) mehr oder weniger leicht an der Luft und man suchte bislang hierin den
Grund, daß es auf dem
Acker soviel wirksamer ist als die in der Natur vorkommenden Rohphosphate. Neuerdings erklären dies jedoch mehrere
Autoren
durch die Anwesenheit eines Tetrakalkphosphats oder eines Kalksilikatphosphats und schätzen den Wert
des Thomasphosphatmehl nach seinem Gehalt an in saurer citronsaurer Ammoniaklösung löslicher
Phosphorsäure (P.
Wagner).
Die Düngung mit Thomasphosphatmehl (etwa 600 kg pro
Hektar) hat sich vor allem auf Moorboden und auf sandigem
Boden bewährt, während auf
schwerem Thonboden das
Superphosphat vorzuziehen ist. Auch zur Düngung der Wiesen wird es (in Gemeinschaft
mit
Kainit) meist zu empfehlen sein. Man schätzt den Wert der
Phosphorsäure im T. einhalb bis reichlich dreiviertel so hoch,
wie
den derPhosphorsäure im
Superphosphat und bezahlt gegenwärtig 1 kg der citratlöslichen
Phosphorsäure etwa mit 14
Pf.
Die Produktion von Thomasphosphatmehl ist rapid gestiegen und hat ihren Hauptsitz in
Deutschland
[* 10] (seit 1894 ist das
Patent
für das Thomasverfahren erloschen). Sie betrug im J. 1896 in
Deutschland etwa 735000, in ganz Europa
[* 11] etwa 1 274000 thomasphosphatmehl. -
(SciaraThomaeL.), eine kleine schwarze Mücke aus der Familie der
Pilzmücken mit beim Weibchen
schwefelgelb gezeichnetem Hinterleib, im Juli und
August häufig an niedern
Pflanzen.
Achilles, österr. Oberbaurat, geb. zu Basel,
[* 15] studierte zuerst daselbst
Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften und widmete sich dann 1850-52 den technischen
Studien in
Karlsruhe.
[* 16]
In den J.
1852-56 unter Etzel beim
Bau derSchweizerCentralbahn thätig, wurde Thommen von demselben 1857 zum
Bau derFranz-Joseph-Orientbahn
nach
Ungarn
[* 17] als Sektionsingenieur berufen. Ferner projektierte und baute Thommen die
Brennerbahn (1861-67). 1867 als
Staatseisenbahn-Baudirektor und Leiter des gesamten Eisenbahnwesens nach
Ungarn berufen, konzipierte er das große ungar.
Eisenbahnnetz und organisierte die staatliche Eisenbahnbaudirektion. 1869 nahm er aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung
als Baudirektor, fungierte aber noch bis Ende 1870 als technischer
Konsulent der ungar. Regierung. In der
Broschüre «Die
Gotthardbahn»
(Wien
[* 18] 1877) trat er für die Vereinfachung des Gotthardbahnunternehmens und für die Anwendung
des Zahnschienensystems auf den zum großen
Tunnel
[* 19] führenden Steilrampen ein. Thommen starb zu Maria-Schutz.
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