akademischen Lehrvorträgen» (Berl. 1846). Ferner schrieb er:
«Über gelehrte Schulen, mit besonderer Rücksicht auf
Bayern»
[* 2] (3 Bde., Stuttg. und Tüb.
1826-37) und
«Über die neuesten
Angriffe auf die
Universitäten» (Stuttg. und Tüb. 1837). Sein Schulplan
für die bayr. Gymnasien und lat. Schulen (mit Schelling 1829 entworfen)
kam nur in verkümmerter Gestalt zur Ausführung. Streit entzündete Thiersch durch die
Schrift«Über den gegenwärtigen
Zustand des öffentlichen Unterrichts in den westl.
Staaten von
Deutschland,
[* 3] in
Holland,
Frankreich und
Belgien»
[* 4] (3 Bde., Stuttg.
und Tüb. 1838). - Vgl. Heinr. Thiersch,
Friedrich T.s Leben (2 Bde., Lpz.
1866).
Sein
BruderBernhard Thiersch, geb. zu Kirchscheidungen, wurde 1817 Oberlehrer
zu
Gumbinnen,
[* 5] 1818 zu Lyck
[* 6] in Ostpreußen,
[* 7] 1823 am Gymnasium zu Halberstadt,
[* 8] 1832 Direktor des Gymnasiums zu Dortmund.
[* 9] Er
starb emeritiert zu
Bonn
[* 10] Als
Philolog ist er durch
Schriften über die Homerische Frage sowie durch seine mit F.
Ranke begonnene
Ausgabe des
Aristophanes, Bd. 1
u. 6 (Lpz. 1830), bekannt. Er ist der Dichter des «Preußenliedes».
Heinrich Wilh. Josias, prot. Theolog, später
Anhänger des Irvingianismus (s. Irvingianer), Sohn von Friedr.
Wilh. Thiersch, geb. in
München,
[* 11] studierte erst
Philologie in
München, dann
Theologie in
Erlangen,
[* 12] wurde 1838
Lehrer
an der Missionsanstalt zu Basel,
[* 13] 1839 Repetent und 1840 Privatdocent in
Erlangen, 1843 Professor der
Theologie in
Marburg.
[* 14] Er neigte
sich mehr und mehr den Bestrebungen der apostolisch-kath.
Kirche zu und trat, nach einer
Reise nach England, 1850 von seiner
theol.
Professur zurück. Bis 1864 lehrte er in der philos.
Fakultät zu
Marburg, ging dann als «apostolischer
Hirt für Süddeutschland und die
Schweiz»
[* 15] nach
München, von wo er 1868 nach
Augsburg
[* 16] und 1875 nach Basel
übersiedelte; hier starb
er Unter seinen
Schriften sind hervorzuheben: der gegen die Baursche Kritik gerichtete «Versuch zur Herstellung
des histor. Standpunktes für die Kritik der neutestamentlichen
Schriften»
(Erlangen 1845),
Unter Thiersch' wissenschaftlichen
Arbeiten
sind hervorzuheben: eine Untersuchung über die
Entwicklung der innern
Genitalien, die für die
Lehre vom
Hermaphroditismus von Einfluß wurde (in Rubners «Mediz. Zeitschrift»,
Bd. 1, 1852);
eine Experimentaluntersuchung über die Infektionsfähigkeit der
Cholera, über die er in der 1867 von der
Französischen Akademie
gekrönten
Schrift «Infektionsversuche an
Tieren mit dem
Inhalt des Choleradarms»
(Münch. 1856) berichtete;
ferner sein Werk «Der Epithelialkrebs namentlich der
Haut»
[* 22] (Lpz. 1865, mit
Atlas)
[* 23] und seine
Arbeit in Pithas und
Billroths «Handbuch
der allgemeinen und speciellen
Chirurgie» (Stuttg. 1867), über die feinern anatom.
Veränderungen verwundeter Weichteile, sowie verschiedene
Abhandlungen besonders auf dem Gebiete der plastischen
Chirurgie.
