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durch den Erzengel
Michael besiegt, verfolgt er die
Kirche
Gottes auf Erden, wird durch den Messias überwunden, auf tausend
Jahre gefesselt, dann noch einmal befreit und nach einem letzten furchtbaren Kampfe in den Schwefelpfuhl geworfen.
In den
jüngern
Schriften, wie im Evangelium des
Johannes, ist der Gegensatz Christi und des Teufel
zu einem förmlichen
Dualismus zwischen dem
Reiche des Lichts und dem der Finsternis zugespitzt.
Diese neutestamentlichen
Vorstellungen bilden bis auf wenige neue Züge schon die Grundlage für den Teufel
sglauben der ersten
sechs christl. Jahrhunderte. Als eigentlicher Sitz des Teufel
und seiner
Dämonen, in denen man immer bestimmter die verschiedenen
heidn.
Götter wiedererkannte, galt die ganze heidn. Welt, als vornehmliche Werke des Teufel
(als «pompa
diaboli») alles, was irgend mit dem heidn.
Kultus zusammenhing, selbst Schauspiele, Fechterspiele, Tänze, allerlei öffentliche
Lustbarkeiten und Schmausereien, sowie die verschiedensten Künste und
Gewerbe. Seine Feindschaft gegen die
Kirche Christi bethätigte
der Teufel
durch
Anstiftung von
Christenverfolgungen und Ketzereien, durch Verleitung der Gläubigen zum
Abfall
und zu allerlei Lastern, durch Plagen mit
Krankheiten, Hungersnot u. s. w. Sein Herrschaftsgebiet aber ist die von unzähligen
Teufel
bevölkerte
Hölle.
Eigentlicher Dualismus ist dem strengen Monotheismus des
Judentums und
Christentums fremd. Daher Teufel
und
Dämonen nicht als ursprünglich
böse, sondern als ursprünglich gute aber gefallene Engel galten. Die Gnosis und mehr noch der Manichäismus
ließen eine dualistische Betrachtungsweise des Teufel
zu, wobei aber namentlich erstere die schließliche Überwindung
des bösen Princips stets im
Auge
[* 2] behält. Die
Vorstellung des Origenes und anderer
Kirchenlehrer freilich, daß am Ende der
Dinge auch eine
Bekehrung des Teufel
bevorstehe, wurde von der spätern
Kirche verworfen.
Mit besonderer Vorliebe verweilte die kirchliche
Theologie bei der
Schilderung des Kampfes Christi und des um die Herrschaft
über die
Menschen. Das Erlösungswerk wurde anfangs als ein von
Christus über den Teufel
errungener
Sieg, Christi
Tod als ein dem
Teufel
gezahltes
Lösegeld vorgestellt, um die in seiner Gewalt befindlichen Seelen zu erkaufen. Man achtete auch die ungetauften
Christenkinder als vom Teufel besessen, daher die
Sitte aufkam, den aus den Neugeborenen
vor der
Taufe auszutreiben. Für die
Austreibung
der
Dämonen aus
Kranken waren sogar besondere
Beamte angestellt. (S.
Exorcismus.)
Eine ungleich reichere Ausbildung, als im kirchlichen Altertum, erhielt der Teufelsglaube im german. Mittelalter, zu welcher Zeit der Glaube an Kobolde, Unholdinnen, Elfen und Zwerge mit den altchristl., durch Mönche und Einsiedler genährten Phantasien vom Teufel und seinen Dämonen verschmolz. Außer dem Namen Teufel (altdeutsch tiuval) als Benennung von bösen Geistern jeder Art kommen noch vor die Bezeichnung vâlant, der Verführer (auch vâlantinne, Teufelin), der alte Feind u. a. m., wogegen Satan erst seit Luthers Zeit wieder in Aufnahme kam.
Die Wohnung des Teufel dachte man sich in der Hölle (daher die alten Benennungen des Teufel: Hellewart, Hellewirt, Hellehirt);
doch durften die Teufel gleich den alten Göttern und Geistern auch überall auf, über und unter der Erde verkehren.
