(spr. tibŏdäng), franz.
General und Kriegsminister, geb. 1827 zu Moulins-en-Gilbert, geriet als
Oberst bei
Mars-la-Tour in Kriegsgefangenschaft, wurde in Mainz
[* 2] interniert und entfloh von dort unter
Bruch des Ehrenwortes
im Dezember nach
Frankreich. Hier stellte ihn der Kriegsminister unter dem
Namen seiner
Mutter, Commagny, als Divisionscommandeur
bei der Ostarmee an und übertrug ihm bald darauf den
Befehl über das 24. Korps. Thibaudin wurde nach dem
Übertritt des Bourbakischen
Heers über die
Schweizer Grenze in der
Schweiz
[* 3] interniert und dann wegen
Bruch seines Ehrenwortes aus dem aktiven Dienste
[* 4] entlassen.
Schon 1872 als Oberst wieder angestellt und bald zum Brigadegeneral befördert, wurde Thibaudin als
Direktor der Infanterie ins Kriegsministerium berufen und 1882 zum Divisionsgeneral ernannt. Am wurde Thibaudin Kriegsminister
und beseitigte auf
Grund des Prätendentengesetzes die Prinzen durch Dekret vom 23. Febr. aus der franz.
Armee. Thibaudin war ein gefügiges
Werkzeug der radikalen Partei, aber ohne Thatkraft und organisatorisches
Talent. Er vollzog die Umformung
der Festungsartillerie nach dem
Entwurfe des
GeneralsBillot und wurde vom Ministerpräsidenten Ferry zum Rücktritt
veranlaßt wegen seines taktlosen Betragens beim Besuche des Königs von
Spanien
[* 5] in
Paris.
[* 6] Thibaudin wurde im März 1885 zum Präsidenten
des beratendenKomitees für Infanterieangelegenheiten und im Dez. 1886 zum Kommandanten von
Paris ernannt;
im Nov. 1887 trat er in den
Ruhestand.
(spr. -boh),Ant. Friedr. Justus, Jurist, geb. zu Hameln,
[* 7] studierte zu Göttingen,
[* 8] Königsberg
[* 9] und Kiel,
[* 10] habilitierte sich 1796 in Kiel und wurde 1798 daselbst Professor derRechte, 1802 in
Jena,
[* 11] wo
er starb. Nach dem
Sturz der Napoleonischen Herrschaft trat Thibaut für Einführung eines einheitlichen
Rechts in
Deutschland
[* 12] ein in der
Schrift«Über die
Notwendigkeit eines allgemeinen bürgerlichen
Rechts für
Deutschland» (Heidelb. 1814; neue Ausg.
1840),
wogegen sich Savigny (s. d.) erklärte. Sein Hauptwerk ist
das
«System des Pandektenrechts» (2 Bde.,
Jena 1803; 9. Aufl., von
Buchholtz, 1846). Außerdem sind zu erwähnen: «Jurist.
Encyklopädie
und
Methodologie»
(Altona
[* 13] 1797),
«Versuche über einzelne
Teile der
Theorie des
Rechts» (2 Bde.,
Jena 1798; 2. Aufl. 1817),
«Über die sog. historische und nichthistor. Rechtsschule» (ebd. 1838). Mit Löhr
und Mittermaier gab Thibaut das
«Archiv für civilistische Praxis» (Heidelb. 1818 fg.) heraus. Als ein
großer Freund und Kenner der
Musik huldigte er
Palestrina in der
Schrift«Über Reinheit der
Tonkunst» (Heidelb. 1825; 7. Aufl.,
Freib. i. Br. 1893). T.s «Jurist. Nachlaß»
hat Guyet (2 Bde., Berl. 1841‒42)
herausgegeben. –
(Thidhrikssaga) oder Wilkinasaaa, eine norweg. Sammlung von Sagen, die
zum
Teil die einzige
Quelle
[* 14] der deutschen
Heldensage ist. Die Sagen gruppieren sich
um Dietrich von Bern,
[* 15] stehen aber mit diesem oft
gar nicht in
Verbindung. Weil auch das Wilkinaland mehrfach in der Thidrekssaga erwähnt wird, nannte
sie der erste
Herausgeber Wilkinasaga. Die Thidrekssaga ist in der 2. Hälfte des 13. Jahrh. in
Norwegen
[* 16] entstanden; ihr Verfasser benutzte zum
Teil
Erzählungen niederdeutscher
Männer, zum
Teil Gedichte der
Heimat.
Das Werk enthält die Sagen von König Samson, von König Osantrix, von
Attila, von
Wieland dem kunstreichen
Schmiede, von Sigurdh und den
Burgunden, von
Walther und Hildegunde, von Herburt und Hilde, von
Iron und Appollonius, beide
aus der Artussage, von Ermanrik und vor allem von Dietrich von Bern,
von seinen Kämpfen mit Feinden und
Riesen. Neben der norweg.
