seitdem die
Thomisten, meist
Dominikaner, als
Anhänger des Thomas von Aquino gegenüberstanden. Die
Thomisten vertraten in der
Philosophie einen
gemäßigten Realismus, folgten der strengen
Lehre
[* 2]
Augustins von der
Gnade und bestritten die
unbefleckte Empfängnis der
Jungfrau
Maria. Die Scotisten sind entschlossene Realisten, neigen sich zum Semipelagianismus und behaupten die
unbefleckte Empfängnis der
Jungfrau Maria. Der Streit wurde lange Zeit fortgesetzt mit einer Erbitterung, die fast mehr noch,
als im wissenschaftlichen Interesse, ihren
Grund in der Ordenseifersucht zwischen
Dominikanern und
Franziskanern hatte. Die
Werke des Thomas von Aquino wurden von
Pius V. (17 Bde.,
Rom
[* 3] 1570-71), neuerdings unter den
AuspizienLeo XIII. (ebd., seit 1882)
herausgegeben. Einen Kommentar seiner
Schriften enthält
Thömes, «Divi
Thomae Aquinatis opera et praecepta» (Berl. 1875).
Vgl. Hoertel, Thomas von Aquino und seine Zeit (Augsb. 1846);
K. Werner, Der heilige Thomas von Aquino (3 Bde., Regensb.
1858-59);
Jourdain, La philosophie de
Saint
[* 4] Thomas von Aquino (2 Bde., Par.
1858);
Gibelli, Vita di
Saint Thomas von Aquino
(Bologna 1862);
Baumann, Die Staatslehre des Thomas von Aquino (Lpz. 1873);
Holtzmann,
Thomas von Aquino von
Aquino und die Scholastik (Karlsr. 1874);
Cicognani,Sulla vita e sulle opere di S. Tommaso (Vened. 1874);
Otten, Erkenntnislehre
des Thomas von Aquino (Paderb. 1882);
Lecoultre, La psychologie d'Aristote et de Thomas von Aquino (Par. 1883);
Summe des Thomas von Aquino von
Aquino(Luzern
[* 6] 1894);
Abert, Sancti
Thomae Aquinatis compendium theologiae (Würzb. 1896); Schütz, Thomaslexikon
(Paderb. 1895).
(spr. tomah),Ambroise, franz.
Komponist, geb. zu Metz
[* 7] als der Sohn eines Musiklehrers, bildete im
Konservatorium zu
Paris
[* 8] sein
Talent im Pianofortespielen und in der
Komposition aus, erhielt 1832 den
GroßenRömerpreis und
ging als Stipendiat der Regierung nach
Italien
[* 9] und
Wien.
[* 10] 1836 kehrte er nach
Paris zurück und begann
Opern
zu komponieren. Erst die 1849 zur Ausführung gebrachte komische
Oper «Le
[* 11] Caïd» fand großen Beifall. Nicht minder glücklich
war Thomas 1850 mit «Le songe d'une nuit d'éte».
Von den spätern fanden
«Mignon» (1866) und «Hamlet» (1868) die weiteste
Verbreitung.
Außer diesen Bühnenwerken
komponierte Thomas auch ein Requiem und verschiedene andere Kirchensachen, viele ein- und mehrstimmige
Gesänge, ein
Streichquartett,
ein Klaviertrio und mehrere
Stücke für
Klavier allein. Thomas war längere Zeit Kompositionsprofessor am Konservatorium und wurde
nach
AubersTode 1871 zum Direktor dieses
Instituts erhoben. Er starb in
Paris.
(spr. tommĕs),GeorgeHenry, nordamerik.
General, geb. in
Southampton-County (Virginien), besuchte
die Militärschule
zu West-Point, wurde 1840 Offizier, machte den
Krieg gegen die Indianer in Florida und den Mexikanischen
Krieg (1846-47) mit und zeichnete sich besonders in den
Schlachten
[* 12] von Monterey und Buena-Vista aus.
BeimAusbruch des
Bürgerkrieges (1861) nahm er Dienste
[* 13] im nördl.
Heere, wurde Oberst, später Brigadegeneral eines freiwilligen Korps und
beteiligte sich an den
Schlachten von Murfreesborough und Chickamauga (1862 und 1863). Im Okt. 1864 wurde er als Brigadegeneral
der regulären
Armee nach
Tennessee geschickt, um diesen
Staat zu schützen, und vernichtete 15. Dez. die
Konföderierten
unter
General Hood bei Nashville. Infolge dieser glänzenden Waffenthat wurde er zum Generalmajor befördert und erhielt 1865 ein
Dankesvotum vom
Kongreß der
Vereinigten Staaten.
[* 14] 1869 wurde er als Commandeur der 4. Militärdivision an die
Pacific-Küste
gesandt und starb zu
San Francisco. -
Vgl. Thomas B.
vanHorne, Thomas (Neuyork
[* 15] 1882).