Erschien der in rein menschlicher Gestalt, so war er wenigstens lahm, gleich dem ebenfalls vom Himmel [* 3] herabgestürzten Feuergotte Hephaistos [* 4] des griechischen und dem Schmiede Wieland des deutschen Mythus, und bekleidet mit grauem, grünem oder rotem Rocke, gleich den Kobolden und Zwergen, den Erd-, Haus- und Herdgeistern des verdrängten Glaubens, zuweilen auch schwarz und rußig, seinem Wohnorte und dem Gegensatze zum reinen Gotte gemäß. Gewöhnlich aber und zumeist wohl in Übertragung der den german. Dämonen innewohnenden Macht der Gestaltwandlung erschien er als schwarzes Pferd, [* 5] als Bock, [* 6] als Sau, als Wolf, als (Höllen-)Hund, als Rabe, als Schlange [* 7] u. s. w., oder mit Pferde- oder Bocksfuß, Hörnern und Schwanz.
Andere Züge erinnern an den Hammer [* 8] Thors (s. d.) und an den angelsächs. bösen Dämon Grendel (Riegel), dessen Mutter (Grendeles môdor) wiederum des Teufel Mutter oder Großmutter entspricht; daher die Redensarten «Der Teufel schlägt seine Mutter» (wenn Regenschauer schnell mit Sonnenschein wechseln),
«Wo der Teufel nicht hin kann, da schickt er seine Großmutter hin». Unter dem wirksamen Einfluß aller dieser neuen Elemente wurden einerseits die Phantasien vom Reiche des Bösen ins Ungeheuerliche gesteigert, andererseits wurde doch auch das naive Verhältnis des german. Heidentums zu seinen Dämonen auf das Verhältnis zum Teufel übertragen und gaben seinem Wesen eine bisher unbekannte humoristische Seite. Von den großen Göttern gingen nur wenige Züge auf den Teufel über, höchstens einige vom Donar (Thor), dem Gott des Gewitters; daher noch die Redensarten: «Da soll ja der Teufel (Donner) dreinschlagen»;
«Die (entlaufene) Gans ist zum Donner (Teufel) gegangen».
Dagegen überwies man ihm vieles, was man früher von Elementargeistern niedern Ranges, von Riesen und Elfen oder Wichten (daher Bösewicht, Hellewicht, armer Wicht = armer Teufel) geglaubt hatte. Wie die Elfen konnte der Teufel erscheinen, verschwinden, sich verwandeln; wie der Alp ritt er die Menschen, oder nahm er von ihrem Fleische Besitz. Auch die große, nur freilich jetzt etwas gefährlichere Dienstfertigkeit der Elfen übernahm der Teufel, verdingte sich als Knecht und trug seinen Freunden Getreide [* 9] und andere Güter, als feuriger Drache [* 10] zum Schornstein hineinfahrend, auch Geld zu. Dieser heidn.
Fassung gehört die eine Seite des Mephistopheles im Volksbuche von Faust, während die andere den lutherisch-christlichen Teufel zeigt. Von den Riesen empfing der Teufel die große physische Kraft [* 11] und die Lust am Bauen, wobei er nicht selten Steine verlor, die das Volk bis diesen Tag bewundert; zugleich erbte er auch die riesische Tölpelei und Dummheit, die menschlicher List und Schlauheit fast immer unterliegt. Daneben bildete sich besonders die Vorstellung von der schädlichen Macht des Teufel über die Natur, die Witterung, schädliche Tiere u. s. w., weiter aus, die man mit allerlei Zaubermitteln, durch Glockenläuten, Prozessionen, Weihwasser und kirchliche Verfluchung zu bannen suchte. In engem Zusammenhange wiederum mit der Herrschaft des Teufel über die Natur stand der Glaube an Hexerei. (S. Hexen.) Verträge mit Göttern kannte schon das german. Heidentum; Verträge mit dem Teufel, bekräftigt durch blutige Unterschrift, kommen erst im spätern Mittelalter, aber offenbar noch unter heidn. Einflüssen vor; eins der frühesten Beispiele bietet die Legende von Theophilus (s. d.). Jeder ungewöhnliche Grad von Wissenschaft und Kunstfertigkeit galt, namentlich in den Zeiten niedriger allgemeiner Kultur, als durch ein Bündnis mit dem Teufel erworben.