Fassung, die in einer einzigen alten Handschrift erhalten ist, giebt es noch eine altschwed. Bearbeitung
dieser Saga. Herausgegeben ist die Saga von C. R.Unger, «Saga Didriks, Konungs af Bern"
(Krist. 1853),
Andreas,
Bischof von
Ermland, geb. zu Lokau bei Seeburg in Ostpreußen,
[* 18] wurde 1849 zum
Priester geweiht, wirkte zwei Jahre als
Kaplan in Memel
[* 19] und
Tilsit
[* 20] und bezog dann zur Fortsetzung seiner
Studien die
UniversitätBreslau.
[* 21] 1853 habilitierte er sich als Privatdocent der
Theologie am Lyceum Hosianum zu
Braunsberg,
[* 22] wo er 1855 außerord. und 1858 ord.
Professor der
Kirchengeschichte und des Kirchenrechts wurde. 1871 siedelte er als Domherr nach Frauenburg über und trat als
Generalvikar an die
Spitze der Diöcesanverwaltung.
Vom Domkapitel zu Frauenburg wurde Thiel zum
Bischof von
Ermland erwählt, durch päpstl.
Breve bestätigt
und erhielt vom
Kaiser Wilhelm die landesherrliche
Anerkennung und 9. Mai die
Bischofsweihe durch
den frühern
Armeebischof Namszanowski.
Außer mehrern
Arbeiten über Preußisch-Ermländische Geschichte, für deren
Verein
(1857) und Zeitschrift (1858) Thiel Mitbegründer, Sekretär
[* 23] und 1869‒75 Präsident war, veröffentlichte er namentlich:
«Epistolae romanorum Pontificum genuinae a sancto Hilaro usque ad Pelagium II», Bd. 1 (Braunsb.
1868).
Karl, preuß. Minister, geb. 30 Jan. 1832 zu Wesel,
[* 24] studierte
in
Bonn
[* 25] und
Berlin
[* 26] die
Rechte, wurde 1851 Gerichtsauskultator, 1860 Regierungsassessor in
Arnsberg,
[* 27] verwaltete als solcher drei
Jahre lang das Landratsamt zu
Berleburg und war dann kurze Zeit Mitglied der Regierung in Koblenz.
[* 28] Nachdem
Thielen 1864 in die Eisenbahnverwaltung übergetreten war, wurde er 1867 Mitglied der Direktion der Rheinischen Eisenbahn;
als diese 1880 verstaatlicht wurde, trat Thielen als Abteilungsdirektor der Linksrheinischen Eisenbahn in den
Staatsdienst zurück
und wurde Präsident der Eisenbahndirektion
Elberfeld,
[* 29] der zu Hannover
[* 30] und zum
Minister der öffentlichen
Arbeiten ernannt.
verbündete (1807), gegen Preußen
[* 34] und Russen an der Belagerung von Danzig
[* 35] und an der Schlacht bei Friedland. Im Französisch-ÖsterreichischenKriege von 1809 suchte er sich, zum Obersten ernannt, mit einem kleinen Korps gegen die in Sachsen eingedrungenen Österreicher
zu behaupten, dann führte er bei dem westfäl.-franz. Hilfskorps die Vorhut. Im Juli 1809 wurde er Generalmajor
und im Febr. 1810 Generallieutenant. Im Feldzuge gegen Rußland führte er die sächs. Kürassierbrigade, kämpfte ruhmvoll
bei Borodino und befand sich dann fast immer im Gefolge Napoleons I. Der König von Sachsen erhob hierauf in den Freiherrenstand.
Als ihm die Verteidigung von Torgau
[* 36] übergeben wurde, machte ihm der König von Sachsen strenge
Neutralität zur Pflicht. Schon hoffte Thielmann, als der König mit Österreich
[* 37] in Unterhandlungen trat, einen Umschwung aller Verhältnisse
zur BefreiungDeutschlands
[* 38] und verhandelte deshalb mit den verbündeten Monarchen in Dresden. Als er nach der Schlacht bei Lützen
[* 39] von seinem Könige 10. Mai den Befehl erhielt, die Festung
[* 40] den Franzosen zu übergeben, legte er das Kommando
nieder, begab sich mit seinem Stabschef Aster in das Hauptquartier der Verbündeten und trat erst in russ. und, nachdem er
nach der Schlacht bei Leipzig
[* 41] die sächs. Armee neu organisiert und sie 1814 in den Niederlanden befehligt
hatte, im April 1815 in preuß. Dienste. An dem Tage von Waterloo
[* 42] hielt Thielmann bei Wavre mit dem 3. Armeekorps das franz. Korps
Grouchy fest und behauptete seine Stellung, wodurch er zum Erfolge der Hauptschlacht wesentlich mitwirkte. Thielmann wurde hierauf
kommandierender General des 7., später des 8. Armeekorps und starb als solcher in Koblenz.
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