(spr. tommĕs),Sydney
[* 16] Gilchrist, der Erfinder des nach ihm benannten Eisenentphosphorungsverfahrens (s. Eisenerzeugung),
geb. im April 1850 in oder bei
London,
[* 17] versuchte seit 1870 die Entphosphorung des Roheisens im Konverter und verband sich 1876 mit
seinem Vetter Percy Gilchrist, der als Chemiker auf den
Blaenavon-Eisenwerken beschäftigt war, zur Vornahme
umfangreicher Versuche, die 1879 zum
Abschluß kamen. Er erhielt 1882 die
Medaille der
Society of
Arts, 1883 die goldene
Bessemer-Medaille.
Nachdem er den Winter 1882 in
Australien,
[* 18] den folgenden Winter in
Algier verlebt, starb er in
Paris.
Christian, Jurist und
Philosoph, geb. zu
Leipzig,
[* 21] wo sein
VaterJakob Thomasius (geb. 1622, gest. 1684) Rektor
der Thomasschule war.
Schon während seiner Studienzeit in
Frankfurt
[* 22]
a. O., 1675-79, machte Thomasius sich von
der pedantischen Art, mit der man damals philos. Disciplinen und das röm.
Recht zu behandeln pflegte, durch das
Studium der
Schriften des
Hugo Grotius und Sam. Pusendorf frei. Kurze Zeit nach seinem Auftreten als akademischer
Lehrer an der
Universität
zu
Leipzig (1684) sprach er seine
Ansichten mit großer Freimütigkeit aus. Er fing 1687 zum großen Erstaunen
seiner
Kollegen an, Vorlesungen in deutscher
Sprache
[* 23] zu halten, und begann 1688 eine Monatsschrift u. d. T. «Freimütige,
lustige und ernsthafte, jedoch vernunft- und gesetzmäßige
Gedanken oder Monatsgespräche über allerhand, vornehmlich aber
neue
Bücher», worin er, anfangs durch die Gunst des Hofmarschalls von Haugwitz in
Dresden
[* 24] geschützt,
seinen satir.
Witz über die damaligen Gelehrten ergoß. Dies und die Hilfe, die er dem von den orthodoxen Theologen verfolgten Aug. Herm.
Francke (s. d.) in
Halle angedeihen ließ, erregten ihm den Haß einer starken Partei, an deren
Spitze die
Leipziger Theologen
Aug. Pfeiffer und Joh.
Bened. Carpzov standen. Infolgedessen ging Thomasius 1690 nach
Halle, wo er unter
Begünstigung
des brandenb.
Hofs anfing, an der dortigen Ritterakademie Vorlesungen zu halten. Der große Beifall, der ihm hier zu teil
wurde, gab die nächste Veranlassung
¶
mehr
zur Errichtung der Halleschen Universität (1694). Thomasius wurde zweiter, in der Folge erster Professor des Rechts sowie Direktor
der Universität. Er starb
Charakteristisch für Thomasius' Denkart sind besonders die «Vernünftigen
und christlichen, aber nicht scheinheiligen Gedanken und Erinnerungen über allerhand auserlesene, gemischte, philos. und jurist.
Händel» (3 Bde., Halle 1723-26) sowie seine «Geschichte der Weisheit und Thorheit» (3
Bde., ebd. 1693). Gegen die Hexenprozesse richtete er die «Kurzen
Lehrsätze von dem Laster der Zauberei mit dem Hexenprozeß» (Halle 1704). Seine systematischen Schriften beziehen sich meist
auf Naturrecht und Moral, die er voneinander trennen wollte. -
Gottfried, luth. Theolog, ein Nachkomme von Christian Thomasius, geb. zu Egenhausen
in Franken, studierte in Erlangen,
[* 28] Halle und Berlin,
[* 29] wurde 1829 Pfarrer in Nürnberg,
[* 30] später zugleich Religionslehrer am dortigen
Gymnasium, 1842 ord. Professor der Dogmatik und Universitätsprediger in Erlangen, wo er starb. Thomasius gehörte zu
den einflußreichsten Vertretern der luth. Orthodoxie und war neben Chr. von Hofmann das angesehenste Haupt
der sog. Erlanger Schule. Er schrieb: «Christi Person und Werk. Darstellung der evang.-luth. Dogmatik vom Mittelpunkt der Christologie
aus» (3 Bde., Erlangen 1852-61; 3. Aufl., hg. von F. J. Winter, 2 Bde.,
1888),
«Die christl. Dogmengeschichte als Entwicklungsgeschichte des christl. Lehrbegriffs» (Bd.
1, ebd. 1874; Bd. 2, hg. von Plitt, 1876; 2. Aufl.
von Bonwetsch und Seeberg, 1886-89); ferner «Origenes. Ein Beitrag zur Dogmengeschichte
des 3. Jahrh.» (Nürnb. 1837),
«Das Bekenntnis der evang.-luth. Kirche in der Konsequenz seines Princips» (ebd. 1848),