trichterförmigen Erdfällen bildete, welche sich nach und nach zu einer Thalrinne verbanden. Die Längsthäler sind meist
tektonische Thal. Nach ihrer Lage zu den vorhandenen Schichtenstörungen spricht man von Sohlen- oder Muldenthälern (synklinalen
Thal, auch Senkungsthäler), wenn die Schichten der beiden Thalgehänge gegeneinander einfallen (a in umstehender Abbildung),
Sattelthälern (antiklinalen Thal), wenn die Thalgehänge von Schichtköpfen gebildet sind (b); Einbruchsthäler
(Bruchthäler) wurden durch einfache Verwerfung (c), Grabenthäler (die Rheinebene zwischen Basel
und Mainz) durch Absinken eines
Stückes der Erdrinde zwischen zwei parallelen Spalten gebildet (e).
Einbruchsthäler und Erosionsthäler (d) in geneigten Schichten nennt man auch isokline oder Scheidethäler. Zu welchen von
diesen Arten ein Thal gehört, kann nur durch Feststellung des Fallens der Schichten an den beiden Thalseiten erkannt
werden. Alle Thal, bei denen ein Zusammenhang mit geolog. Verhältnissen sich nicht nachweisen läßt, die einfach der
Hauptabdachung eines Gebirges oder einer beliebigen seiner schiefen Ebenen folgen, faßt man bisweilen unter dem
Namen Abdachungs- oder orographische Thal zusammen. Um die Klassifikation der Thal nach ihrer Entstehung haben
sich besonders verdient gemacht: Sueß, Löwl, F. von Richthofen.
Vgl. L. Rütimeyer, über Thal- und Seebildung (2. Aufl., Bas. 1874);
K. Sonklar Edler von Innstädten, Allgemeine Orographie
(Wien 1873);
Toula, über Thalbildung (ebd. 1877);
A. Heim, Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgsbildung
(2 Bde., Bas. 1878);
Löwl, über Thalbildung (Prag 1884);
Sueß, Das Antlitz der Erde (Lpz. und Prag 1885);
F. von Richthofen,
Führer für Forschungsreisende (Berl. 1886);
Penck, Morphologie der Erdoberfläche, Tl. 2. (Stuttg. 1894).
[* ] im Herzogtum Gotha, Dorf im Landratsamt Waltershausen des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha,
unweit des Erbstroms im Thüringer Walde, an der Ruhlaer Eisenbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Gotha), hat (1895) 593 evang.
E., Post, Telegraph, Ruine der Burg Scharfenberg und wird als Luftkurort besucht.
Nahebei eine 1890 entdeckte zugängliche Tropfsteinhöhle.
Sigismund, Pianist, geb. zu Genf
als natürlicher Sohn des Fürsten Franz Joseph von
Dietrichstein, erhielt in Wien den ersten Klavierunterricht und erregte bereits als Knabe Aufsehen durch sein Klavierspiel.
Musiktheoretische Studien machte er bei Simon Sechter. Seine erste Kunstreise in Deutschland unternahm er 1830 und ging Ende 1835 nach
Paris, wo er neben Liszt seinen Ruf begründete, kehrte 1837 nach Wien zurück, begab sich auf Reisen in
Deutschland, England, den Niederlanden, Rußland und Italien, allenthalben mit großem Erfolge in Konzerten auftretend. Er war
1855-56 in Brasilien, 1856-58 in den Vereinigten Staaten von Amerika und lebte sodann zurückgezogen auf einer in der Nähe
Neapels erworbenen Besitzung, bis er 1862 in Paris und London wieder mit Erfolg in die Öffentlichkeit trat und 1863 zum zweitenmal
nach Brasilien ging. Seit seiner Rückkehr lebte er wieder auf seiner Besitzung, wo er starb. Als Virtuos zeichnete
sich aus durch die größte technische Vollendung, durch einen schönen, immer edeln Ton und geschmackvollen,
feinen Vortrag. Unter seinen Kompositionen, die die Technik des Klavierspiels namentlich nach Seite der Klangfülle und Vollstimmigkeit
gefördert haben, waren die Phantasien über Opernmotive früher sehr beliebt.