-
Ludw.,Maler, geb. zu
München, jüngster
Bruder der beiden vorigen, machte seine
Studien auf der
MünchenerAkademie, erst als Bildhauer unter
Schwanthaler, später als
Maler unter Julius Schnorr und
Karl Schorn. Während eines
dreijährigen Aufenthalts in
Rom
[* 24] (1849-52) wandte er seine
Aufmerksamkeit besonders den ältern
Meistern,
namentlich auch den alten Mosaiken in den
KirchenRoms zu. Im Herbst 1852 ging er nach
Athen,
[* 25] wo er eine Professur der Malerei
an der Kunstschule erhielt. 1855 in die
Heimat zurückgekehrt, folgte er 1856 einem Rufe nach
Wien, wo er den Plafond
der griech.
Kirche am Fleischmarkt mit Fresken schmückte; 1860-64 führte er zu
Petersburg
[* 26] in den Kapellen der
Paläste der
GroßfürstenMichael und
Nikolaus in stereochromischer
Manier umfangreiche Gemälde auf
Goldgrund aus.
Seit 1864 zu
München lebend, malte er: Charon
[* 27] der Seelenführer, Triumphzug des
Bacchus, Klage der
Thetis um
Achilles
(Baron
Sina in
Wien), Altarbilder für die prot.
Kirchen in
Kempten
[* 28] und
München und Predigt Pauli in
Athen (Rathaus zu
Athen),
Alarich
bei einem Gastmahl in
Athen (jetzt in Neuyork).
[* 29] 1880 erhielt Thiersch den
Auftrag, für die neue griech.
Kirche in
London
[* 30] mehrere Gemälde
zu malen, darunter das Ölbild
Christus als Kinderfreund. Hierauf folgten die Ölgemälde
Sieg Christi
über die Macht der Finsternis, Orpheus
[* 31] von Eurydice getrennt,
Christus auf dem Leidenswege und andere
Bilder mytholog.
Inhalts. 1891 erhielt
er den
Auftrag, für die neu erbaute griech.
Kirche in
Paris die Ikonostasbilder zu malen. 1893 malte er einen segnenden
Christus
für die prot.
Kirche in
Reichenhall, 1894 eine Himmelfahrt Christi für die Kapelle des syr. Waisenhauses
in
Jerusalem
[* 32] und 1895
Christus im Gebet zu Gethsemane für die prot. Markuskirche in
München. Thiersch lebt in
München.
Dorf im
Kreis
[* 33]
Rügen des preuß. Reg.-Bez.
Stralsund,
[* 34] auf der Halbinsel Mönchgut, hat
(1895) etwa 200 evang. E., Postagentur,
Telegraph,
[* 35] Dampferverbindung mit
Stralsund im
Sommer, Lotsenstation, Rettungsstation
für Schiffbrüchige und wird als Seebad besucht.
Östlich die ins
Meer abfallende Landspitze Thiessower Höwt, nordwestlich
der
Große Zickersee mit Winterhafen.
(auch Dietmar oder Dithmar geschrieben),Bischof von Merseburg,
[* 36] deutscher
Chronist, geb. 25. Juli 975,
Sohn des
Grafen Siegfried von Walbeck, der ein naher Verwandter des
Kaisers¶
mehr
war, und einer geborenen Gräfin von Stade.
[* 38] Thietmar erhielt eine sorgfältige Erziehung in der Klosterschule zu Quedlinburg,
[* 39] dann
im Johanniskloster zu Magdeburg,
[* 40] kam 991 in das Domkapitel zu Magdeburg und wurde 1002 Propst des von seinem Großvater gestifteten
Klosters Walbeck an der Aller. 1009 wurde er zum Bischof von Merseburg geweiht. Er starb Thietmar hat
sich große Verdienste um das Bistum Merseburg erworben; wertvoll ist sein «Chronicon» (am besten hg. von Fr. Kurze in den
«Scriptores rerum Germanicarum», Hannov. 1889;
deutsch von Laurent; 2. Aufl. von Strebitzki, Lpz. 1892), das, ausgehend
von einer Beschreibung der Geschicke Merseburgs, in acht Büchern die Geschichte von den ZeitenHeinrichs
I. bis zu Ende Aug. 1018, zuletzt fast in Art eines Tagebuchs erzählt und in T.s eigenem Entwürfe erhalten ist. Das Werk
ist die Hauptquelle für die Geschichte der slaw. Gegenden jenseit der Elbe. -