Thielmann (Max Franz Guido, Freiherr von) - Thierry
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verbündete (1807), gegen
Preußen
[* 2] und
Russen an der
Belagerung von
Danzig
[* 3] und an der
Schlacht bei Friedland. Im
Französisch-ÖsterreichischenKriege von 1809 suchte er sich, zum Obersten ernannt, mit einem kleinen Korps gegen die in
Sachsen
[* 4] eingedrungenen
Österreicher
zu behaupten, dann führte er bei dem westfäl.-franz. Hilfskorps die
Vorhut. Im Juli 1809 wurde er Generalmajor
und im Febr. 1810 Generallieutenant. Im Feldzuge gegen
Rußland führte er die sächs. Kürassierbrigade, kämpfte ruhmvoll
bei
Borodino und befand sich dann fast immer im Gefolge Napoleons I. Der König von
Sachsen erhob hierauf in den Freiherrenstand.
Als ihm die Verteidigung von
Torgau
[* 5] übergeben wurde, machte ihm der König von
Sachsen strenge
Neutralität zur Pflicht.
Schon hoffte Thielmann, als der König mit
Österreich
[* 6] in Unterhandlungen trat, einen Umschwung aller Verhältnisse
zur
BefreiungDeutschlands
[* 7] und verhandelte deshalb mit den verbündeten Monarchen in
Dresden.
[* 8]
Als er nach der
Schlacht bei
Lützen
[* 9] von seinem Könige 10. Mai den
Befehl erhielt, die Festung
[* 10] den
Franzosen zu übergeben, legte er das Kommando
nieder, begab sich mit seinem Stabschef
Aster in das Hauptquartier der Verbündeten und trat erst in russ. und, nachdem er
nach der
Schlacht bei
Leipzig
[* 11] die sächs.
Armee neu organisiert
und sie 1814 in den
Niederlanden befehligt
hatte, im April 1815 in preuß. Dienste.
[* 12] An dem
Tage von Waterloo
[* 13] hielt Thielmann bei
Wavre mit dem 3.
Armeekorps das franz. Korps
Grouchy fest und behauptete seine
Stellung, wodurch er zum Erfolge der Hauptschlacht wesentlich mitwirkte. Thielmann wurde hierauf
kommandierender
General des 7., später des 8.
Armeekorps und starb als solcher in Koblenz.
[* 14] -
Stadt in der belg.
Provinz Westflandern, an den Bahnlinien Thielt. - Lichtervelde (17 km) und
Deynze-Ingelmünster, mit (1897) 10 339 E., von deren einst blühender Tuchindustrie noch die Tuchhalle Zeugnis ablegt.
auch
Tiene, Hauptstadt des Distrikts Thiene (28 638
E.) der ital.
Provinz Vicenza in
Venetien, an der Seitenbahn Vicenza-Schio,
bat (1881) 6484 E., Wasserleitung
[* 15] und ein Schloß mit Fresken von Paolo Veronese;
(spr. tĭärih),AmédéeSimon, franz. Geschichtschreiber,
Bruder des folgenden, geb. zu
Blois, widmete
sich anfangs dem öffentlichen Lehrfache und erhielt eine Professur in
Besançon.
[* 20] Nach der Julirevolution von 1830 ernannte
ihn die Regierung zum
Präfekten der Obern Saône.
In den letzten zehn Jahren der Julimonarchie und auch
unter dem zweiten Kaiserreich versah er das
Amt eines Requetenmeisters im
Staatsrat. Im Jan. 1860 erfolgte seine Ernennung
zum Senator. Thierry starb zu
Paris.
[* 21] Er ist der Verfasser eines «Résumé de l'histoire de la Guyenne»
(Par. 1828) sowie mehrerer trefflicher
Arbeiten über die älteste Geschichte
Frankreichs.
Dahin gehören vor allem: «Histoire des
Gaulois jusqu'à la domination romaine» (3 Bde., Par. 1828 u. ö.),
«Histoire de la
Gaule sous l'administration romaine» (3 Bde., ebd.
1840-46 u. ö.),
«Récits de l'histoire romaine au cinquième siècle»
(Par. 1860 u. ö.). Von seinen übrigen
Arbeiten seien erwähnt: «Saint-Jérôme, la société chrétienne à
Rome et l'émigration
romaine en
Terre-Sainte» (2 Bde., Par. 1867 u. ö.),
«Saint-Jean Crysostome, et l'impératrice Eudoxie, la société chrétienne en
Orient» (ebd. 1872; 2. Aufl. 1874).
(spr. tĭärih),Augustin, franz. Geschichtschreiber, geb. zu
Blois, trat 1811 in die Normalschule und ging 1813 als
Lehrer an eine Provinzialschule.
Schon 1814 kehrte er indes nach
Paris
zurück, schloß sich mit
Begeisterung den socialistischen Bestrebungen
Saint-Simons an und veröffentlichte 1816 die
Schrift
«Des nations et de leurs rapports mutuels». Jedoch
trennte er sich 1817 von
Saint-Simon und wurde Mitarbeiter an dem
Blatte Comtes und
Dunoyers «Le
[* 22] Censeur européen».
Später beteiligte er sich an dem «Courier français», in welchem er 1820 zehn
Briefe über die franz. Geschichte veröffentlichte, die viel Aufsehen machten. Thierry erkannte,
daß der äußerliche Pragmatismus der Geschichtschreibung die histor. Wahrheit nicht an das Licht
[* 23] fördern
könne. Von tüchtigen Forschungen, einer lebhaften
Phantasie und allgemeiner
Bildung unterstützt, wendete er sich darum der
genetischen Methode zu, die für die Engländer wie
Franzosen neu war und von letztern gewöhnlich die beschreibende oder
pittoreske genannt wird.
Seine erste bedeutende
Arbeit war die «Histoire de la conquête de l'Angleterre
par les Normands» (3 Bde., Par. 1825 u. ö.;
deutsch von Bolzenthal, 2 Bde., Berl.
1830-31). In erweiterter Form ließ er hierauf die obenerwähnten
Briefe u. d. T. «Lettres sur l'histoire
de
France» (Par. 1827 u. ö.) erscheinen. Nach seiner fast
gänzlichen
Erblindung setzte er seine
Arbeiten mit Hilfe seiner Freunde fort. hielt sich 1831-35 bald
in den
Bädern von Luxeuil, bald zu
Vesoul bei seinem
Bruder auf. Mit dessen Hilfe veröffentlichte er 1835 «Dix ans d'études
historiques». Um diese Zeit übertrug ihm Guizot die Herausgabe des «Receuil
des monuments inédits de l'histoire du
tiers-état» (einerAbteilung der «Collection de documents inédits
sur l'histoire de
France»). Seine Hauptmitarbeiter waren Felix Bourquelot und Charles Louandre. 1840 publizierte Thierry die
«Récits des temps
¶
wofür ihm die Akademie einen ihrer Hauptpreise zuerkannte. Ferner erschien noch «Essai
sur le histoire de la formation et des progrès du tiers-état» (Par. 1853). Er starb Seine «Œvres
complétes» erschienen in 9 Bänden (Par. 1846-47), dann in 10 Bänden (ebd. 1856-60). -
Vgl. Aubineau,
M. Aug.
Thierry, son système historique et ses erreurs (2. Aufl., Par.
1879).