Viadukt, eine Brücke, welche den Zweck hat, eine Straße (Chaussee, Eisenbahn u. s. w.)
in längerer Erstreckung über ein Thal hinwegzuführen und hierdurch gegenüber der Anlage eines massiven Dammes an Kosten
zu sparen. Thalbrücke werden in Holz, Stein oder Eisen ausgeführt. In der neuern Zeit haben die Eisenbahnen zahllose Thalbrücke geschaffen,
die bisweilen mehrere Bogenstellungen übereinander aufweisen (ein- und mehrstöckige Thalbrücke). Nach ihrem
Zweck teilt man sie in Weg- oder Eisenbahnüberführungen (Viadukte im engern Sinn) oder Wasserleitungen (s. Aquädukt). Eiserne Brücken,
die den Zweck einer Thalbrücke erfüllen, werden oft als Gerüstbrücke (s. d.) ausgeführt. Die höchsten steinernen Thalbrücke Deutschlands
sind die Göltzschthalbrücke (s. Tafel: Steinbrücken I,
[* ]
Fig. 3) der Linie Leipzig-Hof der Sächs. Staatsbahn
(1845-51 erbaut; 570 m lang; größte Höhe 80 m; Kosten 6,6 Mill. M.), die Elsterthalbrücke derselben Linie (1845-51 erbaut; 279 m
lang; 70 m hoch), die Muldenbrücke der Linie Chemnitz-Leipzig der Sächs. Staatsbahn (1869-71 erbaut; 412 m lang; 68 m hoch).
Dorf im Kreis Aschersleben des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, in 193 m Höhe, am Fuß des Harzes
und an der Bode, in waldreicher Gebirgsgegend, an der Linie Magdeburg-Halberstadt-Thale (86,7 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat
(1895) 7390 E., darunter etwa 250 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Postagentur, Fernsprechverbindung, eine Knabenerziehungsanstalt,
höhere Mädchenschule, Idiotenanstalt, Gasanstalt, Wasserleitung, Badeanstalt Hubertusbad mit Solquelle,
Kaltwasserheilanstalt und zahlreiche Villen und Gasthäuser für Kurgäste (1897: 727); ein Eisenhüttenwerk (2000 Arbeiter
und 60 Beamte) mit Emaillier- und Walzwerk, Gießerei, Klempnerei und Herstellung von Aluminiumwaren, Spinnereien, Fabriken
für emailliertes Geschirr und Cement, Brauerei, Dampfsägewerke, Mühlen und Ziegelei. Über Thale die Roßtrappe (s. d.)
und der Hexentanzplatz, 12 km westlich im Bodethal Treseburg (s. d.).
in der Münzkunde jede größere Silbermünze von mehr als einem Lot Schwere; speciell
mehr
eine Münze, die dem Werte eines alten deutschen Goldgulden in Silber entsprechen sollte und daher ursprünglich Guldengroschen
(s. d.) hieß, zuerst 1484 in Hall in Tirol geprägt. Der Name Thaler wird von dem böhm. Ort Joachimsthal abgeleitet, wo die Herren
von Schlick zu Anfang des 16. Jahrh. diese Münze als Joachimsthaler Guldengroschen
schlagen ließen. In der Folge wurde sie abgekürzt Joachimsthaler, Thaler genannt, welcher Name sich dann unter verschiedenen
Umformungen als Daler, Daalder, Tallers, Dollar u. s. w. weit verbreitet hat.
Nach Wert, Gepräge und Gegend erhielten die Thaler die mannigfachsten Namen, so Albertus-, Kronen-, Marien-, Speciesthaler u. s. w.
Bis zur Einführung der Markwährung bildete der Thaler die Geldeinheit in fast ganz Norddeutschland
und wurde auch in den süddeutschen Staaten (hier meist Reichsthaler genannt) geprägt. Hier galt er 1¾ Fl. süddeutsche Währung,
in Österreich 1½ Fl. österr. Währung. Er enthielt nach dem Münzgesetz von 1857: 16 ⅔ g fein Silber, wurde in 30 Silber-
oder Neugroschen zu 12 oder 10 Pfennigen geteilt und gilt jetzt noch im Deutschen Reiche als gesetzliches
Zahlungsmittel für 3 M. Gold, obgleich sein wirklicher Wert nach dem Silberpreise von 90 M. für 1 kg (1895) nur 1,50 M.
ist. - Über die dän. und schwed. Reichsthaler s.
Rigsdaler und Riksdaler; über den niederländischen s. Dealder; über den Brabanter s. Kronenthaler.