Gesondert von diesem bunten Volksglauben, dessen Trümmer sich in Hunderte von Sagen und Märchen ¶
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gerettet haben, verharrte die Kirchenlehre im wesentlichen bei den frühern Bestimmungen. Und wenn man einerseits auch Fegefeuer und Hölle immer schrecklicher ausmalte, so boten andererseits doch eine stets bereite Hilfe teils die Gnadenmittel der Kirche, teils die gesteigerte Macht der Jungfrau Maria, die selbst den, der sich dem Teufel verschrieben, aber dabei nur Gott, nicht zugleich auch ihr, abgesagt hatte, erretten, ja sogar bereits Verdammte wieder aus der Hölle erlösen konnte.
In allen diesen Vorstellungen, kirchlichen wie volksmäßigen, war Luther aufgewachsen. Indem er mit dem Katholicismus brach, verlor er auch den Glauben an die von der Kirche dargereichten Schutzmittel gegen den Teufel. Allein mit dem reinen Gottesworte in der Hand [* 13] tritt er allem, was diesem widerstrebt, kühn entgegen. Und im schroffen unvermittelten Gegensatz verkörperte sich ihm alles Gottwidrige zu einer einzigen Gestalt, dem Teufel, der nun, in fast wiederum dualistischer Fassung, eine solche Bedeutung erhielt, wie er sie nie zuvor im Christentum besessen hatte.
Allerdings wird auch nach Luthers Ansicht der Teufel mit Gottes Hilfe und durch Gottes Wort überwunden, wie Christus ihn überwunden hatte; aber doch hat er eine wirkliche und sehr gefährliche Macht. Außerhalb Christus regiert der Teufel und hat das Werk Gottes im Menschen verdorben. Er verursacht die kirchlichen Mißbräuche, sucht die Wirkung des Gebets zu hindern, gefährdet Leben und Eigentum, bereitet Unglück aller Art und tötet die Menschen auf verschiedene Weise, geht aber auch Bündnisse mit ihnen ein.
Der Papst wurde für Luther zum leibhaften Antichrist, wie es vordem Mohammed und noch früher Nero gewesen war. Diese Vorstellungen gingen auch in die Bekenntnisschriften der luth. Kirche über und wurden von den spätern Dogmatikern in schulgerechte Verbindung mit den ältern theol. Bestimmungen gesetzt. Letztere begegnen im wesentlichen auch in der reform. Kirche, die jedoch den Exorcismus bei der Taufe verwarf. Nur sehr allmählich und durch angestrengten Kampf konnte der Teufelsglaube im Volksbewußtsein erschüttert werden.
Nach dem Vorgang von Spinoza, Balthasar Bekker und des Juristen Christian Thomasius verwarf die Aufklärung des vorigen Jahrhunderts den ganzen Teufels-, Dämonen- und Hexenglauben als abergläubisch, und zu Ende des 18. Jahrh. war derselbe so ziemlich überall aus dem öffentlichen Bewußtsein verschwunden. Die Kritik Schleiermachers an der Vorstellung vom Teufel hat die wissenschaftliche Unhaltbarkeit derselben gezeigt und sie vom Gebiete der Dogmatik lediglich in die christl. Kunst verwiesen als mytholog.
Hülle tiefsinniger sittlicher Ideen. Wirklich liegt dieser Vorstellung der religiös unentbehrliche Gedanke von der unheimlichen Macht der Sünde oder des Bösen zu Grunde, die, wenn auch innerhalb des Bereichs der Erlösung principiell gebrochen, sich immer wieder aufs neue auch an den Frommen versucht. Die Personifikation dieser Idee ist der kirchlichen Vorstellung überhaupt gemäß und nach Analogie zahlreicher anderer Dogmen zu beurteilen, denen dieselbe Versinnlichung einer geistigen Wahrheit zu Grunde liegt. Die neuere Orthodoxie hat sich dem Teufelsglauben wieder zugewandt. - Über Teufel und Dämonen in der Religion Zoroasters s. d. und Dêw. -
Vgl. Roskoff, Geschichte des Teufel (2 Bde., Lpz. 1869);
Wessely, Die Gestalten des Todes und des in der darstellenden Kunst (ebd. 1876);
Albers, Die Lehre [* 14] vom Teufel (Straßb. 1878);
Längin, Die biblischen Vorstellungen vom Teufel (Lpz. 1890);
Graf, Naturgeschichte des (aus dem Italienischen von Teuscher, Jena [* 15] 1890);
Osborn, Die Teufellitteratur des 16. Jahrh. (Berl. 1893).